Für die einen ist Rainfarn, der zur Gattung der Wucherblumen gehört, ein Dorn im Auge, für andere ist er ein effektives Pflanzenschutzmittel. Zugegeben, Rainfarn hat im Bereich des Pflanzenschutzes positive Auswirkungen, da er auf natürliche Art Schädlinge bekämpfen kann, auf der anderen Seite kann es aber auch Nützlinge treffen. Zudem ist Rainfarn für den Menschen giftig, weswegen Sie bei der Verwendung besondere Vorsicht walten lassen sollten.
Rainfarn – ein Steckbrief
Name: Rainfarn
Alternative Namen: Wurmkraut, Milchkraut, Regenfarn, Pompelblume
Botanischer Name: Tanacetum vulgare
Familie: Korbblütler
Wuchshöhe: 60 bis 130 Zentimeter
Blütezeit: Juli bis September
Blütenfarbe: gelb
Giftig
Rainfarn im Garten anpflanzen
Wenn Rainfarn ein Unkraut ist, warum sollte man es dann im Garten anpflanzen? Nun, hier sind wir mal wieder an einem Punkt angelangt, an dem zu diskutieren wäre, ob es Unkraut überhaupt gibt. Sagen wir es einfach mal so: Wenn Rainfarn unkontrolliert im Garten wächst und dort auftaucht, wo er nicht gewünscht ist, verwenden viele Gärtner den Begriff Unkraut. Dabei ist die Pflanze sehr sehenswert und lässt sich prima in den Garten integrieren – besonders wenn man einen Naturgarten oder Bauerngarten haben möchte.
Rainfarn bevorzugt einen sonnigen Standort, einen nährstoffreichen und durchlässigen Boden und mag es sehr gerne feucht. Gießen sollten Sie also ausreichend. Die Pflanze ist mehrjährig und winterfest und braucht keine spezielle Pflege. Was Sie aber unbedingt beachten müssen: Rainfarn wuchert – weswegen er bei vielen nicht gerade beliebt ist. Möchten Sie die Blume anpflanzen, dann sorgen Sie für eine Wurzelsperre, damit er sich nicht unkontrolliert ausbreitet.
Rainfarn war einst eine Heilpflanze
Heute wird Rainfarn nur noch selten als Heilpflanze genutzt, früher war das gang und gäbe. So setze man ihn vorzugsweise als Wurmmittel ein. Aber auch bei Rheuma, bei Blutergüssen, bei Darmparasiten, bei Magen-Darmbeschwerden, bei Sodbrennen und bei Zahnschmerzen wurde er verwendet. Aufgrund der hohen Gefahr einer Vergiftung wird Rainfarn heute kaum mehr genutzt. Allerdings ist sein Extrakt in unterschiedlichen Kosmetika und Badezusätzen zu finden. Auch wenn Sie sich mit Heilkräutern auskennen, ist bei Rainfarn Vorsicht geboten.
Rainfarn bietet folgende Inhaltsstoffe:
- Ätherische Öle (95 % davon ist das giftige Thujon)
- Gerbstoffe
- Bitterstoffe
- Flavonoide
- Lipide
- Thiophene
- Inulin
- Kumarine
- Harze
Der Giftstoff Thujon
Der Inhaltsstoff Thujon ist im Rainfarn in einer Konzentration enthalten, die zu massiven Vergiftungserscheinungen bis hin zum Tod führen kann. Thujon ist weiterhin in Pflanzen wie Thuja, Thymian, Rosmarin, Wermut, Echtem Salbei und Beifuß zu finden, bei Kräutern allerdings in unbedenklichen Mengen. Vielleicht haben Sie schon einmal von Absinth gehört, einem alkoholischen Getränk, das vor allem aus Wermut hergestellt wird. Von 1923 bis 1998 war das Getränk in Deutschland 75 Jahre lang verboten, seitdem ist es wieder erlaubt. Mediziner halten das für bedenklich, besonders wenn Absinth in großen Mengen konsumiert wird.
Thujon ist ein gefährliches Nervengift, das bei übermäßigem Verzehr tödlich wirken kann. In geringen Mengen kann es bereits zu allergischen Reaktionen kommen. Vergiftungserscheinungen können sich durch Erbrechen, Magen-Darmentzündungen, Gesichtsrötungen, Pupillenerweiterungen, Krämpfe und Herzrhythmusstörungen äußern und in der Schädigung von Leber und Niere sowie mit Kreislauf- und Atemstillstand einhergehen.
