Haben Sie schon mal einen Pilz durch Ihren Garten kriechen sehen? In der Regel können sich Pilze nicht bewegen, bei der Gelben Lohblüte (Fuligo septica), auch Hexenbutter genannt, ist das anders. Denn dieser Schleimpilz macht sich – wenn er Hunger verspürt – auf dem Weg und durchstreift ihren Garten nach Nahrung. Heute hier, morgen dort. Optisch sieht er aus wie Rührei, gefährlich ist er nicht, und auch wenn es unappetitlich klingt, in Mittelamerika wird er sogar gegessen. Wir begeben uns auf die Spuren dieses mysteriösen Wesens.
Was sind Schleimpilze?
Die Gelbe Lohblüte gehört also zu den Schleimpilzen, auch Myxomyceten genannt. Dabei handelt es sich weder um ein Tier, noch um eine Pflanze und auch zu den Pilzen gehören die Myxomyceten nicht. Vielmehr sind es einzellige Organismen, die dennoch einiges mit Tieren und Pilzen gemein haben. So können sie sich, wie Tiere auch, fortbewegen und auf Nahrungssuche gehen, und sie bilden, wie bei den Echten Pilzen üblich, kleine Fruchtkörper.
Welche Aufgabe haben Schleimpilze?
Für den einen sieht die Hexenbutter interessant aus, für den anderen eklig. Wie auch immer, Schleimpilze haben in unserem Ökosystem wichtige Aufgaben:
- Zersetzung von organischen Materialien: Schleimpilze ernähren sich von abgestorbenen Pflanzen- und Tiermaterialien sowie von Bakterien. Durch diesen Prozess der Zersetzung helfen sie, organische Substanzen abzubauen und in ihre grundlegenden Bestandteile zurückzuführen, wodurch Nährstoffe freigesetzt werden, die wieder in den Boden gelangen können. Dieser Abbau von organischen Materialien ist entscheidend für den Nährstoffkreislauf im Ökosystem.
- Bodenverbesserung: Durch ihre Fähigkeit, organische Materialien abzubauen, tragen Schleimpilze zur Verbesserung der Bodenqualität bei. Sie erhöhen die Verfügbarkeit von Nährstoffen für Pflanzen und fördern damit das Pflanzenwachstum. Darüber hinaus helfen sie, die Bodenstruktur zu lockern und zu belüften, was die Wasserdurchlässigkeit und die Wurzelentwicklung fördert.
- Prädation: Einige Schleimpilzarten können auch Bakterien und andere Mikroorganismen fressen, was zu einer Regulation der mikrobiellen Populationen im Boden führt. Diese Prädation kann dazu beitragen, das Gleichgewicht der Bodenmikrobiologie aufrechtzuerhalten.
- Ökologische Indikatoren: Die Präsenz und Vielfalt von Schleimpilzen können als Indikatoren für die Gesundheit von Ökosystemen dienen. Da sie empfindlich auf Umweltveränderungen reagieren, können Veränderungen in ihrer Population oder Artenzusammensetzung auf Umweltveränderungen oder Störungen hinweisen.
Hexenbutter, Hundekotze, Mondkacke
Der Name Gelbe Lohblüte (von Gerberlohe = Eichenrinde, wo der Pilz immer wieder gesichtet wurde) ist eigentlich sehr hübsch, die alternativen Namen, die man dem Schleimpilz gegeben hat, sind dagegen nicht sehr schmeichelhaft.
Früher waren Wälder für die Menschen immer mystisch und hatten etwas mit Zauberei und Hexerei zu tun. Da man dieses seltsame Wesen oftmals in Wäldern antraf, gab der Volksmund dem Pilz den Namen Hexenbutter.
Auch in England kennt man die Gelbe Lohblüte – dort nennt man sie meist „Scrambled egg slime“, also Schleimiges Rührei. Aber auch „Flower of Sulphur“, was übersetzt Schwefelblüte bedeutet, und „Dog vomit slime“, auf Deutsch, Hundekotze, sind Namen, die der Pilz über sich ergehen lassen muss.
Wie schon erwähnt, wird die Gelbe Lohblüte in Mittelamerika gerne gegessen. Vor allem in Mexiko wird der Pilz entweder gegrillt oder gebraten verzehrt. Und auch wenn er scheinbar ein Hochgenuss ist, ist der Name, den man ihm hier gegeben hat, nicht besonders rühmlich, denn die Mexikaner nennen ihn „Caca de luna“, also Mondkacke.
