Der Mai und der Juni stehen im Zeichen des Rhabarbers, denn nur von Anfang Mai bis zum Johannistag am 24. Juni kann Rhabarber geerntet werden. Wir kennen alle die roten Stangen der Pflanze, die sich im Garten unter riesengroßen Blättern verstecken. Das Besondere: Nicht etwa die Früchte werden hier verzehrt, sondern die Stiele. Und: Auch wenn Rhabarber einen süß-sauren Geschmack besitzt und wir ihn als Kompott, als Marmelade oder im Kuchen essen, ist er kein Obst, sondern ein Gemüse.
Rhabarber – ein Steckbrief
- Name: Rhabarber
- Alternative Namen: Gemeiner Rhabarber, Gewöhnlicher Rhabarber, Gemüse-Rhabarber, Krauser Rhabarber
- Botanischer Name: Rheum Rhabarbarum
- Familie: Knöterichgewächse
- Arten: ca. 50
- Herkunft: Asien (Himalaya)
- Größe der Stiele: bis zu 70 Zentimeter
- Erntezeit: April und Mai
- Winterhart
- Mehrjährig
Rhabarber – der Weg zu uns
Rhabarber kennt man mindestens seit 5.000 Jahren. Ursprünglich aus dem Himalaya, verbreitete sich das Gemüse nach Russland, China und Tibet. Obwohl man ihn bereits so lange kennt, kam Rhabarber erst im 18. Jahrhundert nach Europa. Über Frankreich und die Niederlande gelangte er nach Großbritannien, wo er zuerst von Gärtnern in Yorkshire und Chelsea angebaut wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden auch die Deutschen Gefallen an Rhabarber. Besonders beliebt war er anfangs vor allem im Norden, wo er im Jahr 1848 in Hamburg zum ersten Mal gewerbsmäßig angebaut wurde.
Gesunder Rhabarber mit heilender Wirkung
Rhabarber hat viele wertvolle Inhaltsstoffe, die ihn zu einem sehr gesunden Gemüse machen. So bietet er einen hohen Anteil an den Mineralstoffen, Kalzium, Kalium, Eisen und Phosphor. Auch der Vitamin C-Gehalt ist nicht zu verachten. Außerdem sind Pektine und Anthranoide gut für unsere Verdauung.
Seit jeher wird Rhabarber eine heilende Wirkung nachgesagt. Er wurde in der Vergangenheit bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, etwa bei Aphten und Herpes ebenso eingesetzt, wie gegen Arthrose und Wechseljahresbeschwerden.
Dennoch sollte man beim Verzehr von Rhabarber auch vorsichtig sein, denn das Gemüse hat einen hohen Anteil an Oxalsäure. Diese kann Bauchschmerzen und Übelkeit hervorrufen. Wer Nieren- und Gallenprobleme hat, sollte den Verzehr ebenfalls nicht übertreiben. Außerdem kann die Oxalsäure die Symptome bei Gicht und Rheuma verstärken.
Rhabarber pflanzen – so gelingt der Anbau im Garten
Der Anbau von Rhabarber ist sehr einfach und die Pflege ist nicht besonders aufwändig. Wer Rhabarber im Garten pflanzt, kann bis zu 10 Jahre lang reichlich ernten. Dennoch gibt es natürlich einiges zu beachten:
Der passende Standort
Sonne oder Halbschatten, das gefällt dem Rhabarber. Wenn er dann noch windgeschützt steht, haben Sie alles richtig gemacht. Rhabarber braucht viele Nährstoffe, weswegen es sinnvoll ist, vor dem Pflanzen Kompost in die Erde einzuarbeiten. Ansonsten sollte der Boden mittelschwer und tiefgründig sein und die Feuchtigkeit gut halten können. Der optimale pH-Wert liegt bei 7.
Ab in die Erde
Es gibt zwei Möglichkeiten, Rhabarber anzupflanzen. Zum einen über Samen, die im April oder Mai direkt ins Freie gesät oder auch im Topf vorgezogen werden können. Vereinzeln oder auspflanzen können Sie die kleinen Pflänzchen dann ab dem Spätsommer – erst dann benötigen Sie die Nährstoffe wie oben beschrieben. Die erste Ernte ist nach 2 bis 3 Jahren möglich.
Sofern Sie bereits Rhizome (auch Klumpen genannt) haben, können diese ebenfalls im Frühling, alternativ im Herbst in die Gartenerde gesetzt werden – auch hier den Kompost nicht vergessen. Das erste Mal ernten können Sie nach 2 Jahren. Achten Sie darauf, dass der Rhabarber ausreichend Abstand zu Nachbarn hat, da er sehr groß wird, mindestens 1 Quadratmeter pro Pflanze sollten Sie ihm geben.
Sofern Sie keinen Garten haben und Rhabarber deswegen im Topf ziehen möchten: Auch das klappt! Achten Sie darauf, dass der Topf ausreichend groß ist und Sie genügend Nährstoffe zuführen.
