Wir haben sie mit Sicherheit alle schon einmal gesehen. Oft kommen sie an Hängen, beispielsweise an Autobahnen zum Einsatz, immer öfter sieht man sie aber auch auf Privatgrundstücken und somit in Gärten. Gabionen sind aus Metall gefertigte Körbe, die mit Steinen befüllt werden. Sie sind modern, bieten viele Vorteile, haben aber natürlich auch Nachteile. Während die einen Gabionen lieben, finden sie andere furchtbar hässlich. Gut, das ist Geschmackssache und soll jeder für sich entscheiden. Wir möchten uns dem Gestaltungselement für den Garten einmal intensiver widmen.
Die Geschichte der Gabionen
Gabionen sind keine neumodische Erscheinung, auch wenn man das annehmen könnte. Die Metallkäfige („gabbione“ ist italienisch und bedeutet Käfig oder Korb) gibt es bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. Damals noch nicht in Quaderform, sondern zylindrisch, fertigte man Gabionen aus einem Drahtgeflecht und setzte sie an Uferböschungen ein.
Wenn man es genau nimmt, dann geht die Geschichte der Gabionen sogar bis ins Mittelalter zurück. Sie wurden einst aus Weiden geflochten, mit Steinen, Erde oder Sand befüllt und von Soldaten genutzt, um sich dahinter zu verschanzen. Bezeichnet wurden sie als Schanzkörbe.
Gabionen – die modernen Natursteinmauern
Eine Natursteinmauer im Garten ist für viele eine tolle und sehenswerte Sache. Problem: Man muss die Steine mühsam aufeinander schlichten und so sichern, dass die Mauer nicht einstürzen kann oder einzelne Steine herausfallen. Eine diffizile Arbeit. Hinzu kommt, dass eine Mauer aus Natursteinen in der Regel nie besonders hoch wird, schon gar nicht meterhoch. Bei Gabionen ist das anders, denn die Käfige können – entsprechende Sicherung vorausgesetzt – hoch übereinander gestapelt werden.
Die Füllung ist dabei reine Geschmackssache. Hinein kommen Steine – klar. Meist sind sie mit Natursteinen bestückt, die unregelmäßig sind und sich so zu einer imposanten Mauer aufbauen. Statt Natursteinen lassen sich aber auch alle anderen Gesteinsarten verwenden. Zum Beispiel Bruchsteine, Pflastersteine, Kalksteine, Sandsteine, Lavagestein oder Quarzgestein. Wer es etwas ausgefallener möchte, der kann Gabionen aber auch mit vielen anderen Materialen füllen. Mit Glas, Kies, Holz, Backsteinen, Tannenzapfen, Stroh, mit einem Materialmix – hier sind dem Ideenreichtum kaum Grenzen gesetzt. Gabionen lassen sich sogar begrünen – dazu weiter unten mehr.
Gekauft werden können sie fertig befüllt, wer die Befüllung selbst übernehmen möchte, der holt sich leere Gabionen und kann sich dann so richtig austoben.
Die Vorteile von Gabionen
Wollen wir uns mal ansehen, welche Vorteile Gabionen bieten.
- Wer schnell und ohne viel Arbeit einen Sichtschutz braucht, der ist mit Gabionen gut bedient. Da die Körbe unterschiedliche Größen und Höhen haben, können sie beliebig aufgestellt und erweitert werden (auch nachträglich). Langes Warten, wie es bei Pflanzen für den Sichtschutz nötig ist, muss man hier nicht. Eine Verankerung in der Erde ist nur ab einer bestimmten Höhe und Breite nötig. Wer einen einzigen Metallkäfig nutzt, muss diesen in der Regel noch nicht verankern.
- Auch als Schallschutz sind Gabionen ideal und können den Verkehrslärm um bis zu 25 dB verringern.
- Die Metallkäfige gibt es befüllt oder leer zu kaufen. So kann jeder selbst entscheiden, ob er sie nach Lust und Laune befüllen möchte.
