Sich über den Gemüse- und Obstgarten selbst versorgen: Das ist der Traum eines jeden ambitionierten Hobbygärtners – und wenn auch nur teilweise. Doch wer sich mit der Planung des Selbstversorger-Gartens beschäftigt, wird schnell auf eine schwierige Frage treffen: Wie viel Fläche braucht man eigentlich für die Selbstversorgung? Nun – es kommt darauf an.
Fläche für die Selbstversorgung: Auf diese Faktoren kommt es an
Wie viel Fläche Sie für Ihren Gemüse- und Obstgarten benötigen, hängt von diesen Kriterien ab:
- Personenzahl: Essen sechs Erwachsene oder nur zwei Erwachsene und ein Kind? Die benötigte Gartenfläche wird im Regelfall pro Kopf berechnet.
- Umfang der Selbstversorgung: Möchten Sie lediglich von Frühling bis Herbst täglich frisches Gemüse haben? Oder soll der Garten ausreichen, um Ihren Gemüse- und Obstbedarf durch alle vier Jahreszeiten zu decken? Möchten Sie nur noch wenig bis kein Gemüse zukaufen oder nur Ihren Bedarf an bestimmten Sorten selbst decken? Je umfangreicher Ihr Selbstversorgungswunsch, umso größer muss auch die Fläche pro Person ausfallen.
Grob überschlägig können Sie für die Größe des Gemüsegartens von folgenden Richtwerten ausgehen:
Art der Selbstversorgung | Mindestfläche pro Person |
beinahe vollständige Selbstversorgung bei fleischloser Ernährung | 125 – 150 m² |
beinahe vollständige Selbstversorgung | 100 m² |
teilweise Selbstversorgung | 50 m² |
nur bestimmte Gemüsesorten | nach Bedarf |
Die Fläche für den Obstgarten ist in diese Richtwerte noch nicht einkalkuliert und kommt noch obendrauf. Eine vierköpfige Familie, die sich möglichst umfangreich selbst versorgen möchte, sollte also wenigstens 400 m² Fläche für den Gemüsegarten plus Obstgarten einplanen.
Selbstversorgung mit Obst: Wie viel Fläche braucht man?
Schwieriger ist schon die Kalkulation Ihres Obstgartens. Je nachdem, welche Obstsorten Sie bevorzugen, brauchen Sie mehr oder weniger Platz. Zunächst müssen Sie bei Obstbäumen entscheiden, ob Sie Hochstämmer oder Halbstämmer bevorzugen. Hochstämmige Obstbäume sind in aller Regel robuster und langlebiger, dafür aber etwas aufwändiger bei Ernte und Baumschnitt – und sie brauchen viel mehr Platz. Halbstämmer lassen sich leicht abernten und sind auch einfacher zurückzuschneiden. Möchten Sie darunter auch Rasenmähen, müssen Sie allerdings mit erhöhtem Aufwand rechnen.
Wie viel Platz Sie für Ihren Obstgarten einplanen müssen, richtet sich nach dem Platzbedarf der gewünschten Obstbäume und -sträucher. Die folgenden Richtwerte helfen Ihnen, die nötige Größe des Obstgartens zu kalkulieren:
Obstbäume | Platzbedarf |
Apfelbaum (Hochstamm) | 50 bis 60 m² |
Apfelbaum (Halbstamm) | 25 bis 40 m² |
Walnussbaum | 80 bis 100 m² |
Pfirsichbaum | 30 bis 50 m² |
Zwetschgen-/Pflaumenbaum | 40 bis 50 m² |
Haselnussbaum | 20 bis 50 m² |
Birnbaum (Hochstamm) | 45 bis 50 m² |
Birnbaum (Halbstamm) | 20 bis 40 m² |
Sauerkirschbaum | 40 bis 50 m² |
Süßkirschbaum | 80 bis 100 m² |
Deutlich weniger Platz brauchen Beerensträucher – je nach Wuchsform müssen Sie für Stachelbeeren, Himbeeren, Brombeeren oder Johannisbeeren mit einem Platzbedarf von 6 bis 10 m² rechnen.
Der Zeitbedarf: Wie viel Garten ist zu schaffen?
Es ist noch kein Selbstversorger vom Himmel gefallen. Wer bisher noch wenig Erfahrung im Anbau von Gemüse und Obst hat, ist vorerst mit einer Netto-Gartenfläche (abzüglich der Wege) von 100 m² gut bedient. Dies reicht zwar vielleicht noch nicht für die alleinige Selbstversorgung, ist aber ein guter Anfang, um an seinen Aufgaben zu wachsen. Bringen Sie bereits einiges an Erfahrung mit, können Sie problemlos 200 bis 300 m² oder auch größere Flächen bewirtschaften.
