Ohne Erde zu mehr Erträgen
Hydroponik ist der erdlose Anbau von Nutzpflanzen. Ganz ohne Substrat werden Pflanzen nur in einer Nährlösung gezogen. Das verspricht einen einfachen Anbau mit deutlich höheren Erträgen als im konventionellen Pflanzenanbau.
Was für uns immer noch recht neu erscheint, hat in Wahrheit eine lange Geschichte und wurde schon in der Antike praktiziert. Über die Jahre wurde das Verfahren weiterentwickelt und verbessert und heute wird sogar gemunkelt, dass Hydroponik helfen könnte, den Welthunger zu bekämpfen.
Der Begriff Hydroponik ist einem bestimmt schon mal begegnet, aber was bedeutet er und was genau meint er überhaupt? Das und vieles mehr erfahren Sie in unserem kurzen Hydroponik Überblick.
Kurz erklärt
Hydroponik (engl.: hydroponics) setzt sich aus den beiden griechischen Worten „hydro“ (Wasser) und „phonos“ (Arbeit) zusammen und wurde als Begriff 1940 von Dr. William Frederick Gericke geprägt. Dieser Herr legte den Grundstein für die damals neue Wissenschaft und somit die ganze Hydroponik.
Er definiert Hydroponik in seinem Buch „The Complete Guide to Soilless Gardening“ als
„die Wissenschaft und die Kunst des Anbaus von Kulturpflanzen ohne Erde sowie seine praktische Anwendung.“
Pflanzen anbauen ganz ohne Erde, das erscheint erst Mal verrückt. Dabei ist es viel einfacher und effizienter.
Hydroponik ≠ Hydrokultur
An dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, dass Hydroponik und Hydrokultur nicht dasselbe sind. Im Allgemeinen verwendet man die Hydroponik für Nutzpflanzen und die Hydrokultur nur für Zierpflanzen. Außerdem gibt es bei letzterem kein zirkulierendes System oder ähnliches, sondern es wird mit dem Anstauverfahren gearbeitet, sprich die Pflanze steht immer im Wasser und wird meist mit Blähtonkugeln fixiert.
Umgangssprachlich werden die beiden Begriffe aber oft synonym verwendet.
Was braucht man
Worte wie System und Aufbau und Substrat mögen klingen, als sei das Ganze superkompliziert, aber das ist es gar nicht. Sie brauchen eigentlich nur 4 Dinge, um mit der Hydroponik zu starten: ein Hydroponik–System Ihrer Wahl, die Nährlösung, je nach System ein Substrat und natürlich die Pflanzen.
Ein Hydroponik- System
Das hydroponische System ist der Rahmen, in dem der Anbau stattfindet. Die einzelnen Systeme unterscheiden sich in Aufbau und benötigtem Equipment. Gemeinsam haben alle das Wasserreservoir, in dem sich die Nährlösung befindet.
Der allgemeine Aufbau eines hydroponischen Systems besteht aus besagtem Wasserreservoir, in dem sich die Nährlösung befindet. Die Pflanzen sind in Netztöpfen darüber angebracht und ihre Wurzeln hängen, je nach System, nicht, halb oder ganz in der Flüssigkeit.
Die Nährlösung
Alle Nährstoffe bekommen die Pflanzen ausschließlich über die Nährlösung. Diese besteht aus Wasser, das mit entsprechenden Düngemitteln und Zusatzstoffen angereichert ist. Hier empfiehlt es sich zu Düngemitteln zu greifen, die speziell für Hydrokulturen entwickelt werden, da diese Zusätze aus perfekt ausbalancierten Nährstoffen bestehen, wasserlöslich und für den Anbau ohne Erde geeignet sind.
Das Substrat
Ja, wir haben von einem erdlosen Anbau gesprochen. In manchen Fällen kann man aber zu anderen Substraten greifen, die hauptsächlich dazu dienen, die Pflanzen in ihren Töpfen zu fixieren.
Substrate, die man für die Hydroponik verwendet, sind immer inert, das heißt sie enthalten selbst keinerlei Nährstoffe. Sie beeinflussen aber durchaus die Wasser-, Nährstoff- und Sauerstoffaufnahme. Zu den beliebtesten Substraten im hydroponischen Anbau gehören Steinwolle, Kies, Perlit und Kokosfasern.
