In Ländern, in denen es traditionell wenig Baumaterial für Zäune gibt, werden Grundstücke seit vielen Jahrhunderten mit Trockenmauern eingefriedet. Denken Sie nur mal an die langen Trockenmauern, die sich in Irland, Schottland oder England durch die Landschaften schlängeln. Bei uns sind Mauern als Grundstücksbegrenzung eher seltener anzutreffen, liegt es doch daran, dass sie baulichen Vorschriften und Genehmigungen genügen müssen. Manche Städte haben Mauern als Einfriedung sogar verboten. Dafür geht der Trend immer mehr zur Trockenmauer als Gestaltungselement im Garten.
Trockenmauern – kurzer Rundumblick
Die Trockenmauer ist die wohl älteste Form des Steinbaus. Bereits im 10. Jahrhundert vor Christus wurden so Mauern errichtet, das haben Ausgrabungen am prähistorischen Fundort Göbekli Tepe in der Türkei gezeigt. Der Name rührt im Übrigen daher, weil Trockenmauern ohne Mörtel gebaut werden.
Prinzipiell gibt es zwei Typen von Trockenmauern: die freistehende Mauer und die Stützmauer. Freistehende Mauern werden meist als Grenzmauern oder Weidemauern eingesetzt, Stützmauern dienen zur Terrassierung von Hanglagen.
Trockenmauern können dabei aus unterschiedlichen Arten von Steinen geschichtet werden und unterscheiden sich somit im Aussehen voneinander. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
- Bollen- und Lesesteinmauerwerk: diese Mauern bestehen aus abgerundeten Acker- oder Flusskieselsteinen
- Bruch- und Lesesteinmauerwerk: die verwendeten Bruchsteine sind überwiegend kantig, teilweise behauen, und werden ohne eine deutliche Schichtung in den Mauer eingearbeitet
- Bruchstein- und Schichtenmauerwerk: die Steine haben ein meist plattenförmiges Format und werden horizontal geschichtet
- Schichtenmauerwerk: Bauart wie beim Bruchstein- und Schichtenmauerwerk, wobei hier ausschließlich plattenförmige Steine verwendet werden und horizontale Lagerfugen vorhanden sind
- Quadermauerwerk: die Mauersteine sind quaderförmig und von allen Seiten bearbeitet, wobei eine exakte Schichtung maßgebend ist
- Zyklopenmauerwerk: unregelmäßige Steine, die sich ineinander verzahnen und ein unregelmäßige Fugenbild ergeben
Do it yourself – die Trockenmauer im Garten
Trockenmauern im eigenen Garten sind ein tolles Gestaltungselement. So können Sie durch Mauern einzelne Bereiche voneinander trennen, diese in Beete integrieren oder Hänge abstützen, entschärfen und zur Beetgestaltung nutzen. Auch für Gartenbewohner sind Trockenmauern eine wunderbare Sache. Liegt die Mauer in der Sonne, dauert es nicht lange und Sie werden die ersten Eidechsen und Salamander entdecken.
Da Trockenmauern aus Natursteinen bestehen, ist die Vielfalt groß. Entscheiden Sie sich für natürliche oder bearbeitete Bruchsteine, für gespaltene oder geschnittene Platten oder Blöcke, für grob behauene oder fein gespaltene Steine, für Quadersteine, für naturbearbeitete Steine oder für industriell hergestellte Steine.
Die beliebtesten Natursteine für Trockenmauern sind unter anderem Granitsteine, Schiefer, Sandsteine, Kalksteine, Findlinge, Basaltsteine und Quarzgestein. Das Schöne an Trockenmauern ist: Jeder kann diese Mauern selbst bauen, ohne dafür einen Maurer oder Handwerker kommen zu lassen. DIY ist die Devise – na dann wollen wir mal!
DIY – die Bruchplattenmauer
Eine sehr einfache Methode ist die Errichtung einer Trockenmauer aus Bruchplatten, denn hier muss der Untergrund nicht bearbeitet werden. Und so geht´s:
- Wenn vorhanden, stechen Sie die Grasnarbe ab. Ansonsten wird der Boden so gut es geht geebnet.
- Nun legen Sie die erste Schicht Bruchplatten auf.
- Verfüllen Sie die Lücken zwischen den Platten mit Erde und geben Sie auf die Platten ebenfalls rund 2 Zentimeter Erde. So erreichen Sie, dass die Platten am Schluss nicht wackeln.
