Heiltinkturen stehen mittlerweile hoch im Kurs und dies mit gutem Grund. Unsere Großeltern wussten schon, wie wirksam die Kräuter von Feld, Wiese und Garten wirkten und hatten für jedes Wehwehchen eine entsprechende Tinktur im Schrank stehen. Nachdem die natürlichen Tinkturen schon fast in Vergessenheit gerieten, sind sie jetzt wieder im Kommen. Immer mehr Verbraucher möchten auf die chemischen Cocktails der Pharmaindustrie verzichten und stellen sich aus ihren Gartenkräuter einen heilsame Tinktur her. Wie das funktioniert und welche Kräuter dabei verwendet werden können, erklären wir hier.
Was sind Heiltinkturen?
Tinkturen werden bereits seit dem Altertum verwendet, da sie eine Möglichkeit sind, die Kräuter mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen zu konservieren. Sie dienten schon seit dem 16. Jahrhundert als Arznei und man geht davon aus, dass Paracelsus in dieser Zeit die bekannte Opiumtinktur erfunden hat.
Doch auch heute noch spielen die Heiltinkturen in der Medizin eine sehr wichtige Rolle, da sie reich an ätherischen Ölen, antiviralen, antibakteriellen und entzündungshemmenden Stoffen bestehen und auch Antioxidantien und krebshemmende Inhaltsstoffe aufweisen können. Durch den Alkohol werden diese Stoffe aus der Pflanze extrahiert. Diese Extraktion wird Mazeration genannt, weshalb die Heiltinkturen auch als Mazerate bezeichnet werden.
Anwendung der Tinkturen aus Gartenkräutern
Heiltinkturen sind äußerst vielseitig nutzbar und können als Ersatz für konventionellen Medikamente, als Zusatztherapie neben der Schulmedizin sowie für natürliche Hautpflegeprodukte genutzt werden. Insbesondere bei selbst hergestellten Cremes, Shampoos oder Zahncremes werden Heiltinkturen gerne verwendet. Sie sind zudem eine sehr umweltfreundliche Alternative zu ätherischen Ölen.
In der Regel werden die Tinkturen äußerlich angewendet. Sie können sogar innerlich genutzt werden, wenn sie mit Wasser oder Tee verdünnt werden. Um die Heiltinktur zu verzehren ist es wichtig, einen trinkfähigen Alkohol wie Korn oder Wodka zu verwenden. Dazu werden zwei bis 5 Tropfen in ein halbes Glas Wasser oder Tee getropft, um es dann zu trinken.
Welche Gartenkräuter eignen sich für Heiltinkturen?
Zur Herstellungen von Heiltinkturen eignen sich zahlreiche Gartenkräuter. In der alternativen Medizin kommen neben Gänseblümchen-Tinkturen auch Tinkturen aus Beinwell, Thymian, Salbei, Minze oder Holunderblüten zum Einsatz. Sogar Mazerate aus Kastanien, Baldrian oder Löwenzahn und Schöllkraut sind sehr beliebte Kräuter für Tinkturen herzustellen.
Dabei werden folgende Tinkturen in der alternativen Medizin genutzt:
- Ackerschachtelhalm: Blasenentzündung, Akne, Cellulite
- Baldrianwurzel: Beruhigung, Schlafmittel
- Beinwell: Verletzungen und Schmerzen
- Gänseblümchen: unreine Haut, Akne, Mitesser
- Ingwer: Übelkeit, Kopfschmerzen, Erkältung
- Kastanien: Akne, Ekzeme, Wunden, schweren Beinen, Krampfadern, Gelenkschmerzen, Hämorrhoiden, Rheuma
- Labkraut: Stärkung des Immunsystems
- Lavendel: Migräne und Schlafprobleme
- Nelken: Zahnschmerzen, Zahnpflegeprodukt, Blähungen, Insektenstichen
- Ringelblumen: Übelkeit, Wunden, Entzündungen
- Rotklee: Frauenleiden, Erkältungen
- Schlüsselblume: Nervenschmerzen, Pilzinfektionen, Husten, Migräne, Kopfschmerzen, Gicht, Rheuma
- Schöllkraut, Löwenzahn, Knoblauch: Warzen
- Steinklee: schwere Beine, Migräne
- Thymian, Salbei, Kamille, Holunderblüten und Minze: Husten und Erkältung
Natürlich gibt es noch viele weitere Tinkturen, die von Garten- und Wildkräutern hergestellt werden können.
Was ist bei der Herstellung von Mazeraten zu beachten?
Für die Herstellung von Mazeraten werden frische oder getrocknete Kräuter und Pflanzenteile benötigt. Bei frischen Gartenkräutern ist darauf zu achten, dass sie nicht mehr zu feucht oder nass, sondern schon etwas angetrocknet sind.
