Wenn Sie gerne Feigen essen, haben Sie womöglich schon mal mit dem Gedanken gespielt, sich ein Feigenbäumchen zuzulegen. Der mediterrane Baum kann hierzulande problemlos im Kübel gehalten werden, in milden Regionen sogar im Garten. Dabei bieten Feigen zwei Überraschungen, mit denen die wenigsten gerechnet haben:
- Feigenbäume blühen nicht – zumindest nicht sichtbar.
- Die Bestäubung erfolgt durch die Feigenwespe.
Was hat es nun mit den Feigenwespen auf sich und heißt das, dass Feigen bei uns gar keine Früchte bilden können? Diese Fragen und wie Sie dennoch eigene Feigen ernten können, möchten wir Ihnen hier erläutern.
Feigenbaum – ein Steckbrief
Name: Echte Feige
Alternative Namen: Feige, Feigenbaum
Botanischer Name: Ficus carica
Familie: Maulbeergewächse
Wuchshöhe: bis zu 10 Meter
Herkunft: vermutlich Westasien, wird bereits seit der Antike im Mittelmeerraum kultiviert.
Feigenbäume sind in der Regel nicht winterhart, es gibt aber mittlerweile Züchtungen, die auch Frost überstehen.
Feigenbäumchen und die komplizierte Befruchtung
Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass Feigenbäume nicht blühen, denn sichtbare Blüten bildet die Pflanze tatsächlich nicht aus. Die Chinesen bezeichnen Feigenbäume sogar als „Wú hua go“ also als „Frucht ohne Blüte“. Doch wie soll das gehen? Ein Baum, der Früchte aber keine Blüten bildet. Nun, die Feige entwickelt statt Blüten ein sogenanntes Syconium, auch Fruchtstand genannt. Dabei handelt es sich um ein Organ, in dessen Innern die eigentlichen Blüten zu finden sind. Wie kommt es aber nun zu einer Bestäubung, wenn die Blüten umhüllt sind? Hier kommen die oben genannten Feigenwespen ins Spiel.
Feigen und Feigenwespen – der Kreislauf beginnt
Diese spezielle Wespenart ist gerade einmal 2 Millimeter groß und wird im Innern der Feige geboren. Aber der Reihe nach – so läuft der Kreislauf ab:
- Die Feigenwespen werden im Innern der noch unreifen Feige, also dem Syconium, geboren.
- Die Männchen müssen nun die Weibchen begatten.
- Im nächsten Schritt graben sich die Männchen, die im Übrigen keine Flügel besitzen, durch die Feige bis nach außen durch und weisen so den Weibchen den Weg in die Freiheit. Die Männchen sterben in der Folge.
- Jetzt fliegen die Weibchen los und suchen sich einen neuen Feigenbaum. Auf ihrem Weg dorthin sammeln sie Pollen.
- Am neuen Feigenbaum angekommen zwängt sich das Weibchen durch ein Loch in der Feige, das bereits vorhanden ist, und legt in der unreifen Frucht die Eier ab. Aus der Feier kommt das Weibchen allerdings nicht mehr heraus und stirbt dort.
- Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich verpuppen und zu neuen Feigenwespen heranwachsen. Gleichzeitig wird die befruchtete Feige reif.
- Nun beginnt der Kreislauf wieder von vorne.
Da die Feigenwespe ausschließlich in warmen Gefilden vorkommt, wird ein Feigenbaum, der beispielsweise aus dem Mittelmeerraum stammt, bei uns niemals Früchte tragen, da sich die Wespen hier nicht entwickeln können. Stattdessen wurden im Laufe der Zeit Feigen gezüchtet, die auch ohne die Befruchtung von Wespen Früchte tragen können.
Diese Feigensorten eignen sich für den Garten
Möchten Sie Ihr Feigenbäumchen im Garten auspflanzen, sollte dieses winterhart sein, sofern Sie nicht in einer milden Region Deutschlands, wie etwa einer Weinbauregion wohnen. Alle hier genannten Sorten sind also frostunempfindlich und selbstfruchtend:
- Bananenfeige
- Bornholmfeige
- Brooklyn Dark
- Brooklyn White
- Brown Turkey
- Celeste
- Dalmatie
- Dauphine
- Desert King
- Goutte d´or
- Hardy Chicago
- Ice Crystal
- Lussheim
- Negronne
- Pastiliere
- Petrovaca
- Ronde de Bordeaux
- Sal´s Fig
- Verdal
Feigenbäumchen: Standort und Substrat
Möchten Sie ein Feigenbäumchen im Garten pflanzen, dann sollten Sie dies im Frühjahr tun, damit der Baum Zeit hat, sich über den Sommer gut einzuwurzeln. Achten Sie darauf, dass die Erde nicht zu dicht ist, notfalls mit Sand auflockern. Ansonsten stellen Feigenbäume an die Erde keine großen Ansprüche. Wenn Sie ihnen einen neutralen oder leicht sauren Boden geben, sind sie schon zufrieden. Soll der Feigenbaum im Kübel gepflanzt werden, ist herkömmliche Blumenerde vollkommen ausreichend.