Rainfarn als Pflanzenschutz
Neben der Tatsache, dass Rainfarn perfekt in einen Bauerngarten passt, ist es auch eine wichtige Futter- und Nektarpflanze für Raupen und Schmetterlinge. Auf der anderen Seite können Sie mit Rainfarn Schädlingen beikommen. Achtung: Auch Nützlinge können durch das natürliche Pflanzenschutzmittel Schaden nehmen. Daher sollten Sie eine Behandlung nur am Abend durchführen um keine Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge zu schädigen. Auch ist ein Einsatz nur bei Bedarf und zu bestimmten Jahreszeiten sinnvoll. Und so stellen Sie die Pflanzenschutzmittel her:
- Brühe oder Jauche
Geben Sie auf 10 Liter Wasser 1,5 kg frischen Rainfarn. Am besten dann, wenn die Pflanze blüht, da sich dort die meisten Wirkstoffe befinden. Die Pflanze wird nun einen Tag im Wasser eingeweicht, ehe das Gebräu 20 Minuten lang gekocht wird. Danach abkühlen lassen und abseihen. Verwenden Sie das Gebräu zum Gießen unverdünnt oder als verdünntes Spritzmittel.
- Tee
300 Gramm frische bzw. 30 Gramm getrocknete Rainfarnblüten werden mit einem Liter kochendem Wasser übergossen. Lassen Sie das Ganze einen Tag lang ziehen und seihen Sie die Pflanze ab. Verwenden Sie den Tee zum Spritzen oder zum Gießen.
Werden Obst- und Gemüsepflanzen mit Rainfarn behandelt, warten Sie mit dem Verzehr der Pflanzen bitte mindestens 4 Wochen. So lange dauert es nämlich, bis sich Thujon unter UV-Licht abbaut. Sofern Sie vor der Fruchtbildung bzw. nach der Ernte behandeln, besteht keine Gefahr.
Wogegen Rainfarn hilft
Rainfarn kann gegen zahlreiche Schädlinge eingesetzt werden.
- Läuse
Gegen alle Arten von Blattläusen und gegen Schildläuse hilft das Einsprühen der Pflanze. Gegen Wurzelläuse werden die betroffenen Pflanzen mit Brühe oder Tee gegossen.
- Pilze
Rainfarn wird vor allem bei Echtem Mehltau eingesetzt. Dies kann vorbeugend geschehen, aber auch bei Befall indem betroffene Stellen besprüht werden. Auch der Amerikanische Stachelbeermehltau, der Stachel- und Johannisbeeren befällt, kann mit Rainfarn bekämpft werden. Vor dem Austrieb die Pflanze einsprühen und mit Rainfarn mulchen.
- Falter
Rainfarnbrühe kann gegen den Kohlweißling, den Frostspanner und den Apfelwickler eingesetzt werden.
- Milben
Bei Milbenbefall kommt ebenfalls Rainfarnbrühe zum Einsatz. Gesprüht wird dabei bei Obstgewächsen nur im Frühling und im Herbst. Setzen Sie das Pflanzenschutzmittel ein bei Erdbeermilben, Johannisbeer- und Brombeergallmilben und Obstbaumspinnmilben. Stellen Sie bei der Lagerung von Knollen Wurzelmilben fest, werden diese Pflanzen eine halbe Stunde in Rainfarntee getaucht. Wurzelmilben sind vor allem an Karotten, Kartoffeln, Gladiolen, Hyazinthen, Freesien und Lilien zu finden.
- Raupen
Schmetterlingsraupen, die sich von Wurzeln ernähren, werden auch Erdraupen genannt und kommen besonders bei Eulenfalterarten vor. Hierbei können Sie mit Rainfarnbrühe gießen oder die Pflanze besprühen.
- Käfer
Mit einer Brühe aus Rainfarn bekämpfen Sie den Himbeerkäfer, den Erdbeerblütenstecher und den Kartoffelkäfer.
- Flöhe
Treten Erdflöhe vor allem an Keimlingen und Jungpflanzen auf, können Sie diese mit Brühe oder Tee einsprühen, ist der Befall akut, dann geben Sie Rainfarn als Gießgabe.
Übrigens: Wenn Sie die Blüten trocknen und aufhängen, verströmen diese einen herrlichen Duft für uns Menschen. Allerdings nicht für fliegende Insekten, weswegen Sie diese dadurch gut fernhalten können.