Sicherlich haben Sie auch schon davon gehört, dass man Jungpflanzen pikieren sollte – zumindest dann, wenn sie in einer gemeinsamen Anzuchtschale ausgesät wurden. So bietet man den Pflanzen mehr Platz, um sich entfalten und wachsen zu können. Wie man richtig pikiert, wann der beste Zeitpunkt dafür ist, welche Pflanzen pikiert werden und ob man darauf auch verzichten kann, möchten wir Ihnen im folgenden Text verraten.
Was bedeutet Pikieren?
Das Wort hat seinen Ursprung in der französischen Sprache und kommt von „piquer“, was so viel heißt, wie „stechen“. Und tatsächlich sticht man Pflanzen aus der Erde, um sie dann woanders solitär wieder einzupflanzen. Das Pikieren wird in der Umgangssprache auch als Vereinzeln bezeichnet, wobei dies – streng genommen – nicht ganz stimmt. Beim Vereinzeln werden eigentlich Jungpflanzen, die in eine sogenannte Multitopfplatte ausgesät wurden, in größere Töpfe umgepflanzt. Bei einer Multitopfplatte handelt es sich um mehrere Anzuchtschalen, die zusammenhängend sind, bei denen aber dennoch jede Pflanze einen eigenen kleinen Topf hat. Aber ganz so streng wollen wir nicht sein.
Warum sollte man Jungpflanzen pikieren?
Pikiert wird direkt aus Anzuchtschalen heraus. Bei Pflanzen, die in größere Töpfe oder gar in Beete/Hochbeete gesät werden, ist ein Pikieren nicht notwendig. Hier müssten zu nah beieinander stehende Pflanzen, wie etwa bei Karotten oder Lauchzwiebel, stattdessen ausgedünnt werden, damit größere Früchte entstehen können. Beim Säen werden die Samen oftmals gestreut. Das bedeutet, dass sich sehr viele Samen auf engem Raum befinden. Zu Beginn ist das noch nicht das Problem, die Samen gehen auf, die Keimlinge bahnen sich ihren Weg nach oben. Erscheinen sie an der Erdoberfläche, kann man gut erkennen, dass viele der Keimlinge einfach zu nah beieinander stehen. Und schon wird klar, warum pikiert werden muss.
In der folgenden Wachstumsphase brauchen die Jungpflanzen nämlich viel Wasser, viel Licht und viel Platz. Doch all diese lebensnotwendigen Dinge machen sich die Pflanzen, die zu eng beieinander stehen, gegenseitig streitig. Ergo kommt man um das Pikieren nicht herum. Dadurch erhält jede Pflanze einen eigenen Topf und somit beste Voraussetzungen, um sich gut entfalten zu können.
Warum pikieren und nicht gleich einzeln säen?
Gute und berechtigte Frage. Warum macht man sich die Mühe, Pflanzen zu pikieren anstatt sie gleich einzeln auszusäen? Nun, das hat zwei entscheidende Gründe:
- Oftmals sind die Samen so klein und fein, dass Sie gar nicht einzeln ausgesät werden können. Hier muss dann gestreut werden.
- Da man vorher nicht weiß, ob die Samen überhaupt keimfähig sind, wäre es müßig, jeden Samen einzeln zu säen. Dies ist vor allem bei älteren Samen, unbekannten Arten und Arten, bei denen die Keimfähigkeit bekanntermaßen schlechter ist, als bei anderen.
Welche Pflanzen werden pikiert?
Pikiert werden vor allem verschiedene Gemüsesorten und Kräuter. Dabei gibt es Sorten, die Sie von Beginn an in größere Töpfe oder das Hochbeet säen sollten, da diese nicht gerne pikiert werden. Der Grund: Beim Pikieren werden die feinen Wurzeln beschädigt, was so manche Pflanze übel nimmt. Daher sind folgende Sorten eher direkt in einzelne Töpfe zu säen:
- Bohnen
- Erbsen
- Gurken
- Karotten
- Kürbis
- Pastinaken
- Rettich
- Rote Bete
- Schwarzwurzeln
- Sellerie
- Zucchini
Dann gibt es aber auch solche Pflanzen, die sogar besser und intensiver wachsen, wenn die Wurzeln leicht beschädigt werden. Daher ist bei unter anderem folgenden Pflanzen ein Pikieren problemlos möglich:
- Auberginen
- Basilikum
- Blumenkohl
- Brokkoli
- Chili
- Grünkohl
- Kopfsalat
- Oregano
- Paprika
- Petersilie
- Physalis
- Rosenkohl
- Rotkohl
- Schnittlauch
- Thymian
- Tomaten
- Weißkohl
- Wirsing
Neben Gemüse und Kräutern können natürlich auch zahlreiche andere Pflanzen pikiert werden, die besonders kleine Samen aufweisen. Tagetes beispielsweise oder auch Zinnien. Das Pikieren richtet sich also nicht nach der Pflanzenart, sondern danach, ob Samen einzeln gesät werden können bzw. ob dies sinnvoll ist.
