Biene ist nicht gleich Biene, es gibt weltweit mehr als 20.000 Arten. Am bekanntesten hierzulande sind natürlich die Honigbienen und die Hummeln, aber in unseren Gärten schwirren auch immer wieder Holzbienen, Mauerbienen oder Sandbienen umher. Letztere sind auch als Erdbienen bekannt und bilden eine eigene Gattung unter den Wildbienen, zu der rund 1.500 unterschiedliche Arten gehören. Sie sind nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch sehr nützlich – und unterscheiden sich von den Honigbienen doch deutlich.
Sandbienen – ein Steckbrief
Name: Sandbiene
Alternativer Name: Erdbiene
Wissenschaftlicher Name: Andrena
Arten: Mehr als 1.500, in Deutschland ca. 130 Arten, darunter unter anderem die Senf-Blauschillersandbiene, die Graue Sandbiene, die Gemeine Sandbiene, die Rotpelzige Sandbiene und die Knautien Sandbiene
Größe: 5 bis 18 Millimeter
Lebensdauer: 1 Jahr
Vorkommen: Nordamerika, Mexiko, Grönland, Europa, Asien, Nordafrika
Besonderheiten: Sandbienen stehen unter strengem Naturschutz
Sandbienen und ihr unterschiedliches Aussehen
Eine Honigbiene erkennen wir in der Regel, auch eine Hummel ist aufgrund ihrer Körpereigenschaften kein Problem. Doch wie sieht eine Sandbiene aus? Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn die verschiedenen Arten können auch unterschiedlich aussehen.
- Die Größe variiert stark und liegt zwischen 5 und 18 Millimetern – im Vergleich dazu werden Honigbienen zwischen 11 und 13 Millimeter groß.
- Beinahe der gesamte Körper ist mit feinen Haaren bedeckt.
- Der Pelz kann viele Farben aufweisen, neben Schwarz finden sich Gelb, Orange, Braun, Rot und Weiß.
- Weibchen haben an der Innenseite der Augen kleine Gruben, die ebenfalls behaart sind. Außerdem verfügen Sie an den Beinen über eine Sammelbürste und über eine Haarlocke.
- Männchen sind meist schlanker als Weibchen, ihr Oberkiefer ist stärker ausgeprägt und sie haben oftmals einen hellen Fleck auf dem Kopf.
Die Lebensweise der Sandbienen
Der Nestbau
Sandbienen leben nicht in großen Staaten zusammen, sondern sind Einzelgänger. Genistet wird im Boden – daher auch der Name Sand- oder Erdbiene. Die Weibchen, die für den Nestbau verantwortlich sind, graben ein bis zu 60 Zentimeter tiefes Loch in bevorzugt lockeren und sandigen Boden. Den Eingang häufeln sie zum besseren Schutz mit Erde an. Genistet wird am liebsten auf Magerwiesen, in Sandgruben, in lichten Wäldern oder an Weg- und Waldrändern. Auch in Gartenbeeten – wenn die Erde schön locker ist – bauen die Sandbienen ihren Unterschlupf, gerne dort, wo es sonnig ist. Wenn der Ort noch an einem Hang oder nahe einer warmen Hauswand liegt, umso besser!
Das Liebesspiel
Die Nachkommen der zweiten Generation bleiben bis Mitte März im Boden und schlüpfen schließlich. Als erstes sind die Männchen dran, die ab diesem Zeitpunkt rund 4 Wochen unterwegs sind, um auf Partnersuche zu gehen. Kurz nach den Männchen kommen auch die Weibchen hervor – das Liebesspiel kann beginnen. Bis Mitte April haben die Bienen für die Paarung Zeit, dann beginnen die Weibchen mit dem Nestbau, während die Männchen sterben.
