Indianerbeet, Milpa, die drei Schwestern oder das Aztekenbeet – es gibt viele Bezeichnungen für die seit Jahrhunderten gepflegte Mischkultur. In den 80er Jahren wurden die Beete meist als Hügelbeet oder Mulchbeet angelegt. Die Grundlage der uralten Beetform hat aber nichts mit den Hügelbeeten zu tun – wohl aber mit der Auswahl der Gemüsesorten. Einst war es notwendig, auf kleinstem Raum viel Gemüse anzubauen, um das Überleben des Indianerstammes zu sichern. Neben den kleinen Hausgärten gab es kleine Felder, auf denen das wichtige Gemüse angebaut wurde.
Milpa – das Landwirtschaftssystem der Mayas
Milpa, wie das Indianerbeet eigentlich heißt, stammt ursprünglich aus Mittelamerika von den Mayas. Das Landwirtschaftssystem wird seit Jahrhunderten bis heute betrieben.Vor allem die indigenen Mayavölker in Mexiko, El Salvador, Honduras und Guatemala nutzen diese Anbauform, bei der vor allem Mais, Bohnen und Kürbisse kombiniert werden. Die Anbauform stammt aus der Subsistenzwirtschaft, einer Wirtschaftsform, deren Produktionsziel die Selbstversorgung ist.
Ursprünglich folgt der dreijährigen Anbauzeit eine zehnjährige Anbaupause, in der sich der Boden erholen kann. Die Saatlöcher wurden kurz vor dem ersten Regen gegraben. Die Aussaat erfolgte kurz nach dem ersten Regen, wenn der Boden vom Regen gesättigt und die Pflanzlöcher mit Wasser gefüllt waren.
Die Vorteile der drei Schwestern
Die Anbauform kombiniert verschiedene Gemüsepflanzen, die sich in einer Mischkultur ergänzen. Ursprünglich waren das Mais, Bohnen und Kürbis. Heute werden aber auch andere Gemüsepflanzen kombiniert.
Die Vorteile liegen dabei ganz klar auf der Hand. Die Gemüsepflanzen bilden ein perfekt funktionierendes System. Sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. Sogar die Versorgung und die Pflege des Beetes sind auf ein Minimum beschränkt. Oft brauchen Sie sich um gar nichts mehr kümmern.
Das Raffinierte an der Mischkultur ist die Funktionalität der Pflanzen. Der Mais dient mit seinen dicken und stabilen Stängeln als Rankengerüst für die Bohnen. Die Bohnen sind Energielieferant, denn in ihren Wurzelknöllchen binden sie Stickstoff für den Starkzehrer Mais. Der Kürbis dient als Mulch, denn seine großen Blätter und die langen Ranken schützen den Boden vorm Austrocknen.
Doch auch auf dem Tisch ergänzen sich die drei Schwestern. Sie sind wichtige Lieferanten für Eiweiß, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe.
Das Geheimnis der Milpa Kulturform
Als die Eroberer Amerika einnahmen, entdeckten sie auch viele unbekannte Pflanzen. Darunter befand sich auch der Mais. In weiten Gebieten Spaniens wurde von nun an Mais angebaut und zum Hauptnahrungsmittel. Doch mit dem Mais kamen auch viele Krankheiten, die bisher nicht bekannt waren. Die Folge war eine Fehlernährung. Den Europäern fehlte einfach das Wissen um die Indianerbeete.
Um die Kulturform ranken sich einige Geheimnisse.
Mais ist bekannt dafür, das er über die Blätter sehr viel CO2 aufnimmt. Dieser wird in eine Form Zucker umgewandelt und über die Wurzeln wieder ausgeschieden. Von den Ausscheidungen leben die Mikroorganismen im Boden. Bohnen sind in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden und über die Wurzelknöllchen im Boden wieder abzugeben. Den Mikroorganismen im Boden werden also allein durch die Anpflanzung von Mais und Bohnen Stickstoff und Kohlenstoff zur Verfügung gestellt. Der Kürbis nutzt das große Angebot an Nährstoffen, welches durch die perfekte Versorgung der Mikroorganismen entsteht. Gleichzeitig beschattet er den Boden und verhindert Bodenerosionen. Außerdem reduzieren seine großen Blätter, die wie eine Mulchschicht sind, die Entstehung von Beikräutern und das Austrocknen des Bodens. Milpa ist auch mit anderen Pflanzen möglich. Wichtig: Die Pflanzen müssen zusammenpassen und sich gegenseitig ergänzen.
