Fleischfressende Pflanzen sind schon seit rund 150 Jahren bekannt. Charles Darwin hat sich 1875 in seinem Buch „Insektenfressende Pflanzen“ ausführlich mit diesen außergewöhnlichen Pflanzen beschäftigt und sein Wissen niedergeschrieben. Zudem hat er die Pflanzen erforscht und konnte belegen, dass fleischfressende Pflanzen tatsächlich Fleisch fressen – und das mit gutem Grund, wie Sie in dem Artikel feststellen können.
Wissenswertes über fleischfressende Pflanzen
Vor fleischfressenden Pflanzen, die auch unter den Namen Karnivoren oder Insektivoren bekannt sind, müssen Sie aber keine Angst haben. Sie können sogar beruhigt ihren Finger in die Pflanzen stecken, ohne dass sie ihn verlieren. Deshalb können Sie diese auch problemlos zu Hause aufstellen, auch wenn Sie Kinder haben. Denn wie wir alle wissen, sind Kinder neugierig und werden natürlich ihre kleinen Fingerchen nicht von der Pflanze lassen, da sie die Dinge ausprobieren möchten. Doch woher kommen diese Pflanzen und weshalb gibt es sie?
Fleischfressende Pflanzen haben sich entwickelt, wie alle anderen Lebewesen auf der Erde auch. Vorwiegend die Pflanzen, die auf besonders nährstoffarmen Böden und in lebensfeindlicher Umgebung wachsen, haben sich evolutionär auf ihr Leben eingestellt. Denn auch Pflanzen benötigen Nährstoffe und sind unter anderem auf Kalium, Stickstoff und Phosphat angewiesen. Da die Böden jedoch nicht viel hergeben, müssen sich die fleischfressenden Pflanzen anders versorgen. So haben sie damit begonnen, Kleinstlebewesen wie etwa Insekten anzulocken und zu fressen. Im Grunde benötigen die Pflanzen aber kein Fleisch, sondern lediglich die Nährstoffe. Da diese aber im Boden nicht vorhanden sind, haben die Pflanzen andere Strategien entwickelt, um zu überleben.
Diese außergewöhnlichen Pflanzen gibt es nahezu überall auf der Welt. Sie sind vorzugsweise am oder im Wasser, wie auch in feuchten und sehr nährstoffarmen Moorgebieten zu finden. Heimisch sind unter anderem verschiedenen Sonnentau- (Drosera) oder Fettkraut-Arten wie Pinguicula vulgaris, sie in Moorgebieten zu finden sind. An nährstoffarmen Gewässern ist beispielsweise der Gemeine Wasserschlauch (Utricularia vulgaris) zu finden. Einige Arten davon können Sie sogar als Zimmerpflanze kultivieren. Dazu aber später mehr.
Die unterschiedlichen Arten der fleischfressenden Pflanzen
Die Karnivoren locken ihre Beute auf sehr unterschiedlich Art an. Sei es durch einen sehr intensiven Duft, durch leuchtende Farben oder durch leuchtende Tropfen, die nach Nektar duften und auch so aussehen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, wie es einige Sonnentau-Arten vormachen. Sie haben lange Tentakel und Fangklappen und befördern dann die Tiere in den Verdauungsbereich.
Bei fleischfressenden Pflanzen müssen Sie jedoch unterscheiden. Grundsätzlich gibt es drei Strategien, wie die Pflanzen ihre Beute fangen. Zum einen wäre dies die Klappfalle, wie etwa bei der Venusfliegenfalle. Zum anderen Klebefallen wie beim Sonnentau. Und zu guter Letzt die Fallgruben, wie sie bei den Schlauchpflanzen vorkommen.
Venusfliegenfalle
Die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) ist eine der Karnivoren Art, die sehr bekannt und äußerst beliebt ist. Sie ist in nahezu jedem Baumarkt und Gartenfachmarkt zu finden. Die fleischfressenden Pflanzen zählen zur Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae) und ihre Fangmethode ist sehr außergewöhnlich. Die Venusfliegenfalle hat Fangblätter ausgebildet an dessen Ränder sich Borsten befinden, die recht spitz sind. Da die Innenseite der Fangblätter eine intensive rote Farbe aufweist und gleichzeitig auch eine Lockflüssigkeit bildet, werden Fliegen magisch angezogen. Doch das ist noch lange nicht alles. Auf der Innenseite der Fangblätter, die über winzig kleine Auslöseborsten verfügen. Sobald also eine Fliege das Fangblatt berührt, werden die Auslöseborsten ausgelöst und das Blatt schließt sich innerhalb von wenigen Millisekunden. Durch die versetzen Borsten am Blattrand verzahnen sie sich und die Beute kann nicht mehr heraus.
