Er sieht ein bisschen aus wie ein zu lang gewordenes Radieschen. Und tatsächlich ist der Rote Rettich (Raphanus sativus) mit den Radieschen verwandt. Beide gehören zur Familie der Kreuzblütler und sind nicht nur optisch ähnlich, sondern auch geschmacklich nicht allzu weit voneinander entfernt. Sehr würzig mit einer leichten Schärfe – so überzeugt der Rote Rettich seine Fans. Vom herkömmlichen weißen Rettich unterscheidet sich der Rote Rettich aber nur in der Farbe.
Die Herkunft des Roten Rettichs
Die einen sagen, Roter Rettich stammt aus Ägypten, andere sagen, er kommt aus Asien. Genaues weiß man heute leider nicht mehr. Vermutlich gab es ihn aber tatsächlich erst in Ägypten (nachgewiesen im 1. Jahrhundert nach Christus), ehe er sich Richtung Osten bis nach China verbreitete und anschließend auch in den Mittelmeerstaaten immer weiter auf dem Vormarsch war. Der Rote Rettich ging dabei durch Kreuzungen aus dem Weißen Rettich hervor, letzterer wiederum aus dem Strandrettich. Ursprungspflanze war wohl der Hederich, auch Wilder Rettich bzw. Ackerrettich genannt.
Roter Rettich – mal lang, mal rund
Während man sich bei der Frage der Herkunft nicht ganz einig ist, ist auch immer wieder unklar, was Rettich eigentlich ist: eine Knolle, eine Wurzel oder eine Rübe? Letzteres ist richtig. Beim Rettich handelt es sich um ein verdicktes Speicherorgan, das wechselnde Anteile von Hauptwurzel und Hypokotyl (Keimachse, der Abschnitt zwischen Keimblatt und Wurzel) aufweist. Gebildet werden sie durch früh einsetzendes Dickenwachstum. Das Hypokotyl ist daran erkennbar, dass keine Seitenwurzeln vorhanden sind. Damit kann der Rettich mit einer Karotte verglichen werden.
Die Formen und Größen sind je nach Sorte und Züchtung unterschiedlich. So gibt es beim Roten Rettich sowohl längliche Rüben, die bis zu 40 Zentimeter lang werden können, aber auch rundliche Sorten, die wie zu groß gewordene Radieschen aussehen.
Roter Rettich – außen rot, innen weiß
Roter Rettich ist schon was fürs Auge. Er sieht nicht nur als ganze Rübe toll aus, sondern macht, in Scheiben geschnitten, viele Gerichte bunter. Außen ist er rot, innen dagegen – wie der herkömmliche Rettich – weiß. Wer Rettich gerne schält, wird allerdings nicht viel von der roten Farbe haben. Daher die Schale einfach gut reinigen und mitessen. Werfen wir mal einen Blick auf ausgewählte Sorten, die Sie natürlich auch in unserem Samenhaus erhalten:
Sorte | Geschmack | Ernte | Eigenschaften |
Ostergruß Rosa 2 | Mild | April – September |
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Radies Ravanello Il Candela di Fuoco | Würzig | April – Oktober |
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Prelude F1 | Bedingt scharf-würzig | April – Oktober |
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Übrigens: Züchtungen machen vieles möglich! Es gibt auch Rettich, der außen weiß und innen rot ist, wie etwa Mantanghong F1, Red Impression F1 oder Red Meat.
So gesund ist Roter Rettich
Roter Rettich bietet Inhaltsstoffe wie Glucosinolate, auch als Senföle bekannt. Sie sind schleimlösend, entzündungshemmend und haben eine antimikrobielle (gegen Viren, Bakterien und Pilze) Wirkung. Je nachdem, wie viel Rettich man isst, kann dieser den Appetit anregen, zu Blähungen führen, harntreibend sein und Magen und Darm reizen. Ein übermäßiger Verzehr ist daher nicht zu empfehlen. Ansonsten enthält Roter Rettich viele Vitamine und Mineralstoffe:
- Natrium: 18 mg
- Kalium: 322 mg
- Calcium: 32 mg
- Magnesium: 15 mg
- Phosphor: 29 mg
- Vitamin B1: 30 μg
- Vitamin B2: 30 μg
- Vitamin C: 27 mg
- Vitamin E: 60 μg
- Niacin (Vitamin B3): 400 μg
Die Inhaltsstoffe beziehen sich auf 100 Gramm rohen Rettich.
Die Aussaat von Rotem Rettich
Das Schöne am Roten Rettich ist: Sie können ihn über viele Monate hinweg aussäen und dank der relativ kurzen Zeit zwischen Aussaat und Ernte (meist 4 bis 8 Wochen), lässt er sich fast die ganze Saison über immer wieder ernten. Wichtig bei der Aussaat ist, dass die Temperatur nicht unter 12 Grad fällt, da Rettich sonst zu schießen beginnt. Das heißt: Das Kraut über der Erde wächst, die Rübe selbst aber bleibt klein. Vorziehen können Sie Roten Rettich ab Februar im Gewächshaus oder auf der Fensterbank unter Folie.
