Dass Insekten auch für uns Menschen lebensnotwendig sind, ist nicht erst seit der Diskussion um das Insektensterben bekannt. Werden Insekten weniger, bricht auf kurz oder lang unser Ökosystem zusammen. Gründe für das Insektensterben gibt es zahlreiche, die bedeutendsten sind wohl Agrargifte, Überdüngung, versiegelte Böden, intensive Forstwirtschaft und nicht zuletzt die Verarmung der Landschaft. In unseren Städten ist der Rückgang von Insekten wie Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlingen deutlich zu spüren. Doch wir alle können etwas dagegen tun, indem wir den Tieren Insektenhotels zur Verfügung stellen – und das klappt nicht nur im Garten, sondern auch auf Balkon und Terrasse.
Insektenhotel – darauf sollten Sie achten
Im Grunde können Sie ein Insektenhotel immer und überall errichten, müssen dabei aber einiges beachten bzw. auch selbst Abstriche machen:
- Auf sehr kleinen Balkonen kann es zu Einschränkungen der Nutzbarkeit durch ein Insektenhotel kommen.
- Wer allergisch gegen Insektenstiche ist, sollte auf ein Insektenhotel verzichten.
- Hängen Sie ein Insektenhotel immer abseits von Fenstern oder Türen auf, da sich sonst immer wieder Insekten nach drinnen verirren können. Alternativ bringen Sie ein Fliegengitter an.
- Lassen Sie keine offenen Speisen herumstehen, das lockt besonders Wespen an. Je kleiner ein Freisitz ist, umso schwieriger wird wohl das Miteinander von Menschen und Insekten werden.
- Bringen Sie ein Insektenhotel außer Reichweite von Kindern und Haustieren an.
- Ein Insektenhotel sollte immer geschützt vor Wind angebracht werden und so wenig wie möglich hin- und her wackeln.
- Idealerweise zeigt die Einflugschneise nach Süden, denn die Sonne erwärmt den Unterschlupf und Wärme mag jedes Insekt gerne.
Übrigens: Um für eine große Artenvielfalt zu sorgen, sollten Sie Ihre Kästen und Kübel vor allem mit Blumen bepflanzen, die besonders viel Nektar zur Verfügung stellen. Hier tun sich besonders Wildblumenmischungen, Sonnenblumen, Lavendel, Schmuckkörbchen, Akelei oder Fette Henne hervor. Ungeeignet sind dagegen Geranien, Zuchtrosen, Stiefmütterchen und auch Petunien.
Welche Insekten nutzen das Hotel?
Insektenhotels werden vor allem von Bienen (z. B. von der Roten Mauerbiene, der Gehörten Mauerbiene und vieler anderer Wildbienen) genutzt. Nach dem Einzug legen die Bienen Eier und verschließen diese in Brutzellen aus Speichel und Lehm. Hier wachsen die Bienenmaden heran, ernähren sich von einem sogenannten Pollenkuchen, der von den Bienenweibchen angefertigt wird. Fünfmal häuten sich die Maden, ehe sie sich für den Winter in einem Kokon einspinnen. Aus diesem Grund darf das Insektenhotel in der kalten Jahreszeit auch nicht gereinigt werden. Nach dem Winter sind die Jungbienen vollständig entwickelt und gehen auf Partnersuche – der Kreislauf beginnt von vorne.
Weitere Gäste im Insektenhotel sind:
- Marienkäfer, von denen es über 70 verschiedene Arten gibt,
- Florfliegen, die sich zumeist von Nektar ernähren und somit auch für die Bestäubung zuständig sind,
- Ohrwürmer, bei denen überwiegend Blattläuse auf der Speisekarte stehen,
- Schmetterlinge, die ein Insektenhotel als Unterschlupf in der kalten Jahreszeit aufsuchen und dort ihren Winterschlaf halten.