Kaum ist die Falle geschlossen, wird zuerst von der fleischfressenden Pflanze geprüft, ob es sich auch lohnt, die Verdauung zu starten. Lohnt es sich nicht, öffnet sich das Fangblatt wieder und die Beute fällt heraus. Lohnt es sich jedoch, werden die Ränder des Fangblattes versiegelt und es wird ein Verdauungssekret in die Kammer geleitet. Sobald die Beute verdaut ist, was meist wenige Tage dauert, öffnet sich die Kammer wieder und wartet auf neue Beute. Bis zu fünfmal pro Blatt kann sich der Vorgang wiederholen. Spätestens danach stirbt das Blatt ab.
Sonnentau
Heimisch sind in Deutschland drei Arten dieser fleischfressenden Pflanze. Neben der Drosera intermedia sind auch Drosera rotundifolia und Drosera anglica heimisch. Doch Vorsicht, da sie alle drei auf der Roten Liste stehen, dürfen die wildwachsenden Pflanzen nicht aus der Natur entnommen werden. Die Wuchsform aller Sonnentau-Arten ist sehr unterschiedlich, die Fangmethode aber ähnlich. Bei allen drei Arten des Sonnentaus sind auf den Blätter bewegliche Tentakel, die an der Spitze eine klebrige und zuckrige Masse haben. Der Duft des Sekrets lockt kleine Insekten an und kaum sind sie auf der Pflanze gelandet, können sie sich nicht mehr von ihr lösen, da sie festkleben. Sofort kommt die beweglichen Tentakel zum Zug und beugt sich über das Insekt, sodass der Haltegriff dem Tier keine Chance mehr lässt. Zudem wird aus den Tentakeln ein Verdauungssekret abgesondert, welches das Insekt langsam zersetzt, damit die Nährstoffe herausgelöst werden können. Ist das Insekt verdaut, geht der Fang von vorn los.
Fettkraut
Fettkraut (Pinguicula) ist ähnlich gestrickt wie der Sonnentau, was die Fangmethode angeht. Allerdings verfügt das Fettkraut nicht über Tentakeln, sondern hat an den Blättern kleine Drüsen, die ein sehr klebriges Locksekret ausscheiden. Die Insekten bleiben auch hier an dem Sekret des Fettkrauts kleben und der Verdauungsprozess setzt ein. Die fleischfressende Pflanze Fettkraut punktet dabei auch durch ihre hübsche lila, rosa oder weiße Blüte, die sehr schön anzusehen ist.
Kannen-, Krug- und Schlauchpflanzen
Diese fleischfressenden Pflanzen sind ebenfalls sehr bekannt und fast überall erhältlich. Alle drei Arten verfügen im unteren Teil in ihrer Kanne, dem Krug oder dem Schlauch über einen Cocktail, der aus verschiedenen Verdauungsenzymen besteht, aber einen betörenden Duft verströmt. Durch diesen süßlichen Duft werden die Insekten angelockt, die sich an den Rand setzen. Da aber hier eine spezielle Flüssigkeit zu finden ist, die die Wände der Kanne, des Krugs oder des Schlauchs zu einer Schlitterbahn machen, können sich die Tiere nicht mehr halten und rutschen ins Innere, direkt in den Verdauungstrakt. Dort landen sie in der Verdauungsflüssigkeit und werden zersetzt.
Mit einer guten Pflege könne diese „Gefäße“ der fleischfressenden Pflanzen durchaus bis zu einem Meter lang werden, weshalb sie auch viel Platz einnehmen. Bekannte Arten sind bei den Kannenpflanzen Nepenthes ventricosa x inermis (Hybridform), Nepenthes truncata und Nepenthes rafflesiana. Bei den Krugpflanzen ist Cephalotus follicularis am bekanntesten und bei den Schlauchpflanzen sind es die Arten Sarracenia purpurea, Sarracenia flava und Sarracenia psittacina.
