Manche Lebewesen können schädlich und nützlich zugleich sein. Die Nematoden, auch Älchen genannt, gehören dazu. Die winzigen Fadenwürmer sind in zahlreichen Arten anzutreffen.
Nematoden: eine artenreiche Tiergruppe
Nematoden gehören zu den artenreichsten Tiergruppen, da es ungefähr 20.000 verschiedene Arten gibt. Sie werden auch als Älchen oder Fadenwürmer bezeichnet und leben im Erdreich. Die winzigen Tiere werden nur wenige Millimeter groß und sind weiß oder farblos. Die Männchen sind kleiner als die Weibchen und haben ein gebogenes Schwanzende. Vom Kopf bis zum Körperende der Tiere erstreckt sich die Längsmuskulatur, mit der sie sich fortbewegen. Mit winzigen Fortsätzen an ihrem Maul tasten die Nematoden ihre Umgebung ab und nehmen Nahrung auf. Einige Arten dieser Organismen leben frei und räuberisch. Sie ernähren sich von Pilzen, Fäkalien, Aas und Algen, doch können sie mitunter auch Tiere erbeuten und sich von ihnen ernähren. Andere Arten leben parasitär in fast allen Arten von Tieren und Landpflanzen.
Nematoden als Schädlinge: empfindliche Schäden an Pflanzen
Viele Nematoden dringen in das Wurzelsystem der Pflanzen ein und beeinträchtigen deren Stoffwechsel. Sie durchdringen mit ihrem Mundstachel das Pflanzengewebe und sondern Speichel ab, der das Gewebe verändert. Schlimmstenfalls können die befallenen Pflanzen absterben. Kartoffeln, aber auch andere Pflanzen wie Spinat, Rüben oder Raps können durch Nematoden geschädigt werden. Rübenzystennematoden schädigen Zuckerrüben und führen zu Rübenmüdigkeit, wenn die Rüben über längere Zeit am selben Standort angebaut werden. Hohe Ertragseinbußen sind die Folge, da das Wachstum der Rüben eingeschränkt ist und vermehrt Seitenwurzeln ausgebildet werden.
Über den Boden dringen Nematoden in die Pflanzen ein. Sie können durch infizierte Pflanzen eingeschleppt und verbreitet werden. Über den Wasserfilm der Pflanzen wandern die Tiere an den Stängeln hoch zu den Blättern, an denen sie ihre Eier ablegen. Nach kurzer Zeit schlüpfen die Larven.
Schadbilder an den Pflanzen: Deformationen an Blättern und Wurzeln
Abhängig von der Art der Nematoden können an den Pflanzen unterschiedliche Schäden auftreten. Die Pflanzenbestände wachsen bei einem Befall durch eine zentrierte Anordnung der Würmer oftmals unregelmäßig. An Wurzeln und Blättern der Pflanzen treten unterschiedliche Deformationen auf. In der Folge kommt es zu
- Verfärbungen an den Pflanzen
- Welken der Blätter, da die Pflanzen nicht mehr genug mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden
- verminderter Blütenzahl
- Absterben der Wurzeln
Ist der Boden stark mit Nematoden verseucht, werden auch die empfindlichen Sämlinge abgetötet. Zu den aggressivsten Gattungen der Nematoden gehören Pratylenchus, Ditylenchus und Meloidogyne.
Wirtspflanzen von Nematoden: Obst, Gemüse und Zierpflanzen
Nematoden befallen zahlreiche Arten von Pflanzen. Sie richten schwerwiegende Schäden an Kartoffeln an und können auch Rüben befallen. Gemüsesorten wie Gurken werden von den Würmern ebenso heimgesucht wie Erdbeeren, Himbeeren, Äpfel und anderes Baum- sowie Strauchobst. Auch Zierpflanzen wie Hortensien, Begonien und Hyazinthen bleiben nicht verschont.
Vorbeugung von Nematoden: Wechsel der Anbauflächen
Mit dem Wechsel der Anbauflächen beugen Sie Nematoden vor. Empfindliche Gemüsesorten und Sorten, deren Kulturen betroffen waren, bauen Sie erst nach frühestens vier Jahren wieder am alten Standort an. Zur Bekämpfung der Fadenwürmer eignen sich noch weitere Maßnahmen:
- Boden gut durcharbeiten
- Boden kalken
- organischen Dünger verwenden
- resistente Pflanzensorten anbauen
Wird der Boden gut durchgearbeitet, können sich darin nützliche Pilze und Bakterien aufhalten, die Nematoden bekämpfen. Mit der Kalkung des Bodens und organischem Dünger wird das Gleichgewicht wieder hergestellt, das die Pflanzen widerstandsfähiger gegen die Schädlinge macht. In den letzten Jahren wurden Pflanzensorten gezüchtet, die resistent gegen Nematoden sind. Die Tomatensorte Dolcevita, die Veredlungsunterlage Vigomax und die Kartoffelsorte Alexandra sind resistent und wurden eigens für ihre Widerstandskraft gezüchtet.