Um die wertvollen Inhaltsstoffe aus den Garten- und Wildkräutern zu extrahieren ist ein Lösungsmittel notwendig. Hier eignet sich ein hochkonzentrierter Weingeist wie etwa Primasprit. Doch auch Korn oder Wodka mit mindestens 40 % Vol. Alkohol sind für Heiltinkturen einsetzbar. Allerdings sollten 40 % Vol. Alkohol nicht unterschritten werden.
Wer frische Wild- und Gartenkräuter verwenden möchte, muss wissen, dass bei diesen ein höherer Gehalt an Alkohol notwendig ist. Dies liegt daran, dass der Wassergehalt der Kräuter der Alkoholgehalt deutlich herabgesetzt wird. Aus diesem Grund sollten Tinkturen aus Wurzeln immer mit einem Alkoholgehalt von 70 % angesetzt werden. Nur so können die wertvollen Inhaltsstoffe aus den harten und wasserreichen Wurzeln gut lösbar.
Wer auf Alkohol verzichten muss oder möchte, kann die Mazerate auch mit einem Essig-Auszug herstellen. Insbesondere dann, wenn die Tinkturen auch für Kinder verwendet werden, sollte auf Alkohol weitestgehend verzichtet werden. Eine weitere Alternative wäre eine Tinktur, die mit einem hochwertigen Pflanzenöl hergestellt wird.
So wird die alkoholische Tinktur aus Kräutern selbst hergestellt
Für die Herstellung der Heiltinktur benötigt man:
- 100 g frisches oder 50 g getrocknetes Pflanzenmaterial
- 200 ml Alkohol
- Schraubglas
- Kaffeefilter oder engmaschiger Teefilter aus Stoff
- Tropfflaschen aus dunklem Glas oder Fläschchen mit Pipette
Zubereitung der Mazerate:
- Das frische oder getrocknete Pflanzenmaterial sollte natürlich möglichst sauber sein, damit keine Verunreinigungen in der Heiltinktur sind. Das Schraubglas sollte vorher ausgekocht werden, damit es hygienisch rein ist.
- Zuerst werden die 50 g getrockneten oder 100 g frischen Kräuter in ein Schraubglas gefüllt.
- Im nächsten Schritt wird der Alkohol aufgefüllt. Dabei müssen die Kräuter vollständig bedeckt sein.
- Das Glas wird nun fest verschlossen und an einem warmen und schattigen Platz für etwa 4 Wochen aufgestellt.
- Um den Reifungsprozess zu beschleunigen sollte das Glas mit der Mischung einmal täglich gut geschüttelt werden.
Tipp: Vorsicht vor direkter Sonneneinstrahlung! Lichtempfindliche Bestandteile können durch die Sonne Schaden nehmen. Aus diesem Grund ist ein schattiger Platz ideal. Es sei denn, es handelt sich um eine Johanniskraut-Tinktur. Diese bevorzugt einen sonnigen Platz.
Der Alkohol löst nun nach und nach die Inhaltsstoffe aus den Kräutern. Dies kann man sehr gut an der Färbung erkennen, die sich Stück für Stück ändert.
Sobald die Reifezeit beendet ist, wird die Heiltinktur durch einen feinen Kaffee- oder Teefilter gegossen, um eine reine Flüssigkeit zu erhalten.
Die Tinktur sollte dann direkt in die dunklen Tropfflaschen oder Flaschen mit Pipette umgefüllt werden. Die Beschriftung sollte dabei nicht vergessen werden, damit man immer weiß, was in den Flaschen enthalten ist.
So wird die nicht alkoholische Tinktur hergestellt
Im Grunde geht man bei der nichtalkoholischen Tinktur ebenso vor – außer, dass Apfelessig genutzt wird. Dazu wird pro 25 g getrocknete Kräuter 200 ml Apfelessig verwendet. Dieser wird vorher gekocht und muss abkühlen, bevor er über die Kräuter im Glas gegeben wird. Bei der Verwendung von Blättern und Blüten muss die Heiltinktur zwei Wochen reifen, bei Wurzeln rund vier Wochen.
Heilöle für Kinder herstellen
Wer auf Essig und Alkohol verzichten möchte, kann auch Heilöle herstellen. Hierzu werden die getrockneten Blüten, Blätter oder Wurzeln mit einem hochwertigen Pflanzenöl übergossen und an einem dunklen Ort für etwa vier bis fünf Wochen reifen lassen. Auch hier wird das Gemisch einmal täglich geschüttelt.
Die Heilöle eignen sich auch hervorragend in der Küche und für die Herstellung von Pflegeprodukten.
Wie ist das wenn man jetzt bspw. Alkohol oder Essig für die Tinktur benutzt, wenn man dass dann auf die Haut aufträgt wäre das nicht schädlich? Oder ist das nicht so schlimm?
Hallo Anna, da nur ganz wenig verwendet wird, ist es eigentlich nicht so schlimm. Viele Arzneimittel aus der Apotheke sind auch mit Alkohol. Das geht gar nicht andres, da der Alkohol für eine lange Haltbarkeit sorgt. Allerdings kann es bei manchen Menschen sein, dass sie darauf reagieren. Das kannst du aber nur testen.