Kam Ihnen schon mal der Begriff Mischkultur zu Ohren, wissen aber nicht so recht, um was genau es dabei geht? In aller Kürze ausgedrückt, unterstützt das Nebeneinander diverser Nutzpflanzen auf einem Beet den Bio-Anbau. Es erfordert jedoch systematisches Vorgehen, weil sich ein unwillkürlicher Mix negativ auf das Wachstum der Pflanzen auswirken könnte. Auch wenn es zunächst kompliziert erscheint, eine optimale Zusammenstellung unterschiedlicher Gemüsearten ist gar nicht so schwer. Lassen Sie sich von uns inspirieren.
Klassischer Gemüseanbau
Die herkömmliche Variante sieht pro Beet nur eine einzige Gemüseart vor. Ein kunterbuntes Durcheinander war früher verpönt. Alles musste seine Ordnung haben, auch im Garten. Doch die Zeiten ändern sich und ebenso die Gewohnheiten. Was die Breite eines Beets betrifft, erfüllt nach wie vor ein Maß von 1,20 bis 1,30 m die ergonomischen Bedingungen. Bei diesem Format ist die Beetmitte von beiden Seiten noch erreichbar. Es sei denn, Sie sind besonders groß oder klein, dann kommen mehr oder weniger breite Beete in Betracht. Am besten, Sie probieren es selbst aus. Den Boden lockern und Unkraut jäten sollte vom Rand aus möglich sein, damit sich das Betreten der bepflanzten Fläche erübrigt. Für die Beetlänge existiert keine Regel. Sie richtet sich für gewöhnlich nach Größe und Einteilung des Gartens.
Tipp: Hochbeete entlasten den Rücken, erleichtern die Gartenarbeit und sind wie geschaffen für die Mischkultur.
Vorteile der Mischkultur
Zur Einstimmung ins Thema zeigen wir Ihnen vorweg die Vorzüge auf, mit denen der Mischfruchtanbau punktet. Als Leitbild dienen unberührte Landschaften, denn dort gibt es keine Monokulturen. In der freien Natur treffen Pflanzen aufeinander, die die gleichen Ansprüche an den Standort stellen und sich wechselseitig günstig beeinflussen. Die Mischkultur ahmt das Vorbild des Ökosystems nach und bietet folgende positiven Aspekte:
- Mischkultur spart Grundfläche. Pflanzen mit verschieden tiefen Wurzeln können enger beieinanderstehen, ohne dass sie um Nährstoffe wetteifern.
- Manche Pflanzen verjagen die typischen Schädlinge anderer Gewächse. Bekannteste Symbiose: Möhren wirken der Zwiebelfliege entgegen, während die Möhrenfliege den Geruch von Zwiebeln verabscheut.
- Dichteres Bepflanzen schattiert das Erdreich. Aufgrund der geringeren Verdunstung hält sich Feuchtigkeit länger im Boden. Sie müssen seltener gießen.
- Nah vereint breitet sich zwischen dem Gemüse weniger Unkraut aus.
- Differenzierter Nahrungsbedarf der Pflanzen verlangsamt die Bodenmüdigkeit.
- Profitieren Sie von einem reduzierten Arbeitsaufwand im Vergleich zu traditionellen Anbaumethoden.
Einziges Manko der Mischkultur
Von einer nicht klar nach Gemüseart gegliederten Struktur abgesehen, wartet die Mischkultur mit keinen Nachteilen auf. Lediglich die Umsetzung bereitet eventuell etwas Mühe. Denn eine beliebige Kombination von Pflanzennachbarn führt nicht zwangsweise zum Erfolg. Es bedarf einer gewissen Vorkenntnis, damit das „Experiment Mischkultur“ zufriedenstellend gelingt.
Was wächst wo am besten? Erst planen, dann säen und pflanzen
Das Konzept für die Mischkultur geht zunächst mit der Bestimmung des Nährstoffbedarfs der einzelnen Gemüsepflanzen einher. In früheren Zeiten wandten die Bauern die Dreifelderwirtschaft an. Es erfolgte ein stetiger Wechsel der Frucht auf den einzelnen Parzellen. Niemals wurde auf derselben Stelle hintereinander dasselbe Gemüse angebaut. Für den 4-Jahres-Plan wird der Garten in vier Bereiche aufgeteilt mit abwechselnder und zeitgleich unterschiedlicher Nutzung:
Jahr 1: Gründüngung
Zuerst wachsen Pflanzen zur Bodenverbesserung. Beliebt sind Gelbsenf und Phacelia (Büschelschön). Ihre langen Wurzeln lockern verdichteten Boden auf. Tiefes Umgraben im Herbst erübrigt sich. Außerdem wird Unkraut unterdrückt. Schmetterlingsblütler wie Lupinen und Klee assimilieren darüber hinaus den Stickstoff aus der Luft und setzen ihn im Boden frei. Mähen Sie die Gründüngerpflanzen ab, bevor sie Samen bilden, und lassen Sie den Schnitt auf dem Beet liegen. Dies ergibt eine Mulchschicht, die verrottet und sich allmählich als Humus mit dem Boden vereint. Die Reste werden lediglich oberflächlich ins Erdreich eingeharkt. In den nächsten drei Jahren kommt es auf den Nährstoffbedarf der jeweiligen Gemüsegruppe an.
