Rund 12.000 Jahre ist es her, als der Mensch damit begann, aus Wildpflanzen Kulturpflanzen zu machen. Dabei ging es damals weniger um die Zierde, als eher darum, den Menschen mit Nutzpflanzen vor allem Nahrungsmittel zu verschaffen. Aber auch zur Herstellung von Textilien wurden Kulturpflanzen angebaut. Wir möchten einen Blick auf die ältesten Kulturpflanzen der Welt werfen.
Was sind Kulturpflanzen?
Kulturpflanzen können sowohl Nutzpflanzen, als auch Zierpflanzen sein. In der heutigen Zeit gibt es auch zahlreiche Kulturpflanzen, die zur Zierde angebaut werden, früher waren es aber ausschließlich Nutzpflanzen. Die Definition von Kulturpflanzen sagt folgendes:
„Bei Kulturpflanzen handelt es sich um Pflanzen, die vom Menschen aus Wildgewächsen entwickelt wurden. Entstanden sind Sie durch Anbau, Züchtung und Pflege, wobei sich dabei ihr Aussehen genauso verändert hat, wie der Ertrag, denn durch die Kultivierung sind die Pflanzen weniger anfällig für Krankheiten.“
Neben den Kulturpflanzen für Nahrungsmittel kamen im Laufe der Zeit Kulturpflanzen für die Herstellung von Rohstoffen, Genussmittel- und Würzpflanzen sowie Arzneimittelpflanzen dazu.
10 der ältesten Kulturpflanzen
Eine Rangliste der ältesten Kulturpflanzen wird es so sicherlich nicht geben, denn da liegt vieles in dunkler Vergangenheit. Dennoch lässt sich sagen, welche Pflanzen mit zu den ältesten gehören. Und die möchten wir Ihnen kurz vorstellen.
Linsen – 22.000 Jahre
Offiziell heißt es, dass Linsen vor über 8.000 Jahren in Rom und Ägypten den Menschen als wichtige Grundnahrung dienten. Bei Ausgrabungen in Siedlungen aus der Steinzeit fand man allerdings Hinweise, die zeigten, dass die Menschen schon 20.000 Jahre vor Christus Linsen konsumierten. Die eiweißreichen Hülsenfrüchte stammen in ihrer Wildform aus Vorderasien und aus dem Mittelmeerraum.
Heute sind mehr als 70 Linsensorten bekannt, dazu zählen unter anderem die bekannten Tellerlinsen, Belugalinsen, Rote Linsen, Gelbe Linsen, Pardinalinsen und auch die Alblinse. Letztere ist im Übrigen die einzige Linse, die in Deutschland angebaut wird.
Gerste – 17.000 Jahre
Gerste ist die älteste kultivierte Getreideart. Die Ursprünge lassen sich mindestens bis ins 15. Jahrtausend vor Christus nachverfolgen, wo Gerste auf dem Balkan und im Vorderen Orient, also im heutigen Nahen Osten angebaut wurde. Es dauerte dann noch einmal rund 10.000 Jahre, bis Gerste auch nach Mitteleuropa kam und dort kultiviert wurde. Neben der Verarbeitung zu Nahrungsmitteln wurde Gerste vor allem im Mittelalter als Viehfutter eingesetzt.
Heute wird zwischen Sommer- und Wintergerste unterschieden. Während die Sommergerste überwiegend zum Bierbrauen genutzt wird, ist die Wintergerste hauptsächlich für das Füttern von Nutztieren reserviert. Als Getreide für Brot und Backwaren ist die Gerste dagegen kaum mehr in Verwendung.
Kürbis – 12.000 Jahre
Die Indios in Mittel- und Südamerika waren wohl die ersten Menschen, die vor rund 12.000 Jahren den Kürbis für sich entdeckten. Seit jeher zählte der Kürbis dort als Nahrungsmittel. Anders in Europa und Asien. Dorthin gelangte der Kürbis vermutlich durch Christopher Kolumbus, der ihn von seiner Amerika-Entdeckung mitbrachte. Er ist hierzulande also seit dem 16. Jahrhundert bekannt, wurde allerdings bis zum 20. Jahrhundert überwiegend als Viehfutter verwendet. Heute wird er als Gemüse zubereitet, zur Ölgewinnung genutzt und auch für Halloween verwendet.
Kürbissorten gibt es weltweit etwa 800. Nicht alle sind essbar, denn es gibt einige, die giftige Inhaltsstoffe enthalten und die überwiegend als Zierkürbisse verwendet werden. Dazu zählen unter anderem Schwanenhals, Speckled Swan, Autumn Wings und auch der Turbankürbis. Essbare Kürbisse sind hingegen Hokkaido, Butternut, Muskatkürbis, Buttercup, Gelber Zentner.
