Möchten Sie Gemüsesamen nicht kaufen und alte Gemüsesorten bewahren, können Sie Gemüsesorten selber züchten. Das bedeutet nicht zwingend, dass Sie neue Sorten züchten. Zudem gibt es Gemüsesorten, die für die eigene Zucht nicht geeignet sind, da sie Giftstoffe enthalten können.
Alte Gemüsesorten züchten: Saatgutverordnung beachten
Viele Gärtner besinnen sich auf alte Gemüsesorten, da sie schmackhaft sind, eine attraktive Optik bieten oder widerstandsfähig gegen Erkrankungen sind. Auch Hobbygärtner wollen mitunter Gemüsesorten selber züchten und alte Sorten bewahren. Von den Gemüsesorten nehmen die Hobbygärtner selbst den Samen und müssen kein Saatgut kaufen. Dagegen ist nichts einzuwenden, da Sie alte Sorten am Leben erhalten und dafür sorgen, dass sie nicht aussterben. Sie bringen Vielfalt in den Garten und auf den Tisch.
Bringen Sie die Samen solcher Gemüsesorten nicht in Umlauf, ist dies rechtlich unbedenklich. In einigen Bundesländern drohen saftige Strafen, wenn Sie Saatgut, das nicht in der Saatgutverordnung aufgeführt ist, in den Verkehr bringen oder sogar verkaufen.
Geeignete Gemüsesorten für die Zucht: Selbstbefruchter für reines Saatgut
Für die Zucht sind Selbstbefruchter geeignet, beispielsweise
- Tomaten,
- Paprika,
- Chili und
- Buschbohnen
Hervorragend geeignet ist auch Dill, da er nach kurzer Zeit blüht und Samen trägt. Kohlsorten bringen erst im zweiten Jahr Samen hervor und sind daher weniger für die Zucht geeignet.
Um Samen zu nehmen und das Gemüse zu vermehren, müssen Sie sich vergewissern, dass es sich nicht um Kreuzungen oder Hybriden handelt. Hybriden wurden gezüchtet, um widerstandsfähige Pflanzen mit guten Eigenschaften hervorzubringen. Verwenden Sie jedoch die Samen davon für die Weiterzucht, erhalten Sie als Ergebnis eine Pflanze, die nur wenig Ähnlichkeit mit der Mutterpflanze hat und für den Verzehr möglicherweise nicht zu empfehlen ist.
Kürbis, Gurke und Zucchini: Vorsicht, giftig!
Kürbis, Gurke und Zucchini lassen sich problemlos züchten, wenn es sich nicht um Hybriden handelt. Die Zucht ist jedoch nicht zu empfehlen. Möchten Sie züchten, müssen Sie unbedingt die Kreuzbestäubung verhindern. Bei der Kreuzbestäubung passiert es, dass Speisekürbis mit Pollen von Zierkürbis befruchtet wird. In der Folge ernten Sie giftige Früchte, die gefährliche Folgen für die Gesundheit haben können. Zudem sind Kürbisse, Zucchini oder Gurken reich an giftigen Bitterstoffen, die in schweren Fällen sogar zum Tod führen. Deren Vermehrung lässt sich im privaten Garten nur schwer verhindern. Kaufen Sie deshalb Saatgut für diese Gemüsesorten besser weiterhin und achten Sie auf geprüfte Qualität.
Kreuzbestäubung vermeiden: Pflanzen im richtigen Abstand
Züchten Sie selbstbestäubende Pflanzen wie Tomaten oder Chili, sind Insekten für die Bestäubung nicht erforderlich. Dennoch kann es zu einer Kreuzbestäubung durch Insekten, beispielsweise Hummeln, kommen. Da die Insekten Pollen von anderen Sorten auf die Blüten übertragen können, besteht die Gefahr, dass die Samen eine andere Sorte oder Kreuzung hervorbringen. Möchten Sie Gemüsesorten selbst züchten, können Sie die Kreuzbestäubung nur bei selbstbestäubenden Pflanzen vermeiden. Bei Pflanzen mit Wind- oder Insektenbestäubung wie
- Kohl,
- Möhren,
- Spinat,
- Radieschen oder
- Roter Bete
ist eine Kreuzbestäubung unvermeidlich. Allerdings ist die Bestäubung auch gar nicht nötig, da solche Gemüsesorten geerntet werden, bevor sie blühen. Die Züchtung aus Samen ist nicht sinnvoll. Wollten Sie bei solchen Pflanzen die Kreuzbestäubung vermeiden, wäre ein Abstand von mehr als 100 Metern erforderlich. Ihr Nachbar dürfte also diese Pflanzen ebenfalls nicht anbauen.
