Streuobstwiesen sind in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Laut NABU gibt es in Deutschland nur noch etwa 400.000 Hektar Streuobstwiesen. Das ist ein Rückgang um circa 70 Prozent. Dabei sind die Obstwiesen ein wichtiges Ökosystem, auf dem nicht nur alte Sorten gedeihen, sondern auch zahlreiche Tierarten einen Unterschlupf und Nahrung finden. Haben Sie eine größere Fläche zur Verfügung, lohnt es sich, eine Streuobstwiese anzulegen.
Was ist eine Streuobstwiese?
Als Streuobstwiese werden Flächen bezeichnet, die dem Obstbau dienen. Regional tragen diese Wiesen Namen wie Obstwiese, Obstgarten, Bungert oder Bitz. Die Wiesen bilden durch hochstämmige Obstbäume unterschiedlicher Arten und Sorten ein Ökosystem, das nicht viel Pflege benötigt. Sie sind nicht zu vergleichen mit den niederstämmigen Monokulturen, den Obstplantagen. Die Fläche wird aber nicht nur für Obstbäume genutzt. Es findet auch eine „Unternutzung“ statt. Das Dauergrünland wird als Mähwiese zur Futtergewinnung oder als Weideland genutzt. Streuobstwiesen bestehen nicht nur aus Bäumen verschiedener Obstarten. Sie setzen sich auch aus unterschiedlichen Sorten, Größen- und Altersklassen zusammen. Die Obstwiesen sollen eine Fläche von mindestens 0,15 Hektar umfassen.
Die ideale Lage für eine Obstwiese
Hochstämmige Obstbäume sind meist widerstandsfähiger und robuster als Niederstämmchen. Bei der Standortwahl können Sie deshalb etwas leger umgehen. Eine Hanglage ist ebenso geeignet wie jede andere ungenutzte Grünfläche. Ein paar Regeln sollten Sie trotzdem beachten:
- Am Hangfuß oder einer Mulde kann sich kalte Luft sammeln und stauen. Sie sind weniger geeignet.
- Nordhängen bergen das Risiko von Spätfrösten, da sie weniger Sonne im Frühjahr abbekommen. Dort sollten Sie Obstbäume pflanzen, die später blühen. Da am Nordhang auch weniger Sonne und Wärme vorhanden ist, reifen die Früchte später. Das kann allerdings den Vorteil haben, dass Sie ernten können, wenn andere Wiesen abgeerntet sind.
- Obstbäume mögen einen tiefgründigen, gut durchlüfteten Boden. Ein sandiger Lehmboden ist ideal. Das verhindert nicht nur Staunässe, sondern gibt den Bäumen auch die Möglichkeit, tief zu wurzeln.
- Birnen sind Tiefwurzler und brauchen tiefgründige Böden. Kernobst wie Kirsche, Pflaume, Mirabelle und Zwetschge tolerieren auch etwas Staunässe. Apfel und Birne mögen Staunässe nicht.
Welche Sorten sollen es sein?
Eine Obstwiese besteht aus vielen verschiedenen Sorten. Und das sind ganz sicher nicht Pink Lady oder der Gala Apfel. Entscheiden Sie sich möglichst für alte Sorten, die sich auf Obstwiesen bewährt haben.
Züchtungen aus dem Supermarkt haben zudem den Nachteil, dass sie gepflegt werden müssen. Doch genau das wollen Sie auf Ihrer Streuobstwiese nicht. Die Obstwiese bereitet Ihnen nur Freude, wenn die Bäume prächtig gedeihen. Sie sollen ohne Pflanzenschutzmittel und Düngung auskommen. Ist das nicht der Fall, wird die Obstwiese schnell zur Belastung. Informieren Sie sich deshalb bei den Landschaftspflegeverbänden oder in der Fachliteratur über widerstandsfähige Sorten, die sich in Ihrer Region bewährt haben.
So legen Sie die Obstwiese an
Ob Sie die Bäume als Dreiecksverbund oder Vierecksverbund pflanzen, ist auch eine Platzfrage. Wichtig ist, dass Sie ausreichend Platz für einen Obstbaum einplanen. Zwischen den Bäumen sollten Sie einen Abstand von etwa zehn bis zwölf Metern einplanen. Die jungen Bäumchen sehen auf der Wiese am Anfang sehr verloren aus. Doch die Kronen schließen sich schnell. Pflanzen Sie deshalb auf keinen Fall dichter.