Hanf – 12.000 Jahre
Funde belegen, dass Hanf bereits vor 12.000 Jahren in China und Persien als Getreide angebaut wurde. Schnell entdeckte man die Vielseitigkeit der Pflanze und stellte aus den Fasern Kleidung her. In China machte man sogar Papier daraus. Und selbst die Samen ließen sich verwenden, denn sie wurden ebenfalls gegessen. Hanf wurde übrigens auch als Heilpflanze eingesetzt, man verwendete die Blätter zur Wundbehandlung und bei Gicht. Als Kolumbus sich aufmachte, Amerika zu entdecken, bestanden Schiffsteile wie Seile und das Segeltuch ebenfalls aus Hanf. Nicht zuletzt fertige Levi Strauss seine erste Jeans aus der Pflanze, die als Allrounder galt. Bis ins 19. Jahrhundert war Hanf die Nutzpflanze, die weltweit am häufigsten angebaut wurde.
Da man durch die Industrialisierung billiger herzustellende Rohstoffe entdeckte (Hanf musste damals per Hand verarbeitet werden), wurde die Pflanze langsam vom Markt verdrängt. Heute ist Hanf vor allem mit dem lateinischen Namen Cannabis immer wieder in den Schlagzeilen, denn enthält die Pflanze viel THC (Tetrahydrocannabinol), können daraus Drogen wie Marihuana und Haschisch hergestellt werden. Im Handel erhältliche Hanfprodukte sind dagegen frei von THC und somit legal.
Weizen – 10.000 Jahre
Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist Weizen als Kulturpflanze sogar weit älter als 10.000 Jahre und ist sogar noch vor der Gerste anzusiedeln. Der Grund: Neben Gerste wurden früher auch Emmer und Einkorn angebaut. Diese beiden Getreidesorten sind quasi der Vorläufer unseres heutigen Weizens. Dieser entstand schließlich aus einer Kreuzung von Emmer und Wildgrasarten. Wie auch die Gerste stammt Weizen ebenfalls aus Vorderasien. Die ältesten Funde von Weizen stammen aus dem 8. Jahrtausend vor Christus.
Im Laufe der Zeit verbreitete sich der Weizen über die ganze Welt und man erkannte dessen grundlegende Bedeutung für die Bevölkerung. Viele Jahrtausende blieb Gerste vor Weizen die Nummer 1, erst mit der Einführung des Weißbrotes im 11. Jahrhundert wurde Weizen immer öfter genutzt. Heute ist Weizen in Deutschland das Getreide, das am häufigsten angebaut wird, weltweit belegt Weizen nach Mais und vor Reis Rang 2.
Erbsen – 9.000 Jahre
Griechenland und Vorderasien sind die Bereiche, in denen die Erbse ihren Ursprung hat – und das bereits vor rund 9.000 Jahren. Nach Mitteleuropa kamen Erbsen dann in der Jungsteinzeit, also im 6. bis 3. Jahrtausend vor Christus, das haben archäologische Funde bewiesen. Bis zum 17. Jahrhundert wurden Erbsen als Trockengemüse genutzt, erst danach begann man Sorten zu züchten, die man auch grün essen konnte. Aus dieser Zeit stammt auch die Zuckererbse.
Bei der Kultivierung der Erbse spielen vor allem drei Arten eine große Rolle: Die Pal- oder auch Schalerbsen, die Markerbsen und die Zuckererbsen. Palerbsen sind gelb oder grün, haben eine glatte Haut und sind relativ mehlig, Markerbsen sind dagegen runzeliger aber süßer im Geschmack. Ebenfalls süß sind die Zuckererbsen, die die einzigen Erbsen sind, bei denen die Hülse, in denen die Früchte zu finden sind, mitgegessen werden kann.
Bohnen – 8.000 Jahre
Bohnen stammen ursprünglich aus Südamerika, wo archäologische Funde in Peru und Chile belegen, dass die Hülsenfrüchte bereits im 6. Jahrtausend vor Christus von den Menschen als Nahrungsmittel entdeckt wurden. Diese Bohnen sind somit die Vorläufer unserer heutigen Gartenbohne. Wie schon der Kürbis, so gelangte auch die Bohne nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus nach Europa und schließlich in die ganze Welt. Bohnen waren im Gegensatz zu den Kulturpflanzen von heute um einiges kleiner, dafür gab es eine größere Pflanzenvielfalt.
