Eine der gefürchtetsten Krankheiten in unseren Gärten ist der Grauschimmel. Schon allein deshalb, weil er mehr als 200 verschiedene Pflanzen befallen kann. Das ist ein großer Unterschied zu anderen Pflanzenkrankheiten, die meisten Erreger haben sich nämlich auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Grauschimmel ist also deutlich aggressiver und kann erhebliche Schäden im Zier- und Nutzgarten anrichten.
Was ist Grauschimmel?
Grauschimmel (Botrytis cinerea) ist eine Pilzerkrankung, die Pflanzen befällt und deren Gewebe schwächt. Der Pilz nutzt die Pflanze als Wirt und beeinträchtigt deren Gesundheit. Er dringt über verletzte oder geschwächte Pflanzenteile ein und breitet sich in den Zellen aus. Durch das Wachstum des Pilzes wird das Pflanzengewebe zersetzt, wodurch es seine Funktion verliert.
Wie gefährlich ist Grauschimmel?
Grauschimmel ist eine der gefährlichsten Pilzkrankheiten für Pflanzen. Er kann – wie schon erwähnt – über 200 Pflanzenarten befallen, egal, ob es sich um Zierpflanzen, Kräuter, Obst oder Gemüse handelt. Warum Grauschimmel so gefährlich ist, zeigen die folgenden Punkte ziemlich deutlich:
- Breite Wirtspalette: Da er viele unterschiedliche Pflanzen befallen kann, gibt es kaum sichere „Schutzpflanzen“ im Garten. Der Pilz kann beispielsweise von befallenen Rosen auf Erdbeeren und anschließen auf Tomaten und Salat übergehen. Folglich macht dies auch die Bekämpfung besonders schwierig.
- Hohe Anpassungsfähigkeit: Grauschimmel überlebt in Pflanzenresten, im Boden und sogar in Samen. So kann er sich besonders schnell und weitreichend verbreiten.
- Schnelles Wachstum: Einmal eingedrungen, zerstört der Pilz das Pflanzengewebe und entzieht ihm Nährstoffe. Das führt zu Wachstumsstörungen, Fäulnis und schließlich zum Absterben der Pflanze. In feuchten Wetterperioden kann er sich explosionsartig ausbreiten.
- Wirtschaftlicher und gärtnerischer Schaden: Hobbygärtner verlieren durch Grauschimmel oft große Teile ihrer Ernte, insbesondere bei empfindlichen Nutzpflanzen. Aber auch Zierpflanzen sind häufig von Botrytis cinerea betroffen.
- Schwierige Bekämpfung: Da der Pilz sich nicht nur an einer bestimmten Pflanzenart festsetzt, reicht es nicht, nur eine Kultur zu schützen. Wer im Garten einen Befall hat, muss vor allem auf Hygiene, Fruchtfolge und vorbeugende Maßnahmen achten, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Wie und bei welchen Bedingungen breitet sich Grauschimmel aus?
Grauschimmel verbreitet sich über Sporen, die in der Luft schweben und durch Wind, Wasser (Regentropfen und Spritzwasser), Berührungen (Gärtner, Tiere, Insekten) oder über infiziertes Saatgut oder Erde übertragen werden. Folgende Bedingungen begünstigen eine schnelle Ausbreitung:
- Hohe Luftfeuchtigkeit und Feuchtigkeit auf der Pflanze: Feuchte Blätter und eine Luftfeuchtigkeit über 85 % begünstigen die Sporenkeimung. Morgentau, häufige Niederschläge oder eine schlechte Luftzirkulation sind ebenfalls gute Bedingungen für eine schnelle Ausbreitung. Gefährdet sind somit auch Pflanzen in Gewächshäusern und natürlich dicht bepflanzte Gärten.
- Milde Temperaturen: Grauschimmel gedeiht besonders gut bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Besonders gefährlich sind feuchte, kühle Frühjahre und Herbstmonate.
- Geschwächte oder verletzte Pflanzen: Der Pilz nutzt Wunden, die etwa durch Hagel, Schädlinge oder durch unsachgemäßen Schnitt entstanden sind, um ins Pflanzengewebe einzudringen. Alte Blüten, welke Blätter oder beschädigte Früchte sind bevorzugte Anlaufstellen.
