Es ist doch jedes Jahr dasselbe: Wer Pflanzen mit Samen ziehen möchte, für den beginnt es zu Saisonbeginn spannend zu werden. Dann stellt sich nämlich die Frage, ob die Pflanzen so wachsen, wie man sich das vorstellt. Oder ob sie überhaupt wachsen. Spitzt auch nach Wochen noch nichts aus der Erde, war es das dann wohl. Und nun? Schwierig, denn jetzt haben Sie jede Menge Zeit verloren. In Zukunft sollten Sie daher immer eine Keimprobe durchführen. In der Regel wird dies aber nur bei Gemüsepflanzen und Kräutern durchgeführt.
Keimprobe – was man darunter versteht
Sind die Samen, die ich verwenden möchte, keimfähig? Es kann zahlreiche Gründe haben, warum Samen einfach nicht keimen wollen. Und genau deshalb ist eine Keimprobe sinnvoll, denn dadurch kann die Keimfähigkeit bereits im Vorfeld der Garten- oder Balkonsaison überprüft werden und böse Überraschungen bleiben aus.
Eine Keimprobe ist also nicht dazu da, um Pflanzen großzuziehen, sondern um zu testen, ob sich daraus überhaupt etwas entwickeln kann. Dieser Testlauf wird Wochen vor dem Beginn der Saison durchgeführt, um keine Zeit zu verlieren. Am besten geeignet sind dafür die Monate Dezember bis Februar. Wer glaubt, dass man die Samen dann doch gleich in die Erde stecken könnte, der irrt, denn das wäre der falsche Zeitpunkt.
Keimprobe – warum Samen nicht keimen
Wenn eine Pflanze Samen produziert, sollte daraus doch eigentlich etwas Neues entstehen. Leider ist das nicht jedes Mal der Fall, denn es gibt immer wieder Pflanzen, deren Samen nicht keimfähig sind. Die Mutterpflanzen waren in diesen Fällen nicht samenfest. In der Regel sind es aber andere Gründe, warum Samen nicht keimen.
Der falsche Zeitpunkt
Wie gerade schon erwähnt, würden Samen, die man vor ihrer Zeit in die Erde steckt, vermutlich nicht keimen bzw. es würden sich die Pflanzen nicht so entwickeln, wie gewünscht. Wichtig ist daher, dass Samen immer zum passenden Zeitpunkt in die Erde kommen. Gerade bei Gemüsesamen ist es aber möglich, diese drinnen vorzuziehen – hier sollte man auf die Empfehlungen achten.
Die falsche Erde
Erde ist nicht gleich Erde – sonst gäbe es ja nicht so viele Unterschiede. Daher ist es wichtig, immer das richtige Substrat zu verwenden. In der Regel ist Anzuchterde ideal, da diese die nötigen Nährstoffe in den richtigen Mengen bereitstellt. Falsche Erde kann also dazu führen, dass die Samen nicht keimen wollen.
Die falschen Bedingungen
Es wird zu wenig oder zu viel gegossen, der Standort ist für die Samen zu warm oder zu kalt oder die Luftfeuchtigkeit ist nicht ideal – all das kann dazu führen, dass sich aus dem Samen einfach nichts wachsen will.
Die falsche Lagerung von Saatgut
Egal, ob Sie Samen selbst ernten, diese mit jemandem tauschen, sie geschenkt bekommen oder ob Sie sie gekauft haben, die richtige Lagerung ist immer wichtig, damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Gekaufte Samen sollten immer in der Verpackung bleiben, da diese lichtgeschützt aufbewahrt werden sollen. Offene Samen geben Sie daher idealerweise in eine luftdurchlässige Papiertüte, so kann kein Licht hin, dafür aber Luft. Plastiktüten sind in jedem Fall zu vermeiden. Lose Samen können Sie auch gerne in ein Glas geben, das Sie verschrauben können. Aber immer daran denken: dunkel aufbewahren.
Das Saatgut ist zu alt geworden
Samen sollten immer zeitig in die Erde gebracht werden. Bei gekauftem Saatgut steht das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung. Dies besagt, dass der Hersteller bis zum angegebenen Zeitpunkt die Keimfähigkeit garantiert. Es besagt aber nicht, dass die Samen danach nicht mehr keimen, sie verlieren nur mit der Zeit die Fähigkeit. So ist das natürlich auch bei losen Samen.
