Bei vielen Pflanzen rätselt man, woher der deutsche Name kommt, beim Fingerhut muss man gar nicht viel erklären, denn wer sich die Pflanze betrachtet, erkennt sofort, dass die Blüten Fingerhüten zum Verwechseln ähnlich sehen. Wer aufmerksam durch die Natur schlendert, dem wird wilder Fingerhut immer wieder begegnen. Die Schönheit ist aber auch im eigenen Garten nicht zu verachten. So schön die Pflanze ist, so giftig ist sie aber auch. Wir möchten uns den Fingerhut einmal genauer betrachten.
Fingerhut – ein Steckbrief
Name: Fingerhut
Botanischer Name: Digitalis
Alternative Namen: Fingerkraut, Fuchskraut, Waldglöckchen, Waldschelle
Familie: Wegerichgewächse
Vorkommen: Europa, Marokko, Westasien, Süd- und Nordamerika
Arten: 25
Größe: bis zu 2 Meter hoch
Blütenfarben: Rosa, Lila, Rot, Gelb, Weiß
Blütezeit: Juni bis August
Zweijährig
Stark giftig
Die Ansprüche von Fingerhut
Der Fingerhut ist eigentlich relativ anspruchslos. Einmal gepflanzt oder gesät, kann er sich gut selbst überlassen werden. Trotzdem sollten Sie auf ein paar wenige Punkte achten:
- Standort: Fingerhut mag besonders halbschattige Plätze. Da er sich in der Mittagssonne nicht wohl fühlt, sollten Sie solche Standorte vermeiden.
- Erde: Humus-, nährstoffreich und locker, gerne auch sauer, damit ist der Fingerhut schon zufrieden. Wenn es geht, sollte der Boden zudem kalkarm sein.
- Gießen: Bei längeren Trockenperioden gießen Sie den Fingerhut mäßig, ansonsten benötigt er kaum Wassergaben. Achten Sie darauf, dass keine Staunässe entsteht, was bei einem lockeren Boden eigentlich nicht der Fall sein sollte.
- Düngen: Fingerhut muss nicht zwingend gedüngt werden. Wenn die Erde humus- und nährstoffreich ist, genügt das vollkommen. Ansonsten können Sie im Frühling einmal eine Düngergabe verabreichen.
- Schnitt: Ein Rückschnitt ist nicht nötig, kann aber sinnvoll sein. Der Grund: Fingerhut sät sich selbst aus. Wer dies vermeiden möchte, sollte nach dem Abblühen die Blütenstände entfernen.
Da Fingerhut zweijährig ist, blüht er erst im zweiten Jahr. Danach geht er ein, sät sich, wie schon erwähnt, aber selbstständig aus. Deswegen wird er auch gerne als Wanderer im Gartenbeet bezeichnet. Er taucht daher immer wieder an neuen Standorten auf.
Die Fingerhut-Arten
Vom Fingerhut sind rund 25 Arten bekannt, davon sind die folgenden fünf die bekanntesten:
- Roter Fingerhut: Er bietet die typischen rosafarbenen Blüten, die man auch beim Wilden Fingerhut findet. Er blüht im Juni und Juli und wird bis zu 130 Zentimeter groß.
- Spanischer Fingerhut: Da er aus wärmeren Gefilden kommt, benötigt er im Winter einen Schutz, da er nur bedingt winterhart ist. Bietet im Juli und August orange-gelbe Blüten und wird bis zu 70 Zentimeter hoch.
- Großblütiger Fingerhut: Auch ihn kann man in der freien Natur immer wieder antreffen. Er blüht in der Farbe Gelb und das von Juni bis August. Seine Höhe beträgt bis zu 100 Zentimetern.
- Garten-Fingerhut: Dabei handelt es sich um eine Hybridpflanze, die aus dem Großblütigen und dem Roten Fingerhut entstanden ist. Die Blüten sind rosa bis orange, er blüht von Juni bis August und wird 70 Zentimeter hoch.
- Rostiger Fingerhut: Besonders an sonnigen Standorten kann er gepflanzt werden. Seine Blüten sind orange bis rot und im Juni und Juli zu sehen. Er erreicht Höhen von bis zu 120 Zentimetern.
