Obstbäume brauchen Pflege, andernfalls lässt der Ertrag im Laufe der Jahre oft zu wünschen übrig – von der Optik ganz zu schweigen. Doch wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt? Ganz einfach: Es kommt darauf an! Auf die Art des Baumes und auf das Ziel, das Sie mit dem Schnitt verfolgen.
Warum ist der Baumschnitt überhaupt notwendig?
Das Wichtigste zuerst: Obstbäume überleben natürlich auch ohne den Menschen. Und doch lohnt es sich, einen regelmäßigen Baumschnitt durchzuführen. Er hat mehrere gewichtige Vorteile:
- Sie fördern das gesunde Wachstum des Baumes.
- Bei richtigem Schnitt erhöhen Sie den Ertrag und erhalten schöne, große Früchte.
- Sie beugen (Pilz-)Krankheiten und dem Befall mit Schädlingen vor.
- Sie fördern ein ästhetisches Wachstum – ohne Beschnitt sind alte, morsche Äste oder Wassertriebe an der Tagesordnung.
Winterschnitt vs. Sommerschnitt
Der Baumschnitt im Sommer und im Winter unterscheiden sich enorm in ihrer Wirkung. Dies hängt mit der Energieversorgung des Baums zusammen: Im Winter sammelt der Baum all seine Kräfte in der Wurzel und lagert sie dort ein. Sobald die wärmeren Frühlingsmonate heranbrechen, verlagern sich die Reservestoffe in die Blätter, um den Neuaustrieb zu fördern. Erst im Spätsommer kehrt sich der Prozess um und der Baum konzentriert seine Kraft wieder im Zentrum.
Der Sommerschnitt: Beruhigung des Baums
Schneiden Sie den Baum im Sommer, nehmen Sie dem Baum einen Teil der Kraft, der in den Blättern gespeichert ist. Sie fehlt ihm im kommenden Frühling, weshalb mit weniger starkem Austrieb zu rechnen ist. Man spricht deshalb auch davon, dass der Sommerschnitt den Baum „beruhigt“. Wenn Sie die Krone ordentlich auslichten, gelangt mehr Licht ins Innere. Dies wirkt sich im kommenden Jahr durch schönere Früchte mit gesunder Farbe aus. Außerdem heilen die Schnittwunden deutlich besser ab als im Winter, weil die Witterung trocken ist und Pilzinfektionen eher selten vorkommen.
Der Winterschnitt: stärkerer Fruchtansatz im kommenden Jahr
Während des Winterschnitts sitzt die Kraft in der Wurzel und Sie können den Baum bedenkenlos zurückschneiden. Er trägt zu diesem Zeitpunkt kein Laub, was den Baumschnitt erleichtert. Sie erkennen die Wuchsrichtung der Triebe leichter und es brechen nicht so leicht Zweige durch das Gewicht des Laubs ab. Schneiden Sie im Herbst oder Winter, dürfen Sie sich im kommenden Gartenjahr auf reichen Fruchtansatz freuen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt für einen Verjüngungsschnitt.
Möchten Sie den Baum radikal zurückschneiden, ist dies auch im Winter möglich. Rechnen Sie allerdings damit, dass er seine Kraft im neuen Jahr darauf konzentrieren wird, sehr viele Triebe zu bilden. Dementsprechend mager wird die Ernte ausfallen. Sinnvoller ist der Zeitpunkt für den Rückschnitt im Herbst gewählt. Dann bildet der Baum eher kräftige neue Triebe.
Wann schneidet man welche Bäume?
Der ideale Zeitpunkt für den Baumschnitt lässt sich nicht verallgemeinern. Er hängt von der Art des Baumes ab. Beachten Sie diese Empfehlungen:
- Kirschbäume: Der ideale Zeitpunkt für den Schnitt von Kirschbäumen liegt zwischen Juli und September, direkt nach der Ernte.
- Pfirsich- & Aprikosenbäume: Sie sollten diese Bäume im Frühling nach dem Austrieb schneiden, sobald die ersten Fruchtknospen zu sehen sind. Um Ihre Ernte nicht zu gefährden, achten Sie darauf, möglichst keine Blüten zu entfernen.
- Kernobstbäume (z. B. Apfel, Birne, Quitte): Schneiden Sie Kernobstbäume zwischen Januar und März. Perfekt ist der Zeitpunkt kurz vor dem Austrieb. Dann steigt der Saft des Baums bereits nach oben und die Schnittwunden heilen schnell ab.
- Steinobstbäume (z. B. Pflaumen, Zwetschgen): Schneiden Sie Steinobstbäume am besten kurz nach der Ernte im Juli oder August. Vermeiden Sie starke Rückschnitte, da sie empfindlich gegenüber Baumkrankheiten sind. Sinnvoller sind jährliche Erhaltungsschnitte.