Nematoden bekämpfen: betroffene Pflanzen entfernen
Stellen Sie fest, dass Pflanzen mit Nematoden befallen sind, entfernen Sie diese so schnell wie möglich komplett mit Wurzeln und Knollen. Um zu verhindern, dass sich die Nematoden weiter ausbreiten, dürfen sie nicht auf dem Kompost entsorgt werden. Die betroffenen Pflanzen entsorgen Sie im Biomüll. Die Flächen, an denen die befallenen Pflanzen gestanden haben, behandeln Sie mit Heißdampf. Die Schwarzbrache ist das einzige Mittel, das einem erneuten Befall mit Pratylenchus und Meloidogyne entgegenwirkt.
Über mehrere Monate bauen Sie auf diesen Flächen keine Pflanzen an. Die dort wachsenden Unkräuter entfernen Sie komplett, da sich auch durch sie Nematoden vermehren können. Andere Nematoden lassen sich mit Feindpflanzen wie Zinnien, Tagetes, Senf oder Ringelblumen bekämpfen, die Sie auf die Stellen pflanzen, die mit Nematoden befallen waren.
Tipp: Tagetes und Kartoffeln sind gute Nachbarn. Mit Tagetes, die Sie zwischen die Kartoffelreihen pflanzen, wirken Sie dem Befall mit Nematoden entgegen und verhindern auch, dass viel Unkraut wächst.
Nematoden als Nützlinge: Hilfe bei der Kompostierung und biologischen Schädlingsbekämpfung
Verschiedene Arten von Nematoden sind nützlich. Als Fäulnisbewohner können sie bei der Kompostierung helfen und den Boden verbessern. Andere nützliche Arten dienen der biologischen Schädlingsbekämpfung von
- Dickmaulrüsslern,
- Larven von Gartenlaubkäfern (Engerlingen) und
- Schnecken.
Auch einige räuberischen Arten von Nematoden wie Heterorhabditis sind Nützlinge. Sie befallen Engerlinge, um sie als Wirte für die eigene Fortpflanzung zu benutzen. Sie befallen jedoch nicht die erwachsenen Käfer. Gartenlaubkäfer und Dickmaulrüssler schädigen die Pflanzen, da sie sich von deren Wurzeln ernähren. Auch die Blätter und Blüten dieser Pflanzen können durch Schädlinge stark dezimiert werden.
Gartenlaubkäfer bekämpfen: nützliche Nematoden im Fachhandel kaufen
Um Gartenlaubkäfer dauerhaft zu bekämpfen, bringen Sie zwei bis drei Jahre in Folge nützliche Nematoden der Gattung Heterorhabditis aus. In jedem Jahr wird die Population der Gartenlaubkäfer geringer. Für eine Fläche von 100 Quadratmetern müssen Sie mit Kosten von ungefähr 20 Euro rechnen. Sie brauchen pro Quadratmeter Gartenfläche ungefähr 500.000 Fadenwürmer. Sie erhalten die Nematoden zumeist in Tongranulat, das kurzfristig bei 4 bis 8 Grad Celsius lagerfähig ist. Die Nematoden werden ab einer Temperatur von 12 Grad Celsius aktiv. Möglichst schnell nach dem Kauf sollten Sie die Tiere ausbringen.
Lösen Sie das Tongranulat in Wasser auf und gießen Sie die betroffenen Stellen damit. Um die Fortbewegung der Tierchen zu erleichtern, bewässern Sie zuvor den Boden. Wässern Sie in den ersten drei Wochen nach dem Ausbringen der Nematoden regelmäßig. Trocknet der Boden aus, sterben die Nematoden ab. Auch große Hitze ist für die Fadenwürmer schädlich. Die beste Zeit für das Ausbringen der Nematoden ist trübes, bedecktes Wetter oder der Abend.
Wir haben Dickmaulrüssler im Garten und wollen diese mit Nematoden bekämpfen. Wir haben allerdings alles bunt gemischt. Lavendel, Rosen, Apfelbäume, blutpflaumen und Hortensien sowie eine kirchlorbeerhecke, Bambus, Jasmin und verschiedene Gräser. Schädigen die nematoden auch einige dieser Pflanzen ?
kann ich nach der Behandlung der erde mit HM nematoden bedenkenlos gemüsepflanzen einsetzen
Ja, natürlich.