Wer schon einmal auf einem Golfplatz gestanden oder sich ein Golfturnier im Fernsehen angesehen hat, der wird bemerkt haben, dass dort ganz unterschiedliche Rasenarten verwendet werden. Warum das so ist, wie man diese anlegt und pflegt und wie ein Golfplatz überhaupt aufgebaut ist, möchten wir etwas näher beleuchten. Vorher aber machen wir einen kleinen Abstecher in die Geschichte des Golfsports, den wohl die Schotten erfunden haben, zumindest in seiner heutigen Art.
Golf: 18 Löcher und eine Flasche Whisky
Das Ziel beim Golfspiel ist es, einen Ball über lange Strecken, die teilweise mit Hindernissen gespickt sind, mit so wenigen Schlägen wie möglich einzulochen. Am häufigsten kommt ein Golfplatz mit 18 Bahnen vor. Es können aber auch 6, 9, 27 oder sogar 36 Bahnen sein – die Anzahl der Löcher ist dabei immer durch 3, meist auch durch 6 teilbar. Früher nahm man das nicht so ganz genau, da passte man einen Golfparcour den Landschaftsverhältnissen an. So gab es schon einmal einen Platz mit 7, 11 oder 22 Löchern. 18 Löcher haben sich schließlich eingebürgert. Der Grund ist nicht geklärt, es könnte aber mit dem schottischen Whisky zu tun haben. Da der Golfsport seine Wiege in Schottland hat, sagte man früher, dass eine Flasche Whisky gerade so für 18 Löcher reicht.
Der Aufbau eines Golfplatzes
Die Bahnen eines Golfplatzes sind unterschiedlich aufgebaut und haben verschiedene Längen – je nachdem, ob ein Par 3, Par 4 oder Par 5 gespielt wird. Par bedeutet, dass man die entsprechende Zahl an Schlägen benötigen sollte, um den Ball einzulochen. Sprich: Eine Par 4 Bahn sollte man mit 4 Schlägen abschließen. Entsprechend sind Par 3 Bahnen kürzer, Par 5 Bahnen länger. Hinzu kommen noch verschiedene Hindernisse wie Sandbunker und stehende oder fließende Gewässer. Weiterhin ist jede Bahn in mehrere Bereiche eingeteilt:
- Abschlag
Dieser Bereich, der in der Fachsprache auch „Tee“ genannt wird, befindet sich am Anfang einer jeden Bahn. Von hier aus wird der Golfball zum ersten Mal abgeschlagen und somit ins Spiel gebracht.
- Fairway
Der Fairway liegt zwischen dem Abschlag und dem Grün, also zwischen dem Startpunkt eines Golfspiels und dem Ziel, in dem das Loch zu finden ist. Es handelt sich dabei um den Bereich, in dem ein gespielter Golfball nach einem Schlag landen sollte. Der Fairway ist somit der optimale Bereich, von dem aus der Ball am einfachsten weitergespielt werden kann.
- Rough
Das Rough (auch Heavy-Rough genannt) umgibt sowohl den Abschlag, wie auch den Fairway und das Grün. Es handelt sich also um die angrenzenden Bereiche, in denen ein Ball möglichst nicht landen sollte, da er von hier aus schwerer weiterzuspielen ist. Neben hochwachsendem Rasen sind im Rough auch Büsche, Sträucher und Bäume zu finden.
- Semi-Rough
Als Unterteilung des Roughs gibt es noch das Semi-Rough. Dieser Bereich liegt zwischen dem Fairway und dem eigentlichen Rough und stellt eine Zwischenzone dar. Auf manchen Golfplätzen wird das Semi-Rough noch in „first cut“ und „second cut“ unterteilt. Das bedeutet, dass im „first cut“ Rough das Gras niedriger ist, als im „second cut“ Rough. Landet der Ball hier, ist er schwerer zu spielen als im Fairway aber noch leichter als im Rough selbst.
- Vorgrün
Das Vorgrün umgibt das eigentliche Grün und grenzt es so vom Rough bzw. vom Fairway ab. Es soll beim Golfspiel einen Ball, der aus dem Grün herausrollt davon abhalten, im Rough oder auf dem Fareway zum Liegen zu kommen.
