Zu den Nachtschattengewächsen gehören zahlreiche Gemüsesorten, aber auch wunderschöne Zierpflanzen. Allen diesen Pflanzen ist gemeinsam, dass sie den Giftstoff Solanin enthalten, der für den Menschen gefährlich sein kann. Aufgrund der enthaltenen Alkaloide wirken einige Vertreter der Nachtschattengewächse berauschend und werden als Heilpflanzen verwendet.
Was sind Nachtschattengewächse: mehr als 2.500 Arten von Bedecktsamern
Die Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse zählt in der Botanik zu den Bedecktsamern und umfasst mehr als 2.500 Arten. Auch wenn einige dieser Pflanzen als Gemüse nicht mehr wegzudenken sind, enthalten sie alle verschiedene giftige Alkaloide, vor allem Solanin. Die ein- oder mehrjährigen Pflanzen wachsen krautig oder verholzen im Alter.
Sie haben ihren Ursprung in Amerika und wurden teilweise bereits dort als nützliche Kulturpflanzen angebaut. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden sie von spanischen Eroberern nach Europa gebracht und vorrangig als Zierpflanzen angebaut, denn ihnen wurde aufgrund der Alkaloide nicht bei der Verwendung als Lebensmittel getraut.
Der Name der Pflanzen mag den Eindruck aufkommen lassen, dass sie nur im Schatten der Nacht wachsen und ihre Früchte hervorbringen. Das stimmt nicht, denn einige von ihnen benötigen zum Wachsen sogar viel Sonne. Vielmehr geht der Name auf „Nachtschaden“ zurück, da die Blüten vieler dieser Pflanzen in der Nacht einen intensiven Duft verströmen, der bei sensiblen Menschen Kopfschmerzen verursachen kann.
Nachtschattengewächse als Hexenkräuter: berauschende Wirkung durch hochgiftige Substanzen
Aufgrund ihrer hochgiftigen Inhaltsstoffe werden viele Nachtschattengewächse in geringer Dosierung als Heilmittel verwendet. Wegen ihrer berauschenden Wirkung gelten viele dieser Pflanzen als Hexenkräuter. In höherer Konzentration und bei unsachgemäßem Umgang können bestimmte Nachtschattengewächse sogar tödlich wirken. Die Pflanzen enthalten verschiedene Alkaloide und Tropane, die hochgiftig sind. Zu den giftigen Inhaltsstoffen gehören
- Atropin
- Scopolamin
- Mandragorin
- Apoatropin
- Hyoscyamin
Eine starke Konzentration an Giftstoffen, die in geringerer Dosierung als Biodrogen verwendet werden, ist in Alraune, Engelstrompete, Schwarzem Bilsenkraut, Stechapfel, Tabak und Schwarzer Tollkirsche enthalten. Diese Alkaloide können, wenn Teile der Pflanzen als Tee oder Alkohol-Extrakt getrunken, roh gegessen oder geraucht werden, bewusstseinsverändernd, narkotisierend, berauschend oder aphrodisierend wirken. Die Wirkung kann sich als Halluzinationen, Verwirrtheit oder Desorientiertheit zeigen und bis zu 24 Stunden anhalten.
Bei der Nutzung als Naturdrogen sind die Teile der Nachtschattengewächse schwer dosierbar und können schwerwiegende Nebenwirkungen wie Herzrasen, Euphorie, Tobsucht, Angststörungen und bleibende Schäden am Herzen hervorrufen. Aufgrund von Atemlähmungen, Kreislaufkollaps oder Herzstillstand können diese Pflanzen schlimmstenfalls tödlich wirken, weshalb sie früher auch für Giftmorde verwendet wurden.
Hochgiftige Vertreter der Nachtschattengewächse: häufig wild wachsende Pflanzen
Viele der hochgiftigen Nachtschattengewächse wachsen wild und wurden früher in geringer Dosis als Heilpflanzen verwendet. Einige davon sind in allen Teilen hochgiftig und wirken schon in geringen Mengen tödlich. Das sind die bekanntesten Vertreter der giftigen Nachtschattengewächse:
Tabak: Der Genuss von Tabak galt in früheren Zeiten als gesundheitsfördernd, doch ist diese These schon längst widerlegt. Für einen erwachsenen Menschen sind bereits 40 bis 60 Milligramm tödlich. Ungefähr 80 Prozent des Gifts sammeln sich beim Rauchen im letzten Drittel des Stummels. Bedenklich ist auch der Umgang mit den aufgerauchten Filtern.