- Dichtes Pflanzenwachstum und schlechte Belüftung: Werden Pflanzungen zu dicht vorgenommen und kann Feuchtigkeit dadurch schlecht abtrocknen, ist dies ein besonders günstiger Nährboden. Auch eine mangelnde Luftzirkulation begünstigt die Sporenvermehrung.
- Pflanzenreste und infizierte Materialien im Garten: Der Pilz kann auf abgestorbenen Pflanzenteilen überwintern und im nächsten Jahr neue Pflanzen infizieren. Auch im Komposthaufen übersteht er eine lange Zeit und selbst auf nicht gereinigten Gartengeräten können Sie die Sporen bei Nutzung verbreiten.
Welche Pflanzen werden von Grauschimmel befallen?
Die Breite der Pflanzen, die von Grauschimmel befallen werden können, ist lang! Zu den wichtigsten Pflanzen gehören:
Zierpflanzen | Obst | Gemüse | Kräuter |
Rosen | Erdbeeren | Tomaten | Basilikum |
Chrysanthemen | Himbeeren | Gurken | Petersilie |
Primeln | Brombeeren | Zucchini | Dill |
Geranien | Weinreben | Kürbisse | Koriander |
Stiefmütterchen | Kirschen | Paprika | Estragon |
Begonien | Pfirsiche | Auberginen | Oregano |
Fuchsien | Aprikosen | Kartoffeln | Minze |
Hortensien | Äpfel | Karotten | Zitronenmelisse |
Lilien | Birnen | Kopfsalat | |
Tulpen | Johannisbeeren | Spinat | |
Gerbera | Stachelbeeren | Sellerie | |
Dahlien | Feigen | Blumenkohl | |
Petunien | Brokkoli | ||
Gladiolen | Kohlrabi | ||
Gloxinien | Bohnen |
Es gibt aber auch einige Pflanzen, die aufgrund ihrer abwehrenden Inhaltsstoffe, ihrer Blattstruktur oder ihrer Wachstumsbedingungen weniger anfällig für Grauschimmel sind. Dazu gehören unter anderem:
- Zwiebelgewächse wie Lauch, Knoblauch, Zwiebeln
- Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei, Lavendel
- Kreuzblütler wie Rettich, Radieschen
- Harte Gehölze wie Nadelbäume, Efeu
- Sukkulenten wie Aloe Vera, Agaven
Wie erkenne ich Grauschimmel?
Grauschimmel zeigt sich durch verschiedene Symptome, die je nach Pflanzenart und Umweltbedingungen variieren können. Das wohl markanteste Symbol ist der graue bis hellbraune, samtige Pilzrasen, der sich an Blättern, Stängeln, Blüten und Früchten zeigen kann. Dazu kommen weitere auffällige Symptome:
- Weiche, wässrige oder eingesunkene Flecken: Befallene Pflanzenteile werden zunächst wässrig oder glasig, später trocknen sie ein und verfärben sich braun oder grau.
- Blüten- und Knospenfäule: Blüten und Knospen welken, verkleben oder faulen, bevor sie sich richtig entfalten können.
- Stängel-und Blattfäule: Braune oder schwarze Flecken auf Stängeln und Blättern, die sich weiter ausbreiten. In schweren Fällen reißt das Gewebe auf oder bricht ein.
- Frucht- und Gemüseverderb: Weiche, verfaulende Stellen auf Früchten, oft mit dem typischen Schimmelrasen bedeckt.
- Absterben von Pflanzenteilen: Blätter, Blüten oder Früchte trocknen ein, fallen oder sterben ab. Pflanzen sehen insgesamt krank und schwach aus.
Einige Besonderheit ja nach Pflanze:
- Tomaten und Paprika: Graue Flecken auf Früchten, Stängeln und Blättern.
- Erdbeeren und Weintrauben: Faulige, braune Beeren mit Schimmelüberzug.
- Rosen: Welke oder verklebte Blüten, braune Stängelflecken.
- Salat und Kohl: Braune, nasse Stellen an den Blättern, oft in Bodennähe.
