Wir riechen ihn oft, wenn wir übers Land fahren und der Bauer seine Wiese frisch gemäht hat. Auch wenn der Nachbar nach längerer Zeit mal wieder zum Rasenmäher gegriffen hat, kann er uns um die Nase wehen. Der Duft von frisch gemähtem Gras ist unverwechselbar und wohl jeder findet ihn angenehm. Doch warum duftet das frisch gemähte Grün manchmal und manchmal eben auch nicht? Und warum duftet Gras überhaupt?
Hohes Gras duftet intensiver
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Rasen nach dem Mähen manchmal duftet? Wenn Sie den Geruch wahrnehmen, dann liegt es wohl daran, dass das Gras schon längere Zeit nicht mehr geschnitten wurde. Je länger die Grashalme, umso intensiver ist der Duft beim Schneiden. Der Geruch entsteht durch Duftstoffe in der Pflanze die bei jedem Schnitt abgesondert werden, egal, ob das Gras nun kurz oder lang ist.
Je kürzer, umso weniger Duftstoffe werden produziert und umso weniger Duft strömt uns um die Nase. Das bedeutet, dass Gartenbesitzer, die regelmäßig einen Mähroboter durch ihren Garten fahren lassen oder den Rasen alle drei Tage selbst mähen, den Geruch nicht mehr wahrnehmen. Anders sieht es aus, wenn das Gras höher ist. Das bedeutet zwar auch mehr Arbeit, mehr Muskelkraft und mehr Schweiß, dafür werden wir mit dem für viele betörenden Duft nach frisch gemähtem Gras belohnt.
Geruch ist Schutzmechanismus
Wenn Rasen gemäht wird, dann beschädigen wir damit quasi die Pflanzen, die sogleich in den Alarmzustand versetzt werden. Denn beschädigtes Gras ist anfällig gegenüber Feinden. So könnten Insekten, Bakterien oder andere Schädlinge den Pflanzen weiter zusetzen. Um das zu verhindern, werden Blattduftstoffe ausgesendet, um den Feinden erst gar nicht die Möglichkeit zu geben, aktiv zu werden und ihnen zu sagen: „Komm mir nicht zu nahe, das könnte böse enden.“ Denn in der Tat sind die Substanzen, die freigesetzt werden, für viele Gegner nicht nur unangenehm, sondern oftmals auch giftig. Das Resultat: Das Gras schützt sich damit selbst.
Bei den Stoffen handelt es sich um den sogenannten Blätteralkohol, in der Fachsprache cis-3-Hexenol genannt, vom Laien als Grasöl bezeichnet. Die Flüssigkeit, die abgesondert wird ist ölig und in den meisten Pflanzen vorhanden. Würden wir beispielsweise ein ganzes Feld von Tulpen, Tomaten, Lorbeer oder Hyazinthen schneiden, würde es danach ebenfalls nach frisch gemähtem Gras riechen.
Duftstoff regt die Regeneration an
Neben den schützenden Duftstoffen wird noch eine weitere Schutzmaßnahme aktiviert. So wird nämlich in Zusammenspiel mit Wasser und Sonne die Stoffwechselaktivität beschleunigt. Das bedeutet, dass das Gras so besser und schneller nachwachsen kann. Außerdem unterstützt der Blätteralkohol die Regeneration der Pflanzen und kann sogar Krankheiten bekämpfen.
Grasduft hat positive Auswirkungen auf uns Menschen
Es gibt kaum ein Gebiet, das heute noch nicht erforscht wurde. So haben sich Wissenschaftler der Universität von Queensland dem Grasduft und dessen Auswirkungen auf uns Menschen beschäftigt. Das Resultat: Frisch gemähtes Gras wirkt sich positiv auf unsere Stimmung aus. Ja, es kann sogar zu Glücksmomenten führen. Weiterhin reduziert es Stress und schützt sogar unsere Nervenzellen vor Schäden.
Grasduft lockt Störche an
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Störche bevorzugt auf frisch gemähten Wiesen nach Futter suchen? Wenn nicht, sollte Sie das mal beobachten, denn es stimmt tatsächlich. Sobald eine Wiese gemäht wurde, versammeln sich dort überwiegend Störche. Doch nicht etwa, weil sie gesehen haben, dass das Gras gemäht wird. Auch hierzu fanden Studien statt und haben erstaunliches hervorgebracht.
Störche können scheinbar den Grasduft wahrnehmen. So kamen nur Störche zu einer frisch gemähten Wiese, die sich windabwärts aufhielten. Die anderen Vögel, die sich windaufwärts befanden, nahmen den Geruch nicht wahr und blieben fern. Damit scheint eine These widerlegt, die besagte, dass Vögel einen äußerst schlechten Geruchssinn haben und diesen bei der Futtersuche nicht einsetzen könnten.
Fazit
Anstatt alle paar Tage den Mäher anzuwerfen, sollten Sie das Gras mal etwas wachsen lassen. Zumindest dann, wenn Sie den unverkennbaren Duft von frisch gemähtem Rasen lieben und dadurch Ihre Laune verbessern möchten.