Wie richtig pikiert wird
Zum Pikieren wird empfohlen, einen Pikierstab oder eine Pikiergabel zu verwenden. Wer sich diese Stäbe ansieht, wird erkennen, dass sie recht dünn sind und meist spitz oder leicht abgerundet zulaufen. Wer keinen Pikierstab zur Hand hat, kann für die feinen Pflänzchen auch den Stiel eines Löffels, einen Schaschlikspieß oder einen Bleistift nehmen. Und so gehen Sie vor:
- Befüllen Sie zuerst die Anzuchttöpfe, in die die Keimlinge gesetzt werden sollen, mit Anzuchterde und drücken Sie mittig ein tiefes Loch in die Erde.
- Befeuchten Sie nun die Erde, in der sich die Keimlinge für das Pikieren befinden. Dadurch lassen sie sich leichter lösen.
- Nun wird mit dem Pikierstab oder einem Ersatzgerät von oben schräg in die Erde gestochen und der jeweilige Keimling herausgehebelt. Gehen Sie hier vorsichtig vor, dass die Hauptwurzeln nicht beschädigt werden. Nebenwurzeln oder Haarwurzeln machen Beschädigungen nichts aus, dadurch wird sogar das Wachstum angeregt.
- Heben Sie den Keimling nun vorsichtig aus der Erde und geben Sie ihn direkt in die Anzuchtschale mit dem vorbereiteten Loch. Gegebenenfalls das Loch noch etwas vergrößern.
- Achten Sie darauf, dass die Wurzeln nicht nach oben gebogen werden.
- Füllen Sie das Loch, drücken Sie die Erde gut an und gießen Sie die Keimlinge.
Achtung: Setzen Sie herausgelöste Keimlinge immer gleich in den neuen Topf und lassen Sie diese nicht herumliegen, da sie sonst sehr schnell austrocknen können.
Übrigens werden die Keimlinge unterschiedlich tief in die neue Erde gesetzt – hier kann also pauschal keine Aussage getroffen werden. So werden beispielsweise Chili, Lauch, Paprika oder Tomaten bis zu den Keimblättern in die Erde gegeben, bei Salaten, Sellerie oder Fenchel ist es dagegen so, dass diese tiefer gesetzt werden, um die Knollenbildung zu fördern.
Der richtige Zeitpunkt fürs Pikieren
Die ersten Blätter, die sich bei Keimlingen zeigen, sind die sogenannten Keimblätter. Diese gilt es abzuwarten. Danach beginnen sich die ersten Laubblätter zu bilden und das ist dann auch der Startschuss, um mit dem Pikieren zu beginnen. Hierbei sollten Sie nicht allzu lange warten, auch wenn es verlockend ist, größere Keimlinge zu pikieren, weil diese robuster sind und somit das Vereinzeln leichter von der Hand geht. Da Keimlinge, die zu spät umgesetzt werden, allerdings schwerer im neuen Substrat anwachsen, sollten Sie immer einen früheren Zeitpunkt wählen. Im schlimmsten Fall könnte es nämlich sein, dass die Jungpflanze eingeht. Einmal pikiert, können Sie die Pflanzen an die Verhältnisse im Freien gewöhnen und sie immer wieder mal für ein paar Stunden hinausstellen. Das härtet ab! Pralle Sonne und Regen sollten aber noch vermieden werden. Ebenso bleiben Keimlinge bei Frost noch drinnen. Endgültig raus dürfen Sie dann spätestens nach den Eisheiligen Mitte Mai.
Hallo Fritz, ich habe über 20 Gartenbücher gewälzt, in keinem steht drin, wie Blumen
entspitzt werden, damit sie buschiger wachsen, ich habe Kapuziner in Torfquelltöpfen gezogen, sie sind jetzt ca 8-10 cm hoch und stoßen an die Decke des kleinen Zimmer-gewächshauses. An welcher Stelle müßte ich die jetzt abzwicken, damit neue Triebe von unten kommen. Ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen einen Tipp bekäme.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Schwarzwald
Edelgard Schätzle