Eine ganz besondere Fangmethode, hat jedoch eine Wasserschlauch-Art. Sie verfügt über Saugfallen, die ihr helfen Wasserflöhe und kleine Krebse fangen zu können. Hierbei bildet die Pflanze einen Unterdruck, um die Beutetiere anzusaugen. Durch die Fangblasen werden die Tiere dann festgehalten und verdaut.
Die einzelnen Gattungen der fleischfressenden Pflanzen
Es gibt rund 20 unterschiedliche Gattungen, die ebenfalls in verschiedene Arten unterteilt werden. Allerdings kann eine Gattung nicht nur karnivore, sondern auch präkarnivore Arten enthalten.
- Bromelie (Brocchinia) sowie Bromelie (Catopsis)
- Fettkraut (Pinguicula)
- Hakenblatt (auch Dreifaltigblatt) (Triphyophyllum)
- Kannenpflanze (Nepenthes)
- Kobralilie (Darlingtonia)
- Regenbogenpflanze (Byblis)
- Reusenfalle (Genlisea)
- Schlauchpflanze (Sarracenia)
- Sonnentau (Drosera)
- Sumpfkrug (Heliamphora)
- Taublatt (Drosophyllum)
- Venusfliegenfalle (Dionaea)
- Wasserfalle (Aldrovanda)
- Wasserschlauch (Utricularia)
- Zwergkrug (Cephalotus)
- Zu den präkarnivoren Arten zählen unter anderem:
- Taupflanze (auch Wanzenpflanze) (Roridula)
- Teufelskralle (Ibicella)
- Teufelskralle (Proboscidea)
Diese Ansprüche haben fleischfressende Pflanzen
Hier gilt natürlich, dass die Pflanze so gut es geht an die natürlichen Bedingungen angepasst wird. Möchten Sie also fleischfressende Pflanzen in Ihrem Zuhause haben, sollten Sie wissen, was sie bevorzugt.
In der Regel haben die fleischfressenden Pflanzen einen sehr kargen Boden, in dem kaum Nährstoffe sind. Daher ist gewöhnliche Blumenerde ungeeignet. Es gibt eine spezielle Erde für Karnivoren, die der ideale Grundstein ist. Gedüngt werden die Pflanzen selbstverständlich nicht. Zumal die meisten fleischfressenden Pflanzen sehr negativ auf eine Düngung reagieren und es fast schon der sichere Tod der Pflanze ist.
Fleischfressende Pflanzen kommen in der Regel aus sonnigen und heißen Gebieten. Das heißt, dass sie einen halbschattigen Standort lieben und sich dort am besten entfalten können. Aber keine Angst, die Pflanze zeigt Ihnen genau, was sie möchte. Bei der Venusfliegenfalle entwickeln sich die roten Blätter nicht richtig und aus dem leuchtenden Rot wird eher ein dezentes Rosa. Ist dies der Fall, wissen Sie, dass die fleischfressenden Pflanzen zu wenig Licht haben.
Auch die Luftfeuchtigkeit ist wichtig, weshalb Sie einige, aber nicht alle Pflanzen, ab und zu mit destilliertem Wasser oder Regenwasser besprühen sollten. Das Badezimmer ist der ideale Ort, um fleischfressende Pflanzen aufzustellen. Ob Ihre Fleischfresser besprüht werden sollten oder nicht, hängt natürlich von der jeweiligen Sorte ab.
Zudem müssen Sie auch kalkhaltiges Wasser verzichten, da es die Fleischfresser gar nicht mögen. Das Gießen sollte stets von unten erfolgen. Das heißt, dass es perfekt ist, wenn Sie etwas Regenwasser oder destilliertes Wasser in den Untertopf gießen.
Grundsätzlich sollten Sie auf die Fütterung Ihrer fleischfressenden Pflanzen verzichten. Einmal ist es kein Problem, um die Pflanze beim Fang und bei der Verdauung zu beobachten. Auf Dauer könnte dies dazu führen, dass die Pflanze komplett abstirbt. Denn die meisten Blätter sterben nach einigen Fängen ab. Einige sogar bereits nach dem ersten Fang. Damit immer genügend Blätter nachwachsen können, ist es daher nicht empfehlenswert, die Pflanze zu füttern.
Bei der Pflege der fleischfressenden Pflanzen können Sie einiges falsch machen. Erkundigen Sie sich vorher auf jeden Fall über die optimalen Bedingungen, damit auch Ihr Zuhause fliegenfrei wird.