Üppige und gesunde Erträge ohne Einsatz von Chemie? Ja, das ist möglich – mit Mikroorganismen. Sie helfen dabei, dass der Boden gesund ist, tragen zur Fruchtbarkeit des Bodens bei und haben auch die großen Vorzüge, dass sie Kleinstlebewesen und Regenwürmer unterstützen. Gleichzeitig sind die Mikroorganismen wichtige Helfer beim Humusaufbau und sorgen so für gesunde Pflanzen und infolgedessen für gesunde Erträge. In diesem Artikel erfahren Sie alles über EM, die zungenfreundliche Variante des Begriffs effektive Mikroorganismen, und natürlich wie Sie diese im Garten einsetzen können.
Was genau sind Mikroorganismen?
Effektive Mikroorganismen sind eine Mischung aus aeroben und anaeroben Bakterienkulturen, Hefepilzen und Milchsäurebakterien. EM haben verschiedenen Vorteile. Sie verbessern nicht nur den Boden, sondern stärken auch die Pflanzen, was dann dazu führt, dass die Ernteerträge höher ausfallen. Auch das Kompostieren wird durch effektive Mikroorganismen beschleunigt. Somit haben sie eine positive Wirkung auf Boden und Pflanzen und auf die Kleinstlebewesen im Boden.
Durch die Mischung unterschiedlicher Mikroorganismen ergänzen sie sich gegenseitig und profitieren voneinander. So ernähren sich beispielsweise einige Mikroben von den Stoffwechselprodukten der anderen Mikroben. Dabei sind die unterschiedlichen Mikroben zum einen aerob und zum anderen anaerob. Das bedeutet, dass sie sowohl Sauerstoff als Stickstoff verbrauchen und auch produzieren. Somit ergänzen sie einander und leben praktisch von- und miteinander.
Es gibt verschiedene Hersteller, die effektive Mikroorganismen anbieten. Diese können sich in der Zusammensetzung unterscheiden. Leider kann die Zusammensetzung nicht nachvollzogen werden, da keine genaue Kennzeichnungspflicht besteht.
In der Regel enthalten EM-Lösungen Milchsäurebakterien, Bakterienkulturen und Hefepilze, die zur Fotosynthese in der Lage sind.
- Milchsäurebakterien: Milchsäurebakterien tragen dazu bei, dass es zum typischen Fermentierungsprozess kommt, da sie Stärke und Zucker in Milch- und Essigsäure umwandeln.
- Bakterienkulturen: Hierbei handelt es sich um Fotosynthesebakterien, die zum einen Energie liefern und zum anderen auch Giftstoffe wie etwa Nitrat und Dioxin schneller abbauen.
- Hefepilze: Hefepilze ernähren sich vorwiegend von verschiedenen Kohlenhydraten wie Zucker und Sauerstoff. Gleichzeitig geben sie aber auch Enzyme, Antioxidantien sowie Vitamine und Säuren ab.
Wie werden EM hergestellt?
Die Fertigprodukte, die im Handel erhältlich sind, bestehen aus Mikroorganismen, die auf Basis von Zuckerrohrmelasse kultiviert werden. Dabei wird ein mehrstufiger Prozess durchgeführt. Zuerst wird die süße Masse aufgebaut, damit sich die Mikroben vermehren können. Somit entstehe eine Nährlösung, in der Mikroorganismen vorhanden sind und als „aktiviertes EM“ bezeichnet wird. Diese Nährlösung wird auch EMa genannt. Weiterhin finden Sie eine sogenannten Urlösung, die sich EM-1 nennt. Sie enthält nicht nur die „guten“ Mikroorganismen, sondern auch Aminosäuren, verschiedene Enzyme sowie Vitamine.
Diese Urlösung ist jedoch weniger ein Hilfsstoff für den Boden, sondern ein sehr hochkonzentrierter Dünger. Dabei ist die tatsächliche Wirkung aber mehr auf die zahlreichen Nährstoffe in EM-1 zurückzuführen und nicht auf die Mikroorganismen.
Wofür eignen sich effektive Mikroorganismen?
Effektive Mikroorganismen sind in einer flüssigen Nährlosung erhältlich. Um sie anzuwenden, werden sie mit Wasser verdünnt und direkt auf die Pflanzen oder den Gartenboden gesprüht oder gegossen. Sie haben, laut Versprechungen der Hersteller, verschiedene Vorzüge und sollten beispielsweise:
- den Boden deutlich verbessern
- die Gesundheit der Pflanzen stärken
- die Erträge der Ernte erhöhen
- beim Kompostieren den Zersetzungsprozess beschleunigen
Schaut man sich die Erfahrungsberichte verschiedener Gärtner an, gehen die Meinungen jedoch auseinander. Während einige Gärtner davon berichten, dass sie eine durchaus positive Wirkung bei Boden und Pflanzen feststellten, waren andere Gärtner davon überzeugt, dass die effektiven Mikroorganismen keinen Effekt auf Boden, Pflanzen und Ernte haben.
