Reiche Ernte bedeutet auch viel und vor allem die richtige Pflege. Obstbäume können unter optimalen Bedingungen und idealer Pflege sehr alt werden. Mit bis zu 200 Jahren sind Birnbäume die robustesten Obstbäume. Apfelbäume und Süßkirschen erreichen rund 100 Jahre, die Sauerkirsche bringt es auf maximal 25 Jahre. Bei niedrigen Buschformen sieht das etwas anders aus, hier liegt die durchschnittliche Lebenserwartung zwischen 10 und 20 Jahren. Der Vorteil: Sie tragen schon nach 1 bis 2 Jahren die ersten Früchte, während sich eine Ernte bei den großen Brüdern erst nach etwa 10 Jahren lohnt.
Die richtigen Pflegemaßnahmen ergreifen
Neben dem Obstbaumschnitt, zu dem wir gleich noch ausführlich kommen, sind natürlich viele weitere Maßnahmen erforderlich, um die Gesundheit der Bäume und eine reiche Ernte zu gewährleisten. Dazu gehören:
- Die richtige Standortwahl
- Eine gute Bodenpflege
- Eine ausreichend Bewässerung
- Die regelmäßige Düngung
- Die Krankheits- und Schädlingsbekämpfung
- Der optimale Erntezeitpunkt
- Der Schutz vor Nagetieren
- Die Pflege im Winter
Der optimale Obstbaumschnitt – mit diesen Tipps klappt´s
Wie oft sollte man im Jahr zur Astschere greifen? Oder kann man den Baum sich selbst überlassen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt und was schneide ich denn überhaupt ab? Fragen über Fragen, die wir gerne etwas näher beleuchten.
Viel Schnitt, viel Wachstum
Obstbäume zeigen ein Phänomen in der Natur: Je mehr man sie schneidet, umso größer werden sie. Möchten Sie also einen Obstbaum haben, der über sich hinauswächst, sollten Sie ihn viel schneiden. Dann ist er zwar groß, trägt aber weniger Früchte – und an viele kommen sie aufgrund der Höhe womöglich gar nicht heran. Für das starke Wachstum nach einem Schnitt sind mehrere Punkte verantwortlich:
- Stimulierung der Seitenknospen: Durch das Schneiden werden die sogenannten apikalen Knospen, die sich an der Spitze des Baumes befinden, entfernt. Dies wiederum aktiviert die seitlichen Knospen, was zu einem verstärken Wachstum im unteren Bereich des Baumes führt.
- Ressourcenumverteilung: Durch den Schnitt werden die übrigen Teile des Baumes besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt, was zu einem verstärken Wachstum führt.
- Stressreaktion: Ein Schnitt ist für einen Baum immer mit Stress verbunden. Durch diesen Stress sendet der Baum hormonelle Signale aus, die das Wachstum fördern. Man kann hier auch von einer Selbstverteidigung des Baumes sprechen.
- Luft- und Lichtzirkulation: Ein Obstbaumschnitt führt dazu, dass der Baum ausgelichtet wird, in der Folge also eine bessere Luft- und Lichtversorgung erhält. Ach dadurch wird das Wachstum gefördert.
Ganz bewusst wird diese Methode beim Schnitt eines Jungbaumes eingesetzt. Dieser wird im Jahr um bis zu 30 % zurückgeschnitten, damit er zu Beginn schnell wachsen kann. Bei „ausgewachsenen“ Bäumen sollte der Schnitt daher nur minimal sein, um das vegetative Triebwachstum nicht allzu stark anzuregen. Auch ist es immer besser, weniger radikale Schnitte durchzuführen als den gesamten Baum zu bearbeiten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die sogenannte Alternanz. Dabei handelt es sich um eine Schwankung des Fruchtertrages, die im zweijährlichen Rhythmus stattfindet. Das bedeutet, dass der Baum in einem Jahr weniger Ertrag bringt, dafür im nächsten zu viel. Dies lässt sich ebenfalls durch den richtigen Obstbaumschnitt verhindern. Zu diesem Zweck wird in einem Jahr, in dem der Baum wenig Ertrag bringt, das Quirlholz (altes Fruchtholz) beschnitten, sodass sich der Ertrag automatisch reduziert und große Ausbrecher nach oben oder unten verhindert werden.
Waagrechte Äste nicht schneiden
Geht es darum, die richtigen Äste zu schneiden, sollten Sie Äste, die waagrecht wachsen, verschonen. Der Grund: Diese Äste wachsen in der Regel nicht mehr, tragen dafür aber vermehrt Früchte. Stattdessen sind Äste, die senkrecht nach oben ragen, kaum ertragreich, dafür wachsen sie zügig und stetig. Das Ansetzen von Knospen für spätere Früchte bleibt hier meist aus, weil nicht genügend Energie mehr vorhanden ist.
Kompakt und klein halten
Ein großer Obstbaum hat mehrere Nachteile:
- So ist es beinahe schon unmöglich, Früchte in den oberen Bereichen der Baumkrone zu ernten.
- Je größer ein Baum wird, umso breiter wird er auch. Diesen Platz hat nicht jeder in seinem Garten.
- Jedes Bundesland hat Verordnungen, wie hoch Obstbäume im Garten überhaupt werden dürfen – dies gilt es zu beachten, da sonst Strafen drohen.
- Je höher ein Baum ist, umso schwieriger ist es auch, diesen überhaupt zu schneiden.
