Was würden Sie auf die Aussage „Kakteen haben Stacheln“ erwidern. Vermutlich nichts, denn was soll an dieser Aussage schon falsch sein. So geht es uns mit vielen Gartenirrtümern – man hat die Aussagen irgendwann mal gehört oder gelesen und sich keine weiteren Gedanken dazu gemacht, ob diese denn überhaupt falsch sein könnten. Neben Kakteen soll es auch um Flechten an kranken Bäumen, um Baldrianpflanzen und die Anziehungskraft auf Katzen und um die Kopfdüngung gehen.
Kakteen haben Stacheln
Wem ist es nicht schon einmal so ergangen: Beim Umtopfen von Kakteen kommt man unweigerlich mit den Stacheln in Berührung. Das ist schmerzhaft und wenn es sich um besonders kleine und dünne Stacheln handelt, dann bleiben die auch gerne mal in der Haut stecken. Aber Moment, handelt es sich beim Kaktus überhaupt um Stacheln? Nein! Die vermeintlichen Stacheln sind nämlich Dornen. Wo aber liegt denn da eigentlich der Unterschied?
Stacheln | Dornen |
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Durch diese Unterschiede wird klar: Kakteen haben Dornen, wohingegen Rosen Stacheln haben.
Die Dornen der Kakteen haben dabei unterschiedliche Aufgaben:
- In erster Linie sollen sie – wie auch die Stacheln – vor Fressfeinden schützen.
- Da Kakteen aber vor allem in heißen Regionen mit wenigen Niederschlägen wachsen, hat es die Natur so eingerichtet, dass aus Blättern Dornen wurden, durch die so wenig Wasser wie möglich verdunsten kann.
- Bei Kakteen, die ein weißes Gespinst aus ganz feinen Dornen besitzen, wird der Kaktus vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt. Gleichzeitig reflektiert die Weißfärbung das Sonnenlicht und die Pflanze erwärmt sich nicht zu stark. Zudem schützen die Dornen nachts vor zu großer Kälte.
Flechten befallen nur kranke Bäume
Wer hat sie nicht schon gesehen, die Flechten, die sich auf Bäumen breitmachen – und vielleicht sogar im eigenen Garten. Bei Flechten handelt es sich um sogenannte Zwitterwesen. Man kann sie als halb Pilz, halb Alge beschreiben. Wer solche Flechten auf seinen Bäumen entdeckt, nimmt oft an, dass das „befallene“ Gehölz krank sei. Doch dies ist keineswegs der Fall. Bevor wir genauer auf die Flechten eingehen, wollen wir uns aber erst einmal die Baumrinde ansehen.
Der Stamm eines Baumes besteht – von innen nach außen – aus Mark, Kernholz, Splintholz, Bast und Borke. Die beiden letzten bilden dabei die Rinde. Diese Rinde besteht aus totem Gewebe und dient dem Baum als Schutz, etwa vor der Witterung, vor Insekten aber auch vor Feuer. Ist die Baumrinde intakt, ist alles in Ordnung, ist sie jedoch beschädigt, können Tiere und Krankheitserreger eindringen.
Haben Sie nun einen Baum, auf dem sich Flechten breitgemacht haben, heißt das nicht, dass dieser Baum krank ist. Es heißt erst einmal nur, dass sich die Flechten niederlassen, weil sie dort optimale Lebensbedingungen vorfinden. Und die beziehen sie nicht etwa aus der Baumrinde, sondern aus der Luft. Dort, wo Flechten wachsen, herrscht eine besonders geringe Luftverschmutzung. Ergo sollte sich jeder Gärtner freuen, wenn er Flechten an seinen Bäumen vorfindet, weil dies ein Garant dafür ist, dass die Luft hier besonders gut ist. Flechten und im Übrigen auch Moose schaden dem Baum somit nicht und besagen auch nicht, dass das Gehölz krank sei. Allerdings sollten Sie hellhörig werden, wenn Pilze aus der Baumrinde wachsen, denn das deutet wiederum auf eine Krankheit bzw. eine Schwächung hin.
Baldrianpflanzen locken Katzen an
Baldrian hat auf Menschen eine ganz andere Wirkung als auf Katzen. Während die Pflanzenextrakte bei uns beruhigend und schlaffördernd wirken, werden Katzen, oder besser Kater, von diesem Geruch regelrecht angezogen. Ähnlich wie bei Katzenminze wird so mancher Schmusetiger davon ganz verrückt. Denn der Geruch erinnert die Tiere wohl stark an den Geruch von Sexuallockstoffen bzw. Hormonen weiblicher Katzen.
Beim Echten Baldrian handelt es sich um eine Staude aus der Familie der Geißblattgewächse. Sie kann bis zu 1,5 Meter hoch werden, kommt vor allem in Europa und Asien vor und zeigt von Mai bis Juli weiße bis rosafarbene Blüten. Die als Heilkraut klassifizierte Pflanze ist vor allem wegen ihrer ätherischen Öle beliebt, die dann auch die entsprechende Wirkung entfalten.
Wer also Baldrianpflanzen besitzt, der kann davon ausgehen, dass sein Garten zu einem regelmäßigen Treffpunkt für Katzen oder sagen wir besser für Kater aus der ganzen Nachbarschaft wird. Oder wie ist das? Nein, Sie können ganz beruhigt sein und müssen Ihre Baldrianpflanzen nicht ausbuddeln. Denn der besondere Baldriangeruch steckt in der Wurzel, auch Rhizom genannt, und entfaltet sich nur dann, wenn man die Wurzel trocknet. Wenn sich also demnächst zahlreiche Katzen bei Ihnen im Garten tummeln, dann hat das mit Sicherheit nichts mit Ihren Baldrianpflanzen zu tun.
Kopfdüngung wird von oben verabreicht
Die Kopfdüngung wird bei der Versorgung von Gemüsepflanzen angewendet, deren Hauptnährstoffe aus Stickstoff, Phosphor und Kalium bestehen. Da die Pflanzen aber nicht von klein auf alle Nährstoffe benötigen und auch nicht in vollem Ausmaß, wird somit eine Nachdüngung gegeben, die man Kopfdüngung nannte.
- Phosphor und Kalium werden meist schon vor der Pflanzung in den Boden gebracht, um die Jungpflanzen optimal versorgen zu können. Eine direkte Gabe der Jungpflanze mit Kalium schadet dagegen.
- Stickstoff wird dagegen in mehreren Dosen verabreicht. Zu viel Stickstoff kann von den Pflanzen nicht aufgenommen werden und würde ungenutzt vom Regen weggespült.
Während man früher Jauche für die Kopfdüngung verwendet hat, sind es heute beispielsweise Brennnesseljauche oder Hornmehl. Der Dünger wird aber immer direkt in die Erde und keinesfalls über die Pflanze gegeben – auch wenn es Kopfdüngung heißt. Der Begriff kommt vermutlich daher, weil man den Dünger für jede einzelne Pflanze, also „pro Kopf“ gibt bzw. der Dünger der Pflanze direkt zu Kopf steigen soll. Übrigens gibt es auch Dünger, die von oben auf die Pflanze gegeben werden können. Solche Dünger werden Blattdünger genannt und werden nur bei akutem Nährstoffmangel eingesetzt.