Der Nachwuchs
Wir haben schon erfahren, dass Sandbienen Einzelgänger sind, in einem Nest lebt also auch nur ein Weibchen. Eine Ausnahme stellt die Bärtige Sandbiene dar, denn sie nistet auch mal in Kolonien. Nach der Paarung geht es an die Eiablage und die Aufzucht des Nachwuchses. Ernährt wird der geschlüpfte Nachwuchs mit einem Gemisch aus Pollen und Nektar, den die Sandbienen an ihren Hinterbeinen transportieren. Die zweite Generation schlüpft dann von Anfang Juli bis Anfang September und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Davon ernähren sich Sandbienen
Die meisten Sandbienen leben oligolektisch, das bedeutet, dass sie auf ein bestimmtes Pflanzenangebot angewiesen sind. Es gibt aber Ausnahmen, denn die Rotpelzige Sandbiene etwa lebt polylektisch, sie ist also nicht so wählerisch wie ihre Artgenossen. Das Anlocken von Sandbienen in den eigenen Garten ist daher gar nicht so einfach, denn wenn man nicht weiß, welche Erdbiene gerade bei einem vorbeifliegt, weiß man in der Regel auch nicht, was diese bevorzugt. Deswegen ist eine ausgewogene Mischung an unterschiedlichen Pflanzen ideal. Hier eine kleine Aufstellung ausgewählter Sandbienen und deren bevorzugter Futterpflanzen:
- Senf-Blauschillersandbiene: Senf, Kohlarten, Rettich, Hirtentäschel, Kresse
- Graue Sandbiene: Löwenzahn, Hahnenfuß, Steinobst, Weiden, Himbeeren, Brombeeren
- Gemeine Sandbiene: Löwenzahn, Klee, Kohlarten, Gewöhnlicher Hornklee, Wiesen-Bärenklau
- Zaunrüben-Sandbiene: Rote und Weiße Zaunrübe, Efeu, Himbeeren, Brombeeren, Wiesen-Bärenklau
- Rotschopfige Sandbiene: Löwenzahn, Steinobst, Weiden, Ahorn, Hahnenfuß
- Knautien-Sandbiene: Wiesen-Witwenblume, Teufelsabbiss, Tauben-Skabiose, Gelb-Skabiose
- Weiden-Sandbiene: Weiden, Pappeln, Löwenzahn, Steinobst, Himbeeren, Brombeeren
Sandbienen – nützlich und ungefährlich
Sandbienen bekleiden wichtige Funktionen in unserem Ökosystem. So sind sie nicht nur Bestäuber für kultivierte und wildlebende Pflanzenarten, sondern sind aufgrund der oligolektischen Sammelweise für das Fortbestehen spezieller Pflanzen verantwortlich. Somit tragen Sie zur Erhaltung und Förderung der Pflanzenvielfalt bei. Durch den Nistbau in Böden verbessern sie zudem die Bodenstruktur und damit die Pflanzengesundheit. Nicht zuletzt sind sie für andere Tiere wie Vögel, Insekten oder Säugetiere ein wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette.
Wer Sandbienen im Garten hat, darf sich also glücklich schätzen. Außerdem muss niemand vor den Bienen Angst haben, denn sie sind ungefährlich. Zwar haben sie auch einen Stachel, doch dieser ist so schwach, dass er die menschliche Haut nur schwer durchdringen kann. Schafft er es trotzdem, ist ein Stich etwa vergleichbar mit dem einer Mücke. Es kann zu leichten Schwellungen, Rötungen oder Juckreiz kommen. Da die Bienen aber sehr friedlich sind, wird man aggressive Sandbienen in der Regel nicht zu Gesicht bekommen, lediglich dann, wenn sie ihr Nest verteidigen.
Sandbienen: 10 Unterschiede zu Honigbienen
Stellen wir Sandbienen den Honigbienen gegenüber und sehen uns die entscheidenden Unterschiede einmal genauer an.
Infos | Sandbienen | Honigbienen |
Lebensraum | Graben kleine Tunnel in lockeren Boden und nisten dort in Tiefen von bis zu 60 Zentimetern. | Leben in großen Kolonien, etwa in vom Menschen bereitgestellten Bienenstöcken oder auch in hohlen Bäumen. |
Sozialstruktur | Leben in der Regel solitär, manche Arten auch in kleinen Gruppen, jedes Weibchen hat ein eigenes Nest. | Leben in Sozialstaaten mit einer klaren Kasteneinteilung (Königin, Arbeiterinnen, Drohnen) |
Honigproduktion | Produzieren keinen Honig, sammeln Nektar und Pollen zur direkten Versorgung des Nachwuchses. | Produzieren Honig in großen Mengen und lagern ihn in Waben. |
Bestäubungsverhalten | Effektive Bestäuber, sind in der Regel auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. | Sammeln gezielt große Mengen an Blüten unterschiedlicher Pflanzenarten. |
Körpergröße und Aussehen | Zwischen 5 und 18 Millimeter groß, meist weniger auffällige Markierungen. | Zwischen 11 und 13 Millimeter groß mit einem typisch gelb-schwarz gestreiften Körper. |
Flügelstruktur | Abhängig von der Art variieren Flügel in Form und Größe. | Flügel sind im Verhältnis zum Körper relativ groß und transparent. |
Verhalten bei Gefahr | Verteidigen ihr Nest weniger aggressiv, da sie einzeln leben und weniger Ressourcen zu verteidigen haben. | Verteidigen Ihr Nest aggressiv und greifen auch in Gruppen an. |
Lebensdauer | Weibchen leben meist nur eine Saison lang. | Arbeiterinnen leben mehrere Monate, Königinnen mehrere Jahre. |
Fortpflanzung | Weibchen paaren sich und legen Eier in individuell in der Erde gebaute Nester ohne männliche Beteiligung. | Königin legt Eier und wird von den Arbeiterinnen versorgt, Drohnen dienen ausschließlich der Begattung. |
Ernährung der Larven | Larven werden direkt im Nest mit Vorräten an Pollen und Nektar versorgt. | Larven werden von Arbeiterinnen gefüttert, hauptsächlich mit Pollen und Honig. |