Sie als Gärtner können mit Sicherheit ein Lied davon singen: Unsere Pflanzen sind permanent der Gefahr von Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt. Daher ist regelmäßige Kontrolle genauso wichtig, wie Vorbeugung. Diese kann ganz unterschiedlich aussehen. Der Handel bietet uns dafür mit Pflanzenschutzmitteln eine recht einfache Lösung. Allerdings lässt sich Pflanzenschutz auch ganz einfach selbst durchführen – vieles wächst womöglich sogar in Ihrem Garten. Solche natürlichen Mittelchen erhöhen die Widerstandskraft, können wichtige Nährstoffe liefern und Schädlinge vertreiben. Durch diesen verbesserten Gesundheitszustand können sich Pflanzen somit selbst gegen Schädlinge und Krankheiten wehren.
Pflanzenschutz selbst gemacht
Schon allein unser Garten kann uns zahlreiche Pflanzen bieten, die zum Schutz anderer eingesetzt werden. Wenn nicht im Garten, dann finden Sie vieles in der freien Natur. Dabei können Brühen, Jauchen oder auch Tees selbst hergestellt, die durch die Verabreichung pflanzenstärkend wirken. Es entsteht ein Schutzmantel, der die Pflanze robuster werden lässt und es Schädlingen oder Krankheitserregern schwerer macht, in die Pflanze einzudringen und diese zu schädigen. Auch Wurzeln werden gestärkt und die Pflanze somit indirekt geschützt. Nährstoffe können besser aufgenommen werden, die wiederum für ein gesundes Wachstum der Pflanzen verantwortlich sind.
Brühen, Tees und Jauchen
Die drei wichtigsten Möglichkeiten, natürliche Pflanzenschutzmittel selbst herzustellen, sind Brühen, Tees und Jauchen. Verwenden können Sie auch Extrakte oder Öle, die Sie fix und fertig kaufen können, da diese in der Herstellung aufwändiger sind.
Pflanzenbrühen
Die entsprechenden Pflanzenteile werden zerkleinert und für 24 Stunden bis 72 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht. Danach lassen Sie die Brühe für rund 30 Minuten bei niedriger Temperatur köcheln. Seihen Sie nun die Pflanzenteile ab und lassen Sie die Brühe abkühlen.
Pflanzenjauche
Die Pflanzenteile werden zerkleinert und in ein nicht-metallisches Gefäß gegeben. Anschließend mit kaltem Wasser auffüllen. Nun beginnt der Gärprozess, bei dem sich Schaum bildet. Die Jauche sollte dabei an einem sonnigen und warmen Standort stehen. Rühren Sie das Gebräu ein- bis zweimal täglich gut um, damit Sauerstoff in die Jauche gelangt, um die Zersetzung anzuregen. Nach etwa 10 Tagen hört die Schaumbildung auf und der Zersetzungsprozess ist beendet. Jetzt noch die Pflanzenteile abseihen, fertig ist die Pflanzenjauche. Da bei der Herstellung unangenehme Fäulnisgerüche entstehen, können Sie mit Steinmehl gegenwirken, das Sie einfach mit zur Jauche geben.
Pflanzentee
Um Tee herzustellen, werden die Pflanzenteile zerkleinert und anschließend mit kochendem Wasser übergossen. Lassen Sie den Tee rund 5 Minuten ziehen. Danach die Pflanzenteile abseihen und den Tee abkühlen lassen.