Beim Standort bevorzugen Feigenbäumchen Sonne, Sonne und ach ja, Sonne. Allerdings sollte der Baum geschützt stehen, etwa an einer Mauer oder nahe der Hauswand. So kann die Wärme, die von den Steinen reflektiert wird, die Pflanze zusätzlich verwöhnen.
Die Pflege Ihres Feigenbäumchens
Mit der richtigen Pflege können Sie Ihr Feigenbäumchen gut durchs Jahr bringen. Wir zeigen Ihnen, wie´s geht.
Feigenbäumchen gießen
Man könnte annehmen, dass Feigenbäume aufgrund ihrer Herkunft nicht nur Sonne und Wärme lieben, sondern auch mit wenig Wasser auskommen. Das ist allerdings nicht so. Gerade wenn Sie das Feigenbäumchen im Kübel halten, ist ein regelmäßiges Gießen anzuraten, da das Wasser hier schneller verdunstet. Aber auch im Garten freuen sich die Bäume über Wassergaben, besonders dann, wenn der Boden oberflächlich bereits trocken ist. Zu viel Gießen ist aber auch nicht gut, daher sollten Sie ein gutes Mittelmaß wählen. Ganz wichtig ist, dass Sie darauf achten, dass keine Staunässe entsteht, denn das vertragen Feigenbäumchen nicht. Legen Sie daher eine Drainage an und/oder sorgen Sie dafür, dass das Wasser im Kübel abfließen kann.
Feigenbäumchen düngen
Eigentlich können Sie auf das Düngen von Feigen verzichten, denn die Nährstoffe, die sich in der Erde befinden, genügen in der Regel. Düngen Sie nur leicht alle 4 bis 6 Wochen, wenn Sie vermeiden wollen, dass die Feigen zu früh abgeworfen werden. Zwischen April und September können Sie daher einen Kaliumdünger geben, aber auch Kompost ist möglich. Im Kübel dürfen Sie gerne etwas mehr geben, da die Nährstoffe hier begrenzt sind.
Feigenbäumchen schneiden
Ein Rückschnitt des Feigenbäumchens ist nicht notwendig. Sollten Äste Frostschäden davongetragen haben, werden diese ebenso entfernt, wie Zweige, die sich gegenseitig behindern. Auch wenn Ihr Feigenbaum verkahlt oder zu dicht wächst, kann ein Schnitt im Frühjahr sinnvoll sein.
Feigen ernten
Feigen sind zu Beginn noch klein, relativ dunkel und vor allem hart. Reif sind die Früchte, wenn folgende Punkte eintreten:
- Die Farbe verändert sich, die Früchte werden lila bis grüngelb.
- Die Schale ist mit einer weißlichen Wachsschicht überzogen.
- Die Früchte sind weich.
- Der Fruchtstiel ist leicht abgeknickt.
Geerntet wird im Herbst. Nach der Ernte sollten Sie Feigen schnell verzehren, denn sie sind nur etwa 2 bis 3 Tage haltbar. Um die Haltbarkeit zu verlängern, können Sie Feigen einfrieren, trocknen, einlegen oder vakuumieren.
Feigenbäumchen umtopfen
Feigenbäume wachsen mit 20 bis 40 Zentimetern im Jahr relativ schnell. Im Kübel werden die Bäume – je nach Größe des Pflanzgefäßes, bis zu 2,5 Meter hoch. Gönnen Sie Ihrem Feigenbäumchen alle 2 bis 3 Jahre einen größeren Topf. Dabei sollte dieser etwa 5 Zentimeter größer sein als das alte Gefäß. Wenn der Kübel seine maximale Größe erreicht hat und Sie nicht mehr umtopfen können, stellt auch der Feigenbaum das Wachstum ein und wird nicht mehr größer.
Feigenbäumchen vermehren
Feigenbäumchen lassen sich auf zwei unterschiedliche Arten vermehren:
Vermehrung durch Samen
Entweder holen Sie sich Feigensamen bei uns im Onlineshop, alternativ nehmen Sie die Samen, die sich in den Feigen befinden. Und so gehen Sie vor:
- Bei Samen aus Früchten werden diese auf einem Küchenpapier getrocknet.
- Geben Sie die trockenen Samen nun in Töpfe mit Anzuchterde.
- Bedecken Sie die Samen nur dünn mit Erde.
- Befeuchten Sie das Substrat vorsichtig, am besten mit einem Zerstäuber, um die Samen nicht wegzuschwemmen.
- Stellen Sie die Anzuchttöpfe an einen hellen und warmen Ort.
- Stülpen Sie eine durchsichtige und durchlöcherte Plastikhaube über die Töpfe, um die Feuchtigkeit zu erhöhen.
- Lüften Sie regelmäßig und gießen Sie immer wieder etwas.
- Sind die Keimlinge ca. 10 Zentimeter groß, können Sie sie in einen größeren Topf setzen.
