Ist von Pilzen die Rede, denken wir in erster Linie wohl an Speisepilze wie Steinpilze oder Champignons. Dann fallen uns natürlich die gefährlichen Schimmelpilze ein, die unser Essen verderben oder an feuchten Wänden entstehen können. Und bei längerem Überlegen kommen uns sicherlich noch die Hefepilze in den Sinn, die wir beim Kuchenbacken verwenden und Edelschimmelpilze wie den Blauschimmel, der Käse zu einem Hochgenuss werden lässt. Pilze sind in unserem Leben allgegenwärtig. Meistens sehen wir sie nicht und viele davon sind auch nicht gefährlich, sondern sogar nützlich. Denn gäbe es keine Pilze auf der Erde, wäre das Leben, wie wir es kennen, gar nicht möglich.
Was sind Pilze?
Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere. Da sie keine Photosynthese betreiben und die Zellwand aus Chitin besteht, können sie nicht zu den Pflanzen gezählt werden. Und auch von den Tieren unterscheiden sie sich deutlich, denn Pilze haben Vakuolen, die in Tierzellen nicht vorkommen. Stattdessen bilden Pilze eine eigene Gruppe, die sich Eukaryoten nennt. Dabei handelt es sich um Lebewesen mit einem Zellkern.
Wenn wir sagen, wir gehen jetzt Pilze sammeln, dann ist dies genaugenommen falsch. Denn was wir sammeln sind nicht die Pilze, sondern die Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz ist für uns unsichtbar im Boden verborgen. Er besteht aus Hyphen, also aus einzelnen Fäden, die ein großes Geflecht bilden, was wir als Mycel kennen. Unter guten Bedingungen kann dieses Myzel rund einen Kilometer am Tag wachsen.
Pilze – mehr als 100.000 Arten
Weltweit gibt es mehr als 100.000 erforschte Pilzarten. Man geht jedoch davon aus, dass es weitaus mehr sind, da viele Arten noch nicht entdeckt wurden. Forscher sprechen von 5 Millionen Arten. Unterteilt werden Pilze in die folgenden 5 Gruppen:
- Töpfchenpilze: Sie werden auch Flagellatenpilze genannt und leben weltweit in Böden und Gewässern. Sie sind aber auch in Lebewesen zu finden und leben dort parasitär.
- Jochpilze: Sie kommen in allen Böden rund um den Erdball mit Ausnahme der Antarktis vor. Außerdem gibt es parasitische Arten, die Lebewesen befallen.
- Arbuskuläre Mykorrhizapilze: Sie werden auch als AM-Pilze bezeichnet und leben in Symbiose mit rund 95 % aller Landpflanzen, weswegen sie auch weltweit existieren.
- Schlauchpilze: Benannt nach der schlauchförmigen Fortpflanzungsstruktur sind sie weltweit in allen landbasierten Ökosystemen zu finden. Hierzu zählen neben essbaren Pilzen wie Trüffel und Morchel auch Schimmel- und Hefepilze.
- Ständerpilze: Rund ein Drittel der Pilzvorkommen fallen in diese Gruppe. Dazu zählen zum Beispiel Brandpilze, Rostpilze, aber auch Wulstlinge und Speisepilze.
Aus Pilzen entsteht Leben
Pilze waren schon seit jeher dafür verantwortlich, dass Leben auf unserer Erde entstehen konnte. Sehen wir uns nur mal die letzte Eiszeit an. Als das Klima wieder wärmer wurde, waren es nämlich die Pilze, die für neues Leben sorgten. So bauten Pilze Mineralien aus Steinen ab, während die Sporen Säure freigaben, die wiederum Gesteine zersetzen konnte. Durch diese Zersetzung entstand neue Erde und somit fruchtbarer Boden – neues Leben konnte entstehen.
Und auch heute wäre die Existenz unserer Natur ohne Pilze gar nicht möglich, denn sie sind für zahlreiche Prozesse verantwortlich:
- Pilze spielen als Abbauorganismus bei der Humusbildung eine große Rolle.
