Estragon ist ein besonders feines Kraut für die Küche und darf natürlich in einer guten Sauce béarnaise nicht fehlen. Doch auch in anderen Saucen oder Käsegerichten ist Estragon ein wichtiges Kraut, um den Geschmack auf besondere Weise zu verfeinern. Gleichzeitig hat Estragon auch eine Heilwirkung und wird bei Zahnschmerzen, Menstruationsbeschwerden wie auch zur Verdauung eingesetzt. Woher das Kraut stammt, wie es angebaut und verwendet wird, erfahren Sie in diesem Bericht.
Herkunft von Estragon
Das Heilkraut Estragon (Artemisia dracunculus) ist hauptsächlich in Sibirien sowie den kälteren Regionen Mittelasiens heimisch. In der heutigen Zeit ist die Heilpflanze aber nahezu überall auf der Welt anzutreffen. In Spanien und Südfrankreich finden Sie oft wilden Estragon, der bei einem Spaziergang hervorragend ernten lässt.
Die Gewürzpflanze gehört zu den Korbblütengewächsen und ist sehr entfernt mit Kamille, Löwenzahn und Ringelblume verwandt. Eine engere Beziehung besteht zu Beifuß, Wermut und zur Eberraute.
Dabei unterscheidet man zwischen
- Deutschen Estragon
- Französischem Estragon
- Russischem Estragon
Alle drei Unterarten zählen zur Art Artemisia dracunculus, wobei der Russische Estragon die Stamm- bzw. Urform darstellt.
Das Heilkraut kann eine Höhe von bis zu 150 Zentimeter erreichen. Kultiviert erreicht der Flachwurzler meist nur eine Höhe von rund 15 cm und bildet dabei cremeweiße bis hellbraune Wurzelhaare aus. Die Blätter sind schmal, spitz und weisen eine Länge von bis zu 3,5 Zentimeter auf. Sobald die Blätter zwischen den Fingern verrieben werden, verströmen sie einen angenehmen, süßlichen Duft. Die rispenähnlichen Blütenstände erscheinen beim Estragon zwischen Mai und Juni und haben einen Durchmesser von etwa 5 Millimeter.
Boden und Standort von Estragon
Estragon ist recht anspruchslos, was Boden und Standort angeht. Auch wenn das Küchenkraut einen sonnigen und geschützten Platz bevorzugt, gedeiht die Pflanze auch im Halbschatten mit mäßig trockenen Bedingungen. Damit die Heilpflanze bestens gedeiht, ist sie an einem sonnigen Platz mit durchlässigem und neutralem Boden aber bestens aufgehoben.
Aussaat und Anpflanzung
Die Aussaat erfolgt von Mitte März bis Ende April im Gewächshaus. Da Estragon ein Lichtkeimer ist, sollte das nährstoffarme Substrat nur leicht angedrückt werden. Wer die Aussaat im Freiland vornehmen möchte, sollte die Samen erst Ende April oder Anfang Mai ausbringen. Doch Vorsicht, Estragon benötigt Platz. Der Pflanzabstand sollte mindestens 50 Zentimeter betragen. Daher sollten die Pflänzchen auch auf dem Balkon in breite Kübel eingepflanzt werden. Insbesondere zu Beginn sollte penibel auf Unkräuter neben dem Estragon geachtet werden, da er als junge Pflanze sehr stark auf Konkurrenten achtet und diese überhaupt nicht mag.
Vermehrung von Estragon
Da Deutscher und Französischer Estragon keine Samen ausbildet, erhalten Sie diese nur vom Russischen Estragon. Um den Deutschen oder Französischen Estragon zu vermehren, teilen Sie ältere Pflanzen und setzen Sie an einen neuen Standort.
Das Küchenkraut sollte jedoch nie länger als vier Jahre am selben Standort stehen. Daher ist es wichtig, die winterharte Pflanze alle vier Jahre umzupflanzen.
Düngen und Gießen der Gewürzpflanze
Da das Gewürzkraut ein Schwach- bis Mittelzehrer ist, kommt Estragon mit Böden aller Art relativ gut klar. Ein wenig organischer Dünger wie Rindermist oder Düngepellets sind im Frühling im Garten empfehlenswert, damit Estragon gut gedeiht und wächst. Kultivieren Sie Estragon im Topf, sollten Sie diesen alle sechs bis acht Wochen düngen, um gute Erträge zu erhalten.
Beim Gießen sollte Staunässe vermieden werden. Die Heilpflanze mag lieber trockene Füße und mit zu viel Feuchtigkeit kommt die Pflanze nicht klar. Daher ist mäßiges Gießen optimal.
