Kennen Sie den phänologischen Kalender? Die Basis des Kalenders der Natur sind die natürlichen Prozesse, die Landwirten und Gärtnern eine gute Hilfe für ihre Arbeiten sind. Erfahren Sie im folgenden Artikel, was es mit dem phänologischen Kalender auf sich hat und wie er Ihnen behilflich sein kann.
Was ist Phänologie?
Bei der Phänologie handelt es sich um eine alte Wissenschaft. Sie wird seit über einem Jahrhundert praktiziert. Carl von Linné gilt als Begründer der Phänologie. Der Naturwissenschaftler aus Schweden schuf im 18. Jahrhundert die Grundlage der Klassifikation der Tiere und Pflanzen und erstellte den Blütenzeitenkalender. In Deutschland fing die systemische Erfassung im 19. Jahrhundert an. Mittlerweile gibt es ungefähr 1.300 Beobachtungsstellen.
Durch das Beobachten der jährlichen Naturereignisse und Verhaltensweisen von Tieren und Pflanzen definiert die Phänologie zehn Jahreszeiten. Der Begriff Phänologie lehnt sich dem Griechischen an und kann mit „Lehre von den Erscheinungen“ übersetzt werden. Auch der Deutsche Wetterdient, der Polleninformationsdienst und die Klimaforschung befassen sich mit den Entwicklungs- und Wachstumserscheinungen von Pflanzen, die periodisch im Jahresverlauf wiederkehren.
Pflanzen und Tiere reagieren auf kleine Wetter- und Temperaturveränderungen sehr sensibel. Sie passen ihr Verhalten an diese Veränderungen an. Zum Beispiel konnten durch Beobachtungen festgestellt werden, dass Tiere ihre Paarungszeit und den Beginn der Winterruhe an die klimatischen Bedingungen anpassen. Pflanzen richten die Zeitpunkte der Blütezeit, des Blattaustriebes, des Blattfalls und des Fruchtfalls nach dem Wetter und den Temperaturen.
Hobbygärtner, Naturliebhaber, Förster und Landwirte betreuen die Beobachtungstellen und notieren ihre Beobachtungen in Meldebögen, die sie zum Deutschen Wetterdienst schicken. Der Wetterdienst wertet die Daten aus und archiviert sie.
Die Rolle der Zeigerpflanzen
Zeigerpflanzen sind Pflanzen, die von sogenannten abiotischen Umweltfaktoren stark abhängig sind. Abiotische Umweltfaktoren sind unter anderem der Salzgehalt, die Feuchtigkeit oder das Licht. Zum Beispiel kommt die Trollblume ausschließlich auf feuchten Böden vor und die Heidelbeere ist nur auf einem sauren Boden zu finden. Die Große Brennnessel benötigt einen stickstoffhaltigen Boden, sodass sie bei gehäuftem Auftreten dem Gärtner die Bodenverhältnisse anzeigt.
Der phänologische Kalender wird von der Entwicklung einiger Zeigerpflanzen definiert. Die Dauer und der Beginn der zehn Jahreszeiten sind von Ort zu Ort und von Jahr zu Jahr unterschiedlich. In einigen Regionen kann der Vorfrühling bereits im Januar anfangen, wenn ein milder Winter vorausging. Aufgrund der gesammelten Daten ist ersichtlich, dass sich der Winter in Deutschland verkürzt und die Vegetationszeit um bis zu 3 Wochen verlängert hat.
