In der Regel bekommen wir Regenwürmer kaum zu Gesicht. Nach Niederschlägen sind sie manchmal an der Erdoberfläche zu finden, ansonsten graben sie sich fröhlich durch den Gartenboden und wir sehen sie mit etwas Glück nur, wenn wir mal wieder etwas einpflanzen. Sobald ein Gärtner einen solchen Regenwurm zu Gesicht bekommt, sollte er frohlocken, denn die Tiere sind ein wichtiger Bestandteil und sorgen dafür, dass es unseren Pflanzen gut geht. Regenwürmer haben nämlich viele wichtige Aufgaben!
Ein Blick auf das Gewürm
Weltweit gibt es mehr als 3.000 Regenwurmarten, wovon 46 bei uns in Deutschland zu finden sind. Besonders häufig sind Tauwürmer und Kompostwürmer anzutreffen. Sie können bis zu 30 Zentimeter lang werden, im Schnitt sind es aber rund 10 bis 15 Zentimeter. Regenwürmer bestehen aus einem Hautmuskelschlauch, der in bis zu 160 Segmente unterteilt ist. Die Würmer haben die Möglichkeit, diese Segmente teilweise abzustoßen, beispielsweise, wenn Fressfeinde eine Gefahr darstellen. Durch das Abstoßen überlassen sie dem Feind einen Teil ihres Körpers und bringen sich mit dem restlichen, der weiterhin überlebensfähig ist, in Sicherheit. Somit kann ein Regenwurm, der bei Gartenarbeiten versehentlich zerteilt wurde, weiterhin überleben. Der Teil mit dem Kopf kann sogar neue Segmente bilden und selbstständig wieder wachsen.
Die Aufgaben der Regenwürmer
Wenn man glaubt, dass man als Gärtner viel zu tun hat, dann war man noch nie ein Regenwurm … Sehen wir uns doch mal an, was die Würmer in unserem Garten so alles anstellen.
Regenwürmer sorgen für eine bessere Bodenstruktur
Regenwürmer leben in der Erde und graben dort zahlreiche Tunnel. Somit sind die Würmer für eine gute Durchlüftung des Bodens verantwortlich. Die Folge: Gerade in tiefen Schichten, in die sonst kein Sauerstoff vordringt, können somit pflanzliche Materialien zersetzt werden. Neben Luft dringt aber auch Wasser viel einfacher in untere Erdschichten vor, sodass Staunässe minimiert wird und der Boden mehr Wasser speichern kann, das in Trockenzeiten zur Verfügung steht.
Regenwürmer räumen im Garten auf
Sie als Gärtner tun das oberirdisch, der Regenwurm tut das eine Etage tiefer. Aufräumen ist angesagt! Dabei stopft sich der Wurm mit verrotteten Pflanzenresten, abgestorbenen Pflanzteilen, Laub und Grünschnitt den Magen voll. Gartenabfälle verrotten somit um ein Vielfaches schneller, als ohne Regenwürmer. Gleichzeitig können Regenwürmer zum Kompostieren eingesetzt werden. Dafür gibt es den Kompostregenwurm, den Sie sogar extra für den Einsatz auf dem Komposthaufen kaufen können.
Regenwürmer düngen den Boden
Machen Ihre Regenwürmer auch einfach so in Ihren Garten? Gut so! Denn die Ausscheidungen der Würmer sind der perfekte Dünger für Ihre Pflanzen. Der Kot von Regenwürmern hat um ein Vielfaches mehr Kalium, Stickstoff und Phosphat, als in herkömmlicher Gartenerde zu finden ist. Das freut die Pflanzen und letztlich den Gärtner. Doch auch der Boden profitiert von den Ausscheidungen der Regenwürmer, denn durch die Bildung von sogenannten Ton-Humus-Komplexen wird erreicht, dass die Nährstoffe lange im Boden bestehen bleiben und somit quasi als Langzeitdünger wirken.
