Wer kennt ihn nicht, den legendären Loriot-Sketch „Auf der Rennbahn“, in dem nicht nur der bekannte Satz „Ja, wo laufen sie denn“ vorkommt, sondern auch die Feststellung, „Ach ist der Rasen schön grün“. Vielleicht haben Sie sich ja auch schon mal gefragt, warum der Rasen Ihres Nachbarn viel grüner ist, als Ihr eigener. Vielleicht liegt das daran, dass Ihr Nachbar seinen Rasen grün angemalt hat. Gibt´s nicht? Das glauben Sie! Heutzutage gibt es doch kaum etwas, was es nicht gibt. Und so möchten wir Ihnen von Rasenfarbe berichten, mit denen Sie tatsächlich Ihren Rasen grüner machen können. Dinge, die jeder Gärtner unbedingt braucht … nicht.
Fraglicher Trend: Rasenfarbe aus den USA
Viele Trends kommen aus den USA. So auch Rasenfarbe. Diese wird dort schon seit vielen Jahren genutzt. Überwiegend auf Rasenflächen in Stadien, um die Optik bei Sportveranstaltungen zu verbessern. Doch immer mehr Hobbygärtner kommen auf den Geschmack und setzen Rasenfarbe im eigenen Garten ein. Vor allem dann, wenn durch Trockenheit das Grün eben nicht mehr grün ist, sondern braun. Dass damit nur die Optik verbessert wird, aber nicht die Qualität des Rasens scheint eher nebensächlich. Und wie die Rasenfarbe auf die Umwelt wirkt, ist auch nicht gänzlich geklärt.
Rasenfarbe – teilweise unbekannte Inhaltsstoffe
Auch wenn das „Original“ mit einer biologisch abbaubaren und sogar mit Dünger versehenen Rasenfarbe wirbt, gibt es zahlreiche weitere Anbieter, bei denen nicht immer ersichtlich ist, welche Inhaltsstoffe überhaupt in der Farbe verwendet werden. Ob dies dann – wie oft angegeben – tatsächlich unschädlich für Mensch, Tier und Umwelt ist, ist somit mehr als fraglich. Auch Rasenexperten sind der Meinung, dass Rasenfarbe nichts in der Umwelt zu suchen hat, da Farbpigmente unkontrolliert abgegeben werden.
Apropos Farbpigmente: Selbst wenn das alles so ungefährlich ist, wie angegeben – wenn wir den Rasen mit Farbe besprühen, besprühen wir ja auch alle Lebewesen, die sich dort so im Gras befinden. Gewöhnen Sie sich also schon mal an das Bild von grünen Ameisen, grünen Bienen, grünen Marienkäfer und grünen Hummeln.
Gesunder Rasen statt grüner Farbe
Dass ein gesunder Rasen besser für die Umwelt ist, als ein angemalter, sollte jedem klar sein. Ist der Rasen gesund, dann kühlt er durch Verdunstung die Umgebung, verbraucht Kohlendioxid, produziert Sauerstoff und bindet Staub. Ein grün angesprühter Rasen, der aber kaputt ist, tut all dies nicht. Außer vermeintlich schön auszusehen. Daher sollte jedem Gärtner daran gelegen sein, seinen Rasen zu pflegen. Übrigens: Wer keinen akkuraten Rasen haben möchte, ihm die Pflege zu aufwändig oder zu zeitintensiv ist, der kann auch eine wilde Blumenwiese anlegen, die weniger Arbeit macht und auf der sich Insekten besonders wohl fühlen – nur so als Tipp.
Eckpunkte zur Rasenfarbe
Sehen wir uns Rasenfarbe doch noch mal etwas genauer an. Was ist drin, was bewirkt sie und welche Vorteile bietet sie?
- In der Regel wird Rasenfarbe aus Kaolin hergestellt. Kaolin ist ein durch Zersetzung von Feldspaten entstandener Ton, der vor allem in der Porzellanherstellung verwendet wird. Genannt wird Kaolin daher auch Porzellanerde. Verwendet wird die weiße Tonerde aber auch in Kosmetikartikeln und sogar in Lebensmitteln eingesetzt, dort als Trägerstoff, als Trenn- und als Bleichmittel.
- Auch sollen Rasenfarben Bestandteile verrotteter Pflanzen haben. Nicht selten kann die Farbe sogar als Dünger eingesetzt werden.