Die Pflanzen
Theoretisch können Sie alle Pflanzen hydroponisch angebauen. Dazu müssen Sie nur das System an die jeweilige Pflanze anpassen. Aber natürlich eignen sich einige besonders gut. Ganz vorne vor allem Blattgemüse wie Salate und Spinat und jegliche Kräuter, aber auch Tomaten, Paprika und Bohnen lassen sich gut in Hydroponik ziehen.
Bei Früchten sind es vor allem Beeren wie Erdbeeren oder Blaubeeren, die sich besonders gut eignen.
Die Unterschiede – ein Überblick
Aktiv und Passiv
In unserem Hydroponik Überblick stellen wir Ihnen die 6 Arten von hydroponischen
Systemen vor, die sich in Aufbau und erforderlichem Equipment unterscheiden. Ein weiterer Unterschied ist die Art, wie die Flüssigkeit zu den Pflanzen transportiert wird, hier spricht man von aktiven oder passiven Systemen.
Aktive hydroponische Systeme haben immer eine aktive Komponente, meist in Form einer Luft- oder Wasserpumpe.
Passive Systeme hingegen funktionieren meist gänzlich ohne Strom und bedienen sich nur physikalischer Funktionen, wie dem Kapillareffekt, mit deren Hilfe das Wasser zu den Pflanzen gelangt.
Beispiele hierfür: das Dochtsystem und die Tiefwasserkultur (deep water culture – DWC).
Offen und Geschlossen
Bei den aktiven Systemen unterscheiden wir außerdem noch zwischen offenen und geschlossenen Systemen. Auch zirkulierend und nicht-zirkulierend genannt.
Bei den run-to-waste-Systemen, also den offenen, nicht zirkulierenden, fließt die Nährlösung nur einmal zu den Pflanzen und wird dann abgeführt.
Beispiele hierfür: Tropfsystem und NFT können offene Systeme sein
Bei zirkulierenden Systemen wird die Nährlösung mit Hilfe von Pumpen immer wieder zurückgeführt und in einem geschlossenen Kreislauf über einen längeren Zeitraum verwendet.
Beispiele hierfür: Ebbe-und-Flut-System, das Tropfsystem, die Nährstoff – Film – Technik (nutrient film technique – NFT) und die Aeroponik
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Jetzt wissen wir schon viel über die Hydroponik – woher sie kommt, wie sie funktioniert und was man braucht – aber die Frage ist doch, lohnt sie sich wirklich?
Hier also zu den Vor- und Nachteilen der Hydroponik im Überblick.
Die Nachteile
- Aktive geschlossene Systeme benötigen viel Strom durch technisches Equipment
- Technische Geräte und bestimmte Messwerte erfordern viel Wartung und gute Kenntnisse
- Fällt etwas aus, nehmen die Pflanzen schneller Schaden, da sie ohne Erde keinen Puffer, oder zusätzlichen Speicher haben
- Krankheiten können sich in der Bewässerungsanlage schneller verbreiten, auch Algenbildung ist ein Problem – regelmäßige Reinigung!
- Hydroponik ist, selbst bei Verwendung ausschließlich organischer Düngemittel, nicht für den Anbau von Biogemüse zugelassen
Die Vorteile
- Bessere Sauerstoff- und Nährstoffversorgung führen zu erhöhtem Wachstum, früherer Reife und höheren Erträgen
- Wassersparend! Die Hydroponik verbraucht 90% weniger Wasser als konventionelle Landwirtschaft
- Fehlende Erde und keimfreie Umgebung verringert Schäden durch Pilze und Kleintiere
- Platzsparend! Möglichkeit mehr Pflanzen auf geringem Platz anzubauen, durch vertical farming und indoor farming auch zuhause
- Anbau ohne Erde erspart Unkraut jäten und macht Anbau unabhängig von Bodenbeschaffenheiten
- Einfachere Ernte
- Weniger Umweltbelastung
Hydroponik – das Fazit
Unser Hydroponik Überblick zeigt deutlich, dass der Anbau von Pflanzen in einem hydroponischen System einige Vorteil mit sich bringt und sich hervorragend für unsere Pflanzen eignet. Vor allem aktive rezirkulierende Systeme sind nicht nur umweltschonend, sondern erhöhen die Erträge und die Qualität ungemein.