Wer Obst kaufen will, sollte nicht nur in den Supermarkt gehen, sondern auch beim Bauern auf dem Wochenmarkt vorbeischauen. Denn dort gibt es immer wieder mal Obst zu entdecken, dass heute viele gar nicht mehr kennen. Früchte wie Renekloden, Maulbeeren oder Mispeln zum Beispiel. Letztere möchten wir etwas genauer unter die Lupe nehmen und diese längst vergessenen Früchte genauer vorstellen.
Mispeln – ein Steckbrief
Name: Mispel
Alternative Namen: Echte Mispel, Gemeine Mispel
Botanischer Name: Mespilus germanica
Familie: Rosengewächse
Blühzeit: Ende Mai bis Anfang Juni
Blütenfarbe: weiß
Erntezeit der Früchte: Anfang Oktober bis Mitte Dezember
Pflanzenhöhe: bis zu 6 Meter
Wuchsgeschwindigkeit: bis zu 40 Zentimeter im Jahr
Alter: 70 Jahre und mehr
Winterhart
Woher die Mispel ursprünglich stammt, ist nicht ganz geklärt, man geht aber vom asiatischen Raum aus. Vor rund 3.000 Jahren wurde sie im Orient aber auch in Teilen Europas, etwa in Griechenland oder Italien, kultiviert. Von dort aus ging es um die ganze Welt, selbst in Süd- und Nordamerika und in Australien baute man Mispeln an. Bei der Pflanze handelt es sich um einen Großstrauch.
Die Früchte der Mispel
Die Frucht der Wildmispel, auch Scheinapfel genannt, sieht den Hagebutten nicht unähnlich, ist aber braun und deutlich größer und runder. Wenn es sich um eine gezüchtete Mispel handelt, dann ist die Frucht optisch eine Mischung aus Apfel und Birne. Das Fruchtfleisch sieht dagegen einer Aprikose ähnlich. Sowohl die Frucht als auch das Fleisch sind gelb-orange, im Innern befinden sich nicht essbare Kerne.
Der Geschmack ist süß-säuerlich und bietet ein leicht nussiges Aroma. Überzeugen können Mispelfrüchte vor allem durch ihren Vitamin-C-Gehalt. Es sind aber auch viele Gerbstoffe enthalten, sodass diese früher als Hausmittel gegen Verdauungsstörungen eingesetzt wurden. Damals wurden Mispeln als Heilmittel angesehen und waren sogar in Klostergärten zu finden.
Die Mispel für den eigenen Garten
Lust bekommen, diese längst vergessene Frucht selbst anzubauen? Dann zeigen wir Ihnen, worauf es ankommt.
- Standort
Mispeln sind an unterschiedlichen Standorten in der freien Natur zu finden. Sie gedeihen in der Sonne wie im Halbschatten. Lediglich komplett schattige Plätze sollten Sie meiden. Und auch an den Boden stellt die Pflanze kaum Ansprüche, das einzige, was nicht vertragen wird, ist Staunässe.
- Pflege
Junge Pflanzen sollten regelmäßig gegossen werden, bei älteren ist dies nicht mehr nötig. Wird gegossen, achten Sie bitte darauf, dass keine Staunässe entsteht, denn das mag die Mispel nicht. Düngen ist nicht nötig – einmal im Frühling eine kleine Gabe frischer Kompost ist aber nicht verkehrt. Und auch um einen Rückschnitt müssen Sie sich nicht kümmern. Von diesem wird sogar abgeraten, da sich die Blüten an den Kurztrieben bilden. Wird der Strauch zu buschig, sollten Sie ihn jedoch auslichten. Ansonsten benötigt die Mispel keine Pflegemaßnahmen.
- Vermehren
Mispeln können Sie durch Samen oder Stecklinge vermehren. Die Samen befinden sich im Kern der Frucht. Da diese Art der Vermehrung sehr lange dauert und meist nicht von Erfolg gekrönt ist, empfehlen wir die Vermehrung durch Stecklinge. Dazu schneiden Sie im Frühling einen einjährigen Neutrieb mit einer Länge von ca. 15 Zentimetern mit einem sauberen Messer ab. Die unteren Blätter werden entfernt, der Trieb dann in ein Glas mit Wasser oder in Anzuchterde gesteckt. Stellen Sie ihn hell und tauschen Sie das Wasser regelmäßig aus bzw. gießen Sie mäßig. Bilden sich Wurzeln, haben Sie alles richtig gemacht. Die Jungpflanze darf dann nach dem Frost im nächsten Frühling in den Garten umziehen.
Übrigens: Es wird davon abgeraten, Mispeln in Kübeln zu halten, da die Wurzeln ausreichend Platz benötigen und dies im Topf meist nicht gegeben ist.
Mispeln ernten
Eigentlich können die Früchte der Mispel ab Anfang Oktober geerntet werden. Es wird jedoch empfohlen, damit zu warten, bis der Strauch die Blätter abgeworfen hat und die ersten Nachtfröste vorbei sind. Der Grund: Die Temperaturen machen die Früchte weich und bekömmlich. Haben Sie zu früh geerntet, können Sie die Früchte auch für einen Tag in die Tiefkühltruhe geben und so die frostigen Temperaturen selbst beeinflussen.
Was man mit Mispeln anstellen kann
Mispeln sind sehr gesunde Früchte mit einem hohen Vitamin-C-Gehalt. Sie sind süß-säuerlich und lassen sich hervorragend roh essen. Ansonsten können Mispeln zu zahlreichen Gerichten verarbeitet werden:
- Marmelade
- Gelee
- Kompott
- Mus
- Chutney
- Sorbet
- Säfte
- Liköre
Möchten Sie zum Beispiel Mispelmarmelade herstellen, brauchen Sie dafür:
- 1 kg Mispeln (ergibt ca. 500 g Fruchtfleisch)
- 250 g Gelierzucker 2:1
- 300 ml Apfelsaft
- 1 Packung Vanillezucker
- Zimt
Und so geht´s:
- Mispeln von der Haut, den Stielansätzen und den Blütenkelchen befreien.
- Früchte vierteln und die Kerne herauslösen.
- Das Fruchtfleisch nun mit dem Gelierzucker, dem Apfelsaft, dem Vanillezucker und dem Zimt aufkochen lassen. Durch das enthaltene Pektin wird die Masse sehr schnell dickflüssig, die Marmelade muss somit nur etwa 5 Minuten köcheln.
Mispeln halten sich nach der Ernte bis zu 2 Wochen im Kühlschrank. Sie können die Früchte aber auch einfrieren oder einmachen.
Achtung: Verwechslungsgefahr
Ein Hinweis zum Schluss: Es werden immer wieder Pflanzen als Mispeln angeboten, die als Bodendecker dienen und die rote Früchte tragen. Dabei handelt es sich allerdings um keine echten Mispeln, sondern um Zwergmispeln mit dem botanischen Namen Cotoneaster dammer. Achtung: Diese „Mispeln“ sind in allen Pflanzenteilen giftig!
Hallo, nur die ersten beiden Bilder zeigen die Früchte von Mespilus germanica, die beiden unteren Bilder die Früchte von Eriobotrya japonica, der japanischen Wollmispel, die gar nicht zu dem Mispeln gehört und deren Früchte in Deutschland auch nicht reifen. Daher ist auch ihre Beschreibung der Früchte inhaltlich völlig falsch. Die japanische Wollmispel ist eben keine „gezüchtete“ Art der deutschen Mispel, die beiden Baumarten haben nix mitenander zu tun.
Das werden wir doch zeitnah ändern. Vielen Dank für den Hinweis.