- Kiwibäume: Schneiden Sie die Kiwi im späten Winter und zusätzlich im Sommer. Dabei kürzen Sie gut tragende Äste soweit, dass nur noch vier Augen stehen bleiben. Treiben die zugeschnittenen Äste neu aus, schneiden Sie diese nochmals zurück auf weitere zwei Augen.
- Haselnussbäume: Haselnussbäume erhalten im Januar oder Februar einen klassischen Winterschnitt.
- Brombeeren: Schneiden Sie den Brombeerstrauch stark zurück, sodass nur vier Hauptäste stehen bleiben. Am sinnvollsten ist der Schnitt im März, denn durch einen Schnitt im Herbst hat der Strauch keinen Schutz mehr vor der kalten Witterung.
- Himbeeren: Bei Himbeeren müssen Sie nach der Sorte unterscheiden. Sommer-Himbeeren werden gleich im Sommer nach der Ernte geschnitten. Lassen Sie pro Pflanze etwa sechs Triebe stehen. Herbst-Himbeeren hingegen schneiden Sie im Spätwinter bei milden Temperaturen.
- Johannisbeeren: Johannisbeersträucher werden gleich nach der Ernte geschnitten, etwa im Juli oder August. Auch im Spätwinter ist ein Verjüngungsschnitt möglich.
- Heidelbeeren: In den ersten drei Jahren werden Heidelbeeren nicht zurückgeschnitten. Erst danach schneiden Sie im Herbst alte Triebe aus, deren Rinde bereits rissig geworden ist.
- Stachelbeeren: Schneiden Sie sie entweder direkt nach der Ernte im Sommer oder alternativ im Spätwinter.
Blutende Bäume: Gibt es den richtigen Zeitpunkt für den Schnitt?
Einige Baumarten – dazu gehört auch der Walnussbaum – bluten stark, wenn Sie sie im Winter zurückschneiden. Dabei drücken die Wurzeln das Wasser aus den Ästen. Dies kann dazu führen, dass ein Stück der Äste ab der Schnittstelle austrocknet. Vermeiden Sie das Problem, indem Sie Ihren Walnussbaum erst dann schneiden, wenn der Blattaustrieb stattgefunden hat und die Blätter gänzlich entwickelt sind.
Kann man Obstbäume auch bei Frost schneiden?
Auch wenn der Winterschnitt Standard ist – früher schnitten die Bauern vor allem in den Wintermonaten – müssen Sie dennoch auf die Witterung achten. Leichte Minustemperaturen bis -5°C sind für die meisten Bäume kein Problem. Wird es jedoch noch kälter, sollten Sie den Rückschnitt auf einen anderen Tag verschieben, um dem Baum nicht zu sehr zuzusetzen. Am besten wählen Sie für den Baumschnitt einen Tag mit milden Temperaturen im Plusbereich und wenn es trocken ist. Zu viel Feuchtigkeit erhöht nämlich die Gefahr, dass Krankheitserreger oder Pilze über die langsamer ausheilenden Schnittwunden ins Innere des Baumes gelangen.
Wann darf man Obstbäume nicht schneiden?
§ 39 Abs. 5 des Bundesnaturschutzgesetzes schreibt vor, dass in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September keine starken Rückschnitte erlaubt sind. Dies dient dem Schutz von brütenden Vögeln. Erlaubt sind aber Pflege- und Formschnitte, solange diese nicht zu große Ausmaße annehmen. Prüfen Sie zur Sicherheit vorher, ob sich im Baum brütende Tiere befinden.
Wir wollen einen Baum fällen. Gut zu wissen, dass man diesen zwischen 01. März und dem 30. September nicht fällen darf. So kann ich mit noch Gedanken zur Verwertung des Baumschnitts machen.
Ich habe zwei Apfelbäume. Interessant, dass man mit der richtigen Baumpflege auch Pilze vorbeugen kann. Dies muss ich unbedingt regelmäßig machen.
Wir möchten unsere Obstbäume nun auch mehr pflegen. Bei den Schneidearbeiten möchten wir uns dabei auch professionell unterstützen lassen. Ich hoffe, dass es ihnen dann bald schon besser gehen wird.
Interessant, wie sehr der ideale Zeitpunkt von Fruchtbäumen variieren kann. Danke für den Beitrag. Ich möchte zum ersten Mal einen Baum in meinem Garten scheiden lassen. Dafür werde ich mir noch einen Fachmann für Baumpflege suchen.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Jetzt weiß ich genauer darüber Bescheid, wie sich die verschiedenen Typen von Baumbeschnitt unterscheiden. In meinem Garten stehen mehrere Obstbäume, die etwas verwachsen sind und auch lange Äste entwickelt haben. Hoffentlich muss von den Bäumen nicht zu viel entfernt werden.
Ich muss mal meine Bäume pflegen. Nachdem ich mir Anfang letzten Jahres neue Kirschbäume geholt habe, wird es Zeit, diese auch mal zu stutzen. Danke für den Hinweis, dass zwischen Juli und September, die perfekte Zeit dafür ist.