Bestimmte Zeigerpflanzen definieren die 10 phänologischen Jahreszeiten:
- Vorfrühling – Blütezeit der Haselnuss (Corylus avellana)
- Erstfrühling – Blütezeit der Forsythie (Forsythia x intermedia)
- Vollfrühling – Blütezeit des Apfels (Malus)
- Frühsommer – Blütezeit des Schwarzen Holunders (Sambuccus nigra)
- Hochsommer – Blütezeit der Sommerlinde (Tilia cordata)
- Spätsommer – Reifezeit der Kläräpfel – auch August- oder Frühäpfel (Malus x domestica) genannt
- Frühherbst – Reifezeit der Holunderbeeren
- Vollherbst – Reifezeit der Rosskastanien (Aesculus hippocastanum)
- Spätherbst – Herbstfärbung der Stieleiche (Quercus robur)
- Winter – Blattlose Stieleiche
Sollte in einem beobachteten Ort einmal eine dieser Zeigerpflanzen fehlen, greifen die Beobachter auf andere Pflanzen zurück. Beispielsweise kann die Blüte der Haselnuss mit der von Schneeglöckchen ersetzt werden.
Den phänologischen Kalender für die Gartenplanung nutzen
Der Kalender kann Ihnen eine Hilfe bei der Gartenplanung sein. Sie können die Aussaat, die Pflanzung, den Rückschnitt und andere Gartenarbeiten an dem natürlichen Rhythmus anpassen. Anhand des phänologischen Kalenders können Sie vorhersehen, wann Pflanzenschädlinge auftreten. Auch Allergiker und Imker profitieren von diesem Natur-Kalender.
Gärtner verwenden die Zeigerpflanzen als Messinstrumente. Mit dem Kalender haben Sie die Möglichkeit, Empfehlungen zur Saatzeit, Pflanzzeit, Erntezeit sowie zur Bewässerung abzuleiten. Imker erkennen anhand der Phänologie die Jahreszeit, in der die Bienen den Winterschlaf beenden, mit dem Fliegen anfangen oder den Honig produzieren.
Sie bekommen phänologische Gartenplaner in Form von Schaubildern, Tabellen oder Büchern. Sie müssen den Kalender nicht jedes Jahr neu kaufen. Aber: Das phänologische Gärtnern ist mit dem Beobachten der Natur verbunden. Dafür sind Ihre Ernten ertragreicher und Sie haben weniger Ausfälle durch Schädlinge, Hitze und Frost. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass Sie sich noch mehr mit der Natur verbunden fühlen.
Besorgen Sie sich einen phänologischen Gartenplaner und beobachten Sie die Zeigerpflanzen in Ihrem Garten und in Ihrer Umgebung. Diese Zeigerpflanzen werden zur Definierung der phänologischen Jahreszeiten genutzt:
- Vorfrühling: Haselnuss, Schneeglöckchen, Berg-Ahorn, Winter-Jasmin, Salweide, Märzenbecher, Schwarz-Erle
- Erstfrühling: Forsythie, Ahorn, Birke, Linde, Obstbäume, Beeren
- Vollfrühling: Rosskastanie, Apfel, Hainbuche, Eiche, Flieder
- Frühsommer: Schwarzer Holunder, Roggen, Weißdorn, Robinie, Gräser
- Hochsommer: Linde, Roggen, Wegwarte, Rote Johannisbeere
- Spätsommer: Frühäpfel, Felsenbirne, Heide, Vogelbeere, Herbst-Anemone
- Frühherbst: Schwarzer Holunder, Rosskastanie, Haselnuss, Herbstzeitlose, Birnen
- Vollherbst: Rosskastanie, Walnuss, Rotbuche, Kartoffeln, Äpfel, Quitte, Rüben
- Spätherbst: Rosskastanie, Wintergetreide, Steileiche
- Winter: Winterweizen
Gartenarbeiten nach dem phänologischen Kalender
Vorfrühling
Der Vorfrühling zeigt den Ende des Winters mit der Blütezeit der Zeigerpflanzen an. Jetzt ist die Zeit für diese Gartenarbeiten:
- Aussaat von Sommerblumen
- Obstbäume schneiden
