Tomaten, Kürbis, Gurken, Paprika, aber auch Obst wie Kirschen, Pflaumen oder Pfirsiche – das Angebot an Gemüse und Obst ist im Discounter mitunter gar nicht so schlecht. Warum da nicht von den Früchten Samen gewinnen und daraus die eigenen Gemüsepflanzen oder Obstbäume ziehen? Das mag zumindest einen Versuch wert sein, gelingt aber nicht immer.
Voraussetzung für keimfähiges Saatgut: vollreife Früchte
Saatgut ist nur keimfähig, wenn es von vollreifen Früchten stammt. Die Früchte, die im Discounter angeboten werden, sind nicht immer voll ausgereift. Gerade dann, wenn es sich um Gemüse- oder Obstsorten aus dem Ausland handelt, waren die Früchte bei der Ernte oft noch nicht richtig reif. Sie haben lange Wege hinter sich und sind währenddessen nachgereift. Nachreifen zu Hause, an einem sonnigen Platz im Garten oder an der Heizung in der Wohnung, bringt zumeist nicht den gewünschten Erfolg. Anstatt zu reifen, schimmeln oder faulen die Früchte und sind für die Samengewinnung völlig unbrauchbar. Sie sparen also kein Geld, wenn Sie versuchen, aus noch nicht völlig ausgereiften Gurken, Tomaten oder Paprika Samen zu gewinnen und auszusäen.
Tipp: Schauen Sie beim Kauf von Tomaten, Paprika, Gurken oder anderen Gemüsesorten immer auf das Herkunftsland. Am größten ist die Chance, wenn das Gemüse aus Deutschland stammt, reif geerntet wurde und nur kurze Wege hinter sich hat.
Ausreifen gelingt nicht immer: Bohnen sind nicht reif genug
Einige Sorten von Fruchtgemüse, die Sie im Discounter bekommen, sind für die Samengewinnung völlig ungeeignet. Das ist beispielsweise bei Erbsen und Bohnen der Fall. Die Früchte im Discounter eignen sich für die Verarbeitung zu Gemüsebeilagen, Eintöpfen oder anderen Gemüsegerichten, doch für die Samengewinnung müssen sie abgetrocknet sein. Bohnen oder Erbsen können nicht mehr nachreifen, sodass Sie davon Samen gewinnen können.
Saatgut nicht immer sortenrein: Früchte stammen häufig von Hybriden
Bei Fruchtgemüse wie Tomaten, Gurken oder Paprika aus dem Supermarkt wissen Sie meist nicht, um welche Sorte es sich konkret handelt. Oft werden Tomaten in verschiedenen Sorten angeboten, beispielsweise
- Rispentomaten,
- Cherrytomaten,
- Eiertomaten,
- Strauchtomaten oder
- Fleischtomaten.
Es mag interessant erscheinen, davon Saatgut zu gewinnen, da Sie sich dann vielleicht im nächsten Sommer über verschiedene schmackhafte Tomatensorten freuen könnten. Das ist aber nicht immer der Fall.
Bei Gurken oder Paprika sieht es nicht anders aus. Nur selten ist auf der Packung von Gemüse angegeben, um welche Sorte es sich handelt. Beim Gemüse aus dem Discounter handelt es sich häufig um Hybridsorten. Sie sind nicht fruchtbar. Gehen tatsächlich Samen auf, erhalten Sie eine Wildform oder eine für den Verzehr völlig ungeeignete Sorte, die vielleicht sogar giftig ist. Diese Gefahr laufen Sie vor allem bei Gurken, Zucchini oder Kürbis. Die Früchte von gekreuzten Zucchini oder Kürbissen, aber mitunter auch von Gurken sind oft giftig, sodass der Genuss zu ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden führen kann. Nehmen Sie daher besser keine Samen von Kürbis, Zucchini oder Gurken aus dem Supermarkt.
Samengewinnung als mühsame Angelegenheit: Samen können schimmeln
Mit etwas Glück erhalten Sie im Discounter tatsächlich gut gereifte Tomaten oder Paprika, von denen Sie Samen gewinnen können. Die Samen sollten Sie auf Küchenkrepp gut trocknen lassen. Das gelingt allerdings nicht immer. Waren die Früchte nicht richtig ausgereift, trocknen die Samen oft gar nicht, auch wenn Sie sie an einen warmen Ort legen. Die Samen können schnell schimmeln oder schrumpeln. Sie sind dann nicht mehr zu retten und nicht keimfähig.
Was Sie bei der Samengewinnung beachten sollten: sortenreine und saisonale Früchte
Die besten Chancen, keimfähige Samen zu gewinnen, haben Sie, wenn Sie sortenreine und saisonale Früchte aus Deutschland im Discounter kaufen. Diese Früchte sind mitunter gut ausgereift. Kaufen Sie Tomaten oder Paprika am besten zwischen August und Oktober, wenn Hauptsaison ist. Auch das ist noch kein Garant, um tatsächlich keimfähige Samen zu bekommen und von den Pflanzen im nächsten Jahr Gemüse zu ernten.
Samen von Früchten aus dem Discounter gewinnen: nachreifen und gut trocknen lassen
Bei Paprika oder Tomaten aus dem Discounter haben Sie am ehesten eine Chance, keimfähige Samen zu gewinnen und Gemüse zu ziehen. Lassen Sie die Früchte zu Hause noch einige Tage nachreifen. Schneiden Sie die Früchte auf, entnehmen Sie die Samen und lassen Sie sie auf Küchenkrepp gründlich trocknen. Kontrollieren Sie die Samen täglich und entsorgen Sie sie, wenn sie schimmeln. Die Samen können Sie nur dann für die Aussaat im nächsten Winter oder zeitigen Frühjahr verwenden, wenn sie richtig trocken sind. Dann ist allerdings noch nicht gewährleistet, dass sie tatsächlich aufgehen oder genießbare Früchte hervorbringen. Es könnte sich um Hybriden handeln.
Tipp: Aus Tomaten können Sie auch Jungpflanzen heranziehen, wenn Sie die Früchte nachreifen lassen, in Scheiben schneiden und die Scheiben in Anzuchterde legen. Allerdings gelingt auch das nicht immer.
Saatgut besser kaufen: keine Garantie bei Früchten aus dem Discounter
Es mag verlockend erscheinen, Samen von Früchten aus dem Discounter zu verwenden, um das eigene Gemüse daraus zu ziehen. Mitunter erhalten Sie im Discounter Sorten, von denen keine Samen im Handel angeboten werden. Nicht immer gehen die Samen jedoch auf oder bringen verwertbare Früchte hervor. Saatgut ist nicht teuer. Es ist daher sinnvoller, das Saatgut zu kaufen als zu versuchen, es von Früchten aus dem Discounter zu gewinnen.