Da die Samen von Rotem Rettich relativ groß sind, lässt er sich auch gut in die Erde bringen. Der Abstand zueinander variiert je nach Sorte und Größe des Rettichs, die Saattiefe sollte zwischen einem halben und eineinhalb Zentimetern liegen. Gesät wird an einem sonnigen bis halbschattigen Standort in lockerem, gut durchlässigem und nährstoffreichem Boden.
Die Pflege von Rotem Rettich
Wichtig bei der Pflege ist ein regelmäßiges und gleichmäßiges Gießen. Wird zu wenig gegossen, kann es Risse in der Schale geben und der Rettich wird pelzig. Geschmacklich kann er dann relativ scharf sein. Wird zu viel gegossen, kann die Rübe faulen.
Rettiche sind Mittelzehrer. Das bedeutet, dass Sie zwar Nährstoffe brauchen, aber nicht allzu viele davon. Wenn Sie zu Beginn reifen Kompost ausbringen, ist dies für die Saison bereits ausreichend.
Ansonsten ist nicht viel zu beachten, außer, dass Sie Unkräuter regelmäßig entfernen sollten.
Die Ernte von Rotem Rettich
Bei der Ernte von Rotem Rettich sollten Sie nicht nur nach der Zeit gehen, sondern das Gemüse auch in Augenschein nehmen. Der beste Zeitpunkt für den Rettich ist, wenn der Wurzelhals, der aus dem Boden lugt, keine Risse zeigt und sich fest anfühlt. Warten Sie nicht zu lange mit dem Ernten, sonst kann die Rübe holzig werden und schmeckt dann nicht mehr. Je jünger der Rote Rettich geerntet wird, umso milder ist sein Geschmack und umso knackiger ist er.
Geerntet wird händisch. Packen Sie den Rettich am Schopf, also an den Blättern und ziehen Sie ihn einfach aus der Erde. Ist er fester verankert, weil der Boden sehr schwer ist, nehmen Sie einen Spaten zur Hand und heben den Roten Rettich aus der Erde. Achten Sie darauf, dass Sie ihn nicht verletzen.
Fruchtfolge und Mischkultur bei Rotem Rettich
Möchten Sie Roten Rettich jedes Jahr anbauen, dann wählen Sie stets einen anderen Platz. Da er nicht selbstverträglich ist, sollten Sie mindestens 3 Jahre lang auf Rettich an derselben Stelle verzichten. Auch mit anderen Kreuzblütlern wie Rosenkohl, Blumenkohl, Rotkohl, Weißkohl, Kohlrabi, Spitzkohl oder Brokkoli, verträgt er sich nicht, weswegen auch hier das Beet anderweitig bestückt werden sollte. Das heißt zwar nicht, dass Rettich dann nicht wachsen würde, er wäre aber anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.
Bei den Nachbarn sollten Sie folgendes beachten:
- Gute Nachbarn: Erbsen, Tomaten, Spinat, Karotten, Kopfsalat, Bohnen, Kohlrabi, Kohl, Mangold.
- Schlechte Nachbarn: Zwiebeln, Rucola, Steckrüben, Gurken, Zucchini, Kerbel.
Krankheiten und Schädlinge am Roten Rettich
Glücklicherweise sind Krankheiten und Schädlinge eher seltener anzutreffen und man kann auch gut etwas dagegen tun:
- Erdflöhe
Die kleinen Schädlinge tun sich an den Blättern gütlich. Das mag die Rübe direkt nicht betreffen, schwächt aber das Wachstum der Pflanze. Ganz besonders gerne mögen es Erdflöhe, wenn der Boden feinkrümelig und trocken ist. Als Vorbeugung kann daher eine Mulchschicht helfen, die gleichzeitig den Boden feucht hält und Sie somit weniger gießen müssen.
- Kohlfliege
Da Rettiche zur gleichen Familie wie Kohlgewächse gehören, ist die Kohlfliege auch hier zugegen. Um Eiablagen zu vermeiden, können engmaschige Kulturschutznetze helfen. Bei einem Befall sollte die Unterseite der Blätter kontrolliert werden, da sich dort die Eier befinden. Befallene Blätter einfach entfernen. Auch hilft es, die Blätter mit einer Brühe aus Schmierseife zu bestäuben oder mit Gesteinsmehl zu benetzen. Zudem hilft es, wenn die Pflanzen angehäufelt werden. Dieselben Möglichkeiten bieten sich auch beim Kohlweißling, der den Rettich ebenfalls befallen kann.
- Rettichschwärze
Dabei handelt es sich um einen Pilz, der durch Verletzungen wie Risse in die Rübe eindringt. Das Gemüse wird grau bis schwarz und kann nur noch entsorgt werden. Der Schadpilz fühlt sich vor allem dann wohl, wenn der pH-Wert des Bodens hoch ist. Befallene Pflanzen müssen vernichtet werden.
- Turnip-Mosaik-Virus
Relativ selten kommt das Turnip-Mosaik-Virus, auch Rübenmosaikvirus genannt, vor. Es kann von Blattläusen übertragen werden. Als Schadbild verfärben und verformen sich die Blätter und sorgen so für eine Schwächung der Pflanze. Hier hilft es, wenn ein engmaschiges Kulturschutznetz ausgebracht wird.