Dass die Briten Gärten können, das ist allseits bekannt. Die Briten können aber auch Rasen – und daher haben sie einen eigenen, nämlich den Englischen Rasen. Könnte man meinen. Ist es aber wirklich so? Nun, in erster Linie wird ein Rasen als Englischer Rasen bezeichnet, wenn dieser folgende Attribute erfüllt:
- Die Gräser müssen dicht gewachsen sein.
- Die Farbe ist saftig grün.
- Die Rasenfläche ist weich.
- Der Rasen ist frei von Unkraut und Moos.
Ein solches, vorbildlich gepflegtes Grün wird also Englischer Rasen bezeichnet. Aber warum ist das so?
Wie der Rasen zum Englischen Rasen wurde
Der Englische Rasen hat seinen Ursprung wohl im 18. Jahrhundert und ist eng mit der britischen Gartenkultur verbunden. Diese ist noch etwas älter und reicht bis ins 15. Jahrhundert. Damals entstanden vor allem in Italien und Frankreich die Barockgärten mit geometrischen Formen und strengen Strukturen. Die Briten wollten es anders machen, denn hier sollte die naturnahe Gestaltung überwiegen. Und dazu gehörte auch ein perfekter Rasen, den sie sich von den Japanern und Chinesen abgeschaut haben.
Anfangs wurden solche Rasenflächen noch von Schafen gepflegt, denn sie sorgten für ausreichende Düngung und für gleichzeitiges Mähen des Grüns. Erst als der Brite Edwin Beard Budding im Jahr 1830 den Spindelrasenmäher erfand, kümmerte man sich selbst penibel genau um die Rasenpflege. Der Weg zum Englischen Rasen war geebnet. Heutzutage wird also ein Rasen, der die oben genannten Attribute miteinander vereint, als Englischer Rasen bezeichnet. Wer bisher glaubte, dass es eine spezielle Rasenmischung sei, der irrt sich.
Perfekte klimatische Bedingungen in Großbritannien
Die Briten haben nicht nur ein Händchen für tolle Gärten und Rasenflächen, sie haben auch das Glück, dass das Klima mitspielt. Denn auf der Insel herrschen die perfekten Bedingungen für einen Englischen Rasen:
- Häufige Niederschläge
- Kurze und eher seltene Trockenperioden
- Keine hohen Sommertemperaturen
- Milde Winter
All das fördert die Entwicklung eines Englischen Rasens. Leider spielt das Wetter in Deutschland meist nicht so mit, dennoch ist es nicht unmöglich, auch bei uns einen Englischen Rasen anzulegen.
Englischer Rasen – wie wichtig das Saatgut ist
Dass ein Englischer Rasen viel Pflege bedarf, liegt auf der Hand. Bevor man aber überhaupt in Sachen Pflege aktiv werden kann, muss er gut anwachsen. Hier stellt sich die Frage, welche Saatmischung wohl am besten geeignet ist. Das pauschal zu beantworten ist – wie so oft – nicht einfach. Denn es kommt darauf an, wie der Rasen genutzt werden soll. Gleich vorweg: Fußballspielen oder tägliches Toben von mehreren Kindern sollte auf einem Englischen Rasen nicht stattfinden, denn das wird nichts. Ihn als Liegefläche zu nutzen oder in für Gartenarbeiten zu betreten, das ist in der Regel kein Problem.
Wichtig bei der Auswahl des Saatgutes ist immer, dass dieses hochwertig ist. Wer einen Englischen Rasen möchte, sollte somit nicht auf die günstigen Angebote zurückgreifen, sondern auf Qualität achten. So sollten die Saatmischungen keine oder nur sehr wenig Futtergrassorten enthalten, denn diese bilden eine Grasnarbe, die nicht dicht genug ist. Für eine etwas höhere Belastbarkeit ist es sinnvoll, wenn die Mischung mit einem höheren Anteil an Weidelgras oder Straußgras versehen ist.
Kriterien für hochwertiges Saatgut
Damit der Englische Rasen gut anwachsen kann, muss das Saatgut beste Voraussetzungen mitbringen.
- Die Samen sollten schnell keimen.
- Das Wachstum sollte gleichmäßig sein.
- Es sollte ein gesundes Konkurrenzverhalten stattfinden.
- Das Blütenwachstum sollte gering sein.
- Eine hohe Belastbarkeit und eine gute Robustheit sind wünschenswert.
- Der Rasen sollte resistent gegen Krankheitserreger sein.
- Er sollte tolerant, sowohl für Sonne, als auch für Schatten sein.
Ein gutes Keimen und Auflaufen sowie eine leichte Pflege sind gegeben, wenn das Saatgut eine hohe Sortenvielfalt je Grasart aufweist und zudem aus den drei Grasarten Rotschwingel, Wiesenrispe und Weidelgras besteht.
Auf dem Weg zum Englischen Rasen
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung soll Ihnen zeigen, wie auch Sie es schaffen, einen Englischen Rasen anzulegen.
Schritt 1: Vorbereitung des Bodens
Damit die Grundlage stimmt, muss der Boden gut vorbereitet werden. Ideal ist ein sandiger Lehmboden, der keine Staunässe bildet aber dennoch Wasser und Nährstoffe speichern kann.
