Wer in der Stadt wohnt und keinen Garten hat, kann sein eigenes Gemüse in einem Gemeinschaftsgarten anbauen. Er funktioniert wie ein Verein, in dem jeder, der Freude am Gärtnern hat, willkommen ist. Allerdings müssen einige Regeln beachtet werden.
Gemeinschaftsgarten: Gartenprojekte in der Stadt
Eine einheitliche Definition, was ein Gemeinschaftsgarten ist, gibt es nicht. Die Idee für Gemeinschaftsgärten entstand in den 1970er Jahren in New York, als es in den ärmeren Stadtteilen ein Problem mit Brachflächen gab. Die Bewohner besetzten Grundstücke, um sie urbar zu machen und zu bewirtschaften. Inzwischen gibt es auch in immer mehr deutschen Städten Gemeinschaftsgärten, bei denen es sich um unterschiedliche Projekte handelt. Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich geschaffene und betriebene Gärten, die häufig öffentlich zugänglich sind und einen unterschiedlichen rechtlichen Status haben.
Bei den Gemeinschaftsgärten geht es nicht nur darum, Obst, Gemüse und Blumen anzubauen, sondern auch um den Gemeinschaftssinn und die gute Nachbarschaft. Die Gemeinschaftsgärten sollen grüne Oasen in der Stadt und interkulturelle Begegnungsstätten darstellen.
Gemeinschaftsgärten in Deutschland: Urban Gardening in verschiedenen Formen
Gemeinschaftsgärten sind eine Form von Urban Gardening, dem Gärtnern in der Stadt. Es gibt verschiedene bekannte Gemeinschaftsgärten in Deutschland, beispielsweise
- Himmelbeet in Berlin
- Inselgarten in Berlin
- HirschGrün und Vielfeld in Aachen
- Neuland in Köln
- Pagalino und kügäli in Hannover
- Münchner Krautgärten in München.
Erhebungen, wie viele Gemeinschaftsgärten es in Deutschland gibt, sind nicht vorhanden. Die Stiftung Anstiftung und Ertomis stellt ein Verzeichnis über Gemeinschaftsgärten in Deutschland bereit. Die Gärten können einen räumlichen oder thematischen Zusammenhang bilden. Bewohner aus der Umgebung können Nachbarschaftsgärten gründen, bei denen jeder mitmachen kann und für die es kein bestimmtes Thema gibt. Solche Gärten können interkulturell und generationsübergreifend sein und müssen keine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Thematische Gärten haben ein spezielles Ziel, beispielsweise die Integration bei interkulturellen Gärtnern, aber auch Biodiversität oder Umweltschutz.
Konzept für den Gemeinschaftsgarten: Nutzenschwerpunkt und Zielgruppe festlegen
Möchten Sie einen Gemeinschaftsgarten gründen, können Sie Freunde und Nachbarn mit ins Boot holen. Überlegen Sie sich ein Konzept, beispielsweise ein Thema wie
- ökologisches Gärtnern
- Integration von Flüchtlingen
- Begeisterung von Kindern für das Gärtnern
- Experimentieren mit Obst, Blumen und Gemüse
- Unterstützung ärmerer Familien
oder einfach den Spaß am Gärtnern. Definieren Sie auch, ob Sie den Garten nur mit einem kleinen Personenkreis in der Nachbarschaft betreiben oder ob sie ihn öffentlich zugänglich machen und möglichst viele Menschen dafür begeistern möchten. Steht Ihr Konzept, überlegen Sie, ob Sie den Garten als Verein führen möchten.
Gemeinschaftsgarten als Verein: Möglichkeit, Fördermittel zu erhalten
Es gibt keine rechtlichen Vorschriften für die Gründung von Gemeinschaftsgärten. Sinnvoll ist jedoch der Gemeinschaftsgarten als Verein, da die Chance auf Erfolg größer ist. Melden Sie Ihren Verein als eingetragenen Verein an und geht es um Gemeinnützigkeit, haben Sie die Möglichkeit, Förderanträge zur Durchführung zu stellen. Ein Verein erfordert aber eine Organisation und muss durch den Vorstand notariell angemeldet werden.
Eine Antragstellung von Privatpersonen ist bei vielen Förderern nicht zulässig. Unternehmen und Einzelpersonen sind eher bereit, einen Verein zu unterstützen. Möchten Sie Ihren Gemeinschaftsgarten als Verein führen, kommt es darauf an, ihn bekannt zu machen und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Das gelingt mit
- Pressearbeit in der lokalen Presse
- Flyern und Plakaten, die Sie in der näheren Umgebung verteilen
- eigener Homepage
- Präsentation auf öffentlichen Veranstaltungen
- Sozialen Medien wie Facebook
Sie brauchen eine Satzung und müssen Mitgliederversammlungen organisieren. Bei der Festlegung der Beiträge orientieren Sie sich an den Kosten für den Gemeinschaftsgarten.