Die Entwicklung der effektiven Mikroorganismen
Schon in den 1980er-Jahren wurden die effektiven Mikroorganismen für den Garten entdeckt. Der japanische Gartenbauprofessor Teruo Higa entwickelte dann ein System, damit sie für den Garten optimal genutzt werden können. Dies ist auch in verschiedenen Büchern nachzulesen. Neben „Eine Revolution zur Rettung der Erde“ veröffentlichte er auch die Bücher „Die wiedergewonnene Zukunft“ und „Effektive Mikroorganismen“.
Durch die intensive Forschung über Jahre hinweg, entstand dann das System der EM, um die Bodenqualität mithilfe von natürlichen Mikroorganismen zu verbessern und dazu beizutragen, das Gleichgewicht zurückzubringen. In der Zwischenzeit ist das EM System nicht nur ein intensiv beworbener Wirtschaftszweig, sondern wird auch weltweit genutzt. Dabei sind vor Betriebe des ökologischen Gartenbaus von den effektiven Mikroorganismen überzeugt und nutzen vorwiegend dieses System.
Wie wirkt EM?
Teruo Higa hat ein sehr ausgeklügeltes System mit den effektiven Mikroorganismen entwickelt. Er hat unter anderem den Boden analysiert, in dem drei verschiedene Mikroben zu finden sind.
- Aufbauende Mikroben
- Opportunistische Mikroben
- Krankheits- und fäulniserregende Mikroben
Durch die Gabe von den natürlichen Mikroorganismen sollen oben genannte Mikroben unterstützt werden. Während die aufbauenden Mikroben die Bodenqualität verbessern sollen, sind die opportunistischen Mikroben Allrounder. Diese Mikroben überwiegen im Boden und sind neutral. Je nachdem, welche Mikroben in der Überzahl sind, unterstützen sie die Mikroben, die in der Unterzahl sind, um ein Gleichgewicht herzustellen. Sind also zu viele fäulniserregende Mikroben im Boden zu finden, werden die aufbauenden Mikroben unterstützt oder umgekehrt.
Wie der Name schon sagt, sind die krankheits- und fäulniserregenden Mikroben schädlich für Boden und Pflanzen. Sie fördern Krankheiten und Fäulnisprozesse, können aber durch die opportunistischen Mikroben in Schach gehalten werden, um die Balance im Boden zu gewährleisten.
Immer mehr Böden sind ausgelaugt
Und genau dies ist auch der Hintergrund der Lehre und weshalb sich der Gartenbauprofessor darauf spezialisiert hat. Durch die Landwirtschaft sowie die Nutzung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln sind die Böden ausgelaugt und somit mikrobiell gesehen „tot“. Nur durch eine Wiederbelebung kann der Boden wieder deutlich verbessert werden. Und genau hierfür sollen die effektiven Mikroorganismen ein wichtiger Helfer sein. Die Mischung wird in den Boden eingebracht und soll so die Qualität signifikant verbessern.
So wenden Sie EM im Garten an
EM-Produkte sind in verschiedenen Varianten erhältlich. Zum einen erhalten sie ein Fertigprodukt, zum anderen eine Urlösung, die auch zur Weitervermehrung dient. Die Produkte werden verdünnt oder unverdünnt in den Boden gebracht, je nach Variante.
Die EM-Lösungen bringen Sie zwischen Frühjahr und Spätherbst, also in der Vegetationsperiode einmal pro Woche aus. Folgendermaßen gehen Sie dabei vor:
- Die EM-Lösung in eine Gießkanne schütten und mit Wasser auffüllen. Je nachdem, welches Produkt Sie haben, müssen Sie das genaue Mischungsverhältnis beachten.
- Nachdem Sie die Mischung gut durchgerührt haben, können Sie diese auf Boden und Pflanzen gießen.
Dünger und Pflanzenschutzmittel sollen durch das aufbringen auf Boden und Pflanzen überflüssig werden. Mit den effektiven Mikroorganismen sorgen Sie nicht nur für einen besseren Boden und starke Pflanzen, sondern Sie bekämpfen gleichzeitig auch akute Krankheiten bei den Pflanzen. Hierbei sollte jedoch eine höhere Konzentration auf die Pflanzen aufgebracht werden, wenn sie an einer Krankheit leiden.
