Saatgut ist nicht gleich Saatgut. Auch Samen haben ein natürliches Mindesthaltbarkeitsdatum, in dem sie keimfähig sind. Das hat aber nichts mit dem auf der Verpackung stehenden MHD zu tun. Wenn Sie Saatgut kaufen, sollten Sie eher auf ein Abfülldatum achten, sofern es angegeben ist. Allerdings gibt es auch bei der Lagerung zu Hause einige Kriterien, welche die Keimfähigkeit beeinflussen können. Eine richtige Lagerung sorgt dafür, dass die Samen wirklich bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum keimfähig sind und Sie daraus kräftige, gesunde Pflanzen für Gemüse, Blumen und Kräuter ziehen können.
Die Voraussetzungen für eine gute Keimfähigkeit
Nicht jeder Samen verfügt über die gleiche Keimfähigkeit und Haltbarkeit. Beides kann von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich sein. Ein entscheidendes Kriterium sind die Gene, die dem Samen mitgegeben wurden. Eine optimale Pflanzenzucht über viele Generationen entscheidet also nicht nur über die Ertragsfähigkeit, Faktoren wie Geschmack und Aussehen und die Verbesserung der Inhaltsstoffe, sondern auch über die Keimfähigkeit der Samen.
Wichtig für die Keimfähigkeit der Samen ist aber auch die Samengewinnung. Hatten die Samen eine „glückliche Kindheit“, in der die Entwicklungsbedingungen möglichst optimal waren, sind sie länger keimfähig als Samen, die stiefmütterlich behandelt wurden.
Und schließlich sind auch die Lagerbedingungen für die Keimfähigkeit interessant. Die ältesten Samen, die zur Keimung gebracht wurden, waren Dattelsamen aus der Wüste in Israel. Ganze 2.000 Jahre war der Samen alt. Auf immerhin 1.200 Jahre brachte es der keimfähige Samen einer Lotuspflanze. In der Natur herrschen andere Bedingungen als in Lagerhäusern und bei uns zu Hause. Gut ist es, wenn wir die Lagerbedingungen so gut wie möglich an natürliche Gegebenheiten anpassen können.
Die Angabe zum Mindesthaltbarkeitsdatum ist übrigens keine Pflichtangabe in Deutschland. Deshalb werden Sie dieses auch nicht auf jeder Samentüte finden. Auf den meisten Samentüten steht aber das Abfülldatum und das Haltbarkeitsdatum drauf.
Frischer Samen hat eine hohe Keimfähigkeit
Je frischer der Samen ist, desto besser ist die Keimfähigkeit. Damit Sie wissen, wie alt der von Ihnen gekaufte Samen ist, befindet sich auf der Samentüte ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Dieses zeigt an, bis zu welchem Termin Sie mit einer größtmöglichen Keimfähigkeit rechnen können. Das bedeutet aber nicht, dass die Samen anschließend nicht mehr keimen. Die Mindestkeimfähigkeit von Saatgut ist im Saatgutverkehrsgesetz vorgeschrieben. Bei Nutzpflanzen liegt dieses in der Regel bei über 90 Prozent, kann aber von Pflanze zu Pflanze unterschiedlich sein. Nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum sinkt die Keimfähigkeit. Ein Teil der Samen wird aber immer noch aufgehen.
Je nach Lagerung können Sie bei Gemüse- und Kräutersamen von folgenden Werten ausgehen:
Tomaten | 5 – 10 Jahre |
Gurken | 5 – 8 Jahre |
Mais Aubergine Artischocke Chinakohl |
4 – 6 Jahre |
Kürbis | 4 – 5 Jahre |
Kohlrabi Rote Beete |
Bis zu 4 Jahre |
Erbsen Bohnen Rettich Radieschen Salate Kohl Mangold |
3 – 4 Jahre |
Spinat Gartenkresse Zuckererbsen Rübchen |
Bis zu 4 Jahre |
Karotten Lauch Sellerie Petersilie Zwiebeln |
2 – 3 Jahre |
Schwarzwurzeln | Ein Jahr |
Haben Sie den Gemüse- oder Kräutersamen länger liegen, können Sie trotzdem versuchen, ihn auszusäen. Es werden dann sicher nicht mehr alle Samen aufgehen, aber Sie können immer noch mit Keimlingen rechnen.
Ist eine 100 %-ige Keimfähigkeit möglich?
Natürlich nicht, denn ob ein Samen keimfähig ist oder nicht, liegt auch in seiner Entwicklungsphase. Nicht alle Samen, die von einer Pflanze ausgebildet werden, sind auch keimfähig. Bei einigen Blumenarten sind gerade einmal 65% Keimfähigkeit zu verzeichnen. Von Pflanze zu Pflanze kann das sehr unterschiedlich sein. Aber auch die Entwicklung der Pflanze hat eine Auswirkung auf die Keimfähigkeit. Und schließlich müssen Samen gut ausgereift sein, wenn sie keimfähig sein sollen.
So lagern Sie Saatgut richtig
Damit Saatgut innerhalb des Mindesthaltbarkeitsdatums und darüber hinaus keimfähig ist, ist eine korrekte Lagerung wichtig. Samen sollten Sie immer trocken, dunkel und kühl lagern. Eine Temperatur unter 10° C ist optimal. Zu hohe Lagertemperaturen machen das Saatgut keimunfähig. Auch Feuchtigkeit kann die Keimfähigkeit von Saatgut beeinflussen. Feuchtigkeit – und damit ist auch die Luftfeuchtigkeit gemeint – lässt Samen schimmeln. Lagern Sie Saatgut in Behältnissen, die keine Luftfeuchtigkeit durchlassen. Schraubgläser oder Blechbüchsen sind ideal dafür. Mitsamt Samentüte kommt das Saatgut dort hinein. Diese Gefäße schützen das Saatgut auch vor Lagerschädlingen, wie Insekten oder Mäuse. Plastik ist eher nicht für die Aufbewahrung geeignet, denn diese Gefäße schließen oft luftdicht ab. Samen hat aber eine Restfeuchte, die bei luftdichten Gefäßen nicht entweichen kann und dadurch das Saatgut zum Schimmeln bringt.
Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist
Oft ist es so, dass vom Vorjahr Saatgut übrig bleibt. Vielleicht, weil Sie nicht so viel benötigt haben oder einfach den Termin für die Aussaat vergessen haben. Bei dem einen oder anderen Samen wissen Sie vielleicht gar nicht mehr, wann Sie dieses gekauft haben. Möchten Sie wissen, ob Ihr Samen dennoch keimfähig ist, können Sie das Saatgut aussäen oder auf Keimfähigkeit testen.
Bei einer Keimprobe legen Sie ein Stück feuchtes Küchenpapier auf einen Teller. Es gehen auch Löschpapier oder Kaffeefilter. Darauf legen Sie eine abgezählte Anzahl von Samen aus der Samentüte. Decken Sie nun alles mit etwas Folie ab, um optimale Bedingungen zu schaffen. Das Küchenkrepp sollte in den nächsten Tagen immer feucht gehalten werden. Je nach Pflanzenart sollte die Temperatur zwischen 18° und 22° C liegen. Beachten Sie bitte noch, ob es sich um Dunkelkeimer oder Lichtkeimer handelt. Nach einiger Zeit werden die Samen aufgehen – oder eben nicht. Anhand der aufgehenden Samen können Sie die Keimfähigkeit errechnen.