Die Keimung tritt bereits nach rund 10 bis 14 Tagen ein.
Vermehrung durch Stecklinge
Möchten Sie diese Variante ausprobieren, dann tun Sie dies am besten im April oder Mai.
- Schneiden Sie einen Steckling mit einer Länge von ca. 15 Zentimeter ab.
- Ob der Trieb bereits verholzt ist oder nicht, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass sich daran keine Frucht befindet.
- Bis auf die oberen Blätter werden alle anderen entfernt.
- Geben Sie den Steckling nun in ein Glas mit Wasser oder in einen Topf mit Blumenerde.
- Stellen Sie den Steckling an einen hellen und warmen Ort. Der Steckling in der Erde muss regelmäßig gegossen werden.
- Haben sich Wurzeln gebildet, kann der Steckling in einen eigenen bzw. in einen größeren Topf umziehen.
Es ist auch möglich, einen Feigenbaum über sogenannte Steckhölzer zu vermehren. Der Ablauf ist wie bei den Stecklingen, nur dass Sie für Steckhölzer keine Triebspitzen brauchen, sondern verholzte Äste, die im Herbst bzw. Winter geschnitten werden. Die weiteren Schritte sind analog zu den Stecklingen.
Feigenbäumchen überwintern
Auch wenn Ihr Feigenbäumchen winterhart ist, sollten Sie vorsorglich an einen Winterschutz denken. Bei Pflanzen, die im Kübel gehalten werden, ist es einfach. Diese werden nämlich vor dem Winter einfach in ein kühles Winterquartier gestellt. Es sollte nicht ganz dunkel sein, braucht aber keine besondere Helligkeit. Die Blätter wirft der Feigenbaum ab, gießen sollten Sie von Zeit zu Zeit, damit die Erde nicht ganz austrocknet.
Befindet sich Ihr Feigenbäumchen im Garten, dann ist eine Schutzschicht aus Mulche, Laub, Reisig, Stroh oder dergleichen anzuraten. Auch den Baum selbst können Sie mit Vlies schützen, indem Sie ihn einpacken. In milden Gegenden Deutschland kann möglicherweise auf einen Frostschutz verzichtet werden.
Krankheiten und Schädlinge am Feigenbaum
Eigentlich sind Feigenbäume sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten oder Schädlinge. Dennoch gibt es das eine oder andere anzumerken:
Krankheiten
- Feigen-Mosaikvirus: Die Krankheit hört sich gefährlich an, ist sie glücklicherweise aber nicht. Das Virus befällt die Blätter und verfärbt diese, sie werden mit einem hellen Mosaikmuster überzogen. Besonders wenn das Wetter zu nass ist, kann es zu dieser Krankheit kommen. Für die Pflanze ist das Virus aber nicht gefährlich.
- Rost: Die Pilzerkrankung befällt die Blätter und zeigt sich durch rot-braune Flecken. Werden diese festgestellt, sollten Sie alle befallenen Blätter entfernen und diese vernichten. Der Rost wird durch feuchte Witterung und nasse Blätter begünstigt, das Feigenbäumchen nie über die Blätter gießen.
- Sonnenbrand: Gerade bei Jungpflanzen oder Bäumen, die aus dem Winterquartier kommen und bereits austreiben, kann sich auf den zarten Blättern Sonnenbrand bilden. Das sieht unschön aus, ist aber für die Pflanze kein Problem. An besonders heißen Tagen können Sie Kübelpflanzen einfach an einen halbschattigen Ort stellen.
Schädlinge
- Kirschessigfliege: Dieser Schädling ist bei uns relativ neu, er wurde 2011 aus Asien eingeschleppt. Die Fliege legt Ihre Eier auf den Feigen ab, die Larven ernähren sich von den Früchten, die entsprechend Schaden nehmen. Leider gibt es gegen die Kirschessigfliege noch keine Mittel.
- Käfer: Vom Dickmaulrüssler über den Rüsselkäfer bis hin zum Zitrusbockkäfer – diese Insekten machen sich gerne an Feigenbäumen zu schaffen. Zum einen nagen Sie an den Blättern, die Larven des Dickmaulrüsslers leben dagegen in der Erde und schädigen die Wurzeln. Die Käfer können abgesammelt werden, gegen die Larven können Sie Neemöl oder Nematoden einsetzen.
- Wühlmäuse: Die Nager haben es auf die Wurzeln der Feigenbäume abgesehen. Schutz bieten feinmaschige Wühlmaussperren aus Draht, die die Wurzeln schützen.
- Stare: Feigen scheinen den Vögeln zu schmecken, die meist in Scharen auftreten. Abschreckmaßnahmen werden relativ schnell umgangen, wenn die Tiere feststellen, dass keine Gefahr droht. Gegen Stare hilft lediglich ein Vogelnetz, das die ganze Baumkrone schützen sollte. Löcher oder Öffnungen sind zu vermeiden, da die klugen Vögel so einen Weg zu den begehrten Feigen finden.