- Bis auf Salz kann dem Metallkäfig nichts anhaben. Er ist unempfindlich gegenüber Regen, Schnee, Wind, Hitze und Frost. Und auch die üblicherweise verwendeten Steine halten viele Jahrzehnte lang.
- Gabionen lassen sich beliebig gestalten, so ist es zum Beispiel auch möglich, Lichter zu integrieren.
- Steine haben die Eigenschaft, sich bei Sonneneinstrahlung zu erwärmen. Das bedeutet, dass sie in den Abendstunden diese Wärme wieder abgeben. Wenn Sie zum Beispiel einen Sitzplatz neben einer Gabionenwand haben, können Sie von lauschigen Abenden profitieren.
- Für Insekten oder Eidechsen bieten Gabionen ideale Möglichkeiten, sich zu verstecken oder ihr Winterquartier dort einzurichten.
- Gabionen können sogar begrünt werden.
Die Nachteile von Gabionen
Wo Vorteile sind, gibt es natürlich auch einige Nachteile:
- Werden Gabionen aufeinander gestapelt oder sind sie sehr schmal, muss dies so gestaltet werden, dass sie nicht umkippen können. Hier ist ein stabiles Fundament vonnöten, in das seitliche Stangen an den Körben eingelassen werden.
- Auch wenn das Metall der Körbe durch Galvanisierung unempfindlich ist, kann es durch Beschädigungen mit der Zeit zu rosten beginnen. Ist dies der Fall, ist das nicht nur unansehnlich, sondern kann auch die Struktur nachhaltig schädigen.
- Gabionen sollten immer so befüllt werden, dass der Inhalt nicht herausfallen (Richtwert: 1,5 bis 2-fache Größe gegenüber den Löchern) oder nachrutschen kann. So würden Hohlräume entstehen, die – vor allem bei gestapelten Gabionen – schnell für Instabilität sorgen können.
- Muss der Inhalt nachträglich korrigiert werden, müssen Gabionenwände normalerweise abgebaut werden. Sie lassen sich nicht einfach seitlich öffnen und neu befüllen.
- Handelt es sich um eine komplette Wand, dann muss diese bei Korrekturen, Ausbesserungen etc. meist komplett abgebaut werden.
- Ab einer bestimmten Größe und vor allem beim Einsatz als Sichtschutz sind Gabionen teurer als ein Sichtschutzzaun. Denken Sie immer daran, dass Sie die Füllung in Ihr Budget mit einrechnen müssen.
- Werden Gabionen über eine Höhe von 180 Zentimetern gebaut, ist eine Baugenehmigung notwendig.
Tipps für den Aufbau und das Befüllen
Da Gabionen ganz unterschiedlich aufgebaut und befüllt werden können, ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung wenig sinnvoll. Deswegen geben wir Ihnen hier ein paar wichtige Tipps, die beim Aufbau und Befüllen zu beachten sind.
- Ganz besonders wichtig ist es, dass die Gabionen stabil stehen. Wie oben schon erwähnt, ist es beim Einsatz einzelner Körbe in der Regel nicht nötig, diese separat zu befestigen. Anders sieht es aus, wenn sie zu einer Wand oder einem Sichtschutz gestapelt werden sollen oder wenn es sich um besonders dünne Gabionen handelt. In diesem Fall ist es wichtig, ihnen ein Fundament, entweder aus Beton oder aus verdichtetem Schotter zu geben. Bei höheren Wänden werden zur Befestigung Metallpfosten in den Beton eingelassen.
- Achten Sie immer auf einen festen Untergrund. Ist der Boden nämlich zu locker und weich, kann bereits eine Gabione einsinken. Wenn ein Standard-Korb eine Größe von 200 x 100 x 30 Zentimetern hat, kann dieser mit Steinen befüllt werden, die 1.000 Kilo und mehr auf die Waage bringen. Sie sehen, wie schwer ein solcher Korb werden kann.
