Im Schnitt gehen wir täglich 6 bis 8 Mal zum Wasserlassen aufs Klo und scheiden dabei zwischen 1 und 1,5 Liter Urin aus. Was wir gedankenlos die Toilette hinunterspülen und für unseren Körper ein Abfallprodukt ist, könnte an anderer Stelle gute Dienste erweisen: nämlich als Dünger im Garten. Dank der Inhaltsstoffe können davon nämlich zahlreiche Pflanzen profitieren. Welche das sind und was Sie sonst noch beachten müssen – wir verraten es Ihnen.
Warum Urin gut für Pflanzen ist
Harn besteht zu 95 % aus Wasser. Die restlichen 5 % sind für unseren Körper Abfallprodukte bzw. Produkte, die in einem Übermaß vorhanden sind und ausgeschieden werden. In hoher Konzentration ist beispielsweise Stickstoff vorhanden, das vor allem durch Harnstoffe, Harnsäure, Ammoniak und Kreatinin entsteht. Weiterhin sind Kalzium, Kalium, Natrium, Magnesium und Phosphor im Urin zu finden. Und genau diese Stoffe sind es, die manche Pflanzen benötigen und die in vielen anderen Düngern vorhanden sind.
Welche Pflanzen Urin lieben
Da Urin besonders viel Stickstoff enthält, sind es vor allem die stickstoffliebenden Pflanzen, die den menschlichen Harn als Dünger bevorzugen. Hier sind es besonders die Starkzehrer, die davon profitieren. Übrigens: Im Herbst können sogar die Gartenhecke und der Rasen mit Urin gedüngt werden.
Blumenstauden | Obst und Gemüse | Gehölze |
Arnika | Erdbeeren | Eberesche |
Azaleen | Gurken | Ginster |
Bromelien | Heidelbeeren | Hortensien |
Chrysanthemen | Karotten | Ilex |
Farne | Kartoffeln | Kamelien |
Fleißiges Lieschen | Kürbis | Rhododendron |
Gartenlilien | Paprika | Rosen |
Geranien | Rüben | Schneeball |
Narzissen | Tomaten | Zwergmispel |
Nelken | ||
Petunien | ||
Pfingstrosen | ||
Schwertlilien |
Verwenden Sie Urin als Dünger niemals für Schwachzehrer bzw. Gemüsesorten, die Nitrate einlagern. Durch Düngung mit Urin würde Nitrat in Nitrit umgewandelt und dieses kann unsere Blutwerte negativ beeinflussen. Dazu gehören zum Beispiel Spinat, Kohl, Rucola und Salate. Setzen Sie diese daher nicht in die Nähe von Pflanzen, die Sie mit Harn düngen wollen. Auch sollten Sie keine Keimlinge mit Urin düngen.
Achtung beim pH-Wert
Der pH-Wert im Boden ist essenziell für Pflanzen. Die meisten kommen mit einem pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 zurecht. In diesem Bereich ist das Verhältnis von Säuren und Basen ausgeglichen. Es gibt aber auch Pflanzen, bei denen dieser Wert höher oder niedriger liegt. So bevorzugen beispielsweise Rhododendren, Hortensien oder Heidelbeeren einen sauren Boden und somit einen pH-Wert unter 5.
Das Optimale für unseren Körper wäre ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt, dann würde der pH-Wert des Urins im Bereich von 7, also im Bereich „neutral“ bewegen. Das ist aber in den wenigsten Fällen so, denn der pH-Wert wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Dazu zählt natürlich die Nahrung, die wir aufnehmen, aber auch durch Einflüsse wie Schlafmangel, Stress, die Verwendung von Kosmetika und von Medikamenten.
Der pH-Wert des Urins kann dabei täglich schwanken und zwischen 4,6 und 7,5 liegen. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie somit vor dem Düngen mit Urin den pH-Wert des Harns bestimmen. Dazu verwenden Sie idealerweise Teststreifen, die es in jeder Apotheke gibt.
Wann Sie nicht mit Urin düngen sollten
Wie wir gerade erfahren haben, wirkt sich die Nahrung auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe im Urin aus. Aus diesem Grund sollten Sie nicht mit Urin düngen, wenn Sie
- regelmäßig Medikamente einnehmen müssen,
- häufig Alkohol konsumieren,
- rauchen
- wenn Sie sich besonders salzreich ernähren.
All diese Rückstände würden beim Düngen mit Urin in den Boden gelangen und letztlich auch von den Pflanzen aufgenommen werden. Ganz besonders prekär ist ein hoher Salzgehalt. Natrium kann nämlich einen schnellen Pflanzentod verursachen.
Wie Urin als Dünger angewendet wird
Eines ist beim Düngen mit Urin essenziell: Niemals unverdünnt düngen! Sprich: Mal eben an den nächsten Busch im Garten pieseln sollten Sie tunlichst vermeiden! Es ist – je nach Pflanze – wichtig, den Urin im Verhältnis von 1:10 bis 1:20 mit Wasser zu verdünnen.
Immer wieder ist zu hören, Urin sei steril. Das ist nicht der Fall. Auch wenn es wenige sind, aber eine gewisse Konzentration an Bakterien enthält auch der menschliche Harn. Das hat zur Folge, dass Urin, der länger steht, zu stinken beginnt, weil die Bakterien den Stickstoff in Ammoniak umwandeln. Aus diesem Grund sollten Sie immer frischen Urin zum Düngen verwenden. Dadurch – und durch die Verdünnung – sind Geruchsbelästigungen ausgeschlossen.
Mit Urin können Sie im Übrigen auch Ihren Kompost versehen. Dank der Inhaltsstoffe wird der Kompost mit Nährstoffen angereichert und die Verrottung wird vorangetrieben. Um auf Nummer sicher zu gehen, können Sie mit Stroh oder Hobelspänen nachhelfen, damit auch hier keine unangenehmen Gerüche auftreten.