Wo Hexenbutter zu finden ist
Prinzipiell kann Hexenbutter überall im Garten auftreten. Der Schleimpilz heftet sich bevorzugt an Holz, das bereits verrottet ist, an Baumrinde, auf Laub, auf Moos aber auch an Ziergräsern und sogar im Rasen tritt er auf. Wenn es schön feucht ist, fühlt sich der Pilz besonders wohl. Auch wenn er für viele eklig aussieht, Sie müssen keine Bedenken haben, denn die Gelbe Lohblüte ist nicht gefährlich und auch nicht giftig – weder für Tiere, noch für uns Menschen und auch nicht für kleine Kinder. Auch fügt sie unseren Pflanzen keinen Schaden zu, weswegen man sie nicht bekämpfen muss. Wem der Pilz optisch nicht gefällt, kann ihn händisch entfernen. Allerdings sollte man bedenken, dass – wie oben beschrieben – der Schleimpilz eine wichtige Aufgabe im Ökosystem bekleidet.
Wissenswertes über Schleimpilze
Wir haben ja nun schon viel über dieses außergewöhnliche Lebewesen erfahren, es gibt aber noch mehr Erstaunliches über Schleimpilze, respektive die Hexenbutter zu berichten.
- Die Gelbe Lohblüte hat eine leuchtend gelbe Farbe, sie kann aber auch mal grau werden und sieht dann aus, als wäre sie ausgetrocknet und abgestorben. Wenn Sie eine solche Hexenbutter finden, bedeutet das nicht, dass der Schleimpilz tot ist. Sie ist dann im Ruhemodus, da die vorhandenen Umweltbedingungen nicht optimal sind. In diesem Zustand kann sie bis zu zwei Jahre verharren. Damit sie wieder „lebendig“ wird, braucht sie nur etwas Wasser, schon kriecht sie fröhlich von dannen.
- Pro Stunde kann sich die Hexenbutter bis zu 1 Zentimeter fortbewegen. Wenn der Schleimpilz aber etwas besonders Schmackhaftes entdeckt hat, kann er seine Geschwindigkeit vervierfachen.
- Sofern Sie eine Gelbe Lohblüte entdecken, die weiß geworden ist, ist sie schon älter und sehr zerbrechlich.
- Die Hexenbutter kann bis zu 20 Zentimeter lang und 3 Zentimeter hoch werden. Unter Laborbedingungen konnte schon einmal eine Größe von 5,5 Quadratmetern gezüchtet werden.
- Der Schleimpilz besteht aus beweglichen Einzelzellen, die sich zu einem Plasmodium, also einer Plasmamasse mit Millionen und Milliarden Zellkernen zusammenschließen können.
- Die Hexenbutter hat winzig kleine Zellfortsätze, auch Scheinfüßchen genannt, die bei Bewegung einfach ausgeklappt werden können. Ist ein neuer Standort erreicht, werden diese „Füßchen“ einfach wieder eingezogen.
- Hat der Schleimpilz genügend gegessen, dann folgt das Stadium der Fruchtkörperbildung. Dabei werden Sporen gebildet, die für die Fortpflanzung wichtig sind.
- Japanische Wissenschaftler konnte nachweisen, dass Schleimpilze intelligent sind. So wurden die Organismen in ein Labyrinth gesetzt, aus dem mehrere Wege zu Nahrungsquellen führten. Die Schleimpilze fanden dabei immer den kürzesten Weg.
- 1973 kam es in einem Vorort von Dallas zu einem regelrechten Schleimpilz-Überfall. Damals besiedelten Schleimpilze viele Grünanlagen, aber auch Strommasten und Laternenpfähle. Um der Plage Herr zu werden, wollte man die „Wesen“ mit Wasserstrahlen entfernen. Der Schuss ging aber nach hinten los, denn durch das Wasser vermehrten sie sich nur noch umso besser. Hätte man sich damals an den Horrorfilm „Der Blob“ erinnert, hätte man womöglich geglaubt, dass Außerirdische angreifen würden.
Was also tun, wenn Sie Hexenbutter in Ihrem Garten finden? Am besten gar nichts, denn der Schleimpilz ist weder gefährlich, noch richtet er Schaden an. Er zersetzt stattdessen organische Materialien und leistet einen guten Dienst im Nährstoffkreislauf des Ökosystems.