Chilis können verdammt scharf sein. Auch wenn Schärfe für unseren Körper gesund ist, ist zu viel davon eben nicht mehr ganz so gesund. Ja, es kann sogar gefährlich werden. Worauf Sie beim Verzehr von Chilis achten sollten, wie Sie richtig damit umgehen und was zu viel Schärfe in unserem Körper auslösen kann, das wollen wir uns mal etwas genauer ansehen.
Wo kommt die Schärfe bei Chilis her?
Chilis verfügen über ein Alkaloid, das Capsaicin genannt wird. Diese basische Stickstoffverbindung wurde von der Natur ganz geschickt angelegt, um die Pflanze vor Fressfeinden zu schützen. Beinahe jedes Tier, das sich an Chilis vergreifen möchte, wird schnell merken, dass es das lieber lassen sollte. Bis auf Vögel, denn denen macht die Schärfe nichts aus. So ist dafür gesorgt, dass die Saat weiterverbreitet werden kann. Das Schärfste an Chilis ist übrigens die Placenta, also das Weiße im Innern der Frucht. Daran befinden sich die Samen, die ebenfalls einen hohen Schärfegrad aufweisen und beim Kochen idealerweise entfernt werden sollen.
Schärfe wird in Scoville angeben
Wie viel Capsaicin in einer Chili enthalten ist, sieht man an der sogenannten Scoville-Skala, die der Pharmakologe Wilbur Lincoln Scoville im Jahr 1912 entwickelte. Sie reicht vom Wert 0 (gar kein Capsaicin vorhanden), bis hin zu 16.000.000 Scoville (reines Capsaicin). Dazwischen gibt es mittlerweile 13 Schärfegrade, die durch den jeweiligen Scoville-Wert definiert werden.
Schärfegrad | Scoville | Beispiel | Empfinden |
0 | 0 | Gemüsepaprika | Mild |
1 | Bis 1.000 | Peperoni | Mild |
2 | Bis 2.000 | Rocotillo-Chili | Mild |
3 | Bis 3.000 | Sambal Oelek | Scharf |
4 | Bis 5.000 | Jalapeno | Scharf |
5 | Bis 15.000 | Hot Wax Chili | Scharf |
6 | Bis 30.000 | Chayennepfeffer | Sehr scharf |
7 | Bis 60.000 | Piri Piri | Sehr scharf |
8 | Bis 90.000 | Tabascoschote | Sehr scharf |
9 | Bis 250.000 | Habaneros | Extrem scharf |
10 | Bis 600.000 | Red Savina Chili | Extrem scharf |
10+ | Bis 1.200.000 | Trinidad Scorpion Chili | Nur für Profis |
10++ | Bis 1.500.000 | Bhut Jolokia Chili | Nur für Profis |
10+++ | Bis 2.200.000 | Carolina Reaper | Nur für Profis |
7.100.000 | Lange Zeit die schärfste Chilisoße der Welt: The Source | Nur für Profis | |
9.000.000 | Die schärfste Chilisoße der Welt: Mad Dog 357 No. 9 Plutonium | Nur für Profis | |
16.000.000 | Reines Capsaicin |
Capsaicin lässt sich durch die Zugabe von Wasser entschärfen. Wollte man reines Capsaicin neutralisieren, müsste man für einen Milliliter Capsaicin (=0,001 Liter) 16.000 Liter Wasser zugeben.
Positive Auswirkungen von Chili auf unseren Körper
Da Chilis viel Vitamin A und C enthalten, sind sie schon allein deshalb gesund. Die Schärfe kann sich aber ebenfalls positiv auf unseren Körper auswirken:
- Schärfe steigert die Magensaftsekretion, die Verdauung wird angekurbelt.
- Fette Speisen können durch eine Erhöhung der Magensaftproduktion bekömmlicher werden.
- Da die Durchblutung verbessert wird, kann Schärfe bei Verspannungen helfen.
- Schärfe regt den Stoffwechsel an.
- Chilis können auch beim Abnehmen helfen und einen Gewichtsverlust beschleunigen.