Die Keimfähigkeit von Saatgut
Unterschiedliche Pflanzen haben auch eine unterschiedliche Keimfähigkeit. Bei Blumensamen kann man im Schnitt von einer Keimfähigkeit zwischen 2 und 5 Jahren ausgehen. Viel wichtiger ist die Keimfähigkeit aber bei Gemüsepflanzen und Kräutern – da hier ja auch geerntet werden soll.
Keimfähigkeit | Pflanzen |
Bis zu 3 Jahre | Dill, Feldsalat, Frühlingszwiebeln, Lauch, Schnittlauch, Schwarzwurzeln, Stangenbohnen, Wurzelpetersilie, Zwiebeln |
Bis zu 4 Jahre | Bohnenkraut, Fenchel, Kümmel, Petersilie, Spinat |
Bis zu 5 Jahre | Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Kapuzinerkresse, Knollensellerie, Paprika, Peperoni, Puffbohnen, Rosenkohl, Salate, Senf, Winterportulak |
Bis zu 6 Jahre | Chinakohl, Basilikum, Mais, Möhren, Radieschen, Zuckererbsen |
Bis zu 7 Jahre | Artischocken, Kohlrabi, Kohl |
Bis zu 8 Jahre | Borretsch, Chicorée, Kürbis, Zucchini |
Bis zu 10 Jahre | Buschbohnen, Endiviensalat |
Bis zu 14 Jahre | Erbsen |
Bis zu 15 Jahre | Gurken, Mangold, Rote Bete |
Bis zu 20 Jahre | Auberginen |
Bis zu 24 Jahre | Tomaten |
Die Angaben sind keine Garantien. Daher sollten Sie immer eine Keimprobe durchführen, wenn Sie sich unsicher sind.
Die Keimprobe in 5 Schritten – so geht´s
Na dann schreiten wir zur Keimprobe. Das brauchen Sie dafür:
- 10 bis 20 Samen (darunter lohnt sich eine Keimprobe nicht)
- Schale oder Teller
- Küchenpapier
- Klarsichtfolie
- Wasser
Und schon geht es los:
- Nehmen Sie eine flache Schale oder einen Teller und legen Sie den Boden mit zwei Lagen Küchenpapier aus, den Sie vorher gut befeuchten. Das Wasser darf allerdings nicht in der Schale stehen.
- Streuen Sie nun mindestens 10 Samen auf das Küchenpapier. Darunter ist eine Keimprobe nicht sinnvoll, da die Keimfähigkeit nach einer Formel berechnet wird. Sind weniger als 10 Samen vorhanden, dann empfehlen wir, diese direkt in die Erde zu pflanzen, nach dem Motto: hopp oder topp.
- Decken Sie die Schale nun mit Klarsichtfolie ab.
- Nun kommt es darauf an, ob Ihre Pflanzen Licht- oder Dunkelkeimer sind. Lichtkeimer stellen Sie auf ein Fensterbrett ohne direkte Sonneneinstrahlung, Dunkelkeimer können in eine Schublade oder auch in den Kühlschrank gestellt werden.
- Halten Sie das Saatgut stets feucht.
Nach zwei bis drei Wochen sollten die Samen gekeimt haben.
Die Keimformel
Nach der Keimung der Samen können Sie mit Hilfe der Keimformel berechnen, wie viele Samen Sie in die Erde pflanzen müssen, damit die Saat aufgeht. Die Keimformel lautet:
Anzahl gekeimter Samen : Anzahl aller Samen x 100 = Keimrate
Ein Beispiel:
Sie haben 20 Samen ausgelegt und davon sind 7 aufgegangen. Sie rechnen also
7 : 20 x 100 = 35
Anhand folgender Werte können Sie die Keimfähigkeit ablesen und sehen, wie viele Samen Sie für einen Erfolg einpflanzen sollten:
Keimrate | Mindestanzahl an Samen |
0-24 | Mindestens 5 |
25-49 | Mindestens 4 |
50-74 | Mindestens 3 |
75-100 | Mindestens 2 |
Eine Keimrate zwischen 0 und 24 bringt in der Regel keine Pflanzen hervor, die stark genug sind, um ausreichend geerntet werden zu können.