Diese Bomben sind zum Glück harmlos. Sie verletzen niemanden, sie zerstören nichts, sie machen stattdessen vieles schöner, grüner und bunter. Unter Guerilla Gardening versteht man das Aussäen von Pflanzen im öffentlichen Raum aber ohne Genehmigung. Die Idee entstand einst, um Städte zu begrünen und das Leben dort lebenswerter zu machen. Heute ist das Guerilla Gardening eine weit verbreitete Ideologie.
Wie Guerilla Gardening entstand
Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück und zwar in die 1970er Jahre und über den großen Teich nach New York. Dort wurden Menschen aktiv, die mit der Entwicklung des Stadtbildes nicht mehr einverstanden waren. Viele Flächen lagen brach, Grün war immer seltener zu sehen. Kurzerhand entschloss man sich, diesen Flächen ein neues Leben einzuhauchen. Nicht offiziell natürlich, denn das hätte wohl keiner erlaubt.
Diese Idee verbreitete sich immer mehr um den Erdball und fand viele Nachahmer. Im Laufe der Zeit wurde daraus ein politischer Protest, den im Jahr 2000 in London in einer großen Aktion gipfelte. Umweltaktivisten gruben dabei einen ganzen Platz in der Innenstadt um und bepflanzten ihn – und das direkt vor dem britischen Parlament.
Guerilla Gardening ist illegal
In der Regel werden beim Guerilla Gardening heimliche Aktionen durchgeführt. Die Aktivisten, die sich selbst Green Guerillas nennen, sind bewaffnet mit Erde, Ton oder Lehm und Blumensamen, woraus sie kleine „Bomben“ gebastelt haben, die dann gezielt auf brache Flächen geworfen werden – der Rest wird der Natur überlassen.
Eigentlich könnte man sich freuen, wenn danach alles grünt und blüht, doch im Grunde ist die gute Absicht illegal. Schließlich werden Grundstücke, die der Stadt, Gemeinde oder sogar Privatpersonen gehören, ohne Erlaubnis bepflanzt und das fällt laut Gesetzgeber unter Sachbeschädigung. Doch alles halb so wild, denn in den meisten Fällen wird das Guerilla Gardening nicht nur toleriert, sondern sogar begrüßt. Möchte man auf Nummer sicher gehen, müsste man allerdings eine Genehmigung einholen.
Tipps vom Naturschutzbund
Selbst der Naturschutzbund (NABU) begrüßt solche Aktionen und hat sogar Tipps parat:
- So sollten immer Samen verwendet werden, die von heimischen Arten stammen und mit denen Insekten etwas anfangen können. Geeignet sind zum Beispiel Sonnenblumen, Ringelblumen, Malven, Kornblumen, Tagetes, Sonnenhut, Kamille, Klatschmohn …
- Nicht jede Brachfläche ist auch für das Guerilla Gardening geeignet. Der Grund: Manche Flächen dienen als tierischer Lebensraum, etwa für Eidechsen oder Vögel. Hier sollte man also nicht wild drauf los „bomben“.
- Damit die Samen schnell aufgehen, sollte man die „Bomben“ werfen, wenn Regen angesagt ist. Lange Trockenperioden im Sommer sind nicht ideal.
Übrigens können neben Blumensamen auch Kräutersamen genutzt werden.
Vom Guerilla Gardening zum urbanen Gärtnern
Auch wenn es heute noch heimliche Guerilla-Aktionen gibt, hat sich das Gardening weiterentwickelt, sodass mittlerweile gezielt und legal Grünflächen in Städten bepflanzt werden. Der Fachmann spricht dann vom Urban Gardening. Hierbei werden brach liegende Flächen von engagierten Bürgern mit Genehmigung bepflanzt. Einerseits mit üppig blühenden Pflanzen, damit die Insekten etwas davon haben, andererseits auch mit Obst und Gemüse, sodass jeder selbst ernten kann. Wird gezielt Gemüse angepflanzt und dieses dann verkauft, spricht man übrigens von Market Gardening.
5 Gründe fürs Guerilla Gardening
Die Gründe für die Aktivisten sind vielfältig. Neben dem guten Willen und dem Begrünen von brachen Flächen steckt aber noch mehr dahinter:
- In den Augen vieler Menschen sind Stadtplanungen fehlerhaft. Darauf soll das Guerilla Gardening aufmerksam machen.
- In vielen Städten werden immer mehr Grundstücke privatisiert und stehen somit der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung. Aktivisten möchten deshalb, dass diese Räume von jedem genutzt werden können.
- Immer mehr Grau, immer weniger Grün – Häuser, betonierte Plätze, asphaltierte Straßen, das Grün muss dagegen weichen. Mit dem Guerilla Gardening soll auf diese Problematik hingewiesen werden. Mehr Grün für die Städte, die Menschen und die Tiere.
- Ein Schritt weiter geht das Anpflanzen von Gemüse und Obst auf öffentlichen Flächen. Das Urban Gardening soll dafür sorgen, dass Menschen sich auch in Städten selbst versorgen können.
- Auch die Praktiken in der Landwirtschaft werden angeprangert, denn dort ist nicht alles Eitel Freude Sonnenschein. Stichwörter sind zum Beispiel Monokulturen, Gentechnik und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
So bastelt man eine Guerilla Bombe
Wir möchten natürlich niemanden anstacheln, illegale Sachen zu tun, dennoch hier eine Anleitung, wie man selbst eine Guerilla Bombe basteln kann:
Für 10 Samenbomben werden benötigt:
- 100 g Erde
- 50 g Tonpulver/Lehmpulver (z. B. Bentonit)
- 5 g Samen
- Wasser
Hinweis: 5 g = 1 TL, 10 g = 1 EL
Und so geht´s:
- Geben Sie die Erde, das Ton- bzw. Lehmpulver und die Samen in eine Schüssel und mischen Sie alles gut durch.
- Nun kommt tröpfchenweise Wasser hinzu und die Erde so lange geknetet, bis eine feste Masse entsteht.
- Daraus formen Sie jetzt die Samenbomben, die eine Größe von einem Tischtennisball haben sollten. Beim formen sollten Sie die Masse nicht in der Hand rollen, sondern in Form drücken, damit die Erde nicht bröselt.
- Die Bomben werden einige Tage an der Luft getrocknet und sind danach einsatzbereit.
Die Samenbomben haben ihren Ursprung übrigens nicht im Guerilla Gardening. Sie stammen vermutlich aus Japan. Dort hatte ein Bauer nach dem Zweiten Weltkrieg diese Methode entwickelt, um seine Felder mit Reis und Getreide zu bestellen.