Wie kann man Grauschimmel vorbeugen?
Wer gezielt präventive Maßnahmen ergreift, kann die Gefahr der Entstehung von Grauschimmel deutlich reduzieren. Dazu sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
Pflanzenstandort und Luftzirkulation optimieren
Weite Pflanzabstände einhalten
- Eng stehende Pflanzen trocknen schlechter ab und begünstigen Pilzbefall.
- Achten Sie auf eine luftige Anordnung, besonders bei Erdbeeren, Tomaten und Salat.
Regelmäßig auslichten
- Entfernen Sie überflüssige Blätter, um die Luftzirkulation zu verbessern.
- Besonders wichtig ist dies in Gewächshäusern und dichten Beeten.
Unterstützung durch Rankhilfen und Mulchen
- Stützen Sie Pflanzen wie Tomaten und Bohnen, damit die Blätter nicht auf feuchtem Boden liegen.
- Eine Mulchschicht aus Stroh oder Rindenmulch verhindert Spritzwasser
Luftzirkulation in Gewächshäusern verbessern
- Öffnen Sie die Fenster regelmäßig oder verwenden Sie Ventilatoren, um Feuchtigkeit abzubauen.
- Vermeiden Sie eine zu hohe Luftfeuchtigkeit!
Richtiges Gießen und Feuchtigkeit reduzieren
Morgens gießen, nicht abends
- Wenn Sie früh morgens gießen, kann überschüssiges Wasser tagsüber verdunsten.
- Blätter nicht mit Wasser benetzen! Immer nur direkt den Wurzelbereich gießen.
Tröpfchenbewässerung statt Sprenger nutzen
- Dadurch wird vermieden, dass Wasser auf Blätter und Blüten gelangen und dass Sporen aktiviert werden.
Staunässe verhindern
- Pflanzen Sie nur in gut durchlässiger, lockerer Erde.
- Heben Sie Beete leicht an, falls der Boden schlecht entwässert.
- Arbeiten Sie Sand in zu dichte Erde ein.
- Sorgen Sie für eine gute Drainage.
Befallene Pflanzenteile entfernen und Hygiene beachten
Infizierte Pflanzenteile sofort entfernen
- Schneiden Sie befallene Pflanzenteile sofort ab!
- Niemals auf den Kompost werfen, stattdessen im Hausmüll entsorgen oder verbrennen.
Werkzeuge regelmäßig desinfizieren
- Desinfizieren Sie Gartenscheren nach jedem Schnitt, um keine Sporen zu verbreiten.
- Hände und Gartenhandschuhe nach der Arbeit gründlich reinigen.
Pflanzenreste nicht liegen lassen
- Grauschimmel überlebt auf abgestorbenen Blättern, Blüten und Stängeln. Entfernen Sie daher abgeschnittene Pflanzenreste immer gleich.
- Im Herbst alles gründlich entfernen, damit der Pilz nicht überwintern kann.
Natürliche Pflanzenstärkung
Starke Pflanzen sind widerstandsfähiger
- Düngen Sie regelmäßig mit Kompost, Brennnesseljauche oder Hornspänen, das stärkt das Immunsystem der Pflanzen.
- Kalk oder Gesteinsmehl können den Boden auflockern und Feuchtigkeit reduzieren.
Natürliche Spritzmittel verwenden
- Knoblauch-, Schachtelhalm- oder Zwiebelbrühe hemmen Pilzsporen.
- Eine Mischung aus Milch und Wasser im Verhältnis 1:10 ist ein natürlicher Schutzfilm gegen Pilzinfektionen.
Resistente oder weniger anfällige Sorten wählen
- Bei Tomaten, Weinreben oder Erdbeeren gibt es Sorten, die robuster gegen Grauschimmel sind.
Wie kann man Grauschimmel bekämpfen?
