Hydrokultur ist vor allem bei Zimmerpflanzen bekannt und beliebt, da sie häufiges Gießen spart. Relativ neu ist der Gemüseanbau ohne Erde, eine Form der Hydrokultur, die auch als Hydroponik bezeichnet wird. Diese Methode funktioniert auch auf engem Raum, wenn Sie gar keinen Garten haben.
Hydroponik: Ersatz von Erde durch Wasser
Das Verfahren der Hydroponik wird teilweise bereits in der Landwirtschaft im größeren Stil angewendet. Es handelt sich bei der Hydroponik um die Wissenschaft vom Gartenbau ohne Erde. Das Konzept wurde von Dr. Wilhelm Gericke entwickelt. Erde wird durch Wasser ersetzt. Die Gemüsepflanzen kommen auch bei diesem Verfahren nicht ohne Licht, Luft und Nährstoffe aus. Damit sie gedeihen, kommt es auch auf die richtige Temperatur an. Über das Wasser werden die Pflanzen mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt. Die Pflanzen können vollkommen ohne Substrat, aber auch mit einem anorganischen Substrat wachsen. Wird kein Substrat verwendet, hängen die Wurzeln Ihrer Gemüsepflanzen frei. Sie sind ganz oder teilweise in eine Nährlösung eingetaucht.
Die Hydroponik wird inzwischen immer häufiger beim industriemäßigen Anbau von Pflanzen verwendet. Sie wird mit dem Indoor-Gardening, dem Gärtnern im Innenraum, kombiniert. Möchten Sie Ihr Gemüse ohne Erde anbauen, gelingt das in der Wohnung, aber auch im Gewächshaus. Voraussetzung ist, dass Ihre Pflanzen genug Licht bekommen.
Vor- und Nachteile von Gemüseanbau ohne Erde: Anbau auf engem Raum und kein Unkraut
Für den Gemüseanbau ohne Erde benötigen Sie die richtige Technik. Die Hydroponik hat einige Vorteile:
- Sie ist auf engem Raum möglich, auch wenn kein Garten vorhanden ist.
- Gemüse kann das gesamte Jahr über angebaut werden.
- Das Wachstum der Pflanzen kann mit der richtigen Temperatur sowie der geeigneten Zufuhr von Licht, Wasser und Nährstoffen kontrolliert werden.
- Anders als beim Anbau in Erde soll die Fäulnis der Wurzeln mit der Hydroponik vermieden werden.
- Die Pflanzen müssen nicht täglich gegossen werden. Nur die Nährlösung füllen Sie in größeren Abständen nach.
- Der Wasserverlust der Pflanzen durch Kondensierung ist geringer.
- Im hydroponischen System wächst kein Unkraut.
Die Hydroponik kann aber auch Nachteile haben:
- Die Verwendung von Plastik wird von Umweltschützern kritisiert.
- Die Systeme benötigen meistens Strom.
- Für das Wasserreservoir können zusätzlich Pumpen oder Plastikcontainer erforderlich werden.
- Für die Nährlösung benötigen Sie Düngemittel.
Die Nachteile lassen sich mit der richtigen Vorgehensweise minimieren. Idealerweise verwenden Sie umweltfreundlichen, organischen Dünger. Auch Küchenabfälle oder Teebeutel können Sie für die Düngung verwenden.
Tipp: Sammeln Sie Plastikschalen, beispielsweise von Fleisch oder Gemüse, und verwenden Sie sie für Ihr Hydroponik-System. Sie vermeiden Abfall und müssen keine teuren Systeme kaufen.
Methoden der Hydrokultur von Gemüse: aktive und passive Methoden
Bei der Hydrokultur von Gemüse werden aktive und passive Systeme unterschieden. Für die aktiven Systeme sind Strom, Beleuchtungsanlagen und Sauerstoffpumpen erforderlich. Passive Systeme funktionieren ohne diese Technik, da Sie die Pflanzen ohne Hilfsmittel gedeihen lassen.
Aktive Systeme: für nahezu alle oberirdisch wachsenden Pflanzen geeignet
Aktive Hydroponik-Systeme sind zwar mit höheren Kosten und einem größeren Aufwand verbunden, doch sind sie für nahezu alle Gemüsepflanzen geeignet, die oberirdisch wachsen und Früchte tragen. Mit dieser Technik lassen sich beispielsweise
- Bohnen,
- Erbsen,
- verschiedene Kohlsorten,
- Spinat und
- Salat
anbauen.
Es gibt mehrere aktive Systeme:
- Bei der Deep-Water-Culture-Methode hängen die Wurzeln der Pflanzen fast komplett im Wasser. Mit einem Air-Stone wird die Nährlösung mit Luft angereichert, damit die Pflanzen nicht ertrinken. Die Pflanzen bekommen über das Wasser Nährstoffe und Luft.