Daraus wird Pflanzenbrühe gemacht
Pflanze | Verwendung | Rezeptur auf 1 Liter Wasser |
Ackerschachtelhalm | Beugt Pilzerkrankungen vor. | 150 Gramm frische oder 20 Gramm getrocknete Triebe. Brühe im Verhältnis 1:5 mit Wasser verdünnen. |
Farnkraut | Wirksam gegen Schildläuse und Blutläuse, wird dann im Winter gespritzt. Auch gegen Blattläuse und Schnecken, sowie gegen Pilzkrankheiten und Rost. | 100 Gramm frische oder 20 Gramm getrocknetes Kraut. Brühe im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen. Bei der Verwendung gegen Pilzkrankheiten wird die Brühe unverdünnt genutzt. |
Rainfarn | Wird gegen Blattläuse und Milben eingesetzt. | 30 Gramm blühendes Kraut. Wird nicht mit Wasser verdünnt. |
Wermut | Kann bei Schädlingen wie dem Apfelwickler, der Möhrenfliege oder dem Kohlweißling eingesetzt werden. | 30 Gramm blühende oder getrocknete Triebe. Wird nicht mit Wasser verdünnt. |
Daraus wird Pflanzenjauche gemacht
Pflanze | Verwendung | Rezeptur auf 1 Liter Wasser |
Beinwell | Kann sowohl zur Boden-, wie auch zur Blattdüngung eingesetzt werden. | 100 Gramm Blätter und Stiele. Bei Bodendüngung im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen, bei Blattdüngung ist das Verhältnis 1:20. |
Brennnessel | Wird zur Boden- und zur Blattdüngung eingesetzt. | 100 Gramm frische Brennnesseln. Bei Bodendüngung im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnen, bei Blattdüngung liegt das Verhältnis bei 1:20. |
Farnkraut | Einsatz gegen Blut- und Schildläuse, Spritzung im Winter. Wirksam ebenfalls gegen Blattläuse, Schnecken, Rost und Pilzkrankheiten. | 100 Gramm frisches oder 20 Gramm getrocknetes Farnkraut, mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen, außer beim Einsatz gegen Rost und Pilzkrankheiten, dann unverdünnt verwenden. |
Daraus wird Pflanzentee gemacht
Pflanze | Verwendung | Rezeptur auf 1 Liter Wasser |
Kapuzinerkresse | Gegen Blut- und Schildläuse. | 200 Gramm Kraut und Blüten, unverdünnt verwenden. |
Knoblauch | Beugt Pilzerkrankungen und Milben vor. | 10 Gramm kleingehackte Zehen, unverdünnt anwenden. |
Meerrettich | Einsatz gegen Monilia (Pilzerkrankung bei Baumobst) | 30 Gramm frische Blätter und wurzeln. Keine Verdünnung mit Wasser nötig. |
Rainfarn | Gegen Blattläuse, Milben, Kohlweißlinge und Obstbaumschädlinge anzuwenden. | 30 Gramm getrockneter Rainfarn. Bei Obstbaumschädlingen unverdünnt verwenden, ansonsten im Verhältnis 1:3 mit Wasser verdünnen. |
Wermut | Kann gegen die Erdbeer- und Brombeermilbe eingesetzt werden. | 30 Gramm blühende oder getrocknete Triebe. Kann unverdünnt oder im Verhältnis 1:2 mit Wasser vermischt werden. |
Zwiebeln | Beugt Pilzerkrankungen und Milben vor. | 10 Gramm kleingehackt Zwiebeln, unverdünnt verwenden. |
Schutz auch mit Kaltwasserauszug möglich
Einen effektiven Pflanzenschutz können Sie außerdem mit dem sogenannten Kaltwasserauszug herstellen. Dabei werden die zerkleinerten Pflanzenteile zwischen 24 und 72 Stunden in kaltem Wasser eingeweicht und danach abgeseiht. Diese Methode ist bei folgenden Pflanzen möglich:
Pflanze | Verwendung | Rezeptur auf 1 Liter Wasser |
Brennnessel | Wird gegen Blattläuse eingesetzt. | 100 Gramm frische Brennnessel, unverdünnt anwenden. |
Meerrettich | Einsatz gegen Pilzkrankheiten. | 100 Gramm frische Blätter und Wurzeln, wird unverdünnt genutzt. |
Tomate | Gegen den Kohlweißling. | Eine Handvoll frischer, zerstampfter Blätter, unverdünnt anwenden. |
Weitere Tipps zum selbstgemachten Pflanzenschutz
- Sofern Sie die Zutaten für oben genannte Pflanzenbrühen nicht parat haben und es keine Möglichkeit gibt, diese in der Natur zu sammeln, können Brühen auch mit anderen Inhaltsstoffen hergestellt werden. Dazu zählen zum Beispiel Milch, Backpulver, Molke oder Schmierseife.
- Benötigen Sie einen universellen Dünger, können Sie mehrere Kräuter zu einer Jauch geben. Neben den oben genannten sind dies unter anderem Beifuß, Kohlblätter, Lavendel, Löwenzahn, Minze, Ringelblumen, Salbei, Schafgarbe, Thymian etc.
- Auf eine höhere Konzentration an Pflanzen in den Jauchen, Brühen oder Tees sollten Sie verzichten, da diese die Pflanzen durch Überdosierung schädigen können.
- Spritzen Sie nur dann, wenn die Pflanzen trocken sind und kein Regen zu erwarten ist. Allerdings sollte auch die Sonne nicht direkt auf die Pflanzen scheinen, um Verbrennungen zu vermeiden.