Die drei Gemüsepflanzen nutzen verschiedene Nährstoffe. Dadurch wird der Boden optimal genutzt. Außerdem nutzen sie verschiedene „Etagen. Die Ebnen teilen sich auf in die Früchte am Boden (Kürbis). Die Früchte der 2. Ebene (Mais) und die vertikalen Früchte (Kletterbohne).
Das klassische Indianerbeet
Die Mayas haben alle drei Gemüsesorten auf kleinen, abgeflachten Hügeln angebaut. Jeder Hügel hatte einen Durchmesser von circa 50 cm und eine Höhe von 20 cm. Die Hügel wurden mit einem Abstand von 1,20 m angelegt.
In ein Pflanzloch kam ein Maissamen und ein Bohnensamen. So konnten sich die beiden Gemüsesorten optimal ergänzen. Der Kürbis wurde in der Mulde zwischen den Mais-Bohnen-Hügeln gesät. Dort konnte er sich ausbreiten und die Erde beschatten.
So legen Sie ein Indianerbeet an
Möchten Sie ein Indianerbeet anlegen, sollten Sie sich für einen vollsonnigen Standort entscheiden. Optimal ist natürlich ein nährstoffreicher Boden. Genaugenommen braucht Milpa den aber nicht, denn die Mischkultur sorgt für die Nährstoffe. Selbst auf „schlechten“ Böden wachsen die Gemüsepflanzen.
Klassische Indianerbeete haben eine Abmessung von 1,20 x 1,20 m. Mitte April werden darauf drei Reihen Mais gesät. Der Reihenabstand beträgt 50 cm, der Pflanzabstand beträgt 35 cm. Sollten Nachtfröste angekündigt sein, können Sie die Aussaat mit etwas Vlies abdecken. Anfang Mai säen Sie Kürbisse direkt an Ort und Stelle. Der Kürbis wird zwischen den aufgehenden Mais gesteckt. Um den 10. Mai folgen dann die Feuerbohnen, die direkt zwischen den Mais gesät werden. Sie können auch vorgezogene Pflanzen verwenden. Die Bohnen sollten nah am Mais stehen, denn dieser ist die Rankenhilfe für die Bohnen. Sie können auch mehrere Bohnensamen kreisförmig um den Mais säen.
Pflege fürs Indianerbeet
Die Pflege eines Indianerbeetes hält sich in Grenzen. Zu Beginn sollten Sie Beikräuter beseitigen, damit diese den Gemüse-Jungpflanzen nicht das Licht und die Nährstoffe nehmen. Später ist das kaum noch notwendig, da die Kürbisblätter den Beikrautwuchs stark reduzieren. Bei einer Pflanzenhöhe von circa 20 cm sollten Sie einmal gründlich durchhacken. Auch das ist nicht mehr notwendig, wenn sich der Kürbis breit gemacht hat. Wichtig ist ein moderates Gießen. Halten Sie den Boden leicht feucht. Staunässe mögen die Pflanzen nicht. Sie vertragen eher mal eine kurze Trockenphase.
Einst wurde das kleine Feld über drei Jahre bebaut. Anschließen ruhte der Boden 10 Jahre, um nach einer Feuerrodung wird einsatzfähig zu sein. Durch die Asche wurden dem Boden wichtige Nährstoffe zugeführt. Heute ist das kaum noch möglich. Bei einem mehrjährigen Anbau müssen Sie deshalb den Boden durch Düngung verbessern.
Welche Gemüsesorten eignen sich?
Mais wird heute eher weniger genutzt. Es gibt aber Maissorten, die auf dem Grill sehr lecker schmecken. Auch Zuckermais ist eine gute Wahl. Wichtig ist, dass die Sorte nicht zu früh reif ist und das sie standhaft ist. Sehr gut geeignet ist die Sorte Golden Bantam. Aber auch andere Sorten Mais können Sie verwenden.
Bei den Bohnen sollten Sie sich für hochrankende Sorten entscheiden wie zum Beispiel Feuerbohnen, Stangenbohnen oder Rankbohnen. Buschbohnen sind eher nicht geeignet, denn diese konkurrieren mit dem Kürbis.
Ideal sind die kleineren Kürbis-Sorten wie Hokkaido, Butternut oder Muskatkürbis. Große Kürbisse nehmen zu viel Platz ein.
Sie müssen aber nicht die klassischen drei Schwestern einsetzen. Versuchen Sie den Anbau doch mal mit Zucchini statt Kürbis, Sonnenblumen statt Mais und Erbsen statt Bohnen. Übrigens können Sie Milpa auch auf dem Balkon anpflanzen. Dazu benötigen Sie nur einen großen Topf.
Versuchen Sie sich doch mal beim Anbau eines Indianerbeetes.