- Pilze sind dafür verantwortlich, dass Gehölze überhaupt Nahrung aufnehmen können.
- Auch für die Stressresistenz von Bäumen im Zuge des Klimawandels werden Pilze benötigt.
- Pilze sind in der Nahrungskette von Insekten und Kleinsäugern ein wichtiger Bestandteil.
Der immerwährende Kreislauf
Leben entsteht, Leben vergeht – in diesem immerwährenden Kreislauf haben Pilze ihren festen Platz. Sehen wir uns das Ganze mal in der Natur an:
- Pflanzen sind Erzeuger und bauen durch Photosynthese organische Stoffe auf.
- Tiere sind Verbraucher und ernähren sich von den organischen Stoffen.
- Pilze sind Zersetzer und bauen organische Stoffe wieder ab und führen diese in den Kreislauf zurück.
Danach beginnt alles wieder von vorne. Das können sie allerdings nicht alleine, sondern benötigen dafür Bakterien. Zusammen werden Laub, zu Boden gefallene Früchte, Holz etc. abgebaut und wichtige Nährstoffe in den Boden zurückgeführt. Somit stehen diese Pflanzen und Tieren erneut zur Verfügung. Pilze sind also nicht nur für das Recycling in der Natur verantwortlich, sondern auch dafür, dass die Natur in dieser Form überhaupt existieren kann.
Pilze als wertvoller Partner
Andere Pilze sind als Partner von Pflanzen, respektive von Bäumen und anderen Gehölzen, für diese lebenswichtig. Unsichtbar im Boden sind die Pilze mit den Gehölzen verbunden und gehen somit eine Symbiose ein. Während die Bäume den Pilzen Zuckerverbindungen zur Verfügung stellen, durch die diese überleben können, sorgen Pilze für eine gute Versorgung mit Nährstoffen und Wasser. Außerdem schützen Sie die Gehölze vor Schadstoffen wie Schwermetallen und wehren gefährliche Bakterien ab. Selbst der Transport von Nährstoffen von einer Pflanze zur anderen können Pilze durch ihr verzweigtes unterirdisches Myzel durchführen.
Die Zukunft der Pilze
Wir alle wissen, was es mit dem Insektensterben auf sich hat: Ohne Insekten könnten wir Menschen nicht existieren. Bei den Pilzen ist das ähnlich, denn ohne Pilze könnte die Natur nicht bestehen. Seit Jahrzehnten ist in unseren Wäldern ein Artenrückgang zu erkennen. Doch dies bedroht nicht nur die Pflanzen, sondern eben auch die Pilze. Mehr noch: Bevor der Wald stirbt, stirbt der Pilz und ohne Pilze kein Wald. Somit ist klar, dass es wichtig ist, jede Art von Pilzen zu erhalten, damit wir auch in Zukunft eine intakte Natur haben.
Schädliche Pilze im Garten
Nun haben wir viel über die Nützlichkeit von Pilzen in der Natur erfahren. Es gibt aber auch Pilze, die anderen Pflanzen schaden können. Die häufigsten sind
- Falscher Mehltau: Befällt Blattunterseiten von Zier- und Nutzpflanzen. Zeigt sich durch gelb-braune Flecken auf der Blattoberseite. Mag Feuchtigkeit und wird daher als Schlechtwetterpilz bezeichnet. Befallene Pflanzen können mit Pflanzenbrühen, etwa aus Ackerschachtelhalm, Knoblauch oder Rainfarn bekämpft werden. Besonders betroffen sind Gurken, Zucchini, Salate, Kohl, Rosmarin, Stiefmütterchen und Löwenmäulchen.