- Die Fläche, die später den Englischen Rasen darstellen soll, wird bis zu einer Tiefe von mindestens 15 Zentimetern gut aufgelockert. Unkraut, Steine, Wurzeln etc. werden dabei entfernt. Der Boden sollte nach dem Auflockern krümelig sein.
- Nun wird die Fläche mit einer Harke eingeebnet, bevor eine längere Wartezeit beginnt, denn der Boden muss sich setzen und rückverdichten. Währenddessen sollte immer wieder Unkraut entfernt werden. Auch können durch das Setzen leichte Unebenheiten entstehen, die ausgeglichen werden sollten.
- Wer nicht mehrere Wochen warten möchte, kann mit einer Walze nachhelfen. Dabei wird ausschließlich Boden gewalzt, der trocken ist.
Wer möchte, kann den Boden vor dem Aussäen noch mit einer Gründüngung versehen, wodurch er mit Nährstoffen angereichert wird. Dies ist aber nicht zwingend nötig.
Schritt 2: Das Aussäen der Rasensamen
Rasen kann man im Frühling und im Herbst säen. Sinnvoller ist dabei der Herbst, denn dann kann der Boden leichter feuchtgehalten werden. Auch das Unkraut wächst dann deutlich langsamer.
- Ist die zukünftige Rasenfläche von Unkraut befreit, dann werden die Samen ausgestreut. Damit dies gleichmäßig durchgeführt werden kann, ist ein Streuwagen der ideale Helfer.
- Rasensamen keimen am Licht. Das heißt, dass sie nicht komplett mit Erde bedeckt werden dürfen. Ein leichtes Einarbeiten ist möglich.
- Damit die Samen gut mit dem Boden in Kontakt kommen, empfiehlt es sich nach dem Harken die Erde mit einer Walze zu bearbeiten.
Da Vögel nur darauf warten, die mühsam eingearbeiteten Samen vernaschen zu können, sollten Sie die Rasenfläche mit einem Netz schützen. Auch Vlies oder Folie können verwendet werden, wenn diese luft- und lichtdurchlässig sind.
Schritt 3: Das Wässern der Rasenfläche
Frisch gesäter Rasen hat Durst. Ohne Wasser würden die Samen nicht keimen. Das heißt, dass in den nächsten Wochen die Rasenfläche dauerhaft feucht gehalten werden sollte. So können sich gut Wurzeln bilden und der Rasen wird innerhalb von rund vier Wochen eine Höhe von bis zu 8 Zentimetern erreichen. Jetzt sollten Sie bereits das erste Mal zum Rasenmäher greifen und die Halme – je nach Höhe – um rund ein Drittel kürzen. Das fördert die Bildung einer dichten Grasnarbe.
Schritt 4: Die Pflege des Englischen Rasens
Ist der Englische Rasen gut angewachsen, ist die Arbeit aber noch nicht getan. Denn nun beginnt die Pflege, die bei einer solch anspruchsvollen Rasenfläche kontinuierlich durchgeführt werden muss. Folgende Arbeiten stehen nun an:
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Zweimal in der Woche sollten Sie zum Rasenmäher greifen, um den Englischen Rasen zu mähen. Für ein optisch schönes Bild mähen Sie in geraden Bahnen, erst in der Längsrichtung und dann in der Querrichtung. Zu empfehlen ist ein Spindelrasenmäher, da dieser die Halme sauberer schneidet, als dies bei einem Elektro- oder Benzinmäher der Fall ist.
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Zum Schutz vor Krankheiten, zur Verbesserung der Widerstandskraft und damit die Grashalme immer ausreichend Nährstoffe erhalten, ist dreimal im Jahr das Düngen des Englischen Rasens durchzuführen.
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Für eine gute Durchlüftung sollten Sie nach dem Winter und dem ersten Mähen und gegebenenfalls noch einmal im Herbst den Rasen vertikutieren. So haben Unkräuter und Moose keine Chance.
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Je nach der Beschaffenheit des Bodens ist es im Abstand von 2 bis 3 Jahren sinnvoll, den Rasen zu kalken. Ob und wann dies notwendig ist, zeigt eine Bodenanalyse, die den pH-Wert bestimmt und die Zusammensetzung der Nährstoffe in der Erde.
Die regelmäßige Pflege ist für einen Englischen Rasen also ganz besonders wichtig. Einmal zu nachlässig, machen sich Pflanzen breit, die hier nichts zu suchen haben – vor allem Löwenzahn und Gänseblümchen sind hartnäckig. Wird der Rasen wie beschrieben regelmäßig gepflegt, sollten auch diese Pflanzen kaum in Erscheinung treten. Tun sie das trotzdem, dann arbeiten heißt es ab auf die Knie und den Unkrautstecher hervorgeholt.
Ein Englischer Rasen ist schön, er macht aber auch viel Arbeit, die nicht weniger wird. Das bedeutet, dass Sie bei der Garten- und Rasenpflege den zeitlichen Aufwand mit einberechnen sollten. Wenn Ihnen dies gelingt, dann können Sie sich über einen toll gepflegten Englischen Rasen freuen.