- Bei der Ebb-and-Flow-Methode hängen die Wurzeln der Pflanzen in der Luft und werden in regelmäßigen Abständen mit einer Nährlösung versorgt, die über eine Pumpe in das Wasserreservoir gelangt. In ein anderes Sammelbecken läuft das Wasser ab. Die Pflanzen werden auf diese Weise mit Wasser, Nährstoffen und Luft versorgt.
- Die Nutrient-Film-Technik ähnelt dem Ebb-and-Flow-System, doch sind die Pflanzen mit einer Schiene oder Röhre im Reservoir angeordnet. Die Flüssigkeit gelangt mit einer Pumpe an das obere Ende der Schiene. Über die Schwerkraft gelangt die Flüssigkeit über die Wurzeln an das Ende der Schiene und dann in ein Sammelbecken.
All diese aktiven Systeme sind mit höheren Kosten verbunden und eignen sich für den Anbau in der Industrie und Landwirtschaft. Es gibt aber auch kleinere Systeme, mit denen Sie zu Hause Ihr Gemüse ohne Erde anbauen können.
Passive Systeme: niedrige Kosten ohne viel Technik
Passive Systeme für die Hydroponik haben den Vorteil, dass sie preiswert sind und ohne viel Technik auskommen. Diese Systeme eignen sich für Gemüse, aber auch für Zierpflanzen wie Orchideen. Sie funktionieren mit oder ohne Substrat.
Bei den Substrat-Methoden kann verschiedenes Substrat verwendet werden, beispielsweise Blähton, Bimsstein oder Kokosfasern. Das Substrat muss porös sein, da die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen über die Kapillarwirkung des Substrats erfolgt. Die Pflanzen werden in einen mit Substrat gefüllten Container gesetzt. Der Container mit dem Substrat wird in einen Behälter mit Nährlösung gehängt. Die Wurzeln ziehen diese über das Substrat. Mit einem Wasserstandsanzeiger sehen Sie, wann Sie wieder Substrat nachfüllen müssen.
Die Kratky-Methode ist die simpelste Form der passiven Hydrokultur und eignet sich für krautige Nutzpflanzen, beispielsweise Kräuter, Salat oder Spinat. Sie funktioniert wie die aktive Deep Water Culture, doch ist kein Belüftungssystem vorhanden. Die jungen Pflanzen setzen Sie in einen Netztopf, durch den die Wurzeln wachsen können. Diesen Topf hängen Sie in einen mit Nährlösung gefüllten Behälter. Damit eine gute Belüftung gewährleistet ist, dürfen nur Teile der Wurzeln mit der Nährlösung in Berührung kommen. Nicht immer müssen Sie die Nährlösung nachfüllen. Bei verschiedenen schnell wachsenden Gemüsesorten und einer größeren Menge Nährlösung kann die Ernte erfolgen, bevor die Nährlösung verbraucht ist.
Hydroponik-System bauen: einfache Methode mit Belüftung
Gemüse können Sie mit der Hydroponik-Methode anbauen, wenn Sie einen hellen Standort wählen, aber direkte Sonneneinstrahlung vermeiden. Die Temperatur sollte möglichst über 20 Grad Celsius liegen. Sie benötigen:
- Netztöpfe
- flache Plastikschale mit hohem Deckel
- Aquariumpumpe mit Belüftung
- Zeitschaltuhr
- Dünger für die Nährlösung
Als Pflanzen verwenden Sie Setzlinge, die nach den Keimblättern mindestens schon das erste Blattpaar hervorgebracht haben sollten.
Bohren Sie Löcher in die Plastikkiste, die ungefähr dem Durchmesser der Netztöpfe entsprechen. Die Netztöpfe sollten nicht vollständig in den Löchern verschwinden. Stellen Sie die Kiste umgedreht auf den Deckel, setzen Sie den Belüftungsstein in den Deckel und schließen Sie den Schlauch an. Setzen Sie die Jungpflanzen in die Netztöpfe ein und hängen Sie sie in die Löcher. Füllen Sie das Wasser so hoch in den Deckel, dass die Töpfe etwa einen Zentimeter im Wasser stehen. Geben Sie den Dünger ins Wasser. Schließen Sie die Pumpe an und stellen Sie die Zeitschaltuhr so ein, dass ungefähr alle 30 Minuten eine 15-minütige Belüftung erfolgt.
Tipp: Für den Anfang sind Salat oder Spinat gut geeignet, da schon nach wenigen Wochen die Ernte erfolgen kann. Haben Sie Erfahrungen gesammelt, versuchen Sie es mit anderen Gemüsesorten.