Es könnte so einfach sein: Samen in die Erde stecken, gut gießen und schon in kurzer Zeit keimt das, was man da gerade angesät hat. Leider ist es aber bei manchen Pflanzen nicht immer so leicht. Der Grund: Die Samen benötigen bestimmte Bedingungen, um überhaupt keimen zu können. Hier wird zwischen Dunkelkeimern und Lichtkeimern unterschieden, aber auch zwischen Kaltkeimern und Warmkeimern. Was aber bedeutet das und wie sehen die entsprechenden Bedingungen aus?
Dunkelkeimer – immer schön zudecken
Wie der Name schon vermuten lässt, benötigen Samen, die zu den Dunkelkeimern zählen, kein Licht, um sprießen zu können. Vielmehr noch: Licht wäre hier schädlich und die Keimung käme nicht zustande. Allerdings geht es hierbei nur um das Licht, das wir kennen bzw. sehen, also das sogenannte kurzwellige Licht. Dem gegenüber steht das langwellige Licht, das wir nicht sehen können, das aber für Pflanzen wichtig ist. Sobald die Lichtfrequenz sinkt und eine bestimmte Grenze überschreitet, nehmen wir Menschen das Licht nicht mehr wahr, Pflanzen aber durchaus. So vermuten Biologen, dass Dunkelkeimer vom langwelligen Licht profitieren.
Das bedeutet: Samen, die zu den Dunkelkeimern zählen, benötigen immer eine Erdschicht. Allerdings sollten Sie die Töpfe dennoch an einen hellen Standort stellen (ohne direkte Sonneneinstrahlung), damit das langwellige Licht zu den Samen vordringen kann – mal ganz abgesehen davon, dass die Pflanze nach der Keimung sowieso Licht benötigt.
Lichtkeimer – hell muss es sein
Die Photosynthese kennen wir alle: Pflanzen wandeln Wasser, Kohlendioxid und Licht zu Glucose und Sauerstoff um. Aber kennen Sie auch die Photomorphogenese? Dabei handelt es sich um den Prozess, der Lichtkeimer zum Keimen bringt. Die Samen enthalten sogenannte Phytochromen. Das sind, vereinfacht ausgedrückt, Proteine, die auf Lichtreize reagieren. Wie das genau funktioniert ist sehr komplex und würde hier ein wenig zu weit führen.
Damit Lichtkeimer sprießen können, dürfen sie also nicht mit Erde bedeckt werden. Säen Sie die Samen auf das Substrat und drücken Sie das Ganze leicht an, damit die Samen den notwendigen Kontakt mit der Erde erhalten. Beim Gießen gehen Sie bitte vorsichtig vor: Gießen Sie nicht mit der Gießkanne, da sich Erde und Samen sonst vermischen. Benetzen Sie die Erde zu Beginn am besten mit einem Wasserzerstäuber.
Kaltkeimer – frostige Temperaturen erwünscht
Wenn die Natur im Winter ruht, dann laufen Kaltkeimer zur Höchstform auf. Denn die Samen dieser Pflanzen benötigen einen sogenannten Kältereiz, um überhaupt keimen zu können. Dafür verantwortlich sind keimhemmende Stoffe im Innern der Samen – meist handelt es sich dabei um Abscisinsäure, ein Hormon, das den Samen ruhen lässt. Der Grund ist einfach: Der Samen soll daran gehindert werden, bereits im Herbst zu keimen, damit die Pflanze bei Frost nicht eingeht. Die Fröste sorgen dafür, dass das Pflanzenhormon abgebaut wird, wodurch der Samen bei höheren Temperaturen keimen kann.
Für Sie bedeutet das: Kaltkeimer bereits im Herbst in die Erde bringen oder Blumentöpfe rechtzeitig nach draußen stellen. Sofern die Kaltkeimer bis zum Frühling noch nicht in der Erde sind, können Sie den Kältereiz auch mechanisch durchführen. Dazu säen Sie die Samen in kleine Töpfe und stellen diese ab Januar für mindestens 4 Wochen in den Kühl- oder den Gefrierschrank. Die Temperaturen müssen unter 5 Grad liegen. Vergessen Sie nicht, die Erde regelmäßig zu gießen.
Warmkeimer – ab 5 Grad aufwärts
Alles was kein Kaltkeimer ist, ist zwangsläufig ein Warmkeimer. So weit, so gut. Doch heißt das noch nicht, dass alle Pflanzen ab einer Temperatur von 5 Grad automatisch zu keimen beginnen. Das sehen wir ganz deutlich in unseren Gärten – wäre das nämlich der Fall, würden alle Pflanzen gleichzeitig sprießen. So aber beginnen die ersten Pflanzen zu keimen, die dabei Temperaturen um die 5 Grad benötigen. Andere Pflanzen wachsen erst im Sommer und benötigen nicht selten Temperaturen über 20 Grad. Daher ist bei der Vorkultur dieser Pflanzen auf die richtige Keimtemperatur zu achten.