Fingerhut aussäen
Fingerhut gibt es als Jungpflanze zu kaufen, Sie können ihn aber – neben der natürlichen Aussaat – auch gezielt säen. Dafür ist der Herbst der beste Zeitpunkt. Streuen Sie die Samen großflächig einfach auf das Blumenbeet und bedecken Sie sie mit einer dünnen Humusschicht, damit die kleinen Samen nicht vom Wind weggetragen werden.
Neben dem Herbst lässt sich Fingerhut auch im Frühling oder im Sommer aussäen. Ebenfalls ist es möglich, ihn in Töpfe zu säen und erst die Jungpflanze ins Beet zu setzen. Eine Aussaat in Anzuchtschalen wird nicht empfohlen, da sich die Pflanzen schlecht pikieren lassen.
Krankheiten und Schädlinge am Fingerhut
Hier können wir Gutes vermelden: Fingerhut hat aufgrund seiner giftigen Inhaltsstoffe kaum mit Schädlingen zu kämpfen. Auch Krankheiten halten sich in Grenzen, wenn sie auftauchen, sind sie mit Pflegefehlern in Verbindung zu bringen:
- Echter Mehltau: Er tritt als sogenannter Schönwetter-Pilz auf und bildet einen weißen Belag auf den Blattoberseiten. Da dies oftmals zum Ende des Sommers hin der Fall ist, ist eine Bekämpfung nicht zwingend nötig. Ansonsten können Sie mit einer Milch-Wasser-Mischung im Verhältnis 1:8 die Blätter einsprühen.
- Blattfleckenkrankheit: Diese Krankheit zeigt sich durch braune Flecken auf den Blättern. Achten Sie auf den richtigen Standort und pflanzen Sie die Blumen in einem entsprechenden Abstand. Bitte nicht die Blätter gießen! Ein Hausmittel gegen die Blattfleckenkrankheit gibt es noch nicht. Wenn Sie nicht auf chemische Mittel zurückgreifen wollen, sollten Sie befallene Pflanzen entsorgen, da die Krankheit schnell auf andere Pflanzen überspringen kann.
- Wurzelfäule: Werden Blätter hellgrün oder gelb und verwelken einzelne Triebe, dann handelt es sich womöglich um die Wurzelfäule. Diese tritt auf, wenn der Fingerhut zu feucht gehalten wird und Staunässe entsteht. Betroffene Pflanzen sind meist nicht mehr zu retten.
Fingerhut – Gift- und Heilpflanze
Dass Fingerhut giftig ist, dürfte den meisten bekannt sein. Dass er aber auch als Heilpflanze eingesetzt wird – und das wohl schon seit dem 6. Jahrhundert, weiß nicht jeder. Heilende Wirkung haben die Inhaltsstoffe Digoxin und Digitoxin, die bei Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Als Medikament gegen Herzinsuffizienz ist Digitalis erhältlich – gleichzeitig der botanische Name des Fingerhuts. Hierbei kommt es immer auf die richtige Dosierung an, denn bei zu hoher Dosierung ist der Wirkstoff tödlich, bei zu geringer wirkungslos.
Die stark giftige Wirkung des Fingerhuts kommt von Glykosiden, wie Digitoxin, Gitaloxin und Gitoxin. Am höchsten ist die Konzentration in den Blättern, dennoch ist die gesamte Pflanze hochgiftig. Das heißt: Wenn Sie mit Fingerhut arbeiten, ziehen Sie sich bitte immer Handschuhe an. Sofern Sie Kinder oder Tiere im Haushalt haben, verzichten Sie auf das Anpflanzen von Fingerhut.
Fingerhut kann folgende Vergiftungserscheinungen hervorrufen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Nervenschmerzen
- Sehstöhrungen
- Herzrhythmusstörungen
Bei Verdacht einer Vergiftung durch Digitalis rufen Sie bitte sofort den Notarzt. Bei Nichtbehandlung kann es zum Herzstillstand kommen. Glücklicherweise sind Vergiftungen mit Fingerhut sehr selten, da die Giftigkeit der Pflanze weitläufig bekannt ist.