Mit einem eigenen Komposthaufen im Garten erhält man im Laufe der Zeit nicht nur wertvollen Dünger bzw. Bodenverbesserer, es lassen sich auch viele Abfallprodukte sinnvoll wiederverwerten. Rund um den Kompost halten sich aber zahlreiche Mythen, die wir gerne etwas genauer unter die Lupe nehmen. Lernen Sie 5 Gartenirrtümer rund um den Kompost kennen.
Alle organischen Abfälle dürfen auf den Komposthaufen
Vielleicht sollten wir erst einmal die Frage beantworten, was alles zu den organischen Abfällen gehört. Darunter versteht man alle Abfälle, die aus pflanzlicher und tierischer Herkunft stammen und die biologisch abbaubar sind. Na prima, dann darf ja doch alles Organische auf den Kompost. Nein, lieber nicht! Denn auch wenn Essensabfälle, also beispielsweise Fleisch- und Fischreste, zu den organischen Abfallprodukten gehören, sollten Sie diese nicht auf den Kompost geben – und das auch zwei wichtigen Gründen.
Erstens werden dadurch Aasfresser wie Ratten oder Mäuse angezogen, die Ihren Kompost durchwühlen würden und vor allem immer wieder kommen. Zweitens kann gekochtes Material in sich zusammenfallen und somit faulende Stellen fördern. Um Ihnen eine bessere Übersicht zu vermitteln, hier eine List von Dingen, die nicht auf den Kompost dürfen:
- Fleisch
- Fisch
- Gekochte Essensreste
- Schalen von Südfrüchten (vor allem gespritzte Schalen, da diese kaum verrotten)
- Kot von Hunden und Katzen
- Öle und Fette
- Pflanzen oder Pflanzenteile, die krank sind
Dagegen sind folgende Dinge auf dem Kompost besser aufgehoben, als in der Biotonne:
- Reste von Obst und Gemüse
- Rüstabfälle
- Kaffee- und Teesud (inkl. Filter)
- Eierschalen, wenn diese zerdrückt werden (da sie sonst schwer verrotten)
- Pflanzenreste (sofern die Pflanze nicht krank war)
- Grasschnitt
- Laub
- Zerkleinertes Papier, Pappe und Zeitungspapier (aber nur in Maßen)
Ein Kompost benötigt mindestens 2 Jahre um zu reifen
Diese Aussage ist im Grunde nicht falsch, sie stammt allerdings aus einer anderen Zeit. Früher nämlich, als man Kompost meist nur auf Bauernhöfen oder in besonders großen Gärten antraf, dauerte es tatsächlich so lange. Damals wurden nämlich die Gartenabfälle zuerst rund ein Jahr gesammelt, ehe man sie zu einer sogenannten Kompostmiete aufschichtete. Bei einer Kompostmiete handelt es sich um einen großen Komposthaufen, der fertig angelegt und abgedeckt (meist mit Erde) mehrere Jahre arbeiten muss. Durch die Aufschichtung kann die Rotte kontrollierter ablaufen, da es zu einer besseren Durchlüftung kommt. Im Laufe der Jahre hat sich der Kompost dann in einen mineralischen Dünger verwandelt. Wer heutzutage eine solche Kompostmiete anlegen möchte, der sollte dafür mindestens einen Kubikmeter veranschlagen.
Da wir heutzutage kaum den Platz für solch große Komposthaufen haben und Kompost auch weniger als Dünger, sondern eher zur Verbesserung des Bodens genutzt wird, hat sich der Trend zum kleinen Komposthaufen gewendet. Dieser ist oftmals schon nach mehreren Monaten verwendbar. Kompost, wie wir ihn heute in unserem Garten verwenden, besteht aus verrotteten und angerotteten Materialien, aus Bodenorganismen und aus Mineralien. Damit lässt sich die Erde gut mit Nährstoffen versorgen, sie wird durchlüftet und sorgt für eine lange Fruchtbarkeit des Bodens.
Kürbisse sollten auf den Kompost gepflanzt werden
Nicht selten werden direkt auf Komposthaufen Kürbispflanzen gesetzt. Vor allem dann, wenn es im Garten kaum Beschattung gibt. Da Kürbispflanzen sehr große Blätter entwickeln, sind sie dafür doch ideal, oder? Wenn man nur diesen einen Aspekt betrachtet, dann sicherlich. Doch da wir unseren Kompost ja als Bodenverbesserer einsetzen möchten, der der Erde viele Nährstoffe gibt, sind Kürbisse somit ungeeignet. Denn die Kürbispflanze ist ein Starkzehrer. Durch die imposante Größe und die Vielzahl an Früchten, die eine einzige Pflanze bildet, werden dem Kompost wertvolle Nährstoffe entzogen und zwar so viel, dass er danach kaum mehr als Kompost, sondern nur noch als Mulch verwendet werden kann.
Möchten Sie dennoch den Kürbis als Beschattung Ihres Komposthaufens nutzen, dann setzen Sie die Pflanze doch einfach daneben und leiten die Ausläufer über den Kompost. Problem gelöst!
Ein Komposthaufen ist auch immer eine Geruchsbelästigung
Ein Komposthaufen hat in einem Wohngebiet nichts zu suchen. Ein Komposthaufen zieht Tiere an. Ein Komposthaufen stinkt. Wer kennt nicht die Argumente, die so manche elitären Nachbarn vorbringen, wenn sie sehen, dass Sie in Ihrem Garten einen Komposthaufen anlegen. All diese Vorurteile kann man schnell im Keim ersticken, wenn man dem lieben Nachbarn zeigt, wie es richtig geht.