Sollten Sie Grauschimmel an Ihren Pflanzen feststellen, müssen Sie schnell handeln, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Sollte sich der Pilz bereits so weite ausgebreitet haben, dass ein Großteil der Pflanze befallen ist, muss diese komplett entsorgt werden (auch der Wurzelbereich). Um verbliebene Sporen in der Erde zu reduzieren hilft Gesteinsmehl und Holzasche. Ansonsten können Sie folgendes gegen einen Grauschimmelbefall tun:
Befallene Pflanzenteile sofort entfernen
- Schneiden Sie betroffene Blätter, Blüten und Früchte großzügig ab. Verwenden Sie dafür eine saubere, scharfe Gartenschere und schneiden Sie mindestens einige Zentimeter ins gesunde Gewebe.
- Desinfizieren Sie anschließend das Gartenwerkzeug gründlich oder reinigen Sie in heißem Wasser.
- Entsorgen Sie infizierte Pflanzenteile im Hausmüll oder verbrennen Sie diese. Auf keinen Fall dürfen kranke Pflanzen auf den Kompost!
Pflanzen trocken halten und schnell abtrocknen lassen
- Setzen Sie, wenn möglich, befallene Pflanzen sofort an einen anderen Ort. Falls es sich um Topfpflanzen handelt, stellen Sie diese an einen luftigen, trockeneren Ort.
- Entfernen Sie Mulch oder Stroh, wenn es feucht ist, da hier die Pilze besonders gerne überdauern. Ersetzen Sie die Schicht erst, wenn die Erde vollkommen abgetrocknet ist.
Natürliche Spritzmittel gegen Grauschimmel
- Backpulverlösung: Mit 1 Teelöffel Backpulver + 1 Liter Wasser + 1 Tropfen Pflanzenöl alle 3 bis 5 Tage morgens oder abends auf befallene Pflanzenteile sprühen. Das Mittel hemmt das Pilzwachstum und trocknet die Sporen aus.
- Knoblauch-oder Zwiebeltee: 2 bis 3 Knoblauchzehen oder eine halbe Zwiebel + 1 Liter Wasser kochen, abkühlen lassen und abseihen. Direkt auf Blätter, Stängel und befallene Stellen sprühen, das wirkt antibakteriell und antifungal.
- Milch-Wasser-Gemisch: Milch und Wasser im Verhältnis 1:10 mischen und Blätter und Stängel damit einsprühen, um die Verbreitung zu stoppen. Diese Mischung fördert nützliche Bakterien, die den Pilz verdrängen.
- Schachtelhalmbrühe: 200 Gramm frischen Schachtelhalm in 1 Liter Wasser 24 Stunden einweichen, danach 30 Minuten köcheln lassen, abkühlen und mit Wasser 1:5 verdünnen. Dies alle paar Tage auf betroffene Stellen sprühen, so wird der Pilz gehemmt und die Pflanze gestärkt.
Behandlung mit natürlichen Antipilz-Stoffen
- Asche oder Gesteinsmehl: Streuen Sie Gesteinsmehl (Bentonit, Urgesteinsmehl) oder Asche auf befallene Stellen, so wird Feuchtigkeit aufgesaugt und das Pilzwachstum erschwert.
- Essiglösung: Eine Mischung aus 1 Esslöffel Essig und 1 Liter Wasser direkt auf die befallenen Stellen sprühen – dies nur bei robusten Pflanzen anwenden und nicht zu oft nutzen, da es die Pflanze stressen kann.
Grauschimmel kann auch nützlich sein
Nun haben wir so viel Negatives über Grauschimmel berichtet – der Pilz kann aber auch gezielt eingesetzt werden, nämlich in der Weinproduktion. Dies nennt der Fachmann Edelfäule. Dabei werden in bestimmten Weinanbaugebieten mit feuchten Morgennebeln und warmen, trockenen Nachmittagen Weintrauben mit Grauschimmel gezielt kontaminiert. Der Pilz perforiert die Beerenhaut, wodurch Wasser verdunstet und der Zuckeranteil in der Frucht stark konzentriert wird. Gleichzeitig entstehen aromatische Verbindungen, die dem Wein einzigartige Noten von Honig, Aprikose, Karamell und Nüssen verleiht. Zu den so gekelterten Weinen gehören zum Beispiel Sauternes, Monbazillac, Barsac, Cadillac, Loupiac, Saint-Croix-du-Mont, Coteaux du Layon (Frankreich), Tokaji Aszú (Ungarn) und Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen aus Deutschland und Österreich.