Doch auch nützliche Insekten, Hummeln, Bienen sowie Schmetterlinge und Marienkäfer sollen durch EM gefördert werden, da die Pflanzen gesund und stark sind und so ein Magnet für die nützlichen Insekten werden.
Weitere Anwendungsbereiche für effektive Mikroorganismen
Ein weiterer Vorteil soll sein, dass die effektiven Mikroorganismen nicht nur bei Pflanzen, sondern auch im Garten allgemein angewendet werden können. Sie können EM auf Rasenflächen, im Gewächshaus sowie bei Zimmerpflanzen einsetzen, um das Immunsystem der Gräser und Pflanzen zu stärken und die Bildung von Schimmelpilz zu verhindern.
Zur Bewässerung für Boden und Pflanzen: Um die Wurzelbildung, die Keimung wie auch die Blüten und Früchte zu fördern, kann EM im Gießwasser beigemischt werden. Somit werden nützliche Bodenlebewesen angezogen, die dann den Boden lockern und fruchtbarer machen. Gleichzeitig können Sie Düngemittel reduzieren, da diese durch den besseren Boden leichter aufgenommen und verwertet werden können.
Für die Stärkung der Pflanzen: Damit die Abwehrkräfte von Pflanzen gefördert werden, können Sie die Pflanzen auch mit EM besprühen.
Zur verbesserten Wurzelbildung: Bevor die Pflanzen in Töpfen oder in die Erde gebracht werden, sollten Sie die Erde oder den Wurzelballen mit EM behandeln. Dies soll zur Stärkung der Wurzeln beitragen.
Widerstandsfähiger Rasen: Möchten Sie Ihren Rasen noch widerstandsfähiger machen und für starke Wurzeln der Gräser sorgen, gießen Sie die Ansaat mit EM im Gießwasser. Zudem sollte der Rasen regelmäßig mit effektiven Mikroorganismen behandelt werden.
Stärkung von Sträuchern und Bäumen: Auch Bäume und Sträucher können von effektiven Mikroorganismen profitieren. EM stärkt nicht nur die Abwehrkräfte, sondern hilft auch für guten Wuchs und starke Wurzeln.
Bessere Kompostierung: Effektive Mikroorganismen sorgen auch dafür, dass die Fäulnisbakterien deutlich reduziert werden. Dies hilft nicht nur dabei, dass die Verrottung beschleunigt wird, sondern es bildet sich auch kein Geruch.
Zimmerpflanzen stärken: EM können Sie auch bei Zimmerpflanzen verwenden, um sie zu stärken. Dabei geben Sie die Lösung einfach ins Gießwasser oder besprühen die Pflanzenblätter damit.
Ist die Effektivität von EM wissenschaftlich belegt?
Leider ist die Wirkung von effektiven Mikroorganismen nicht wissenschaftlich untermauert, weshalb sich die Gärtner in Foren auch darum streiten. In verschiedenen wissenschaftlichen Studien, die durchgeführt wurden, konnte die Wunderwirkung von EM nicht wirklich nachgewiesen werden. Die Forscher sagen jedoch, dass die hochkonzentrierte Nährlösung, in der die Mikroorganismen sind, einen sehr positiven Effekt auf Erde und Pflanze hat. Gleichzeitig führten Sie auch Versuche durch, bei denen die effektiven Mikroorganismen mit destilliertem Wasser eingesetzt wurden. Hier konnte kein positiver Effekt festgestellt werden und es gab keinen Unterschied zwischen der behandelten und der nicht behandelten Erde.
In der Zwischenzeit gibt es im Handel zahlreiche Produkte, die in der Regel über das Internet angeboten werden. Ein Liter dieser Lösung kostet zwischen fünf und zehn Euro und soll im Durchschnitt für etwa zehn Quadratmeter reichen.
Da EM aber regelmäßig angewendet werden sollte, kann dies eine teure Lösung sein, wenn Sie über einen großen Garten verfügen. Doch selbst bei einem kleinen Garten, der rund 100 Quadratmeter aufweist, müssen Sie mit Kosten von etwa 75 Euro pro Woche rechnen. Das ist nicht wenig für eine Lösung, die wissenschaftlich nicht untermauert ist.
Wer EM jedoch nur für die stark zehrenden Pflanzen wie Tomaten, Kohl, Brokkoli oder Kartoffeln im Gemüsegarten verwenden möchte, hat hier sicher Vorteile und kann von den Nährstoffen profitieren, um eine üppige Ernte einzufahren. Für den Gemüsegarten sollen alle zwei bis vier Wochen die Pflanzen mit 200 Milliliter Lösung auf zehn Liter Wasser gegossen werden.