- Beim Befüllen kann man nichts falsch machen, denken Sie vielleicht. Oh doch, man kann. Es ist nämlich ganz besonders wichtig, dass die Füllung so dicht wie möglich ist. Das heißt: Nicht einfach alles durch die Öffnung hineinschütten, sondern am besten stapeln. Dabei immer wieder am Korb rütteln, damit sich die Füllung gut verteilen kann. Hohlräume sollten nicht entstehen, diese könnten in der Folge zu Instabilität führen.
- Es wird empfohlen, pro Quadratmeter bis zu 15 Distanzhalter (je nach Gewicht und Größe der Steine) einzusetzen. Ohne diese könnte das Gewicht der Füllung sonst zu stark auf die Außenwände drücken und diese mit der Zeit verformen. Alternativ können Sie auch zusätzliche Streben mit einbauen.
Gabionen begrünen – so geht´s
Wer Gabionen praktisch findet, optisch aber nicht so ganz überzeugt davon ist, kann die Metallkörbe auf unterschiedliche Arten begrünen:
- Auch wenn Steine die übliche Art sind, Gabionen zu befüllen können Sie auch gerne Erde hineingeben. Das klappt natürlich nur dann, wenn Sie den Korb mit einem Vlies oder einer Kokosmatte auslegen, damit die Erde nicht durchfallen kann. Danach wird der Metallkorb mit Erde befüllt und kann dann nach Lust und Laune bepflanzt werden. Für Blumen, die seitlich aus der Gabione wachsen sollen, stechen Sie ein Loch ins Vlies bzw. die Kokosmatte und setzen dort die Pflanzen ein. Beim Gießen sollten Sie daran denken, dass Pflanzen, die sich weiter oben befinden, öfter gegossen werden müssen, da das Wasser nicht oben gehalten werden kann und durch das Vlies oder die Matte abfließt.
- Ebenfalls möglich ist es, wenn Sie die Gabione mit Blumentöpfen füllen und diese Bepflanzen. Sehr schön sehen unterschiedliche Größen von Blumentöpfen aus, die auch gerne mal schräg liegen dürfen. Wichtig ist, dass die Erde nicht ausgeschwemmt wird.
- Sie möchten keine Erdbefüllung, aber dennoch eine Begrünung? Dann pflanzen Sie doch direkt vor die Gabionen schnell wachsende Kletterpflanzen wie Kletterrosen, Clematis, Wilden Wein oder Efeu, die im Nu die Wand erobern.
- Eine weitere Möglichkeit ist es, Blumentöpfe außen an die Gabionen anzubringen. Diese Hanging Baskets können Sie dann beliebig mit Blumen bestücken.
- Und nicht zuletzt lassen sich Gabionen auch mit Büschen oder hohen Stauden verdecken. Da die Steine Wärme gut speichern, können hier auch mediterrane Pflanzen Platz finden, denen es im übrigen Garten sonst zu kalt wäre.
Zum Schluss noch kurz ein paar Worte zum Preis, zu dem man eigentlich pauschal nicht viel sagen kann, da es auf die Größe und die Art der Befüllung ankommt. Bei unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass Gabionen in der Größe 100 x 100 x 30 Zentimeter bereits unter 50 Euro erhältlich sind. Wenn Sie als Füllung beispielsweise günstigen Kalkstein verwenden möchten, dann kommt das Kilo auf ca. 15 Cent. Bei einem Füllgewicht von ca. 500 Kilo müssten Sie 75 Euro veranschlagen. Somit würde eine Gabione auf etwa 125 Euro kommen. Denken Sie bei Ihrer Kalkulation auch daran, eventuelle Transport- und Lieferkosten mit einzuberechnen.
Interessant, dass für Gabionen über eine Höhe von 180 Zentimetern eine Baugenehmigung notwendig ist. Ich will mir eine Garten-Steinmauer zulegen. Hoffentlich finde ich bis zum Ende der Woche einen passenden Ansprechpartner dafür.