Um bei selbstbestäubenden Pflanzen die Kreuzbestäubung zu vermeiden, eignen sich Foliengewächshäuser. Sie bieten noch einen weiteren Vorteil bei Tomatenpflanzen, da kein Regenwasser auf die Blätter gelangt. So beugen Sie Krautfäule vor. Eine Kreuzbestäubung kann auch bei den Pflanzen untereinander erfolgen, wenn Sie mehrere Tomatensorten in Ihrem Gewächshaus anbauen. Verwenden Sie daher nach Möglichkeit für jede Sorte ein eigenes Foliengewächshaus. Chili oder Paprika bauen Sie in einem größeren Abstand zueinander an. Schütteln Sie von Zeit zu Zeit die Blütentriebe, um die Selbstbestäubung zu fördern.
Tipp: Sorgen Sie beim Anbau von selbstbestäubenden Pflanzen wie Paprika oder Tomaten im Freiland für ein umfangreiches Blütenangebot in der Nähe, um die Insekten wegzulocken. Gut geeignet sind bienenfreundliche Pflanzen wie Ringelblume, Sonnenblume und verschiedene Wildblumen.
Samen nehmen: auf gesunde Früchte achten
Für die erfolgreiche Zucht von Gemüsesorten kommt es auf eine sorgfältige Selektion an. Verwenden Sie nur gesunde Pflanzen. Entfernen Sie kranke oder von Schädlingen befallene Pflanzen rechtzeitig aus dem Beet, damit die Erreger nicht auf die gesunden Pflanzen übergreifen. Wählen Sie die kräftigsten und gesündesten Pflanzen aus, von denen Sie die Samen nehmen. Schauen Sie sich die Früchte an und lassen Sie die kräftigsten und gesündesten Exemplare reifen. Die Frucht muss vollständig ausgereift sein, damit Sie sicher sein können, dass auch die Samen reif sind.
Samen richtig aufbewahren: trockene und dunkle Lagerung
Die Samen lösen Sie vorsichtig mit einem Löffel aus den Früchten heraus. Gerade bei Tomaten kann es passieren, dass noch Fruchtfleisch an den Samen anhaftet. Damit sich das Fruchtfleisch von allein löst, lassen Sie die Samen gären. So gehen Sie vor:
- Legen Sie die Samen in lauwarmes Wasser und lassen Sie das Gefäß einige Tage an einem warmen Ort stehen.
- Nach einigen Tagen beginnt die Masse zu gären. Die Samen lösen sich vom Fruchtfleisch und sinken auf den Boden.
- Schöpfen Sie das oben schwimmende Fruchtfleisch ab, gießen Sie das Wasser durch ein Sieb und waschen Sie die Samen.
- Trocknen Sie die Samen auf Küchenpapier an einem luftigen Ort bei ca. 25 Grad Celsius.
- Sind die Samen richtig trocken, füllen Sie sie in ein luftdicht schließendes Glas. An einem dunklen, kühlen Ort bleiben die Samen ungefähr fünf Jahre lang keimfähig.
Tipp: Sind Ihre Samen schon einige Jahre alt, führen Sie eine Keimprobe durch, bevor Sie sie aussäen.
Immer wieder den Standort wechseln: Pflanzenkrankheiten vorbeugen
Züchten Sie Ihre Gemüsesorten selbst, wechseln Sie immer wieder den Standort. Beachten Sie jedoch die Ansprüche an den Standort bezüglich Bodenbeschaffenheit, Wind und Licht. Für den Anbau im Gewächshaus eignen sich Pflanzkübel, bei denen Sie jedes Jahr das Substrat wechseln. Zusätzlich können Sie die Pflanzkübel desinfizieren, um sicher zu sein, dass sich keine Keime darin befinden. Mit dem Wechsel des Substrats oder des Standorts verhindern Sie, dass der Boden ausgelaugt wird und die Pflanzen irgendwann nur noch spärlich wachsen. Einige Sorten, beispielsweise Dill, sollten erst nach rund fünf Jahren wieder dort angebaut werden, wo sie ursprünglich gestanden haben. Mit dem Wechsel des Standorts sorgen Sie für kräftige, gesunde Pflanzen.