- Durch den Verzehr von scharfem Essen tritt schneller ein Sättigungsgefühl ein, da man scharfes Essen langsamer konsumiert.
- Auch unsere Zähne können von Schärfe profitieren, da der Speichelfluss angeregt wird.
- Das Geschmacksemfinden wird gesteigert, da die Schleimhäute stimuliert werden.
- Schärfe führt dazu, dass der Körper schwitzt. Das führt zu einer Abkühlung der Haut. Ein Grund, warum in warmen Ländern gerne scharf gegessen wird.
Negative Auswirkungen von Chili auf unseren Körper
Schärfe ist kein Geschmack, es ist eine Schmerzreaktion des Körpers. Daher sollte man es immer langsam angehen lassen, selbst wenn man bereits einiges gewohnt ist. Zu viel Schärfe oder der Konsum von Chili, die einen hohen Scoville-Wert haben, können sich negativ auf unseren Körper auswirken. Folgende Auswirkungen sind möglich:
- Schweißausbrüche, Hitzewallungen
- Kopfschmerzen
- Reizungen der Atemwege bis hin zur Atemnot
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Magenschmerzen, Sodbrennen
- Schleim-/ Hautreizungen
- Schwindel, Kreislaufbeschwerden bis hin zum Kreislaufkollaps
- Bluthochdruck
- Nierenversagen
Chili – was Sie keinesfalls tun sollten
Ein vorsichtiger Umgang mit Chili ist immer anzuraten – selbst wenn Sie bereits erfahren sind und öfter scharf essen. Auch hier kann eine große Menge oder eine noch schärfere Dosis zu Problemen führen. Da das Schmerzempfinden nach dem Genuss von Chili bei jedem unterschiedlich ausfällt, kann nicht verallgemeinert werden, wann eine Chili zu scharf ist. Manche empfinden 500.000 Scoville als angenehm, anderen brennt schon bei 10.000 Scoville der gesamte Mundraum. Wichtig ist also immer ein vorsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit Chili, auch anderen gegenüber:
- Wer scharf essen nicht gewohnt ist, sollte keinesfalls zu scharfe Chili ausprobieren. Die extreme Schärfe kann zu einem Kreislaufkollaps und einem Schock führen. Lieber langsam anfangen.
- Chili, wie auch Chilisoßen und andere Chili-Produkte, gehören nicht in Kinderhände. Gerade bei Kleinkindern kann der Genuss von Chili lebensgefährlich sein.
- Es versteht sich eigentlich von selbst, dass Chili nichts im Tierfutter zu suchen hat.
- Schwangere sollten sich ebenfalls langsam herantasten und nicht allzu scharf essen.
- Vorsicht auch dann, wenn Sie mit Herz- und Kreislaufbeschwerden und mit Magen- und Darmerkrankungen zu kämpfen haben.
- Streiche mit Chili können lebensgefährlich werden. In jedem Fall handelt es sich um Körperverletzung, wenn man jemanden unwissend Chili zu Essen gibt.
Vorsicht ist im Übrigen auch bei Wärmesalben und Wärmepflaster gegeben. In diesen medizinischen Produkten ist in der Regel Capsaicin enthalten, das für den Wärmeeffekt zuständig ist. Wer empfindlich ist oder zu viel Salbe verwendet, klagt nicht selten über stark schmerzende Hautstellen, die wie Feuer brennen. Zu hohe Dosierungen können sogar zu Verbrennungen führen.
Chilis können wie Pfefferspray wirken
Im frei verkäuflichen Pfefferspray, das zur Verteidigung eingesetzt werden kann, ist Oleoresin Capsicum enthalten. Dieser Wirkstoff wird aus Capsaicin gewonnen. Wird Pfefferspray versprüht, dann kommt es zu schmerzhaften Reizungen der Haut, aber vor allem der Augen. Und genau das kann Ihnen auch bei der Zubereitung von Chilis in der Küche passieren. Achten Sie – vor allem bei der Verarbeitung besonders scharfer Exemplare – auf folgende Punkte:
- Fassen Sie sich niemals ins Auge! Wer Chili schneidet, kommt unweigerlich mit Capsaicin in Berührung. Ein Griff ans Auge und schon beginnt es zu brennen und zu tränen. In diesem Fall sollten Sie das Auge mit Milch ausspülen, denn Milch neutralisiert die Schärfe. Bleibende Schäden am Auge sind aber nicht zu befürchten.