- Durch das Aufsprühen der Farbe wird der Rasen sofort intensiv grün. Einzelne Schadbereiche können so optisch genauso repariert werden, wie einer gesamten Rasenfläche ein neuer Anstrich verpasst werden kann. Manche Rasenfarben sind sogar für Hecken wie Thuja geeignet.
- Ist der Rasen bereits großflächig gelb und vertrocknet, wird wohl auch die grüne Farbe nicht mehr viel bewirken. Dann haben nach dem Anstrich eben vertrocknete grüne Grashalme, was vermutlich auch nicht besser aussieht. Je grüner das Gras noch ist, umso besser sind auch die Ergebnisse.
- Wird die Rasenfarbe zu lange aufgesprüht, dann kann UV-Licht vom Gras nicht mehr absorbiert werden.
- Rasenfarbe sollte – wenn überhaupt – immer nur kurzzeitig eingesetzt werden. Wer das ganze Jahr über seinen Rasen grün besprühen muss, der sollte lieber dafür sorgen, dass sein Rasen wieder gesund und damit sattgrün wird. Dazu gehören die neue Aussaat eines Rasens, das Vertikutieren, das Aerifizieren, das richtige Düngen und Mähen und natürlich das Wässern.
- Rasenfarbe hält, wenn nicht gemäht wird, bis zu 3 Monate. Regen kann der Farbe nichts anhaben, sie wird also nicht ausgewaschen.
- Beim Streichen Ihres Rasens sollten Sie alte Kleidung tragen und die Farbe, sofern Sie mit der Haut in Berührung kommt, schnell abwaschen, da sie nach Trocknung nur sehr schwer wieder entfernt werden kann.
- Pro Liter Rasenfarbe können bis zu 50 Quadratmeter bepinselt werden.
Wie Rasenfarbe aufgetragen wird
Interessanterweise sollte man – laut Herstellerangaben – bei der Verwendung einer umweltfreundlichen (!) Rasenfarbe Schutzausrüstung wie Schutzbrille, Handschuhe und Gesichtsmaske tragen. Müssen wir noch mehr dazu sagen? Sollten Sie dennoch Rasenfarbe einmal ausprobieren wollen, dann gehen Sie wie folgt vor:
- Decken Sie Bereiche wie Wege, Mauern, Zäune, Beete etc. ab, um diese nicht mit einzusprühen – die Farbe trocknet relativ schnell und ist dann nicht mehr oder nur sehr schlecht zu entfernen.
- Ziehen Sie alte Kleidung an und schützen Sie sich wie oben angegeben.
- Es macht keinen Sinn, totes Gras anzustreichen. Daher muss dieses vor dem Besprühen gründlich entfernt werden.
- Bevor es losgeht, sollte das Gras befeuchtet werden. Der Grund: So können die Grashalme die Farbe gleichmäßig aufnehmen. Auf trockenem Gras würde das Ergebnis ungleichmäßig.
- Füllen Sie einen Drucksprüher mit der Rasenfarbe, die nach Anleitung noch mit Wasser verdünnt wird.
- Für eine Probesprühung wählen Sie einen kleinen, nicht einsehbaren Bereich im Garten aus.
- Nun kann es losgehen: Die Düse halten Sie in einem Abstand von rund 20 Zentimeter zum Rasen und sprühen in gleichmäßigen Bewegungen den Rasen ein.
- Nach Beendigung der Sprühaktion sollten Sie den Drucksprüher schnell reinigen, damit die Farbe nicht trocknet und festsetzt.
Je nach Rasenfarbe dauert die Trocknung mal länger, mal kürzer. Mache Farben sind erst nach 24 Stunden trocken, andere bereits nach 30 Minuten. Ist die Farbe komplett getrocknet, kann der Rasen bedenkenlos betreten werden. Eine Gefahr für Mensch und Tier besteht nicht.
Unser Fazit: unnötig!
Wir sagen es ganz ehrlich: Wir sind kein Freund von Rasenfarbe und finden es vollkommen unnötig, seinen Rasen grün färben zu wollen. Selbst wenn alles wirklich so umweltfreundlich und biologisch abbaubar ist, wie angegeben, ist es für die Natur und die Umwelt in jedem Fall besser, einen gesunden Rasen zu haben. Und überhaupt: Muss es denn immer 100-prozentig akkurat sein? Ist es denn tatsächlich so schlimm, wenn ein paar braune Flecken im Rasen sind? Wenn ja, dann gibt es dafür bessere Mittel, als grüne Farbe.