Dunkelkeimer vs. Lichtkeimer – eine Übersicht
Wir möchten Ihnen eine Übersicht über wichtige Zierpflanzen, Kräuter, Obst- und Gemüsesorten geben und Ihnen zeigen, welche zu den Lichtkeimern gehören. Die nicht genannten gehören dann automatisch zu den Dunkelkeimern.
Gemüse und Salate
- Baumspinat
- Karotten
- Kopfsalat
- Römersalat
- Sellerie
- Tomaten
Obst
- Brombeere
- Erdbeere
- Himbeere
Kräuter
- Bärlauch
- Basilikum
- Beifuß
- Bohnenkraut
- Brunnenkresse
- Dill
- Estragon
- Gartenkresse
- Kamille
- Kerbel
- Kümmel
- Liebstöckel
- Majoran
- Melisse
- Minze
- Oregano
- Pfefferminze
- Rosmarin
- Senf
- Thymian
- Ysop
- Zitronenmelisse
Zierpflanzen
- Akelei
- Arnika
- Aster
- Bergenie
- Besenginster
- Bischofskraut
- Blauschwingel
- Brennnessel
- Buschwindröschen
- Echter Baldrian
- Ehrenpreis
- Eisbegonie
- Enzian
- Fette Henne
- Fingerhut
- Fleißiges Lieschen
- Glockenblume
- Goldrute
- Günsel
- Hahnenfuß
- Hauswurz
- Heiligenkraut
- Kokarde
- Königskerze
- Kornblume
- Kornrade
- Lavendel
- Leberbalsam
- Lein
- Lobelien
- Löwenmäulchen
- Mädchenauge
- Margerite
- Märzenbecher
- Mauerpfeffer
- Mohn
- Nachtkerze
- Nelke
- Pampasgras
- Ringelblume
- Schafgarbe
- Schlüsselblume
- Seifenkraut
- Sonnenhut
- Tabak
- Teufelskralle
- Vergissmeinnicht
- Wasserdost
- Weidenröschen
- Wiesenschaumkraut
Übrigens: Falls Sie sich unsicher sind, können Sie eine Faustregel anwenden. Diese besagt, dass die meisten Samen, die besonders klein und leicht sind, zu den Lichtkeimern gehören. Der Grund: Je kleiner und leichter der Samen, umso weniger Energie ist gespeichert. Diese würde nicht ausreichen, um den Keimling bis an die Erdoberfläche zu bringen.
Kaltkeimer vs. Warmkeimer – eine Übersicht
Werfen wir noch einen Blick auf die Pflanzen, die einen Kältereiz zum Keimen benötigen und die Warmkeimer inklusive der optimalen Keimtemperatur.
Gemüse und Salate | Kaltkeimer | Warmkeimer (inkl. Keimtemperatur) |
Kerbelrübe | Artischocken, 18-25 Grad | |
Aubergine, 22-28 Grad | ||
Blattsalat, 15-18 Grad | ||
Blumenkohl, 18-22 Grad | ||
Brokkoli, 18-22 Grad | ||
Buschbohnen, 18-25 Grad | ||
Chicoree, 20-25 Grad | ||
Chinakohl, 20-25 Grad | ||
Eissalat, 15-18 Grad | ||
Endiviensalat, 20-25 Grad | ||
Erbsen, 15-20 Grad | ||
Feldsalat, 15-20 Grad | ||
Fenchel, 22-30 Grad | ||
Grünkohl, 18-22 Grad | ||
Gurken, 20-30 Grad | ||
Karotten, 18-25 Grad | ||
Knollensellerie, 22-30 Grad | ||
Kohlrabi, 18-22 Grad | ||
Kopfsalat, 15-18 Grad | ||
Kürbis, 20-25 Grad | ||
Lauch, 20-25 Grad | ||
Mangold, 16-22 Grad | ||
Melonen, 20-30 Grad | ||
Pak Choi, 20-25 Grad | ||
Paprika, 20-25 Grad | ||
Pastinaken, 15-25 Grad | ||
Radicchio, 22-28 Grad | ||
Radieschen, 15-22 Grad | ||
Rettich, 18-25 Grad | ||
Romanasalat, 15-18 Grad | ||
Rosenkohl, 18-22 Grad | ||
Rote Bete, 16-22 Grad | ||
Rotkohl, 18-22 Grad | ||
Spinat, 10-20 Grad | ||
Stangenbohnen, 18-25 Grad | ||
Stangensellerie, 22-30 Grad | ||
Tomaten, 22-28 Grad | ||
Weißkohl, 18-22 Grad | ||
Wirsing, 18-22 Grad | ||
Zwiebeln, 18-25 Grad |
Obst | Kaltkeimer | Warmkeimer (inkl. Keimtemperatur) |
Äpfel | Aprikosen, 15-25 Grad | |
Birnen | Erdbeeren, 20-25 Grad | |
Kirschen | Heidelbeeren, 15-20 Grad | |
Mirabellen | Holunderbeeren, 18-25 Grad | |
Zwetschgen | Johannisbeeren, 22-28 Grad | |
Pfirsiche, 25-28 Grad | ||
