Möchten Sie gesunde, starke Pflanzen im Garten haben, die nicht die Welt kosten? Dann sollten Sie die Pflanzen für Ihren Garten, den Balkon oder die Terrasse selbst anziehen. Die meisten Gemüsesorten, Blumen und Kräuter lassen sich unkompliziert im heimischen Wohnzimmer anziehen. Dazu müssen Sie kein Gärtner sein. Obendrein ist die eigene Anzucht von Pflanzen meist um einiges günstiger, als wenn Sie die Gemüsepflanzen kaufen. So kostet eine Tüte Tomatensamen für circa 15 Pflanzen gerade einmal 99 Cent. Eine vorgezogene Pflanze aus dem Gartencenter kostet nicht selten 2 Euro und mehr. Die eigene Anzucht lohnt sich also.
Darauf sollten Sie bei der Anzucht von Pflanzen achten!
Schon ab Februar geistern in diversen Netzwerken Bilder von vorgezogenen Tomatenpflanzen, Salat, Chili & Co. Sollten Sie dann nervös werden und haben Sie Angst die Gartensaison zu verpassen, können wir Sie beruhigen. Es ist noch mehr als genug Zeit. Aussaaten im Februar sind nicht empfehlenswert, denn gerade Tomaten, Paprika und Chili können erst nach den Eisheiligen, Ende Mai, ins Freie. Bis dahin schossen sie in der Wohnung, werden groß und dünn. Halten Sie sich lieber an die Aussaat-Termine auf der Samentüte. Es genügt völlig, wenn Sie zwischen Mitte März und Ende März mit der Aussaat beginnen.
Direktsaat oder Vorkultur – was ist sinnvoll?
Das kommt auf die Gemüseart an. Einige Gemüsesorten haben eine kurze Vegetationsperiode, da lohnt sich eine Vorkultur nicht. Gemüsesorten mit einer langen Vegetationsperiode wie Tomaten, Paprika oder Gurken müssen Sie vorziehen, um reichlich ernten zu können.
Auch dann, wenn Sie früh ernten möchten, macht sich eine Vorkultur bezahlt, denn kalte Nächte verhindern das Keimen. Außerdem sind viele Pflanzen frostempfindlich. Diese können erst nach den Eisheiligen ins Freie. Ziehen Sie die Pflanzen im Haus vor, haben Sie trotzdem eine zeitige Ernte.
Viel Arbeit sparen sie sich beim Kauf von Jungpflanzen, die es im Handel gibt. Allerdings sind Sie dabei in der Sortenwahl sehr beschränkt. Meist gibt es überall die gleichen Sorten. Obendrein sind die Pflanzen oft sehr teuer und erst ab einem bestimmten Zeitpunkt erhältlich. Viele Gemüse- oder Blumensorten gibt es als Jungpflanze auch nur über einen gewissen Zeitraum. Mit einer eigenen Anzucht können Sie immer wieder aussäen und haben so das Gemüse fast übers ganze Jahr.
Müssen es immer Zimmergewächshäuser sein?
Nein, natürlich nicht. Eigentlich genügen Anzuchttöpfe, Anzuchterde und Untersetzer für die Pflanzen. Anzuchttöpfe sind schon deshalb eine gute Idee, weil sie kleiner und flacher als herkömmliche Blumentöpfe sind. Sie benötigen nicht so viel Platz auf der Fensterbank und die Wurzeln erhalten mehr Luft. Anzuchttöpfe aus Kunststoff können Sie sogar mehrfach verwenden. Kleinere Blumentöpfe eignen sich für spezielle Pflanzen wie Kürbis, Zucchini oder Gurke. Bei entsprechender Größe können Sie sich das Pikieren sparen. Optimal sind Anzuchttöpfe aus Zellulose. Auch bei diesen Töpfen brauchen Sie nicht umpflanzen, da die Pflanzen beim Wachstum das Material ungehindert durchwurzeln kann und Sie deshalb die Pflanzen samt Topf später ins Freie setzen können. Torffreie Töpfe, die Sie bei uns in der Rubrik Anzucht finden, sind zudem umweltfreundlich.
Muss es unbedingt Anzuchterde sein?
Erde ist nicht gleich Erde. Das sollten Sie gerade bei der Anzucht unbedingt beachten. Verwenden Sie also keine herkömmliche Gartenerde oder Blumenerde. Anzuchterde ist besonders arm an Nährstoffen und enthält keine zusätzliche Düngung. Und das ist auch wichtig so. Der kleine Samen und später die Keimlinge benötigen noch nicht so viele Nährstoffe. Kommen die Jungpflanzen leicht an einen Nährstoff-Überschuss, bilden sich die Wurzeln nicht richtig aus. Gesunde Wurzeln entstehen nur, wenn diese sich auch mal etwas strecken müssen, um an die Nährstoffe zu kommen. Nur so entstehen kompakte, kräftige Pflanzen.
Lichtkeimer, Dunkelkeimer, Kaltkeimer und Warmkeimer
Nicht jeder Samen keimt bei der gleichen Temperatur und dem gleichen Licht. Unterschieden wird nicht nur zwischen Lichtkeimer und Dunkelkeimer sowie zwischen Kaltkeimer und Warmkeimer.
