Höhere Erträge, größere Früchte oder höhere Widerstandskraft gegen Krankheiten – das sind die Ziele von genmanipuliertem Saatgut. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich die Gentechnik in der Landwirtschaft etabliert. Erfahren Sie, was es mit genmanipuliertem Saatgut auf sich hat und welche Gefahren davon ausgehen.
Gentechnisch verändertes Saatgut: Was Sie darüber wissen sollten
Pflanzen, die aus gentechnisch verändertem Saatgut heranwachsen, werden als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) bezeichnet. Neben Nutzpflanzen können auch Tiere gentechnisch verändert werden. Alle Lebewesen besitzen spezifische Eigenschaften, die ihnen gewissermaßen in den Genen stecken. Mit der Gentechnik verändern Forscher die Erbanlagen von Organismen, um bestimmte Eigenschaften wie
- mehr Resistenz gegen Krankheiten,
- höhere Erträge,
- größere Früchte,
- bizarre Formen oder Farben sowie
- eine bessere Anpassungsfähigkeit an schwierige Bedingungen
zu erzielen.
Mit der Gentechnik können Organismen entstehen, die von der Natur wahrscheinlich nie hervorgebracht worden wären. Ackerpflanzen können beispielsweise das Erbgut von Bakterien in sich tragen. Im Labor werden hauptsächlich Nutzpflanzen genetisch verändert, indem Gene anderer Pflanzen oder Tiere in das Erbgut eingebaut werden. Die Abläufe in den Organismen werden damit massiv verändert. In der Landwirtschaft werden vor allem Mais, Raps, Soja und Baumwolle gentechnisch manipuliert.
Nutzen von gentechnisch veränderten Pflanzen: mehr Resistenz gegen Gifte und Schädlinge
Ein Beispiel für gentechnisch veränderte Pflanzen ist Soja, dessen Erbgut so manipuliert wurde, dass er resistent gegen den Wirkstoff Glyphosat im Pflanzengift Roundup ist. Versprühen die Landwirte dieses Pflanzengift, sterben die Unkräuter ab, während Soja weiterhin wächst. Andere Nutzpflanzen wie Mais oder Baumwolle werden mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis manipuliert, um resistent gegen den Maiszünsler oder den Kapselbohrer zu sein. Die genveränderten Pflanzen produzieren ein Protein, das für die Fraßinsekten giftig ist. Die schädlichen Insekten sterben, wenn sie an den Nutzpflanzen fressen.
Einige Hersteller behaupten, dass die Gentechnik umweltfreundlich sei, wenn die Nutzpflanzen nicht von Schädlingen gefressen werden. Landwirte müssten nicht mehrmals im Jahr verschiedene Pflanzengifte spritzen, sondern es reicht aus, nur ein einziges Breitbandherbizid zu verwenden. Bei schädlingsresistentem Mais müsste kein Herbizid mehr verwendet werden. Die Hersteller des genmanipulierten Saatguts sind der Meinung, dass Zeit und Geld gespart werden und ein Beitrag zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung geleistet werde.
Patentinhaber als Profiteure der Genmanipulation: hohe Technologiegebühren kassieren
Nicht immer wird mit gentechnisch verändertem Saatgut tatsächlich das Ziel der besseren Ernährung der Weltbevölkerung verfolgt. Oft werden die genmanipulierten Pflanzen als Tierfutter verwendet, um dem wachsenden Bedarf an Billig-Fleisch in den Industrie- und Schwellenländern gerecht zu werden. Die Gentechnik in der Saatgutindustrie wird vor allem durch das Patentrecht attraktiv. In den USA und auch in Europa wurde dafür ein Rechtsrahmen geschaffen, sodass sich die Firmen, die Saatgut gentechnisch manipulieren, nicht mehr in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Aufgrund dieses Rechtsrahmens konnte sich die Gentechnik soweit etablieren, dass herkömmliche Züchtungen in den Hintergrund zu geraten drohen.
Der Einbau von einem oder mehreren Genen in Saatgut ist ein einziger technischer Schritt, der die Aneignung einer Vielzahl von Pflanzenarten ermöglicht. Das Patent EP546090 von Monsanto umfasst allein schon 18 Pflanzenarten, die resistent gegen das Breitbandherbizid Roundup sind. Der Patentschutz ist deutlich umfangreicher als ein Sortenschutz, da er neben Saatgut und Pflanzen auch deren Nachkommen und Ernteprodukte umfasst.
Landwirte, die gentechnisch veränderte Sorten anbauen, müssen an die Patentinhaber eine Technologiegebühr bezahlen. Die Abhängigkeit der Landwirte von einigen wenigen Saatgutzuchtbetrieben wird erhöht. Mit den Patenten werden die wirtschaftlichen Interessen der Patentinhaber geschützt. In der Regel läuft ein Patent nach 20 Jahren aus.
Markt für gentechnisch verändertes Saatgut in wenigen Händen: multinationale Konzerne beherrschen die Gentechnik
Die Konzerne, die gentechnisch manipuliertes Saatgut auf den Markt bringen, verdienen doppelt. Sie erhalten das Geld für das Saatgut und zusätzlich Lizenzgebühren für ihre Patente. Gegenwärtig teilen sich sechs multinationale Konzerne den Markt für genmanipuliertes Saatgut:
- Monsanto
- Bayer
- BASF
- Dow
- Syngenta
- DuPont/Pioneer
Bei all diesen Unternehmen handelt es sich um Chemieunternehmen. Monsanto ist seit 2005 das größte Saatgutunternehmen der Welt und hat einen Anteil von knapp 90 Prozent. Im Laufe der Zeit hat Monsanto verschiedene kleinere Unternehmen aufgekauft.