- Idealerweise arbeiten Sie mit Handschuhen. Ist dies nicht möglich, dann sollten Sie nach dem Verarbeiten der Chili Ihre Hände mit Speiseöl einreiben und danach mit Wasser und Spülmittel waschen. Dieser Vorgang sollte mehrere Male wiederholt werden.
- Werden Chilis angebraten, werden scharfe Dämpfe freigesetzt, die die Atemwege und die Augen beeinträchtigen können. Abhilfe schaffen Atemmasken und Schutzbrillen. In jedem Fall sollten Sie immer das Fenster öffnen, damit ein Luftaustausch stattfinden kann.
- Noch intensiver können die scharfen Dämpfe übrigens beim Mixen von Chilis werden – das ist (je nach Scoville-Wert) durchaus mit Pfefferspray zu vergleichen. Sie sollten dabei also geeignete Schutzmaßnahmen wie Schutzbrille und Atemmaske tragen.
So werden Chilis entschärft
Beim Kauf von frischen Chilis ist der Scoville-Wert meist gar nicht angegeben. Aber auch bei verpackten Chilis ist auf die Angabe nicht immer Verlass. Ebenso ist das bei Chilisoßen, getrockneten Chilis oder anderen Chiliprodukten. Angaben können fehlen oder fehlerhaft sein. Vorsichtiges Testen vor der Verarbeitung ist wichtig, um das Essen nicht zu scharf werden zu lassen.
Sind Ihnen die gekauften Chilis zu scharf, können Sie sie schon vor der Zubereitung entschärfen. Einfach die Chili schneiden, mit reichlich Salz bestreuen und mindestens eine halbe Stunde stehen lassen. Das Salz zieht das Wasser aus der Chili und damit auch die Schärfe. Ist es dann doch mal passiert und das Essen ist zu scharf geworden, können folgende Maßnahmen helfen:
- Flüssigkeit
Sofern Sie eine Suppe oder einen Eintopf zubereitet haben, kann zusätzliche Flüssigkeit die Schärfe mildern. Wasser kommt hier natürlich in Frage, aber auch Gemüsebrühe, Wein oder Milch können helfen.
- Kartoffeln und Karotten
Werden Kartoffeln oder Karotten mitgekocht, nehmen diese Flüssigkeit und damit auch die Schärfe auf. So kann das Gericht ebenfalls entschärft werden. Fischen Sie die Kartoffeln oder Karotten rechtzeitig wieder heraus, bevor diese so weich sind, dass sie zerfallen.
- Öl
Öl bindet die Schärfe. Bei Suppen, Soßen oder Eintöpfen, bei denen sich Fett an der Oberfläche sammelt, können Sie dieses einfach abschöpfen.
- Milch
Da sich in Milchprodukten ebenfalls Fette befinden, können diese zum Abmildern der Schärfe hergenommen werden. Möglich ist das zum Beispiel mit Milch, Joghurt, Quark, Sahne, Kokosmilch, Schmand, Butter und Mascarpone.
- Zucker
Schärfe kann auch durch Süße gemildert werden, etwa durch Zucker oder durch Honig.
Fazit
Die Schärfe in Chilis wird von jedem anders wahrgenommen. Wer noch wenig Erfahrung hat, sollte unbedingt langsam anfangen. Menschen mit Erkrankungen des Magen-Darmtrakts und mit Kreislaufproblemen sollten auf scharfe Chilis ganz verzichten. Wenn man vorsichtig mit Chilis umgeht, muss aber niemand Bedenken haben oder gesundheitliche Schäden fürchten.