Die Materialien für ein Insektenhotel
Der Handel bietet mittlerweile fertige Insektenhotels in allen erdenklichen Größen an. Für Balkone und Terrassen sollten die Hotels nicht allzu groß sein. Wer auf den Kauf verzichten und stattdessen ein Insektenhotel selbst bauen möchte, sollte sich an ein paar Grundregeln halten.
- Insekten wollen Schutz und sich im Hotel verstecken können. Daher sind Materialien, die keine ausreichende Möglichkeit bieten, wie etwa Holz, in dem Risse sind, ungeeignet.
- Da es verschieden große Insekten gibt, sollten auch die Materialien unterschiedlich groß sein.
- Beim Thema Holz sind Baumscheiben und dünne Äste sowie Reisig ideal. Aber auch Rundhölzer, in die verschieden große Löcher gebohrt werden.
- Sehr schön zum Verkriechen eigenen sich getrocknete Bambusröhrchen.
- Auch Ziegel sind gut geeignet. Hier werden ebenfalls unterschiedliche große Löcher als Unterschlupf hineingebohrt.
- Weiteres Füllmaterial können Lehmklötze, Tannenzapfen, Pflanzenstängel, Stroh und Holzwolle sein.
Durch die Vielfalt an Materialien können auch ganz unterschiedliche Insekten Unterschlupf finden, ohne sich in die Quere zu kommen:
- Äste werden von Schmetterlingen genutzt.
- Bambus, angebohrte Hölzer, Pflanzenstängel und Schilfrohre haben Wildbienen und Wildwespen für sich auserkoren.
- In Holzwolle und Tannenzapfen fühlen sich Florfliegen, Marienkäfer und Ohrwürmer wohl.
- Stroh ist hingegen für Florfliegen und Ohrwürmer geeignet.
Der Weg zum eigenen Insektenhotel
Wie Sie ein Insektenhotel selbst zusammenstellen, bleibt Ihnen überlassen. Am besten nutzen Sie viele unterschiedliche Materialien, um so einer breiten Anzahl an Insekten Unterschlupf bieten zu können. Ein Insektenhotel können Sie aus Hartholz nach Belieben zusammenbauen. Wenn Sie Schrauben oder Nägel verwenden, achten Sie darauf, dass diese nirgends herausstehen, damit sich die Tiere nicht verletzen. Die einzelnen Bereiche, die unterschiedliche Größen aufweisen können, bestücken Sie mit den o. g. Materialien. Die Rückseite und die Seiten müssen immer fest verschlossen, die Vorderseite natürlich offen sein, damit die Insekten auch ins Hotel gelangen können. Material darf nicht herausfallen, das heißt, dass die Vorderseite entsprechend geschützt werden muss. Hier bietet sich eine Plexiglasscheibe an, die entsprechende Löcher als Ein- und Ausgang aufweisen muss. Alternativ ist auch ein feinmaschiges Gitter möglich.
Da gerade auf einem Balkon nicht allzu viel Platz ist, können Sie ein Insektenhotel auch in einer abgespeckten Version bauen. Dazu brauchen Sie lediglich einen alten Blumentopf aus Ton oder eine Blechdose. Diese können Sie beispielsweise mit Bambusstangen, Stroh oder angebohrten Hölzern ausstatten. Damit kein Material herausfällt, sollten Sie den Eingang mit einem Drahtgitter versehen. Bringen Sie das Insektenhotel am besten waagerecht an der Wand oder an einem Pfosten an. Aufhängen sollten Sie das Hotel nur dann, wenn es windgeschützt angebracht werden kann, da es so wenig wie möglich schaukeln sollte.
Sie sehen, dass Sie bereits mit einfachen Mitteln und ohne teuren Aufwand Insektenhotels selbst gestalten können. Vielleicht haben Sie ja auch Freunde, Bekannte oder Nachbarn mit einem Garten, wo Sie sich entsprechendes Füllmaterial vollkommen kostenlos holen können. Ein Spaß ist es im Übrigen immer für Kids, ein solches Hotel zu bauen – und sie lernen dabei eine ganze Menge.