Regenwürmer mischen Bodenschichten
Erde hat in unterschiedlichen Tiefen auch unterschiedliche Eigenschaften. So sind beispielsweise manche Nährstoffe erst sehr tief in der Erde zu finden, andere dagegen weiter oben. Da sich Regenwürmer bis zu 2 Meter tief eingraben können, bringen Sie die Erde somit ziemlich durcheinander. Das ist aber gut so, denn dadurch werden obere Schichten mit unteren vermischt, sodass Nährstoffe gut verteilt werden können. Die Bodenstruktur wird auf Dauer verbessert.
Regenwürmer sorgen für weniger Bodenerosion
Gerade Regen sorgt bei uns dafür, dass obere Erdschichten fortgetragen werden. Besonders wenn Starkregen auftritt und dieser nicht im Boden versickern kann, sondern abläuft, werden Erdteile mit weggeschwemmt. Die Folge ist, dass die Fruchtbarkeit des Bodens immer mehr abnimmt. Wenn Sie allerdings Regenwürmer bei sich im Garten haben, wird die Bodenerosion minimiert. Zum einen, weil die Struktur des Bodens verbessert ist, zum anderen, weil sie durch Düngung den Boden immer wieder mit Nährstoffen anreichern.
Wenn Sie also Regenwürmer in der Erde finden, dann können Sie sich freuen, denn dann haben Sie eine optimale Gartenerde.
So fühlen sich Regenwürmer bei Ihnen wohl
Damit auch Sie von Regenwürmern im Garten profitieren können, gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit die Tiere sich auch wohlfühlen und lange bei Ihnen bleiben:
- Sorgen Sie für den richtigen pH-Wert des Bodens. Dieser sollte nicht unter 3,5 liegen, denn durch zu sauren Boden würde der Schleimmantel, der den Wurm umgibt, zerstört.
- Zu ordentlich sollte es in Ihrem Garten nicht sein. Abgestorbene Pflanzenreste oder ein paar abgefallene Blätter mögen so manchem Gärtner zwar ein Dorn im Auge sein, für Regenwürmer aber ist das Nahrung. Diese ziehen sie in ihre unterirdischen Gänge und verspeisen sie dort genüsslich.
- Regenwürmer lieben Feuchtigkeit. Daher darf das Gras durchaus ein wenig höher stehen und die Beete öfter mal gegossen werden. Einen feuchten Boden erreichen Sie auch mit dem Ausbringen von Rindenmulch.
- Die Bodenbearbeitung ist wichtig und wenn wir den Boden lockern, unterstützen wir dabei auch die Regenwürmer. Allerdings sollten die Gerätschaften dafür gut gewählt werden. Fräsen oder ein großflächiges Umgraben ist eher kontraproduktiv. Wenn gelockert werden soll, sind ein sogenannter Sauzahn oder auch eine Harke die besten Möglichkeiten.
So locken Sie Regenwürmer an
Sie möchten aktiv etwas dafür tun, dass sich Regenwürmer zu Ihnen in den Garten verirren und sich dort vermehren? Dann können Sie einiges tun:
- Halten Sie Ihre Beete immer locker und feucht. Sorgen Sie für einen leichten Boden und düngen Sie mit organischen Materialien.
- Mulchen Sie im Herbst Ihre Beete, beispielsweise mit einer Laubschicht oder mit Tannenreisig. Dies ist nicht nur ein Schutz für die Pflanzen, sondern sorgt auch dafür, dass der Boden nicht zu sehr durchfriert. Regenwürmer können bei Frost nicht überleben und suchen daher im Winter tiefere Erdschichten auf. Je weniger der Boden zugefroren ist, umso näher an der Erdoberfläche sind sie zu finden.
- Wie schon oben erwähnt, sollten Sie den Rasen nicht zu oft mähen und die Beete feucht halten (bspw. mit Rindenmulch), auch so können Sie Regenwürmer anlocken.
- Zwar sind Vögel gern gesehene Gäste im Garten, doch wenn Sie Regenwürmer anlocken wollen, dann sollten Sie dies bei Vögeln nicht tun. Also am besten eine Zeitlang auf Nistkästen, Futter- und Trinkmöglichkeiten verzichten.
Übrigens: Haben Sie einen guten Gartenboden, dann finden sich auf einen Quadratmeter Fläche rund 100 Regenwürmer.