Schwarzes Bilsenkraut: Das Schwarze Bilsenkraut wurde früher zum Brauen von Bier, aber auch von Hexentränken verwendet. Der Name der Pflanze geht auf die Bierstadt Pilsen zurück, doch wurde die Pflanze als Zusatz für Bier aufgrund der Giftigkeit 1507 verboten. Bilsenkraut ist eines der ältesten Narkotika und wirkt bei unsachgemäßer Anwendung tödlich. Noch heute können Samen und Wurzeln aufgrund der enthaltenen Alkaloide in geringerer Dosierung und bei ausreichender Verdünnung zur Linderung von Zahnschmerzen und Krampfanfällen verwendet werden.
Schwarzer Nachtschatten: Schwarzer Nachtschatten und Bittersüßer Nachtschatten bevorzugen feuchte Böden und wachsen daher wild in Ufernähe und Auwäldern. In der Volksmedizin werden die Pflanzen in geringer Dosierung zur Behandlung von Gicht, Rheuma, Asthma und Krämpfen verwendet, doch wurden sie bereits früher aufgrund ihrer Gefährlichkeit auch als Giftkraut bezeichnet.
Gemeiner Stechapfel: Der Gemeine Stechapfel wächst wild und kann als Unkraut auch im Garten auftreten, wo er sich schnell ausbreiten kann. In äußerst geringen Mengen wirkt er erotisierend und betäubend, doch wirkt er bei unsachgemäßer Verwendung tödlich.
Tollkirsche: Die Tollkirsche galt früher als Liebeszauberpflanze und hat eine euphorisierende und narkotisierende Wirkung. Bei einer Vergiftung kommt es zunächst zu Wohlgefühl und Heiterkeit, doch schlägt das schnell in Verwirrtheit, Halluzinationen und Tobsuchtsanfälle um. Schlimmstenfalls kann es zu Lähmungen und zum Tod kommen. Die Tollkirsche enthält eine starke Konzentration an Atropin, das die Pupillen erweitert und in der Augenheilkunde genutzt wird. Da die Tollkirsche in allen Teilen hochgiftig ist und ihre schwarzen Beeren an Heidelbeeren erinnern, sollten Sie Kinder unbedingt vor deren Genuss warnen und über die tödliche Wirkung aufklären.
Nachtschattengewächse als gesundes Gemüse und Nutzpflanzen: die Pflanzen richtig verwenden
Einige Nachtschattengewächse haben sich als Nutzpflanzen etabliert, da die Früchte als wertvolles und gesundes Gemüse verwendet werden. Die Früchte können jedoch im unreifen Zustand giftig sein, beispielsweise die Tomate. Auch das Kraut von Auberginen und Tomaten ist giftig. Eine wichtige Nutzpflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse ist auch die Kartoffel, von der nur die Knollen verwendet werden. Die Früchte der Kartoffeln sind giftig, da sie eine hohe Konzentration Solanin enthalten. Früchte von Paprika, Tomaten und Auberginen, aber auch die Knollen der Kartoffeln sind gesund, da sie reich an
- den Mineralstoffen Kalium, Calcium und Magnesium,
- sekundären Pflanzenstoffen,
- den Vitaminen A, B, C und E sowie
- Spurenelementen
sind.
Nachtschattengewächse als Zierpflanzen: Blütenpracht in schönen Farben und Formen
Zu den Nachtschattengewächsen gehören auch viele ein- oder mehrjährige Zierpflanzen, die mit ihrer Blütenpracht erfreuen und variierende Ansprüche an Standort und Boden stellen. Auch diese Zierpflanzen sind teilweise hochgiftig. Zu ihnen gehören
- Engelstrompete
- Veilchenstrauch
- Blauer Kartoffelbaum
- Petunien
- Korallenstrauch
- Ziertabak
- Lampionblume