- Grün
Jedes Loch ist beim Golf von einem Bereich umgeben, der Grün (auch Green) genannt wird. Von hier aus wird der Ball letztlich nicht mehr hoch geschlagen, sondern geputtet, also rollenderweise ins Loch befördert.
Die genannten Bereiche eines Golfplatzes bestehen aus unterschiedlichen Grasflächen, was man auch optisch gut erkennen kann. Die Unterschiede werden zum einen durch verschiedene Rasenarten erreicht, zum anderen durch die Pflege.
Der Rasen auf einem Golfplatz
Anlage und Pflege des Rasens auf einem Golfplatz sind ganz besonders wichtig. Hier genügt es nicht, ab und zu mal mit einem Rasenmäher drüber zu gehen. Es sind bestimmte Regeln einzuhalten und zu beachten, damit beim Spiel jeder die gleichen Bedingungen vorfindet. Darum kümmert sich der sogenannte Greenkeeper. Auch wenn dies kein Ausbildungsberuf ist, werden oftmals Landschaftsgärtner eingestellt, die dann durch Fort- und Weiterbildungen den Titel Greenkeeper erlangen können. Sie wissen ganz genau, welcher Rasen für welchen Bereich nötig ist und wie dieser gepflegt werden muss.
Der RSM-Rasen
Bei Golfrasen wird in der Regel sogenannter RSM-Rasen verwendet. Die Abkürzung steht für Regel-Saatgut-Mischung und ist für spezielle Verwendungszwecke geeignet, wobei festgelegte Standards eingehalten werden. Dies wurde von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. vorgegeben. Folgende RSM-Rasen sind erhältlich:
- RSM 1: Zierrasen, Galarasen
- RSM 2: Gebrauchsrasen, Universalrasen
- RSM 3: Sportrasen, Spielrasen
- RSM 4: Golfrasen
- RSM 5: Parkplatzrasen
- RSM 6: Dachbegrünung
- RSM 7: Landschaftsrasen
- RSM 8: Biotopmischungen
Unterteilt werden beim Golfsport die Rasenflächen wie folgt:
- RSM 4.1: Grün
- RSM 4.2: Vorgrün
- RSM 4.3: Abschlag
- RSM 4.4: Fairway
- RSM 4.5: Semi-Rough
- RSM 4.6: Verbindungswege
Die Besonderheiten der einzelnen Rasenflächen
Verschiedene Rasenflächen haben auch unterschiedliche Besonderheiten und benötigen unterschiedliche Pflege.
Rasenfläche | Besonderheiten/Pflege |
Abschlag | · Der Rasen am Abschlag muss hohen Belastungen standhalten, da hier jeder Golfer sein Spiel beginnt.
· Die Grasnarbe ist besonders dicht. · Da Abschläge starke Beschädigungen nach sich ziehen können, ist die Mischung besonders regenerationsfähig. · Ebenfalls lässt sie sich bei Verletzungen der Grasnarbe gut nachsäen. · Die Schnitthöhe liegt zwischen 10 und 15 Millimetern. · Gemäht wird der Rasen am Abschlag drei- bis viermal pro Woche. · Neben dem Tee wird die Abschlagsmischung auch auf der Driving Range und auf Verbindungs- und Repräsentationsflächen eingesetzt. |
Fairway | · Der Fairway ist mit die größte Fläche auf dem Golfplatz und damit besonders pflegeintensiv.
· Die Mischung ist für Böden geeignet, die erosions-, verschlämmungs- und verunkrautungsgefährdet sind. · Damit es nach ausgiebigen Regenfällen nicht zu Überschwemmungen kommt, wird vor der Aussaat auf dem Fairway oftmals eine Drainageschicht angelegt. · Die Schnitthöhe liegt zwischen 10 und 20 Millimetern. · Gemäht wird der Fairway drei- bis viermal pro Woche. · Verwendet werden kann die RSM-Mischung auch für Tees, die Driving Range, Semi-Roughs und Repräsentationsflächen. |
Rough | · Die Grasmischung, die für das Rough verwendet wird, ist nicht festgelegt.