Tipp: Erkundigen Sie sich, welche rechtlichen Grundlagen es für Vereine gibt und ob Sie vielleicht auch Steuern zahlen müssen.
Kosten für den Gemeinschaftsgarten: einen Finanzplan aufstellen
Bei einem Gemeinschaftsgarten fallen Kosten an, beispielsweise für die Pacht des Geländes. Weiterhin müssen Sie an diese Kosten denken:
- Errichtung von Zäunen
- Wasser- und Stromanschluss
- Entsorgen von Abfall
- Anlegen von Wegen und Hecken
- Bau eines Gerätehauses und eventuell eines Gewächshauses
- Errichtung eines Vereinsgebäudes
Neben den Kosten für das Anlegen des Gartens fallen laufende Kosten an. Dazu gehören Strom, Wasser und Müllentsorgung, aber auch der Kauf von Erde, Pflanzgefäßen, Saatgut, Jungpflanzen und Gartengeräten. Verkaufen Sie Obst und Gemüse, erzielen Sie Einnahmen, die jedoch kaum ausreichen, um die Kosten für die Errichtung des Gartens kurzzeitig zu decken. Stellen Sie einen Finanzplan auf, in dem Sie mögliche Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen, und überlegen Sie, wie Sie das Projekt finanzieren möchten. Für die laufenden Ausgaben können Sie Sponsoren finden und Spenden erhalten.
Tipp: Fragen Sie die Interessenten, ob sie vielleicht Gartenmöbel, Wasserbehälter und andere Dinge für das Gartenprojekt bereitstellen können, die sie nicht mehr benötigen.
Gartengrundstück pachten: an die Laufzeit denken
Es ist kaum möglich, ein Gartengrundstück für den Gemeinschaftsgarten zu kaufen, da das Geld zumeist knapp ist. Sinnvoller kann die Pacht sein, für die Sie einen Pachtvertrag abschließen. Überlegen Sie sich, über welche Laufzeit Sie einen solchen Vertrag abschließen möchten. Eine mehrjährige Vertragslaufzeit bietet Sicherheit, damit sich Ihr Garten entwickeln kann. Schauen Sie im Internet nach Anzeigen für Pachtgrundstücke und erkundigen Sie sich in der Stadt, bei der Kirche oder in Ihrem näheren Umfeld, wer ein Gartengrundstück verpachtet. Hat der Pachtvertrag nur eine kurze Laufzeit, wird ein mobiler Garten angelegt, bei dem Sie Hochbeete und verschiedene große Pflanzgefäße nutzen.
Wahl der geeigneten Gartenfläche: auf Standortbedingungen achten
Nun kommt es darauf an, eine geeignete Fläche für den Gemeinschaftsgarten zu finden. Nicht jede Fläche, die Sie pachten können, ist tatsächlich für den Gemeinschaftsgarten geeignet, da der Boden zu steinig ist oder alles verbaut ist, sodass die Fläche nur wenig Sonne bekommt.
Umgekehrt können Sie sich in der Stadt umschauen, wo es geeignete Flächen gibt. Haben Sie eine Fläche gefunden, fragen Sie bei der Stadtverwaltung nach, ob sie noch verfügbar ist und wer der Besitzer ist. Erkundigen Sie sich bei der Stadtverwaltung, ob vielleicht schon Flächen für das gemeinschaftliche Gärtnern, beispielsweise nicht mehr genutzte Spielplätze, ausgewiesen sind. Bei Wohnungsbaugesellschaften, Altenheimen, Kirchen oder Schulen können Sie nachfragen, ob sie Flächen für das Gärtnern verpachten.
Haben Sie eine geeignete Fläche gefunden, erkundigen Sie sich, ob ein Vereinsgebäude oder Geräteschuppen errichtet werden darf und ob Sie eine Baugenehmigung benötigen.
Bewirtschaftung der Gartenfläche: auf die örtlichen Gegebenheiten achten
Lassen Sie von der Gartenfläche ein Bodengutachten anfertigen, um festzustellen, ob sich der Boden tatsächlich zum Gärtnern eignet. Ist er nicht geeignet, doch sind die Lichtverhältnisse für die Pflanzen gegeben, verwenden Sie Hochbeete, Kisten und Säcke zum Bepflanzen. Auch das vertikale Gärtnern mit Paletten ist empfehlenswert, wenn der Boden zu karg oder kontaminiert ist.
Sie benötigen Wasser und können dafür Regentonnen aufstellen. Da das Wasser aus den Regentonnen nicht immer ausreicht, sollten Sie zusätzlich daran denken, einen Brunnen errichten zu lassen. Die Wasserqualität muss dann getestet werden, da das Wasser nicht immer Trinkwasserqualität aufweist. Es kann auch aus einem öffentlichen Hydranten entnommen werden.
Überlegen Sie, ob Sie einen Stromanschluss benötigen. Ist die Fläche nur klein, können Sie bei den Nachbarn fragen, ob Sie Strom bekommen können. Alternativ bearbeiten Sie den Boden ohne Motor und mähen das Gras mit der Sense.