Die Ernte des Rhabarbers
Auch wenn am Rhabarber schon im ersten Jahr Stiele wachsen, sollten Sie mit der Ernte mindestens noch ein Jahr warten. Denn nur so kann sich die Pflanze gut entwickeln und die Ernte wird zukünftig reicher ausfallen. Geerntet wird traditionell im Mai und Juni, nach dem Johannistag sollten Sie nicht mehr ernten. Dafür gibt es 3 Gründe:
- Da ab Ende Juni der 2. Wachstumsschub einsetzt, sollte man der Pflanze ausreichend Zeit geben, um für die nächste Ernte im kommenden Jahr Kraft zu tanken.
- Der Gehalt an Oxalsäure steigt im Laufe der Zeit und ist ab Juli deutlich erhöht, weswegen eine Ernte nicht mehr stattfinden sollte.
- Je länger man wartet, umso holziger werden die Stiele, da der Rhabarber immer mehr Faserstoffe entwickelt.
Für die Ernte der Stiele wird übrigens kein Messer verwendet, da sich sonst Erreger den Weg in die Pflanze bahnen könnten – hier ist vor allem das Rhabarbermosaikvirus gefürchtet. Stattdessen werden die Stiele mit einem Ruck aus der Erde gedreht. Um die Pflanze nicht zu sehr auszubeuten, sollten Sie nie mehr als ein Drittel der vorhandenen Stiele gleichzeitig ernten. Danach warten Sie einige Wochen, um zu sehen, ob sich neue Stiele bilden, erst dann können Sie eine weitere Ernte durchführen.
Mittlerweile gibt es auch Rhabarbersorten, die nicht nur im Mai und Juni geerntet werden können, sondern sogar im Sommer und bis in den Herbst hinein.
Nach der Ernte halten sich Rhabarberstangen im Gemüsefach des Kühlschranks rund 3 Tage. Um sie frisch zu halten, sollten Sie sie in ein feuchtes Küchentuch einwickeln. Ansonsten zeitnah verarbeiten.
Welche Pflege sonst noch anfällt
- Wie schon erwähnt, braucht Rhabarber viele Nährstoffe. Deswegen ist es wichtig, ihn ab März jedes Jahr mit Kompost und Hornspänen zu versorgen.
- Während der Wachstumsphase muss die Erde zudem immer feucht gehalten werden.
- Abgesehen von der Erntezeit, die der Kalender vorgibt, können Sie die Stangen dann Ernten, wenn sich erste Blütenansätze zeigen. Diese werden allerdings direkt entfernt, damit die Pflanze nicht zu viel Energie in die Blüten steckt.
- Im Sommer die Pflanze weiterhin gießen und auf Schädlinge kontrollieren.
- Wenn sich im Herbst die Blätter gelb verfärben, ist das ganz normal, denn dann beginnt die Winterruhe. Da Rhabarber gut winterhart ist, müssen Sie für keinen Winterschutz sorgen.
Rhabarber vermehren
Nach 6 bis 10 Jahren wird man feststellen, dass der Wuchs des Rhabarbers merklich nachlässt. Dann ist die richtige Zeit, um ihn zu vermehren. Dazu graben Sie das Gemüse im Herbst aus und teilen mit einem Spaten die komplette Pflanze. Je nach Größe können Sie zwei, drei oder mehr Teilstücke erhalten, wobei die Wurzeln rund 10 bis 15 Zentimeter groß sein sollten. Pflanzen Sie diese anschließend wieder ein und achten Sie darauf, dass die Triebknospen aus der Erde herausschauen.
Krankheiten und Schädlinge am Rhabarber
Rhabarber ist zwar robust, kann aber dennoch krank werden. Besonders gefürchtet ist die Mosaikkrankheit. Dabei bilden sich auf den Blättern hell- und dunkelgrüne Flecken, die Blattränder werden braun und es kommt zu gelblicher Mosaikfärbung. Danach folgen hellbraune Nekrosen und die Blätter wölben sich. Dieser Virus tritt durch offene Wunden in die Pflanze ein. Eine Behandlung ist nicht möglich, befallene Pflanzen müssen über den Restmüll vernichtet werden.
Auch die Blattfleckenkrankheit kann auftreten. Sie sieht zu Beginn aus wie die Mosaikkrankheit, bilden aber schließlich Flecken mit einem roten Rand und einem braunen Zentrum. Diese braunen Flecken fallen schließlich aus den Blättern heraus. Wenn Sie die Blätter rechtzeitig entfernen, können die Stiele noch verwertet werden.
Schädlinge am Rhabarber können Blattläuse sein, die die Bildung von Mehltau begünstigen. Suchen Sie die Blätter daher nach den Läusen ab und bekämpfen Sie diese. Ideal ist eine Rhabarberjauche. Diese können Sie aus 1 kg zerkleinerten Rhabarberblättern und 10 Liter Wasser herstellen. Lassen Sie das Gemisch 10 Tage gären, verdünnen Sie es dann 1:5 mit Wasser und besprühen Sie damit die Pflanze.
Tritt Mehltau auf, kann dieser mit einem Milch-Wasser-Gemisch im Verhältnis 1:5 besprüht werden. Bei geringem Befall müssen Sie gar nichts unternehmen, die Stiele sind auch weiterhin essbar.