Man kann einen Kompost durchaus mit Waldboden vergleichen, denn dort spielen sich grob gesagt dieselben Schritte ab. Organisches Material trifft auf den Boden und verrottet mit der Zeit. Dabei wird es durch Mikroorganismen zersetzt und wird zu Kompost bzw. Humus, der wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt wird. Und, stinkt Waldboden? Eher nicht! Und so ist bzw. sollte es auch bei einem Kompost sein. Dazu muss man allerdings einige Dinge beachten, denn nur so legen Sie einen Komposthaufen komplett ohne Geruchsbelästigung an:
- Achten Sie darauf, die richtigen Materialien auf den Kompost zu geben. Weiter oben finden Sie eine entsprechende Liste.
- Legen Sie den Komposthaufen nicht in der prallen Sonne an, aber auch nicht im Vollschatten. Ein gutes Mittel ist ideal.
- Sorgen Sie dafür, dass der Kompost nicht austrocknet. Gerade in Perioden, in denen kein Regen fällt oder an besonders heißen Tagen, sollten Sie beim Blumengießen auch dem Komposthaufen immer etwas Wasser abgeben. Feucht ist dabei das Stichwort, nicht nass!
- Legen Sie Ihren Kompost immer auf offenem Boden an.
- Wenn Sie einen Behälter nutzen, dann sollte dieser den Luft- und Wasseraustausch ermöglichen.
- Geben Sie viele unterschiedliche Materialien in den Kompost und mischen Sie diese gut durch.
- Grobes Material sollte so gut wie möglich zerkleinert werden.
- Sorgen Sie für eine gute Durchlüftung – und das schon beim Schichten. Als 1. Schicht empfiehlt es sich, grobe Zweige und Reisig zu verwenden. Die 2. Schicht besteht aus Laub, zerkleinerten Ästen und Rasenschnitt. Als 3. Schicht sind Garten- und Küchenabfälle ideal.
- Gerade beim Rasenschnitt sollten Sie darauf achten, dass dieser nicht triefend nass auf den Kompost gelangt. Breiten Sie diesen, wenn möglich, vorher zum Trocknen aus.
- Rütteln Sie den Kompost in regelmäßigen Abständen mit einer Grabegabel gut durch, damit genügend Sauerstoff hineingelangt.
- Decken Sie den Kompost am besten mit Stroh- oder Schilfmatten oder mit einem atmungsaktiven Kompostvlies ab.
- Halten Sie genügend Abstand zu Nachbargrundstücken.
Wenn Sie diese Regeln beachten, dann wird der Nachbar von Ihrem Kompost geruchstechnisch mit Sicherheit nichts bemerken.
Die Temperaturen im Kompost töten alle Keime und Samen ab
Bei einer Kompostmiete, wie man sie vor allem früher angelegt hat, wie es aber auch heute noch auf vielen Bauernhöfen der Fall ist, werden Temperaturen von bis zu 70 Grad erreicht. Ganz so hoch werden die Temperaturen in einem herkömmlichen Komposthaufen, wie wir ihn in unseren Gärten vorfinden nicht. Da in einem Komposter die Zersetzung durch Mikroorganismen auf einem sehr engen Raum stattfindet und diese Lebewesen dabei Wärme erzeugen, kann man den Verrottungsprozess in vier Phasen einteilen:
- Phase: Vorrotte: Dabei steigt die Temperatur auf etwa 40 Grad – diese Phase dauert etwa ein bis zwei Wochen. Die Mikroorganismen (Pilze, Bakterien etc.) beginnen damit, Eiweiße und Zucker zu konsumieren, was einen schnellen Vermehrungsprozess in Gang setzt. Bei der Zersetzung entsteht überschüssige Energie, die sich in Form von Wärme bemerkbar macht.
- Phase: Heißrotte: Das Maximum, das hier erreicht wird, sind ca. 60 Grad bei optimalen Bedingungen. Diese Phase dauert etwa 12 Wochen. Dabei werden zahlreiche Samen und Keime abgetötet, der pH-Wert steigt. Die Mikroorganismen aus der 1. Phase sterben ab, stattdessen übernehmen wärmeliebende Pilze und Strahlenpilze die Arbeit.
- Phase: Hauptrotte: Nun beginnt die Temperatur wieder zu sinken und pendelt sich für die nächsten 3 bis 6 Monate auf ca. 40 Grad ein. Die Arbeit der Mikroorganismen verlangsamt sich, gleichzeitig werden Humusstoffe aufgebaut. Der pH-Wert liegt dabei bei ca. 7.0.
- Phase: Nachrotte: Nun sinkt die Temperatur auf Werte zwischen 20 und 40 Grad. In dieser Zeit werden schwer abbaubare Substanzen mineralisiert und in Humusstoffe umgewandelt.
Zwar werden während der Heißrotte zahlreiche Samen und Keime abgetötet, aber eben nicht alle. Denn es gibt viele, die hitzeresistent sind und Temperaturen über 60 Grad überleben. Gerade Pilzsporen und Bakterien sind hier zu nennen. Wer jedoch die weiter oben genannten Maßnahmen einer richtigen Kompostierung anwendet, muss sich kaum Sorgen machen.