Kaltkeimer keimen erst, wenn sie eine Kälteperiode erlebt haben. Bei diesen Samen kann es hilfreich sein, die Samen für 24 Stunden ins Gefrierfach zu geben. Zu den Kaltkeimern gehören Bärlauch, Duftveilchen oder die Kerbelrübe.
Die meisten Samen sind aber Warmkeimer. Sie benötigen Temperaturen zwischen 16° und 25° C. Das ist je nach Gemüse und Blume sehr unterschiedlich. Hier sollten Sie immer die Angaben des Samen-Herstellers beachten.
Lichtkeimer benötigen Licht zum Keimen. Sie dürfen nur ganz dünn oder gar nicht mit Erde bedeckt werden. Zu den Lichtkeimern gehören Kresse, Pfefferminze und Rosmarin. Die Samen sind meist sehr fein. Streuen Sie Lichtkeimer am besten nur auf die Anzuchterde und drücken Sie diese leicht an.
Dunkelkeimer benötigen eine gute Pflanztiefe. Zu viel Licht hindert die Samen am Keimen. Diese Samen sollten Sie nach Anweisung mit ausreichend Erde bedecken. Dunkelkeimer sind zum Beispiel Eisenhut und Rittersporn.
Die richtigen Bedingungen sollen es sein
Die Bedingungen hängen vom Saatgut ab. Die meisten Gemüsesorten, Kräuter und Blumen benötigen einen sehr hellen und warmen Standort, damit sie keimen. Ein Fensterplatz Richtung Süd-Osten und ein warmer Raum sind ideal. Haben Sie keinen hellen Platz, hilft eine künstliche Beleuchtung. Damit schaffen Sie die richtige Helligkeit. Schlechte Lichtverhältnisse führen zum sogenannten „Geilen“. Die Pflanzen versuchen etwas Licht zu ergattern und schießen in die Höhe. Dabei bleiben sie kraftlos und können keinen gesunden Pflanzenkörper ausbilden.
Zu wenig Wärme ist ebenso ungünstig wie zu viel Wärme. Besonders dann, wenn das erste Grün hervor schaut, sollten im Raum nicht zu hohe Temperaturen herrschen. Das Substrat trocknet dann zu schnell aus und die Pflanzen werden dünn und kraftlos.
Was benötigen Sie für die Anzucht von Pflanzen im Haus?
Sie müssen nicht immer das Neuste vom Neuen kaufen, um im Haus auf der Fensterbank Pflanzen vorzuziehen. Ein Upcycling ist durchaus sinnvoll. Trotzdem sind einige Materialien notwendig, schließlich möchten Sie, dass Ihr hochwertiges Saatgut auch gut aufgeht und nicht durch falsche Bedingungen am Keimen gehindert wird.
- Anzuchtschalen, Pflanzschalen,
- Anzuchttöpfe,
- für besonderes Saatgut ein Zimmergewächshaus,
- hochwertige Anzuchterde,
- Etiketten für die Markierung,
- Wassersprüher,
- Pikierstab.
Möchten Sie jedes Jahr für den Garten, den Balkon oder die Terrasse die Pflanzen vorziehen, lohnt sich professionelles Anzuchtzubehör, da Sie es immer wieder verwenden können. Für die Anzucht von Exoten sollten Sie sich außerdem Beleuchtung, Bewässerungssysteme und Heizmatten zulegen sowie ein Zimmergewächshaus, da diese Samen etwas mehr Licht, Wärme und Feuchtigkeit benötigen, um zu gedeihen.
So funktioniert die Anzucht auf der Fensterbank
Füllen Sie die Anzuchtgefäße mit der Anzuchterde oder einem vergleichbaren Substrat, das für die Anzucht geeignet ist. Dann legen Sie die Samenkörner in das Substrat. Als Faustregel gilt hier: Die Schicht über dem Samenkorn sollte nicht dicker sein als der Durchmesser des Samens. Bei sehr kleinen Samen legen Sie diese einfach auf und streuen nur vorsichtig etwas Erde darüber. Die Erde feuchten Sie am besten mit einer Sprühflasche an. So vermeiden Sie Staunässe, welche die Samen und die Erde schimmeln lässt.
Stellen Sie nun die Anzuchtgefäße an einen hellen und warmen Platz. Viele Samen keimen erst ab 15° C. Ideal ist es gerade zu Beginn die Anzuchtgefäße mit einer Frischhaltefolie abzudecken und so ein Gewächshaus-Klima zu simulieren.
Auch in den nächsten Tagen sollten Sie die Aussaaten immer wieder prüfen. Die Erde darf nicht zu trocken und nicht zu nass sein. Zeigt sich das erste richtige Blattpaar, können Sie die Pflanzen pikieren. Sie können aber den Samen auch gleich in größere Pflanztöpfe aussäen. Besonders Anzuchttöpfe aus Zellulose sind ideal. Dann brauchen Sie nicht mehr umtopfen und können die Pflanzen gleich zum richtigen Zeitpunkt ins Freie pflanzen. Das erspart den Pflanzen den Pflanzschock, bei dem die Jungpflanzen in der Entwicklung erst einmal stagnieren.
Versuchen Sie doch mal, Ihre Pflanzen selbst anzuziehen.