Effektiven Pflanzenschutz selbst herstellen
Wer den effektiven Mikroorganismen noch nicht so ganz traut, hat auch die Möglichkeit, einen effektiven Pflanzenschutz selbst herzustellen. Dazu benötigen Sie lediglich Pflanzen, die Sie auf jedem Feld, auf allen Wiesen oder an Waldrändern finden. Mit diesen können Sie sich eine kostengünstige Pflanzenjauche herstellen, die viele Vorteile für Ihren Garten hat.
Pflanzenjauchen stärken nachweislich die Abwehrkräfte Ihrer Pflanzen, versorgen Sie außerdem mit vielen wertvollen Nährstoffen und machen so Ihre Pflanzen stark und widerstandsfähig. Um eine solche Pflanzenjauche selbst herzustellen, sollten Sie vor allem Unkräuter wie Ackerschachtelhalm, Rainfarn, Brennnesseln und Wermut sammeln. Folgendermaßen gehen Sie dabei vor:
- Sammeln Sie etwa ein Kilogramm der oben genannten Pflanzen und zerkleinern Sie dieses grob.
- Füllen Sie das zerkleinerte Pflanzenmaterial in einen Plastikeimer (Metalleimer oxidieren) und füllen Sie es mit 10 Litern Wassern auf. Der Eimer sollte nur etwa ¾ gefüllt sein, sonst läuft er durch die Gärung über.
- Nun fügen Sie eine Handvoll Urgesteinsmehl hinzu und decken die Mischung mit Jute oder Gaze an.
- Der Eimer sollte an einem dunklen und warmen Ort für etwa 14 Tage ziehen. Je nach Wetterlage kann dies kürzer oder länger dauern. Um den Gärvorgang zu beschleunigen, können Sie die Pflanzenjauche täglich rühren, damit genügend Sauerstoff vorhanden ist und so die Pflanzenteile schneller zersetzt werden können.
- Sobald sich kein Schaum mehr auf der Pflanzenjauche bildet und die Mischung eine dunkle Farbe annimmt, ist der hochwertige Dünger gebrauchsfertig.
Tipp: Um den unangenehmen Geruch zu umgehen, nutzen Sie Steinmehl in Kombination mit Humofix, welches bei der Benediktinerinnenabtei Fulda erhältlich ist. Dieses besteht aus verschiedenen Kräutern wie Baldrianblüten, Brennnesseln, Eichenrinde, Kamille, Löwenzahn, Schafgarbe, Milchpulver und Honig.
So wenden Sie die Pflanzenjauche richtig an
Da der Sud extrem scharf ist, sollten Sie ihn nicht pur ausbringen. Ein Mischungsverhältnis von einem Teil Jauche und 5 Teile Wasser sind optimal. Ist Regen gemeldet, kann auch eine Konzentration von einem Teil Jauche und zwei Teilen Wasser ausgebracht werden.
Die Pflanzenjauche sollten Sie immer bei bedecktem Himmel morgens oder abends ausbringen. Seien Sie aber vorsichtig, da zwar die Düngewirkung sehr hoch ist, jedoch auch die Pflanzen verätzt werden könnten. Welche Mischung am Ende die richtige ist, muss natürlich jeder Gärtner selbst herausfinden. Deshalb sollten Sie immer Sorgfalt walten lassen und vorsichtig an die Düngung herangehen.
Regenwürmer sind eine kostengünstige Alternative
Auch Regenwürmer sind eine kostengünstige Alternative, um den Boden zu verbessern. Dabei können Sie die Würmer im Fachhandel erwerben und nach dem Umgraben setzen Sie diese einfach im gelockerten Beet aus. Hilfreich ist auch ein wenig frischer Grasschnitt, damit die Regenwürmer ihre Arbeit aufnehmen können.
Selbstverständlich möchten wir Sie nicht davon abhalten, effektive Mikroorganismen auszuprobieren. Denn immerhin gibt es viele Gärtner, die auf diese natürliche Art der Boden- und Pflanzenverbesserung schwören. Deshalb sollten Sie sich natürlich selbst ein Bild machen und entschieden, ob es ein kleines Wundermittel ist oder nicht. Wir sind davon überzeugt, dass es insbesondere für die Gemüsepflanzen durchaus sehr hilfreich sein kann, da die Nährlösung an sich schon wahre Wunder vollbringt und die Pflanzen stärkt und so vielleicht auch für eine üppige Ernte sorgt.