Bevor uns ab Mai wieder zahlreiche Schmetterlinge umflattern, müssen sie sich erst einmal entwickeln. Das tun sie in 4 Stadien. Begonnen mit der Eiablage geht es innerhalb einiger Wochen über das Raupen- und Puppenstadium zum fertigen Schmetterling. Um sich gut entwickeln zu können, braucht das Insekt Nahrung. Diese nimmt sie als Raupe zu sich und zwar in Form von Blättern, Früchten, Samen, Blüten und Wurzeln. Manchem Gärtner sind die Raupen ein Dorn im Auge, da sie große Schäden an Zier- und Nutzpflanzen anrichten können.
Raupen – gleicher Körperbau, unterschiedliches Aussehen
Alle Raupen haben einen Kopf, einen Rumpf, der aus 14 Segmenten besteht, und einen Hinterleib, 16 Beine und kleine Fühler. Ansonsten sehen die Raupen aber sehr verschieden aus. Vor allem farblich unterscheiden sie sich. Daher kann man sich bei der Bestimmung von Raupen an der Farbgebung orientieren. Sie werden in grüne, braune, schwarze und bunte Exemplare eingeteilt. Hinzu kommt noch, ob sie Haare haben oder nicht.
Warum Raupen wichtig für das Ökosystem sind
Dass Schmetterlinge nicht nur schön sind, sondern beim Bestäuben von Pflanzen helfen, wissen wir alle. Aber auch die Raupen leisten wichtige Beiträge für unser Ökosystem:
- Nahrung für andere Tiere: Raupen sind eine wichtige Nahrungsquelle für eine Vielzahl anderer Tiere im Ökosystem, darunter Vögel, Säugetiere, Amphibien und viele weitere Insekten. Sie dienen als wesentlicher Bestandteil der Nahrungskette und tragen so zum Überleben vieler Arten bei.
- Zersetzung von organischem Material: Viele Raupenarten fressen abgestorbene Pflanzenteile und tragen zersetzen so organisches Material. Dieser Prozess ist wichtig für die Rückführung von Nährstoffen in den Boden und die Aufrechterhaltung der Bodenfruchtbarkeit.
- Regulierung von Pflanzenpopulationen: Raupen können das Wachstum und die Ausbreitung bestimmter Pflanzenarten kontrollieren. Durch die Nahrungsaufnahme wird das Gleichgewicht in der Pflanzengemeinschaft aufrechterhalten.
- Beitrag zur Artenvielfalt: Auch für die Artenvielfalt des Ökosystems sind Raupen mitverantwortlich. Jede Raupenart hat ihre eigenen spezifischen ökologischen Anforderungen und spielt eine einzigartige Rolle in ihrem jeweiligen Lebensraum.
Schäden durch Raupen
Gleich vorweg: Treten Raupen nur vereinzelt auf und nicht in Massen, dann richten sie in der Regel nur geringe Schäden an, die man als Gartenbesitzer tolerieren kann oder die gar nicht ins Gewicht fallen. Allerdings gibt es auch Raupen, die Pflanzen so schädigen können, dass diese nicht überleben – der Buchsbaumzünsler ist so ein Geselle. Oder es gibt Raupen, die sogar gefährlich sind, wie der Eichenprozessionsspinner (dazu gleich noch mehr). Nichtsdestotrotz können folgende Schäden durch Raupen auftreten:
- Blattfraß: Viele Raupen ernähren sich von Pflanzenblättern, was zu Lochfraß oder sogar zum vollständigen Entlauben führen kann. Dies beeinträchtigt womöglich das Wachstum und die Gesundheit der jeweiligen Pflanzen.
- Blüten- und Fruchtschäden: Einige Raupen fressen nicht nur Blätter, sondern auch Blüten und Früchte. Darunter leidet die Blütenproduktion und in der Folge die Fruchtentwicklung, was zu Ernteverlusten führen kann.
- Stängel- und Triebfraß: Neben Blättern und Blüten fressen manche Exemplare auch Stängel und Triebe von Pflanzen. Dies kann zu Verkrüppelungen oder sogar zum Absterben der Pflanzen führen.
- Übertragung von Krankheiten: Raupen können – wenn auch selten – Krankheiten auf Pflanzen übertragen, entweder durch ihren Speichel oder durch die Übertragung von Krankheitserregern, die sie aufnehmen und verbreiten können.
Reizende Raupen – Vorsicht Gefahr!
Die meisten Raupen sind für uns Menschen ungefährlich. Es gibt aber auch Insekten, von denen man sich besser fernhalten sollte.
Eichenprozessionsspinner – Härchen mit Widerhaken
Die bekannteste Raupe, die nicht nur ganze Eichenwälder nachhaltig schädigen, sondern auch uns Menschen gefährlich werden kann, ist der Eichenprozessionsspinner. Bis Mitte der 1990er Jahre war er eher selten anzutreffen, seitdem kommt es im Frühling immer wieder zu Massenauftreten, vor allem in Franken. Hier besiedeln die Raupen ganze Eichenwälder und sorgen so für Kahlfraß und gesperrte Bereiche. Der Grund sind die gesundheitlichen Gefahren, die von der Raupe ausgehen. Die Tiere besitzen viele tausend Härchen, die mit Widerhaken ausgestattet sind. Die Haare sind innen hohl und enthalten als Brennsubstanz Thaumetopoein, ein lösliches Eiweiß. Bei Menschen, die mit diesen Härchen in Berührung kommen, können starke allergische Reaktionen auftreten.