- Sommerblühende Gehölze schneiden
- Abgestorbene Pflanzenteile aus den Rabatten und Beeten entfernen
- Heckenschnitt
- Aussaat von Einjährigen im Gewächshaus oder im Haus
Erstfrühling
Im Erstfrühling blühen die Haselnuss und andere für diese phänologische Jahreszeit verwendeten Zeigerpflanzen. Nutzen Sie die Zeit für folgende Arbeiten:
- Rückschnitt der Rosen
- Düngung der Rosen
- Frostharte Stauden auspflanzen
- Schnitt der Beerensträucher
- Schnitt der Obstbäume
- Aussaat von Sommerblumen
- Aussaat von Pflücksalat, Spinat, Mangold und Möhren
Vollfrühling
In der dritten phänologischen Jahreszeit blühen Rosskastanien, Flieder, Äpfel und andere Zeigerpflanzen. Jetzt können Sie weitere Gartenarbeiten durchführen:
- Rasen schneiden
- Schnitt der Frühlingsblüher
- Aussaat von Sommerblumen
- Knollenpflanzen und Zwiebelpflanzen setzen
- Kübelpflanzen aus dem Winterquartier holen
- Tomatensetzlinge auspflanzen
Frühsommer
Nach dem phänologischen Kalender fängt der Sommer mit der Blütezeit des Schwarzen Holunders an. Nun beginnt eine intensive Gartenzeit:
- Rasen anlegen
- Heckenschnitt
- Frühlingsblüher schneiden
- Aussaat von Sommerblumen
- Aussaat von zweijährigen Pflanzen
- Heuernte
- Honig schleudern
- Prachtstauden düngen
- Unkraut kontrollieren
- Vorgezogene Sämlinge auspflanzen
- Und einiges mehr
Hochsommer
Mit der Blüte der Linden und Johannisbeeren und mit der Reife der Sauerkirschen startet der Hochsommer und für Sie die Zeit für folgende Gartentätigkeiten:
- Aussaat von zweijährigen Pflanzen
- Rückschnitt von Rosen
- Schnitt der Beerensträucher
- Schnitt der Obstbäume
- Erste Ernten
- Schnitt der frühlingsblühenden Sträucher
Spätsommer
Die Aprikosen sind reif und die Ebereschenfrüchte färben sich rot – Zeichen für den Spätsommer. In dieser Jahreszeit bieten sich diese Arbeiten an:
- Heckenschnitt
- Schnitt der Obstbäume
- Getreide ernten
- Knollenpflanzen und Zwiebelpflanzen setzen
- Kompost umschichten
- Aussaat von Rettich, Radieschen, Feldsalat und Spinat
Frühherbst
Wenn die Holunderbeeren reif sind und die Herbstzeitlosen blühen, hat der Frühherbst angefangen. Erledigen Sie nun folgende Gartentätigkeiten:
- Heckenschnitt
- Schneiden der Obstbäume
- Rasen kalibetont düngen
- Obsternte
- Knollenpflanzen und Zwiebelpflanzen setzen
- Aussaat von Gründüngung
- Ziergräser und Stauden teilen
Vollherbst
Im Vollherbst fangen Walnüsse, Quitten und Kastanien an zu reifen. Im Garten können Sie ein paar Arbeiten erledigen:
- Obsternte
- Rasen anlegen
- Knollenpflanzen und Zwiebelpflanzen setzen
- Gladiolen und andere nicht winterfeste Zwiebel- und Knollengewächse ins Winterquartier stellen
- Stauden und Gehölze pflanzen
- Gartenteich reinigen
Spätherbst
Die Stieleiche wirft ihre Früchte ab und läutet damit den Spätherbst ein. Ein paar wenige Gartenarbeiten sind noch durchzuführen:
- Anbringen von Frostschutz
- Pflanzung von Obstgehölzen, Sträuchern, robusten Stauden und wurzelnackten Rosen
- Kübel- und Balkonpflanzen ins Winterquartier bringen
Winter
Die Winterzeit ist die Ruhezeit der Vegetation. Auch für Sie als Gärtner sind keine Gartenarbeiten zu erledigen. Sie können höchsten Ihre Obstbäume schneiden.