Von Pflanzpfählen, Stricken und Pflanzbohrern
Bevor Sie loslegen, müssen Sie die Abstände zu Nachbarn und der Straße festlegen. Je nach Bundesland gibt es da unterschiedliche Mindestabstände, die einzuhalten sind. Nutzen Sie die Grundstücksgrenze gleich als Flucht, um die Bäume auszurichten.
Da Sie auf einer Streuobstwiese mehrere Obstbäume pflanzen werden, was viel Grabearbeit mit sich bringt, lohnt sich ein Erdbohrer für die Aushebung der Pflanzlöcher. Auch einen Minibagger können Sie einsetzen. Heben Sie die Pflanzgruben doppelt so groß aus, wie der Wurzelballen der Bäume ist. Die Obstbäume setzen Sie so tief, wie sie im Pflanztopf standen. Die Veredelungsstelle soll etwa eine Handbreit über dem Erdboden liegen. Setzen Sie die Bäume an. Etwa sechzig Zentimeter vom Baum entfernt setzen Sie den Pflanzpfahl ein. Dieser sollte auf der dem Wind zugewandten Seite stehen. Befestigen Sie den jungen Baum und gießen Sie gut an.
Je nach Lage der Obstwiese ist es notwendig, die Obstbäume vor dem Verbiss von Wildtieren oder Weidetieren zu schützen. In diesem Fall lohnt es sich, die jungen Bäume einzuzäunen. Das geht am einfachsten mit etwas Maschendraht.
Müssen Sie eine Streuobstwiese pflegen?
Etwas Pflege benötigt die Obstwiese schon. Das Ziel ist es aber, ein natürliches Gleichgewicht herzustellen, in das Sie nur bei Bedarf eingreifen müssen. Außer der Ernte können Arbeiten wie die regelmäßige Kontrolle der Bäume, ein jährlicher Baumschnitt und die gelegentliche Bewässerung bei Neupflanzungen anfallen. Düngen brauchen Sie nur bei der Pflanzung. Kompost oder Mist können Sie trotzdem immer mal an die Bäume geben.
Doch nicht nur die Obstbäume benötigen etwas Pflege. Auch die Wiese will gepflegt sein. Vorrangig sollten Sie diese natürlich wachsen lassen, um Insekten und Kleintieren eine Nahrungsquelle zu bieten. Ende Juni und Ende September können Sie die Wiese mähen. Verwenden Sie dazu unbedingt Geräte, die für das Mähen von hohem Gras geeignet sind. Am besten ist natürlich die herkömmliche Sense. Sie können die Wiese natürlich auch von Schafen, Ziegen, Pferden oder anderen Weidetieren in Schach halten lassen.
Was macht die Streuobstwiese so besonders?
Das ist natürlich das Zusammenspiel von Flora und Fauna. Streuobstwiesen weisen oft eine hohe Anzahl blühender Wildkräuter auf. Die artenreiche Flora kann durch den Einsatz von Weidetieren begünstigt werden. Neben Löwenzahn, Wilde Möhre und Schafgarbe siedeln sich je nach Standort auch Frauenmantel, Wiesenschaumkraut und andere Kräuter an.
Doch nicht nur die Flora ist einzigartig. In Streuobstwiesen können zwischen 2000 und 5000 Tierarten beheimatet sein. Ob Ackerhummel, Großer Fuchs oder Kürbisspinne – Insekten fühlen sich hier einfach wohl und finden reichlich Nahrung. Aber auch Erdfrösche, Kröten, Igel, Feldmäuse und andere Kleintiere siedeln sich in diesem Ökosystem an. Eine ideale Brutstätte sind die Streuobstwiesen auch für viele Vogelarten. Schon nach kurzer Zeit können etwa 200 Vogelarten auf Nahrungssuche in der Streuobstwiese gehen. Im Intensivobstanbau sind es gerade mal 22 Vogelarten.
Und das macht Streuobstwiesen interessant
Die Neuanlage und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen wird übrigens auch gefördert. Je nach Bundesland sind Streuobstwiesen, die nach Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien erstellt sind, mit unterschiedlichen Zuschüssen förderfähig. Erkundigen Sie sich rechtzeitig bei Ihrem zuständigen Landratsamt über die Förderungen. Bestehende Auflagen wie der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel oder die das liegengelassene Totholz sind oft leicht umzusetzen. Fällt die Ernte reichlich aus, können Sie diese natürlich an örtliche Mostereien verkaufen und so die Kosten für die Obstwiesen decken.