Übrigens: Die uns bekannten roten Kidneybohnen sind eigentlich eine alte Bezeichnung für die Gartenbohne, die auch als Grüne Bohne bekannt ist. Daneben gibt es heute zahlreiche Sorten, die weltweit angebaut werden, darunter die Feuerbohne, die Buschbohne, die Pintobohne, die Schwarze Bohne und auch die Sojabohne.
Reis – 8.000 Jahre
Reis kommt aus China, ganz klar – denken Sie. Nun, so gesehen ist das nicht ganz richtig, wenn auch nicht weit entfernt. Die ersten belegten Funde von Reis stammen aus dem 6. Jahrtausend vor Christus und liegen im Gebiet zwischen dem südlichen China und dem östlichen Indien. Genauer gesagt, im heutigen Myanmar und in Assam. Doch es dauerte nicht lange und der Reis kam auch nach China. So wurden Funde von Reiskörnern in Südchina auf das 5. Jahrtausend vor Christus datiert. Bis heute liegen die größten Reisanbaugebiete in China, Thailand und Indien. Nach Europa kam der Reisanbau im 10. Jahrhundert, nach Amerika im 17. Jahrhundert.
Der größte Reisproduzent in Europa ist im Übrigen Italien, wo vor allem der Risotto Reis herkommt. Aber auch in Frankreich wird Reis angebaut. Eingeteilt wird Reis in drei Hauptgruppen: Langkornreis, Rundkornreis und Mittelkornreis. Dazu zählen unter anderem die Sorten Basmati, Jasmin, Patna und Risotto.
Mais – 7.000 Jahre
Bereits im 5. Jahrtausend vor Christus wurde Mais von den mexikanischen Ureinwohnern angebaut und konsumiert, ja, er wurde sogar zu ihrer Lebensgrundlage. Die ersten archäologischen Funde machte man in Südmexiko. Daran erkannte man, dass Mais damals noch nicht so beschaffen war, wie wir ihn heute kennen. Die Früchte, also die Maiskolben, hatten gerade einmal eine Größe von 2,5 Zentimetern und pro Reihe nur bis zu neun kleine Körner zu bieten.
Im Laufe der Jahrtausende wurde der Mais auf dem amerikanischen Kontinent bekannt und umfangreich angebaut. Als Christoph Kolumbus nach Amerika kam, entdeckte er auch den Mais, den er mit nach Europa nahm – der Siegeszug um die Welt begann. Vor Weizen und Reis ist Mais heute das am häufigsten angebaute Getreide der Welt.
Lein – 6.000 Jahre
Vor mehr als 6.000 Jahren wurde Lein im Nahen Osten angebaut und vor allem als Faserpflanze und Ölpflanze genutzt. Es dauerte nicht lange, bis das auch als Flachs bekannte Leingewächs nach Mitteleuropa kam. Neben der Herstellung von textilen und technischen Fasern wird Lein auch als Lebensmittel verwendet, hierbei wird der Leinsamen genutzt. Früher war Wiesen-Lein, auch Purgier-Lein genannt, zudem eine Heilpflanze, die heute aber nicht mehr verwendet wird, da sie das Gift Linin enthält.
Lein bietet rund 300 Arten, was ihn zur größten Gattung in der Pflanzenfamilie der Leingewächse macht. Wachsen kann Lein als Halbstrauch, als Strauch und auch als Baum. Beim Lein, der in Mitteleuropa angebaut wird, handelt es sich vorwiegend um den Gemeinen Lein.
Kulturpflanzen in der heutigen Zeit
Mittlerweile sind unzählige Wildpflanzen zu Kulturpflanzen geworden. So viele, dass sie in Kategorien eingeteilt werden:
Kulturgruppe | Pflanzenbeispiele |
Faserpflanzen | Hanf, Leinen, Jute |
Futterpflanzen | Klee, Luzerne, Ackerbohnen |
Gemüse | Tomaten, Kohl, Rhabarber, Kürbis, Salate, Zwiebeln |
Genussmittelpflanzen | Tabak, Teestrauch, Kaffee, Kakaobaum |
Getreide | Weizen, Gerste, Roggen Hafer |
Gewürzpflanzen | Petersilie, Dill, Schnittlauch, Majoran, Rosmarin |
Hackfrüchte | Kartoffeln, Zuckerrüben, Futterrüben |
Heilpflanzen | Kamille, Salbei, Fingerhut, Ringelblumen |
Obst | Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Beeren |
Ölpflanzen | Sonnenblumen, Senf, Raps, Sesam, Soja |
Topfpflanzen | Gerbera, Hibiskus, Veilchen, Chrysanthemen |
Zierpflanzen | Schnittblumen, Ziersträucher |
Zwiebelpflanzen | Tulpen, Narzissen, Märzenbecher, Lilien |