Gefahr von genmanipuliertem Saatgut: kein Überblick über Auswirkungen auf Mensch und Natur
Nicht immer wird mit gentechnisch manipuliertem Saatgut tatsächlich der gewünschte Nutzen erzielt. Untersuchungen haben ergeben, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht immer durch die Gentechnik reduziert wird. Die Spritzmenge muss auf Herbizidart, Unkrautbefall des Ackers sowie die Anbaupflanze angepasst werden. Da einige Schädlinge robuster als erwartet sind, können sie Resistenzen gegen Toxine entwickeln, was dazu führt, dass immer mehr Toxine gespritzt werden.
Häufig ist genmanipuliertes Saatgut mit speziellen Pestiziden kombiniert, gegen die sie resistent sind. Saatgut und das Pestizid werden häufig in einem Paket zusammen verkauft, was den Anbau der jeweiligen Pflanze in größeren Monokulturen ermöglicht. Das führt zu immer weniger Biodiversität. Bereits vor einigen Jahren mussten Regenwälder, die durch ihre Biodiversität gekennzeichnet sind, zugunsten genmanipulierter Nutzpflanzen abgeholzt werden. Es ist erwiesen, dass sich der Einsatz von Pestiziden negativ auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Genmanipulation ist ein Eingriff in die Natur, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.
Unkontrollierte Vermehrung gentechnisch manipulierter Pflanzen: Kreuzung mit anderen Pflanzen
Eine Gefahr bei genmanipuliertem Saatgut ist, dass sich die gentechnisch veränderten Pflanzen mit anderen Pflanzen kreuzen und das veränderte Erbgut an sie weitergeben können. Die gentechnisch veränderten Pflanzen können sich unkontrolliert vermehren, was die Artenvielfalt stark einschränkt. Die Grundlage der menschlichen Ernährung geht mit dem Verlust der Artenvielfalt verloren.
Die Entscheidungsspielräume von Landwirten werden mit der Gentechnik stark eingeschränkt, da sie durch die Weltmarktpreise und Abhängigkeiten an genmanipuliertes Saatgut und das dazugehörige Pestizid gebunden sind. Es gibt nur wenige wissenschaftliche Studien und Langzeitstudien, weshalb nicht eindeutig geklärt ist, wie weit sich genmanipuliertes Saatgut auf die menschliche Gesundheit auswirkt.
Genmanipuliertes Saatgut kann sich auf verschiedene Weise auf Mensch und Umwelt auswirken:
- Entwicklung von resistenten Schädlingen und Superunkräutern
- verstärkter Einsatz von Pestiziden
- Verdrängung traditioneller Pflanzenarten
- Schädigung von Nützlingen
- Ausbreitung der genmanipulierten Pflanzen durch Verwilderung, Pollen und Insekten
Gefahr für Landwirte und Verbraucher: Totalausfall der Ernte
Da sich die gentechnisch veränderten Pflanzen rasant ausbreiten können, werden sie quasi selbst zu Superunkräutern. So können die genmanipulierten Pflanzen auch aus Versehen in der menschlichen Ernährung landen. Wurden die Gene einer Pflanze verändert, weiß niemand genau, was in ihr passiert. Die Pflanzen können neue Giftstoffe oder Eiweiße bilden, die beim Verzehr Allergien auslösen können. Tauchen gentechnisch veränderte Pflanzen auf fremden Feldern auf, da sie sich verbreiten, übertragen sie ihre Erbanlagen auf andere Pflanzen. Für Landwirte kann das den Totalausfall ihrer Ernte bedeuten, da sie nicht mehr garantieren können, dass ihre Pflanzen frei von Gentechnik sind.
Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in 29 Ländern
Die USA nahmen bei genmanipulierten Nutzpflanzen eine Vorreiterrolle ein und bewirtschafteten 1996 den ersten Hektar mit solchen Pflanzen. Schon kurze Zeit später bauten auch andere Länder wie Kanada, Brasilien, Argentinien, China und Indien gentechnisch veränderte Pflanzen an. Inzwischen werden solche Pflanzen in 29 Ländern weltweit kultiviert. Die Pflanzen werden zu Nahrunsmittelzusätzen, Tierfutter und Textilien verarbeitet. Nach den USA ist Brasilien der zweitgrößte Sojaproduzent der Welt. Fast 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion ist transgen, also genmanipuliert. Der konventionelle Sojaanbau ist in Argentinien nahezu zusammengebrochen.
In Europa fällt die Genmamipulation kaum ins Gewicht, auch Deutschland zeigt daran nur wenig Interesse. Das Gesetz schreibt vor, dass Bauern in Deutschland ihre Äcker umpflügen müssen, wenn dort Spuren von Gentechnik entdeckt wurden. Spanien ist das einzige Land innerhalb der EU, das nennenswerte Mengen gentechnisch veränderter Nutzpflanzen produziert.