· Da dieser Bereich sehr hoch wachsen kann und eher „wild“ aussieht, ist hier keine besondere Pflege notwendig. · Die Schnitthöhe ist daher auch nicht festgelegt. · Gemäht wird das Rough maximal zweimal im Jahr. · Während bei den anderen Rasenflächen meist Spindelmäher zum Einsatz kommen, kann das Rough problemlos mit einem Tellermäher gekürzt werden. |
Semi-Rough | · Die RSM-Mischung für das Semi-Rough ist besonders robust und trockenheitsverträglich.
· Auch in der Farbe unterscheidet sich der Rasen vom Fairway, sodass der Unterschied auch optisch deutlich wird – die Semi-Rough Mischung bietet ein dunkleres Grün. · Die Schnitthöhe liegt zwischen 30 und 50 Millimetern. · Wird das Semi-Rough in „first cut“ und „second cut“ unterteilt, kann der „second cut“ eine Länge von bis zu 150 Millimetern haben. · Gemäht wird etwa einmal in der Woche, „second cut“ Bereiche ein- bis zweimal im Monat. |
Vorgrün | · Da vom Vorgrün aus bereits geputtet wird, muss der Rasen keine allzu großen Belastungen aushalten, Beschädigungen sind kaum gegeben.
· Die Mischung ist besonders robust und widerstandsfähig, vor allem in der Anfangsphase, wenn der Rasen frisch ausgesät wurde – dadurch werden Krankheiten vermieden. · Die Schnitthöhe liegt zwischen 10 und 15 Millimetern. · Gemäht wird das Vorgrün drei- bis viermal pro Woche. · Verwendet werden kann die Rasenmischung auch für Grüns. |
Grün | · Hier ist es ähnlich wie beim Rasen für das Vorgrün: da geputtet wird, ist das Gras nicht anfällig für Beschädigungen der Grasnarbe.
· Die Mischung ist dennoch robust und widerstandsfähig, vor allem für Krankheiten in der Startphase. · Die Schnitthöhe liegt zwischen 3 und 4 Millimetern. · Gemäht wird in der Regel täglich wenn Spielbetrieb herrscht. · Verwendet werden kann die Mischung auch für Vorgrüns. |
Weitere regelmäßige Rasenarbeiten
Mähen ist bei Weitem nicht das Einzige, das bei der Golfrasenpflege wichtig ist. Eine regelmäßige Kontrolle der Rasenflächen auf Unkräuter, kahle Stellen und Unebenheiten ist wichtig. Weitere Aufgaben des Greenkeepers sind daher:
- Aerifizieren
In regelmäßigen Abständen werden Golfplätze aerifiziert. Dabei werden kleine Löcher in den Boden gestanzt und diese dann mit Sand befüllt. Dadurch können die Wurzeln besser Sauerstoff und Wasser aufnehmen. Je nach Fläche findet das Aerifizieren einmal im Monat, etwa auf dem Grün, statt, oder ein- bis zweimal im Jahr, etwa auf den Abschlägen.
- Sanden
Gerade auf den Grüns ist ein regelmäßiges Sanden sinnvoll. Dabei wird Sand auf der Rasenfläche verteilt und anschließend gewalzt. Dies hat den Grund, dass die Grüns dadurch schneller werden.
- Nachsäen
Alle 8 bis 12 Wochen werden Golfplätze nachgesät, um die Dichtigkeit des Rasens zu gewährleisten und kahle Stellen von vorneherein auszuschließen. Dabei wird der Boden gespiked, es werden also kleine Löcher ins Grün gestochen und die Samen auf der Fläche verteilt.
- Striegeln
Gestriegelt wird in der Regel der Fairway. Dadurch werden Gräser aufgestellt und beschädigte oder tote Pflanzenteile entfernt. Der Effekt: Unkräuter werden bekämpft und die Grasnarbe gekräftigt.
Hinzu kommt das Entfernen von Laub und anderen Pflanzenteilen, die auf dem Rasen landen können. Hier werden aufgrund der großen Flächen Laubbläser eingesetzt. Gewässert werden Golfplätze – je nach Witterung – großflächig mit Beregnungssystemen. Dabei kommen Regner, Rohre, Schläuche, Pumpen, Filter, Steuerungseinheiten und entsprechende Software zum Einsatz.