- Füllen Sie auf der Rückseite Erde bis zur Kante auf.
- Jetzt wird die zweite Schicht aufgelegt, wieder mit Erde bedeckt und rückwärtig ebenfalls Erde aufgeschichtet. Diese Steinschicht sollte ein paar Zentimeter versetzt aufgelegt werden, sodass eine Neigung von rund 10 % entsteht. Das ist wichtig, damit die Mauer nicht nach vorne wegkippt.
- Fahren Sie so bis zur gewünschten Höhe fort.
Diese Mauer eignet sich besonders für Hanglagen oder für Beete unterschiedlicher Höhen. Sofern Sie eine freistehende Bruchplattenmauer bauen möchten, sollte diese in zwei Reihen erfolgen – je nach Größe der Platten (bei größeren Platten genügt eine Reihe). Sollen zwei Reihen entstehen, werden auch hier die Lücken zwischen den Steinen mit Erde, alternativ der Raum zwischen den beiden Reihen mit Kies, kleinen Kieselsteinen oder Sand verfüllt.
DIY – die Sandsteinmauer
Etwas diffiziler wird es mit einer Sandsteinmauer, denn hier ist es wichtig, dass Sie den Untergrund gut vorbereiten. Und so geht´s:
- Tragen Sie die Erde bis in eine Tiefe von ca. 30 Zentimetern ab.
- Füllen Sie Verlegesand mit einer Körnung von bis zu 4 Millimetern etwa 20 Zentimeter hoch ein.
- Verdichten Sie den Boden gründlich.
- Kontrollieren Sie den Untergrund mit einer Wasserwaage, dieser muss eben sein.
- Nun wird die erste Schicht Sandsteine, die aus behauenen Quadern besteht, auf den Unterbau gesetzt.
- Auch hier ist die Kontrolle der Ausrichtung wichtig. Setzen Sie also immer die Wasserwaage an, um eine gerade Linie zu erhalten. Später lässt sich die Trockenmauer nämlich nicht mehr korrigieren.
- Schichten Sie nun die zweite Reihe auf. Beginnen Sie mit einem halben Stein, damit die senkrechten Fugen nicht übereinander liegen und die Mauer so mehr Stabilität erhält. Sofern die Mauer keinen senkrechten Abschluss haben soll, können Sie auf den halben Stein natürlich verzichten.
- Fahren Sie so bis zur gewünschten Höhe fort.
- Ist die Mauer hochgezogen, können Sie die Mauerfugen mit Erde und kleinen Pflanzen, wie etwa Steinwurzen oder Mauerpfeffer füllen.
Die Sandsteinmauer aus Quadern eignet sich für Hanglagen ebenso, wie als freistehende Mauer. Auch hier sollte – je nach Breite der Quader – die freistehende Mauer zur besseren Stabilität aus zwei Reihen bestehen.
Trockenmauern – Tipps für eine gute Stabilität
Diese beiden Trockenmauer-Anleitungen können Sie für alle oben genannten Steinarten nutzen. Wichtig für die Stabilität einer solchen Mauer sind einige Punkte, die Sie beachten sollten und die wir Ihnen noch mal kompakt auflisten möchten:
- Freistehende Mauern sollten immer in zwei Reihen gebaut und in der Mitte verfüllt werden. Besonders dann, wenn die Steine relativ schmal sind.
- Bauern Sie Mauern (sowohl freistehend, wie auch Hangmauern) immer mit einer geringen Neigung zum Hang bzw. zueinander (in Reihen), damit diese nicht umkippen können.
- Gerade bei Hangmauern sollte der Fugenverlauf immer versetzt sein, um dem Erddruck besser standhalten zu können.
- Achten Sie auf eine gute Verzahnung bei ungleichmäßigen Trockenmauern.
- Füllen Sie die Fugen mit Sand oder Erde, um die Stabilität zu erhöhen. Diese können Sie danach bepflanzen.
- Bauern Sie die Trockenmauer nicht zu hoch. Eine Höhe von einem Meter sollte nicht überschritten werden.
Falls Sie sich fragen, wie viel Steine Sie für eine Trockenmauer überhaupt benötigen, hier eine kleine Faustregel: pro Meter Länge und bei einer Höhe von ebenfalls einem Meter werden Sie in etwa 500 kg Steine benötigen.