Jahr 2: Starkzehrer
Wie der Begriff vermuten lässt, entzieht diese Pflanzengruppe dem Boden sehr viele Nährstoffe. Auf einem gehaltvollen Boden entwickeln sich diese Gemüsesorten prächtig:
- Kartoffeln
- Blumenkohl
- Grünkohl
- Rotkohl
- Weißkohl
- Rosenkohl
- Brokkoli
- Gurken
- Tomaten
- Sellerie
- Kürbis
- Melonen
- Zucchini
- Artischocken
Jahr 3: Mittelzehrer
Nach den Starkzehrern folgen im künftigen Jahr auf dem gleichen Stück Land Gemüsearten, die sich mit etwas weniger Nährstoffen begnügen. Mittelzehrer sind:
- Salate
- Lauch
- Karotten
- Kohlrabi
- Chinakohl
- Mangold
- Pastinaken
- Spinat
- Rettich
- Schwarzwurzeln
- Rote Bete
- Fenchel
- Erdbeeren
Tipp: Erdbeeren dürfen Sie drei Jahre lang am gleichen Platz belassen.
Jahr 4: Schwachzehrer
Alle Hülsenfrüchte können den Stickstoff selbst aus der Luft gewinnen. Mit dem geringsten Nährstoffbedarf warten Schwachzehrer, etwa Radieschen, Kresse, Feldsalat, Bohnen und Erbsen.
Tipp: Wenn Sie möchten, können Sie den Zyklus auf drei Jahre verkürzen. Indem Sie nach der Ernte der Schwachzehrer diesen Gemüsegartenbereich noch im Herbst kräftig mit Kompost düngen, entfällt das Jahr der Gründüngung. Der Boden ist nach dem Winter bereit für Starkzehrer.
Die Mischung macht den Unterschied
Die wechselnde Fruchtfolge im Zuge der Jahre stellt eine Form der Ausnutzung von Bodennährstoffen dar. Mischkultur geht einen Schritt weiter, denn sie praktiziert die Verwertung einer reichhaltigen Bodensubstanz zur selben Zeit. Das heißt im Klartext, neben einer stark zehrenden Pflanze dürfen sich nur mittel und schwach zehrende Gewächse befinden, damit kein Konkurrenzdruck entsteht. Bei sich abwechselnden Reihen bleibt die Übersicht gewahrt. Diese Anordnung empfiehlt sich insbesondere für Anfänger auf dem Gebiet Mischkultur. Die Königsdisziplin sieht auch innerhalb der Reihe unterschiedliche Gemüsesorten vor.
Ein Beispiel aus der Praxis: Auf dem im Herbst mit Kompost gedüngten und im Frühjahr gut aufgelockerten Beet wachsen Gurken (Starkzehrer), Bohnen (Schwachzehrer), Salat (Mittelzehrer), Sellerie (Starkzehrer) und Zwiebeln (Schwachzehrer) jeweils in Reihen nebeneinander. Nicht alle Gemüsesorten vertragen sich gleich gut, weshalb nicht beliebig kombiniert, sondern gezielt gute Nachbarn ausgewählt werden sollten.
Tipp: Vorher erstellte Skizzen erleichtern die Realisierung.
Zu welcher Kategorie gehören Kräuter?
Auf diese Frage gibt es keine allgemeinverbindliche Antwort. Einige mediterrane Kräuter wie Lavendel, Salbei, Rosmarin, Thymian und Oregano gedeihen als Sträucher. Gönnen Sie den wärmeliebenden Büschen ein sonniges Plätzchen, an dem sie mehrere Jahre lang wachsen können.
Der Mischkultur zugute kommen hingegen:
- Basilikum (Starkzehrer)
- Petersilie (Mittelzehrer)
- Borretsch (Mittelzehrer)
- Schnittlauch (Schwachzehrer)
- Minze (Schwachzehrer)
Gemüse-Allerlei mit Blumen
Leuchtende Blüten bringen Farbe ins Spiel. Auch wenn sich so manches Gemüse, etwa Kürbis und Zucchini, nicht hinter Sommerblumen verstecken muss, bereichern einjährige Ziergewächse die Mischkultur. Neben der optischen Verschönerung besteht auch ein praktischer Nutzen. Wie etwa Tagetes, die mit ihren Wurzelausscheidungen Nematoden im Boden zu Leibe rücken. Einen ähnlichen Effekt erzielen Sie mit Ringelblumen. Duft-Wicken binden mit ihren Wurzeln Stickstoff und düngen damit das Erdreich. Von den farbenfrohen Blüten angelockte Bienen und Hummeln naschen nicht nur am Nektar der Blumen. Bei der gebotenen Gelegenheit lassen sie sich die Gemüseblüten in direkter Nachbarschaft nicht entgehen.
Erfahrungsgemäß erhöht die Mischkultur die Ernte, denn Vergesellschaftungen harmonierender Gemüsearten fördern das Wachstum im privaten Nutzgarten. Der mannigfaltige Gemüse-Mix eignet sich insbesondere für kleinere Gärten, denn er kommt mit einer geringeren Anbaufläche aus.