Je nach der Empfindlichkeit reichen die gesundheitlichen Risiken von Hautreizungen wie Rötungen, Juckreiz, Brennen und Ausschlag bis hin zu allergischen Reaktionen, die sich in Schwellungen, Schwindel, Nesselsucht, Atembeschwerden oder Anaphylaxie äußern können. Bei Kontakt mit den Augen sind Bindehautentzündungen möglich. Auch das Einatmen der feinen Härchen kann zu Atemwegsbeschwerden führen. Im Falle eines Kontaktes mit den Härchen und den genannten Symptomen sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Achtung: Die Raupen nisten nicht nur auf Bäumen, es gibt nicht selten Berichte, dass die Nester auch an Häusern und in Gärten zu finden sind, vor allem dann, wenn sich die Grundstücke in der Nähe von Eichenwäldern befinden.
Krainer Widderchen – produziert Blausäure
Das Krainer Widderchen, auch Esparetten-Widderchen genannt, ist ein schwarzer Falter mit auffällig roten Punkten. Seine Raupe ist eher unscheinbar grün mit schwarzer Musterung. Beide, sowohl Raupe, als auch Falter, sind giftig, denn sie produzieren Blausäure. Verbreitet ist das Insekt vor allem südlich der Mittelgebirge. Der Lebensraum des Krainer Widderchen sind Magerrasen, da diese aber immer weniger werden, wird das Tier auch immer weiter zurückgedrängt.
Die Raupen treten bereits im Herbst auf, häuten sich zweimal und halten dann Winterruhe. Ab April werden sie wieder aktiv und beginnen mit dem Fressen, ehe sie sich nach 4 weiteren Häutungen verpuppen. Das Kainer Widderchen tritt nicht in Kolonien auf, wie es beim Eichenprozessionsspinner üblich ist.
Die Berührung der Raupen ist für uns Menschen noch nicht gefährlich, bedenklich wird es aber, wenn wir eine Raupe verschlucken. Dies tut wohl kaum jemand, doch gerade bei Kindern ist hier größte Vorsicht geboten. Schon 70 Milligramm des Giftes können dabei zum Tod führen. Weiterhin produzieren die Raupen Histamin und Acethylcholin, zwei Stoffe, die das Schmerzempfinden steigern.
Goldafter – gefährliche Brennhaare
Die Goldafterraupe kann durchaus mit dem Eichenprozessionsspinner verglichen werden. Denn auch sie nistet in größeren Gespinsten auf Bäumen, vor allem auf Obstbäumen, aber auch in Hecken. Und auch sie hat viele tausend Härchen, die als Brennhaare bezeichnet werden. Sobald die Härchen, die innen hohl sind, gebrochen werden, wird das Nesselgift Thaumetopoein freigesetzt. Dieses kann auf der Haut – vor allem bei Allergikern – zu gefährlichen Reaktionen führen.
Kommt es zu Juckreiz oder Rötungen, können Cremes oder Aloe Vera durchaus Linderung verschaffen, bei Schwellungen helfen kalte Umschläge. Kommt es jedoch zu starken Entzündungsreaktionen oder gar zu Atemwegsbeschwerden, dann sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Die Raupen des Goldafters sind schwarz mit orangfarbenen und weißen Punkten versehen. Die feinen Härchen schimmern bräunlich und sind nicht besonders lang. Das Insekt kommt in ganz Deutschland vor.
So richten die Raupen keine Schäden an
Sofern die Raupen nicht in Massen auftreten, bleiben die Schäden meist im Rahmen. Möchten Sie dennoch Ihre Pflanzen schützen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
- Pflanzenschutznetze: Sowohl über Bäume, als auch über Beete können Sie Kulturschutznetze anbringen, die dafür sorgen, dass Schmetterlinge keine Möglichkeit haben, Eier dort abzulegen.
- Kontrolle und Absammeln: Sofern Sie regelmäßig durch Ihren Garten streifen und einen leichten Befall an Raupen feststellen, können Sie diese absammeln und in freier Natur wieder aussetzen. Suchen Sie nicht nur oberflächlich, sondern sehen Sie auch unter die Blätter. Ein Indikator für Raupen können auch dunkle Punkte auf den Blätter sein, wobei es sich dabei um Raupenkot handelt.
- Wasserstrahl: Bei einem stärkeren Befall kann ein kräftiger Wasserstrahl helfen, die Raupen von den Pflanzen zu spülen. Danach sollten Sie diese ebenfalls einsammeln und in der Natur freilassen.
- Die richtige Bepflanzung: Raupen haben einen guten Geruchssinn und meiden daher Pflanzen, die für sie nicht gut riechen. Pflanzen Sie daher stark duftende Gewächse neben die gefährdeten Pflanzen. Dazu gehören zum Beispiel Knoblauch, Basilikum, Lavendel, Kapuzinerkresse oder auch Minze.
- Hausmittel: Auch zahlreiche Hausmittel können Raupen vertreiben. So können Sie beispielsweise mit Algenkalk betroffene Pflanzen bestäuben. Leimringe an Stämmen, Ästen und Zweigen können einen Befall an Bäumen verhindern und mit einer Mischung aus Essig (drei Löffel), Öl (zwei Löffel), Spülmittel (zwei Tropfen) und Wasser können Sie Pflanzen einsprühen.
Welche Raupen gibt es bei uns?
Weltweit gibt es über 180.000 Schmetterlingsarten, allein in Deutschland sind es 3.700. Demzufolge gibt es auch genauso viele Raupen. Alle aufzuzählen wäre wohl etwas umfangreich, daher beschränken wir uns auf die wichtigsten.
Admiral
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Großer Kohlweißling
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Tagpfauenauge
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Taubenschwänzchen
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Zitronenfalter
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