Ernte von Estragon
Estragon sollten Sie immer vor der Blüte ernten, da sonst das Aroma nicht so kräftig ist. Insbesondere kurz vor der Blüte sind die Blätter am aromatischsten. Allerdings kommt es in unseren Breiten eher selten zur Blüte, weshalb das Kraut ganzjährig geerntet werden kann. Die Blätter sollten Sie frisch verwenden, da sie so das beste Aroma haben. Beim Trocknen der Blätter müssen Sie mit erheblichen Geschmacksverlusten rechnen. Als weitere Konservierung dient das Einfrieren der Blätter, um sie so immer zum Würzen vorrätig zu haben.
Schädlinge und Krankheiten
Estragon ist äußerst robust und mitunter kann es zum Befall von Blattläusen kommen. Ansonsten müssen Sie eher weniger mit Schädlingen rechnen. Gelegentlich kann es auch zu Mehltau kommen, wenn die Pflanze Stress ausgesetzt war. Trockenheit oder Fressfeinde können Estragon schnell in Stress versetzen und so Mehltau begünstigen.
So verwenden Sie Estragon
Estragon ist nicht nur ein hervorragendes Würzmittel, sondern auch eine Heilpflanze der besonderen Art. Daher kann sie vielseitig verwendet werden.
Verwendung in der Küche
In der Küche finden alle Hauptarten des Estragons Verwendung. Während der Russische Estragon eher schwächer im Geschmack ist, haben der Deutsche und Französische Estragon deutlich mehr ätherische Öle und schmecken dementsprechend auch intensiver.
Estragon Blätter passen ausgezeichnet zu Lamm und Geflügel. Auch Ei- und Käsegerichte sowie Gerichte mit Rahmsaucen können mit dem Küchenkraut verfeinert werden. Fisch und Kartoffeln können Sie mit Estragon eine sehr feine Note verleihen.
Der Hauptbestandteil der Sauce béarnaise ist Estragon. Diese Sauce besteht aus Eigelb, Butter, Kräutern wie Estragon und Kerbel und sind eine beliebte Sauce zu Fisch oder Fleisch.
Doch auch der Estragonsenf ist äußerst beliebt und besteht aus Dijonsenf, etwas Essig und Honig und passt besonders gut zu Fleisch- und Fischgerichten wie auch zu Gemüse.
Kombiniert mit Kerbel oder Liebstöckel ergibt eine sehr interessante Kräutermischung, die für oben genannte Gerichte hervorragend verwendet werden kann. Dabei können Estragon wie auch die Kräutermischung mitgekocht werden, ohne dass das Aroma beeinträchtigt werden. Das Gegenteil ist sogar der Fall, da der Geschmack durch das Erhitzen noch intensiver wird. Angesichts dessen ist sparsam mit Estragon umzugehen.
Das Heilkraut Estragon
Estragon wird schon seit vielen Jahrhunderten als Heilpflanze genutzt. So soll das Kraut unter anderem die Verdauung unterstützen und den Appetit anregen. Auch bei leichten Zahnschmerzen soll Estragon ein wahres Wundermittel sein.
Im Kräuterbuch von P. A. Matthioli wurde die Pflanze vor allem bei Verstopfungen oder als harntreibendes Mittel verwendet. In einigen arabischen Ländern wird Estragon noch heute als Heilpflanze bei Epilepsie eingesetzt. In der Chinesischen Medizin hingegen ist Estragon eine Heilpflanze zur Entspannung für das Qi. Dort wird es hauptsächlich für Magen, Milz und Leber genutzt.
In der Volksmedizin ist das Heilkraut bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes oder zur Entgiftung im Einsatz. Doch auch für die Verdauung oder als Appetitanreger wird es in der Volksmedizin verwendet. Durch die zahlreichen Inhaltsstoffe soll Estragon folgende Wirkungen aufweisen:
- Antiepileptisch
- Antibakteriell
- Beruhigend
- Entkrampfend
- Entzündungshemmend
- Verdauungsfördernd
Dies ist auf die ätherischen Öle wie auch auf die enthaltenen Cumarine zurückzuführen. Allerdings gilt auch bei Estragon, dass die Menge das Gift macht. In den letzten Jahren gingen Wissenschaftler davon aus, dass der enthaltene Stoff Estragol im Verdacht steht, erbgutschädigend zu sein. Estragol kommt jedoch auch in Anis, Basilikum, Piment, Muskatnüssen, Lemongras und Fenchel vor, weshalb alle Pflanzen nur mit Vorsicht zu genießen sind. In geringen Mengen sind Estragon wie auch die anderen Pflanzen jedoch ohne Einschränkung zu genießen.
Im Grunde ist dies aber nichts anderes, wie bei allen Kräutern. Die Vielfalt machts und wer keine Unmengen dieser Gewürze verzehrt, ist immer auf der sicheren Seite. Selbst das tägliche Würzen mit Estragon ist kein Problem, da in der Regel immer nur sehr geringe Mengen zum Würzen genommen werden.