Somit wäre ein kleinerer und kompakt wachsender Obstbaum ideal für den Garten. Da ein Schnitt das Wachstum anregt, wie wir gelernt haben, ist es daher eine Möglichkeit, steil nach oben wachsende Äste nicht etwa zu schneiden, sondern nach unten zu binden. Dadurch werden sie in die Waagrechte geleitet und animiert, mehr Früchte zu tragen. Auf diese Weise kann man Obstbäume in einem Bereich von bis zu 2 Metern 50 halten. Ein weiterer Vorteil des großen Fruchtertrages ist übrigens, dass dadurch das Wachstum ebenfalls gebremst wird.
Ordnung muss sein
Noch mal zusammengefasst: Steil nach oben wachsende Äste können gekappt oder gekürzt werden, waagrechte Äste sollten beibehalten werden, da sie nicht mehr wachsen und viele Früchte tragen. Zur Ordnung in der Baumkrone gehören aber auch Äste, die nach innen wachsen oder sich quer ihren Weg bahnen. Diese Äste können ebenfalls entfernt werden, damit wieder mehr Licht und Luft ins Innere gelangt.
Bäume haben über- und untergeordnete Elemente, wobei die einen wichtiger sind als die anderen. Am wichtigsten sind der Stamm und seine Stammverlängerung, gefolgt von den starken Seitenästen und den daraus entstehenden weiteren Verästelungen. Hierbei hat sich eine Regel eingebürgert, die man beachten sollte: Die untergeordneten Baumelemente sollten niemals einen mehr als halb so dicken Durchmesser aufweisen, als die übergeordneten. Sind sie größer, werden sie entfernt. Allerdings nie komplett am Ast bzw. Stamm abschneiden, sondern immer rund 10 Zentimeter übrig lassen. Daraus können sich mit der Zeit neue Äste bilden, übrigens ebenso wie aus den schlafenden Augen.
Was tun mit den Wasserschossen?
Jeder Obstbaum hat schlafende Knospen. Diese erwachen irgendwann und bilden sogenannte Wasserschosse, auch Wassertriebe oder Wasserreiser genannt. So wachsen aus dem alten Holz neue Triebe – und das können durchaus sehr viele sein. Diese Wasserschosse werden in der Regel im Winter geschnitten. Doch da wir nun wissen, dass viel Schnitt auch viel Wachstum bedeutet, ist das eher kontraproduktiv. Es gibt aber zwei weitere Möglichkeiten, um mit Wasserschossen umzugehen:
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Gar nichts unternehmen
Lassen Sie die Wasserschosse einfach dran und größer werden. Nach einigen Jahren beginnen diese dann Früchte zu tragen. Da sie noch recht schwach sind, beugen sie sich nicht selten unter dem Gewicht durch. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um diese Schosse auszudünnen.
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Nicht schneiden, sondern reißen
Wird geschnitten, bleiben die schlafenden Knospen am Baum und können neue Triebe bilden. Wer die Wasserschosse dagegen ausreißt, entfernt auch die Knospen, sodass sich in der Folge weniger neue Triebe bilden können.
Obstbaumschnitt: der richtige Zeitpunkt
Es wird immer geraten, einen Obstbaumschnitt im Winter vorzunehmen. Dagegen ist der Sommerschnitt allerdings besser – und das hat mehrere Gründe:
- Ein Schnitt im Winter regt den Baum im Frühling dazu an, verstärkt Triebe zu bilden. Bei einem Sommerschnitt wird dieses Wachstum nicht mehr angeregt, da es bereits vorbei ist.
- Der Baum konzentriert sich im Sommer also auf die Bildung von Früchten und Samen, sodass ein Schnitt hier keine Rolle spielt.
- Da bei einem Schnitt im Sommer auch Blätter entfernt werden, wird die Reaktionsfähigkeit des Baumes verringert, sodass es kaum zu neuen Triebansätzen kommt.
- Jeder Schnitt bedeutet für den Baum eine Wunde. Diese Wunde gilt es zu schließen, was im Sommer besser möglich ist, als im Winter. Wundverschlussmittel sind hier meist nicht nötig.
Achtung: Denken Sie daran, dass aufgrund des Natur- und Tierschutzes Baumschnitte zwischen dem 1. März und dem 30. September verboten sind. Zumindest dann, wenn es sich um radikale Schnitte handelt. Pflege- und Formschnitte sind dagegen erlaubt.
Die richtige Balance finden
Zu einem optimalen Baumschnitt gehört es, den Baum immer im Auge zu behalten, um die passende Balance zwischen dem Triebwachstum und dem Fruchtwachstum zu finden. Das bedeutet:
- Bei starkem Triebwachstum wird weniger geschnitten, alternativ Äste in die Waagrechte gebogen.
- Ist der Baum sehr klein, trägt er natürlich prozentual weniger Früchte. Hier kann man durch den Obstbaumschnitt das Triebwachstum anregen, sodass sich in den folgenden Jahren noch mehr Früchte bilden können.
Gibt es einen falschen Obstbaumschnitt?
Viele Gärtner befürchten, mit einem Obstbaumschnitt möglicherweise falsch zu handeln und dem Baum zu schaden. Dies ist in der Regel aber nicht der Fall. Durch einen falschen Schnitt wird der Baum nicht eingehen. Stattdessen wird er Ihnen zeigen, was Sie falsch gemacht haben. Daher gibt es den „falschen Obstbaumschnitt“ eigentlich nicht. Beobachten Sie daher immer das Verhalten Ihres Obstbaumes und reagieren Sie entsprechend, dann kann eigentlich nichts schiefgehen.