- Echter Mehltau: Befällt vor allem die Blattoberseiten von Zier- und Nutzpflanzen. Charakteristisch ist sein weißer, abwischbarer Belag. Er tritt vor allem bei trockenem, warmem Wetter auf, weswegen er auch als Schönwetterpilz bezeichnet wird. Befallene Pflanzenteile sollten entfernt werden, behandelt werden können Pflanzen mit einem Wasser-Milch-Gemisch. Besonders betroffen sind Kürbisse, Gurken, Zucchini, Erbsen, Tomaten, Rosen und Phlox.
- Grauschimmel: Setzt sich auf Blättern, Stielen, Knospen und Früchten von Zierpflanzen fest und zeigt sich durch einen grauen Schimmelrasen. Tritt vor allem bei hoher Feuchtigkeit und auf geschwächten oder überdüngten Pflanzen auf. Befallene Pflanzenteile unbedingt bis ins gesunde Gewebe entfernen, um eine Ausbreitung zu verhindern. Zur Stärkung der Pflanzen empfiehlt sich das Spritzen mit Brennnesseljauche. Besonders betroffen sind Tomaten, Erdbeeren, Salate, Gurken, Bohnen, Tulpen, Geranien, Lilien und Begonien.
- Rostpilze: Setzen sich in Blättern auf Zier- und Nutzpflanzen fest und zeigen einen Befall durch rostbraune Flecken auf der Blattoberseite. Auf der Blattunterseite bilden sich kleine dunkle Pusteln. Befallene Pflanzenteile sollten bis ins gesunde Gewebe zurückgeschnitten oder die Pflanze komplett entfernt werden. Bekämpfen lassen sich Rostpilze mit einem Tee aus Knoblauch oder Schafgarbe oder mit einer Lösung aus Spülmittel und Pflanzenöl. Besonders betroffen sind Malven, Rosen, Nelken, Löwenmäulchen, Birnen, Johannisbeeren, Berberitze und Wacholder.
- Blattfleckenpilze: Es gibt unterschiedliche Arten, weswegen das Schadbild auch verschieden ist. Flecken zeigen sich auf den Blättern in den Farben Rot, Weiß, Braun, Grau oder Gelb. Die Pilze treten besonders bei feuchter Witterung auf. Befallene Bereiche bitte großflächig entfernen, notfalls die ganze Pflanze. Hausmittel gibt es gegen die Blattfleckenkrankheit nicht. Besonders betroffen sind Tomaten, Lauch, Pfingstrosen, Kirschlorbeer, Hortensien, Chrysanthemen und Rhododendren.
- Apfelschorf: Zeigt sich als dunkelbraune Flecken zuerst auf den Blättern, danach auch auf Früchten. Die Blätter werden zeitig abgeworfen, die Apfelschale reißt ein. Infizierte Bereiche sollten großflächig entfernt werden, ein direktes Hausmittel zur Behandlung gibt es nicht, hilfreich können kupferhaltige Produkte sein. Besonders betroffen sind Äpfel (Golden Delicius, Gala, Gloster, Goldparmäne), Birnen, Süßkirschen und Vogelbeeren.
- Welkepilze: Sie sind unsichtbar, da sie über die Wurzeln in die Nutz- oder Zierpflanzen gelangen und dabei die Nährstoff- und Wasserversorgung unterbrechen. Die Folge: Die Pflanze welkt und stirbt. Ein Hausmittel gibt es leider nicht, sofern man den Befall rechtzeitig entdeckt, können gerade Gehölze durch Umpflanzen womöglich noch gerettet werden. Besonders betroffen sind Clematis, Ahorn, Flieder, Kastanien, Rhododendren und Trompetenbäume.
Weitere Pilze, die im Garten auftreten, aber eher ein optisches Problem sind, sind Pilze im Rasen. Diese sind nicht schädlich und müssen nicht entfernt werden. Wer sich daran stört, kann sie entfernen, sollte dabei aber vorsichtig vorgehen, damit so wenig Sporen wie möglich verbreitet werden. Da es sich dabei um Fruchtkörper handelt und der eigentliche Pilz das Myzel im Boden ist, können Pilze im Rasen, respektive im Garten nicht vermieden werden.