Unterschätzen Sie bei größeren Gärten den Arbeitsaufwand nicht – gerade zur Erntezeit kann der Selbstversorgergarten beinahe zum Fulltime-Job mutieren. Rechnen Sie pro Tag je nach Gartengröße mit etwa 30 bis 60 Minuten für die regelmäßigen Aufgaben wie Gießen und Unkrautjäten. Aber durch das ganze Jahr hindurch kommen zusätzliche, oft zeitraubende Aufgaben auf Sie zu:
- Winter: Vorziehen, Pikieren und Umtopfen der ersten Pflanzen
- Frühling: Vorbereiten der Beete, Aussäen der gewünschten Gemüsesorten und Auspflanzen der vorgezogenen Setzlinge
- Sommer: Ernte und Haltbarmachen der Ernte, Nachsäen der bereits abgeernteten Beete
- Herbst: Ernte und Anlegen von Vorräten, Vorbereitung des Gartens auf die Winterruhe
Deshalb kann man nicht oft genug betonen: Nehmen Sie sich für den Anfang nicht zu viel vor. Wenn Sie im Laufe des Jahres feststellen, dass Sie die Arbeit locker geschafft haben, nehmen Sie nächstes Jahr ein paar weitere Sorten Gemüse oder Obst dazu. Geben Sie Ihrem Garten Gelegenheit, sich zu entwickeln und mit Ihnen zu wachsen. Jedes Jahr Gartenarbeit bringt Ihnen neue Erfahrungen, die Sie im Folgejahr direkt wieder einfließen lassen können.
Vorüberlegungen zu Ihrer Planung
Neben der reinen Überlegung, wie viel Fläche Sie benötigen könnten, gibt es einige weitere Aspekte zu beachten, damit Sie diese auch optimal ausnutzen können:
- Vorräte: Möchten Sie sich auch im Winter selbst versorgen, sollten Sie mehr Obst und Gemüse anbauen, als Sie täglich verzehren können. Nur so können Sie Vorräte anlegen.
- Leerstand: Vermeiden Sie durch sinnvolle Planung, dass abgeerntete Beete über längere Zeit leer stehen.
- Ertrag: Wählen Sie Gemüse- und Obstsorten mit hohem Ertrag, um möglichst viel aus Ihrer Fläche herauszuholen (z. B. Gurken, Tomaten, Zucchini, Möhren).
- Vorratshaltung: Möchten Sie Vorräte für die Wintermonate anlegen, wählen Sie Gemüsesorten, die gut lagerfähig sind (z. B. spät reifende Gemüsesorten, Möhren, Rettich, Rote Bete).
- Mischkultur: Durch Mischkultur nutzen Sie den Platz im Gemüsebeet optimal aus und vermeiden zugleich, dass der Nährstoffgehalt im Boden einseitig ausgelaugt wird (z. B. Lauch im Tomatenbeet). Beachten Sie dabei, welche Gemüsesorten sich gut vertragen.
- Frühbeet: Kalkulieren Sie Platz für ein Frühbeet, ein kleines Gewächshaus oder eine ähnliche Lösung ein, um das Gartenjahr optimal auszunutzen.
- Platzbedarf: Beachten Sie den Platzbedarf der gewählten Gemüsesorten – so brauchen beispielsweise Kürbis oder Zucchini überdurchschnittlich viel Platz.
- Obstplanung: Obstbäume bringen anfangs aufgrund ihrer Größe vergleichsweise wenig Ertrag. Pflanzen Sie am besten auch Beerensträucher, denn Sie belohnen Sie auch in den ersten Jahren bereits mit einer reichen Ernte.
- Winterplanung: Planen Sie Gemüsesorten, die Sie auch im Winter ernten können. Sinnvoll sind beispielsweise frostsichere Arten, die Sie im Sommer oder Herbst pflanzen und die über den Winter hinweg in der Erde bleiben können, sodass Sie sie auch im Winter ernten können (z. B. Karotten, Schwarzwurzeln, Pastinaken). Auch Spinat hält in milden Wintern, abgedeckt durch ein Vlies, problemlos durch.
- Frühe und späte Sorten: Von vielen Obst- und Gemüsesorten gibt es frühe und späte Sorten. So können Sie die Erntezeit verlängern. Mit Sommer- und Herbsthimbeeren können Sie von Juli bis Oktober frische Himbeeren ernten.
- Schnellwachsendes Gemüse: Gemüse mit kurzer Kulturzeit wie Radieschen, Spinat oder Salat können Sie aller paar Wochen neu aussäen, sodass es jederzeit Nachschub gibt.
Haben Sie alles gut durchdacht? Dann wird es Zeit: Machen Sie sich an die Planung Ihres Selbstversorgergartens und freuen Sie sich auf die ersten Erträge. Die Mühe lohnt sich in jedem Fall!