Stachelbeeren, 22-26 Grad | ||
Weintrauben, 20-24 Grad |
Kräuter | Kaltkeimer | Warmkeimer (inkl. Keimtemperatur) |
Arnika | Anis, 15-25 Grad | |
Bärlauch | Basilikum, 20-25 Grad | |
Salbei | Beifuß, 16-25 Grad | |
Schnittlauch | Bohnenkraut, 20-25 Grad | |
Waldmeister | Brunnenkresse, 10-15 Grad | |
Dill, 18-24 Grad | ||
Estragon, 18-25 Grad | ||
Gartenkresse, 18-24 Grad | ||
Kamille, 16-25 Grad | ||
Kapuzinerkresse, 18-25 Grad | ||
Kerbel, 18-25 Grad | ||
Kümmel, 18-25 Grad | ||
Liebstöckel, 18-25 Grad | ||
Majoran, 18-25 Grad | ||
Oregano, 18-25 Grad | ||
Petersilie, 18-25 Grad | ||
Pfefferminze, 18-25 Grad | ||
Rosmarin, 18-25 Grad | ||
Salbei, 18-25 Grad | ||
Thymian, 16-22 Grad | ||
Ysop, 18-25 Grad | ||
Zitronenmelisse, 20-30 Grad | ||
Zitronenminze, 18-25 Grad |
Zierpflanzen | Kaltkeimer | Warmkeimer (inkl. Keimtemperatur) |
Adonisröschen | Azalee, 12-16 Grad | |
Alpenveilchen | Blaukissen, 20-25 Grad | |
Akelei | Buntnessel, 20-25 Grad | |
Alraune | Dahlien, 18-22 Grad | |
Aster | Distel, 25-30 Grad | |
Bergenie | Fingerhut, 18-22 Grad | |
Blaustern | Fleißiges Lieschen, 16-20 Grad | |
Buschwindröschen | Fuchsschwanz, 15-20 Grad | |
Christrose | Gänseblümchen, 15-20 Grad | |
Clematis | Geranien, 20-24 Grad | |
Enzian | Kokardenblume, 18-21 Grad | |
Fette Henne | Leberbalsam, 20-22 Grad | |
Funkie | Löwenmäulchen, 15-18 Grad | |
Glockenblume | Malve,15-20 Grad | |
Herbstzeitlose | Männertreu, 16-18 Grad | |
Hopfen | Margerite, 16-20 Grad | |
Hyazinthe | Mohn, 12-18 Grad | |
Kornblume | Nelke, 15-20 Grad | |
Krokus | Petunie, 20-25 Grad | |
Lampionblume | Ringelblume, 15-20 Grad | |
Lupine | Rittersporn, 10-15 Grad | |
Narzisse | Schwarzäugige Susanne, 18-22 Grad | |
Pfingstrose | Sonnenblume, 18-20 Grad | |
Phlox | Strohblume, 18-22 Grad | |
Riesenschleierkraut | Studentenblume, 15-18 Grad | |
Schlüsselblume | Vergissmeinnicht, 18-20 Grad | |
Schneeglöckchen | Wicke, 15-18 Grad | |
Schwertlilie | Winde, 18-20 Grad | |
Silberdistel | Wucherblume, 12-15 Gra | |
Sonnenhut | Zinnie, 18-20 Grad | |
Steinbrech | ||
Steppenkerze | ||
Stockrose | ||
Tränendes Herz | ||
Tulpen | ||
Veilchen | ||
Winterling | ||
Wolfsmilch | ||
Zierlauch |
Unter den Warmkeimern gibt es durchaus auch Pflanzen, die bei niedrigeren Temperaturen zu keimen beginnen können. Dazu zählen zum Beispiel Grünkohl, Karotten oder auch die Zwiebeln, die eine Mindestkeimtemperatur von 3 Grad benötigen. Trotzdem werden diese Pflanzen nicht zu den Kaltkeimern gezählt, da diese keinen Kältereiz benötigen, um keimen zu können.
Guten Tag,
Ich würde gern jetzt noch einige Pflanzen vorziehen, darunter Löwenmäulchen und Mohn.
Nun bin ich etwas überfordert. Auf anderen Plattformen steht, dass ich Löwenmäulchen, sowie Mohn erstmal eine gewisse Zeit im Kühlschrank lagern sollte.
Hier liest es sich anders. Könnten Sie mir dazu etwas sagen?
Hätten Sie evtl. auch Pflanzenempfehlungen für mich?
Ich suche nach Insektenfreundlichen Pflanzen/Blumen, die ich jetzt vorziehen kann (ohne Kühlschrank) und die bereits im ersten Jahr ( also dies Jahr) blühen. Der Standort wird sonnig sein. Es dürfen einjährige, aber auch mehrjährige Pflanzen sein.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir da helfen könnten/möchten. Freundliche Grüße, Deborah